ticus heraus, in welchem die in Ingolstadt aufgeführten lateinischen Bibeldramen verzeichnet sind. Wir sehen also, daß der Zweck der Schulkomödie der Jesuiten Lediglich ein pädagogischer war. Es kann daher auch von einem Einfluß, den dieselbe etwa auf die Entwickelung des Dramas ausgeübt hätte, nicht die Rede sein; auch fehlte ihr, soweit wir sehen, der polemische Charakter gänzlich. Anders steht es mit den geistlichen Spielen, die in rein katholischen Gegenden, wie in den katholisch gebliebenen Kantonen der Schweiz, während des sechzehnten Jahrhunderts noch fortdauernd in Uebung blieben und eine andächtige Zuhörerschaft zu versammeln pflegten. So wurde 1576 im Kloster zu Einsiedeln an zwei Tagen ein geistliches Spiel von dem Leben des heil. Meinrad durch Mitglieder des Klosterkonventes und durch ‘Waldlüte' aufgeführt,') die 'schauerliche Komposition' eines Konventsmitgliedes, der sich eines Stiles bedient, wie er nur dem grobianistischsten unter den Waldlüten' zugeschrieben werden kann. Und 1587 sette Renwart Cyfat das zweitägige Luzerner Osterspiel in Scene, das an die mittelalterlichen Mysterien erinnert. Zwölftes Kapitel. 'Durch die im sechzehnten Jahrhundert in Deutschland hereinbrechende gewaltsame Störung der Kulturentwickelung und reli giöse Anarchie verwilderte die Schauspielkunst, ebenso wie alle übrigen Künste verwilderten. In der allgemeinen kirchlichen und staatlichen Zerrissenheit ging alle freudige Begeisterung und alle Schöpferkraft zu Grunde, und nur noch in einigen Gebirgsteilen bewährte sich die fromme Weise des alten Spieles'. Diese Worte, mit denen J. Janssen den sechsten Abschnitt des zweiten, von der Kunst und dem Kunstleben handelnden Buches seiner 'Geschichte des deutschen Volkes '2) schließt, enthalten 1) Neudruck von P. Gall Morel. Stuttgart. Litterar. Verein Nr. 69 2) 9. Aufl. 1883. 1, 249. ebensoviele Unrichtigkeiten als Entstellungen. Zunächst wird jeder protestantische Christ wunderbar überrascht sein durch die hier gegebene treffliche Umschreibung des Wortes Reformation. Die Reformation ist nach der katholischen Auffassung die religiöse Anarchie, welche im sechzehnten Jahrhundert in Deutschland einbrach und mit der eine gewaltsame Störung der Kulturentwicke fung verbunden war. Im Lichte wahrer und ungetrübter Geschichtsforschung ist sie dagegen diejenige Epoche der Geschichte, in welcher die religiös-politische Lebensthätigkeit der deutschen Nation in ihren kraftvollsten und produktivsten Trieben stand'.') Das evangelische Deutschland jubelt über die große Errungenschaft der Reformation, und wir freuen uns der Segnungen, die sie dem politischen und religiösen Leben der Völker, der Kunst und der Wissenschaft gebracht hat. Wie die Entwickelung der deutschen Dichtung und der deutschen Wissenschaft der Neuzeit wesentlich aus protestantischem Geiste stammt, so ist auch die dramatische Dichtung des sechzehnten Jahrhunderts ein Erzeugnis der Reformation. Das deutsche Drama der Reformationszeit, das neben dem lateinischen Drama entstand und seine Stoffe vorzugsweise der Bibel und dem Kampfe der Reformatoren entlehnte, gehört zu denjenigen Gattungen der deutschen Litteratur, welche vorzugsweise in jener großen Bewegung der Geister gepflegt wurden, und wenn auch unter dem. Haufen von Dramatikern nur einige wenige hervorragen, denen ein Bewußtsein von dramatischer Technik innewohnte, so verdient doch ihr Streben, einerseits der durch die Reformation geschaffenen Schule ein neues Bildungselement zuzuführen, andrerseits die Volksmassen geistig und sittlich zu heben, unsere volle Anerkennung. Und wenn dabei auf jene Vollendung verzichtet werden muß, die unser deutsches Drama erst nach langem Ringen und Kämpfen in seinen Meistern erreichte, so darf dies nicht als ein Vorwurf betrachtet werden, so wenig als in jener Zeit von einer Schauspielkunft als solcher geredet werden kann. Berufsschauspieler, wie die englischen Komödianten und die fahrenden Schau 1) L. v. Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. . Aufl. 1, 5. . spieler, traten erst am Ende des sechzehnten Jahrhunderts auf; aber sie blieben nicht ohne Einfluß auf die Entwickelung der deutschen Bühne, besonders nachdem die englischen Komödien und Tragödien' 1620 erschienen waren. Die Schauspieler der vorangehenden Zeit sind meist Schüler, Studierende und junge Bürger, denen es eine Freude machte, öffentlich aufzutreten, und die wohl mit derselben Begeisterung ihre Rollen ausführten, von der die Verfasser der Spiele, in denen sie auftraten, bei der Abfassung ihrer Dramen erfüllt waren. Der Gedanke, die Bühne zur Waffe der Reformation zu machen, hat hunderte von Stücken hervorgerufen und drei Menschenalter hindurch Tausende im Spielen und Schauen beschäftigt. Wir haben seitdem keine dramatische Litteratur wieder gehabt, die so sehr von einem Grundgedanken durchdrungen und so sehr von der allgemeinsten Teilnahme des ganzen Volkes getragen wäre'.1) Ueberall, wo das lautere Evangelium zum Siege gelangte, zeigte sich eine 'freudige Begeisterung' für das Drama und für dramatische Leistungen; der frische Hauch neuen religiösen Lebens, den die Reformation gebracht hat, fachte die Geister zu einer dramatischen Produktion an, die bis zu den beiden ersten Jahrzehnten des siebzehnten Jahrhunderts anhielt; als jedoch die Stürme des dreißigjährigen Krieges einbrachen und die friedliche Entwickelung der litterarischen und wissenschaftlichen Zustände Deutschlands Hemmten, entbehrte auch das Drama unter dem Kriegslärm des sicheren Schußes, und das reformatorische Element konnte ihm die innere Kraft nicht mehr verleihen, durch die es einst Leben gewonnen hatte. 1) Goedeke, Joh. Römoldt 117. Personenverzeichnis. Abele, Joh. Philipp 260. Ackermann, Hans 105-107. 118. 156-158. Adelmann von Adelmannsfelden, Bernhard 180. 181. 188. Adelmann von Adelmannsfelden, Konrad 181. Aemilia, Markgräfin von Branden burg 98. Aeneas, Sylvius 252. Aeschylus 42. Aesop 35. Althamer, Andreas 34. Amerbach, Bafilius 162. Amsdorf, Nikolaus von 39. 114. Andreä, Petrus 252. Anna, Gräfin von Ostfriesland 56. Anshelm, Valerius 173. Antiochus IV, König v. Syrien 108. Apelles, Valentin 38. 270. Aquila, Kaspar 199. Aesticampianus (Johannes Rha- Aristophanes 52. 54. 72. 154. gius) 227. Agnes, Markgräfin von Brandenburg 130. Agricola, Johann 34. 45. 71. 81. 143. 168. 215. 216. 221-224. Albrecht, Graf von Mansfeld 34. Albrecht, Herzog von Preußen 55. 212. 219. Albrecht, Kardinal-Erzbischof 22. Arnoldi von Usingen, Bartholo mäus 11. Arnoldi, Thomas 145. August, Herzog von Schleswig- August, Kurfürst von Sachsen 260. Ahrer, Jakob 63. 138. 262. Bakker, Jan de 55. Bapst, Michael 48. 52. 53. Baumgartner, Hieronymus 35. 65. Bertesius, Johannes 95-97. 133. 142. Berthold, Christian 94. Beza, Theodor 195. Bibra, Valenz von 220. Bird, Sirt 41. 65. 95. 99. 104. 105. 110. 116. 119. 126. Boner, Ulrich 263. Bononius, Petrus 32. Bresnicer, Alexius 136. 164. Brück, Simon 30. Brüggeney, Hermann von 149. Brunner, Thomas 84. 85. 107. Brusch, Kaspar 71. 250. Bugenhagen, Johann 35. 38. 133. Bullinger, Heinrich 249. Cajetan 237. 239. Calagius, Andreas 61. 62. Calvisius, Seth 240. Camerarius, Joachim 27. 35. 218. 250. Cammerlander, Jakob 173. Cappler, Jakob 250. Cellarius, Christoph 108. Chnustin, Heinrich 71. 80. 126. 127. Christian, Markgraf von Branden- Christine, Landgräfin von Hessen Chryseus, Johannes 100-104. Chyträus, Nathan 82. |