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Siebentes Kapitel. Das allegorische Drama .

'Everyman' 160. 'Homulus' 160. 'Hekastus' 160. Johann
Kolroß 162. Leonhard Culmann 163. Alexius Bresnicer 164.
Johannes Heros 164. Friedrich Dedekind 164. 'Der düdesche
Schlömer' 165. Clemens Stephani 165. Petrus Meckel 166.
Rudolf Bellinkhaus 166.

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Achtes Kapitel. Das kirchlich polemische Drama und das protestantische Tendenzdrama.

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Pamphilus Gengenbach 167. Niklaus Manuel 171. 'Ein
frischer Combißt' 173. 'Bileams Esel' 173. Thomas Murner 174.
Ut Eckstein 175. Hans von Rüte 175. 'Das Kögelspiel' 175.
Wilibald Pirkheimers Eccius dedolatus 179. Johann Hasen-
berg 189. 'Das Bockspiel Luthers' 191. Johann Engerd 192.
Das Pariser Reformationsspiel von 1524 193. Das Augsburger
Reformationsspiel von 1530 196. Das Pariser Reformations-
spiel von 1540 197. Antonius Schorus 197. Die Greenwicher
Reformationsspiele von 1528 und 1532 198. Hans Folz'
Kargenspiegel 198. Hieronymus Tilesius 198. Thomas Nao-
georg 199. Justus Menius 205. Hans Tirolf 208. Jakob
Rulich 211. Johann Agricola 215. Simon Lemnius 216. Das
Concil zu Trient' 226. Frischlins Phasma 229. Zacharias
Rivander 231. Jörg Nigrinus 233. Friedrich Dedekind 233.
Johann Reinhard 234. Andreas Hartmann 235. Martin
Rinckarts Eislebischer Ritter' 237. Die erste Säkularfeier der
Reformation 240. Heinrich Kielmann 240. Martin Rindarts
Eislebisch Mansfeldsche Zubelkomödie 243.

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'Echo

Jubilaci

Lutherani' 244. Heinrich Hirtwigs Lutherus 245. "Nolbruder
Curd' 247. Martin Rindarts 'Bauernkrieg' 247.

Neuntes Kapitel. Das historisch - novellistische Drama

Hans Sachs 249.

Heinrich Bullinger 249. Franciskus Omichius 249. Georg Gotthart 249. Kaspar Brusch 250. Georg Reypchen 250. Leonhard Culmann 250. Matthäus Forchem 251. Samuel Israel 252. Gabriel Rollenhagen 252. Petrus Andreä 252. 'Wilhelm Tell' 253. Frischlins 'Frau Wendelgard' 253. Johannes Wagner 254. Heinrich Ecstorm 254. Johannes Römoldt 254. Martin Montanus 255. Hieronymus Linck 256. Zacharias Liebhold 256. 'Die schöne Magelone' 256. 'Amadis' 259. Daniel Cramer 259. Petrus Nichthonius 260. 'Der Sächsische Prinzenraub' 260. Georg Henrici 260. Bar: tholomäus Krüger 261. Tobias Kober 262. Jakob Ahrer 262. Heinrich Julius von Braunschweig 262. Die englischen Komö: dianten 262.

Seite.

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166

249

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Joachim Greff 263. Sebastian Wild 265. Der Weiber
Reichstag' 266. Matthias Brotheibel 267. 'Grysel' 267. 'Der
Welt Spiegel' 267. Martin Hahneccius 267. Isaak Gilhau-
sen 269. Leonhard Freyßleben 270. Valentin Apelles 270.
Thomas Bird 270.

Elftes Kapitel. Das Drama der Jesuiten

Zwölftes Kapitel. Schlußbetrachtung

Personenverzeichnis.

Seite.

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Das vierzehnte und fünfzehnte Jahrhundert.

Pierzehn Tage nach Ostern, an einem Sonnabend des Jahres

1322, führten Kleriker und Schüler im Tiergarten zu Eisenach das Spiel von den zehn Jungfrauen, den fünf klugen und den fünf thörichten, vor dem Landgrafen Friedrich dem Freidigen von Thüringen auf. Als das verdammende Urteil über die thörichten Jungfrauen, welche troß der Fürbitte der Maria keine Gnade vor Gott fanden, gefällt wurde und ihr Schlußgesang in der Tiefe verhallte:

Wh vordinet gotis czorn,

Des sh wh ewiclichen vorlorn!

da rief der Landgraf in flammender Erregung: 'Was ist der Christen Glaube, wenn sich Gott nicht über uns erbarmet um der Fürbitte der Maria und aller Heiligen willen?' Der Ausgang dieses Spieles hatte den Fürsten so bewegt, daß er, von einem Schlagflusse getroffen, den Rest seines Lebens in Schwermut und Siechtum verbrachte. Ist auch historisch nachgewiesen, daß der Landgraf schon 1320, also zwei Jahre vor der für ihn so verhängnisvoll gewordenen Aufführung, hinfällig und nicht fähig war, die Regierung zu führen, so ist doch anzunehmen, daß der Eindruck des Eisenacher Spieles dazu beigetragen hat, seinen krankhaften Zustand zu steigern.

Das Spiel ist von einem Hauch erhabener Poesie durchweht. Und vielleicht wohnt demselben eine reformatorische Tendenz inne, wenn es richtig ist, daß die Dominikaner, die es nach

den chronikalischen Aufzeichnungen ins Werk gesezt haben, darin das Dogma von der alleinseligmachenden Gnade in versteckt polemischer Weise haben zum Ausdruck bringen wollen, da es, wie schon der Dramatiker Wolfgang Kunzel in der Vorrede zu seiner 'Esther' (1564) erkannte, wider die falsche und erdichtete Anrufung der Heiligen gerichtet war.

Das Spiel von den zehn Jungfrauen gehört zu denjenigen geistlichen Spielen des Mittelalters, welche mit dem Namen parabolische Moralitäten bezeichnet werden. Diese haben sich aus den eigentlichen Mysterien abgezweigt, indem sie die Parabeln des Neuen Testamentes darstellen; aber auch sie sind geistlicher Natur, wie die Mehrzahl der aus dem Mittelalter erhaltenen Dramen, sofern sie diesen Namen verdienen, unter den Begriff der geistlichen Schauspiele fallen.

Das geistliche Schauspiel des Mittelalters hat einen kirchlichen Ursprung. Die ersten geistlichen, in lateinischer Sprache abgefaßten Spiele sind ebenso wie die Mehrzahl der späteren deutschen Spiele von Geistlichen gedichtet, welche den Stoff der Bibel oder der Legende entnahmen und mit der Abfaffung derselben zunächst den Zweck verbanden, dem Volke die heiligen Geschichten vorzuführen und die festere Einprägung derselben zu vermitteln. Da dieser Zweck besser erreicht wurde, wenn die Schauspiele zu bestimmten, durch die Kirche bestätigten Zeiten dem Volke vorgeführt wurden, so wählte man die Hauptfeste der Kirche aus, um an ihre kirchliche Feier die geistlichen Spiele anzuschließen. Auf diese Weise entstanden Weihnacht-, Passions-, Oster- und Fronleichnamsspiele, die letteren, besonders nachdem die Feier des Fronleichnamstages durch Papst Urban IV. 1264 angeordnet war. Die berühmten Freiberger Spiele wurden alle sieben Jahre in der Pfingstwoche aufgeführt. Die Aufführung dauerte drei volle Tage. Den ersten Tag ist die Geschichte gespielet worden von dem Fall der Engel, von der Erschaffung und Fall der Menschen, von Ausjagung derselben aus dem Paradiese und von ungleichen Kindern Adams und Evä; den andern Tag ist im Spiel vorgebildet worden die Historia von der Empfängnis und Geburt, Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt Christi; den dritten Tag hat man gespielet die Ge

schichte vom jüngsten Tag.' Die leßte Aufführung fand 1523 statt.')

Wir besigen noch eine Anzahl solcher kirchlicher, in einem ernsten, tragischen Tone gehaltener Festspiele, namentlich sind mehrere Passionsspiele erhalten, die nach dem Orte ihrer Entstehung benannt sind, aber sich im Text nicht viel von einander unterscheiden. Noch jezt werden wir an die geistlichen Spiele des Mittelalters durch das Oberammergauer Passionsspiel erinnert, das infolge eines Gelübdes der Gemeinde Oberammergau 1634 zum ersten male aufgeführt wurde und dessen Grundlage der Augsburger Dramatiker und Meistersänger Sebastian Wild (1560) geschaffen hat.2)

Die geistlichen Spiele heißen auch Mysterien, besonders in Frankreich, insofern ihre Gegenstände das Geheimnis (mysterium) der Geburt und Auferstehung Christi umfassen. In England waren es die Miracle Plays oder Pageants.

Aber schon früh erweiterte sich der Stoff der geistlichen Spiele; man beschränkte sich nicht auf die aus den Evangelien geschöpfte Lebensgeschichte Jesu; man nahm auch alttestamentliche Stoffe auf, namentlich wurde die Geschichte der Schöpfung und des Sündenfalles Gegenstand der Behandlung. Dazu kamen dann noch Legenden von Mariä Himmelfahrt, von der heiligen Dorothea, Katharina u. a. und endlich übten Geschichte und Sage ihren Einfluß.

Zu den auf der Sage beruhenden Mysterien gehört das von dem Mühlhäuser Meßpfaffen Theodorich Schernberk 1480 verfaßte Spiel von der Frau Jutten, in welchem die seit dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts bekannte Sage von der Päpstin Johanna behandelt worden ist. In diesem noch mit der dreiteiligen Bühne von Himmel, Erde und Hölle ausgestat=

1) Moelleri theatrum Fribergense, Annales ad a. 1517 et 1523. Johannis Boceri Fribergum in Misnia. Lips. 1553. (Gedicht in Heras metern.) Bl. Gj-Giij: 'Ludorum Fribergensium descriptio, quos apparatu ambitioso et maximis sumptibus singulis septem annis, tribus ultimis pentecostes diebus facere sunt soliti.'

2) A. Hartmann, Das Oberammergauer Passionsspiel in seiner älte ften Gestalt. Leipzig 1880.

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