Alles, was sich nicht auf Geschäfte oder Privatangelegenheiten bezieht, sondern die Ereignisse der Zeit berührt. Zu bedauern bleibt, dass diese so interessante Correspondenz nicht vollständig erhalten ist; insbesondere fehlen die in einzelnen der Briefe angezeigten Beilagen, die meist Abschriften und Translationen wichtiger Documente waren, fast gänzlich. Nach dieser Einleitung schreite ich nun zu den Mittheilungen aus der Correspondenz selbst; ich excerpire wörtlich, wobei ich die Orthographie des Originals mit allen ihren Inconsequenzen streng einhalte. Aus den Jahren 1603 und 1604 liegt nichts von Bedeutung vor. Auch aus dem Jahre 1605 findet sich nur Ein Brief, der Erwähnung verdient. Er datirt vom 10. October und bringt unter Anderem die kurze Notiz: ,heutt gehet das starckhe geschrey, alss solte Gran verlohren und von den Türkhen eröbert sein, khan aber hieuon nichts schrifftliches haben, Was sunst die nägste schriefftliche Zeittung aus Hungarn gewest, befinden die Herrn inligend.' Diese Beilage ist erhalten und lautet: ,Auf Wien vom 5. Octobris Añ. 1605. Von gueten Zeittungen weiß Ich dißmahls leider wenig Zue schreiben, dan das die Tattern bey 15000 starckh, biß schir nahendt uf Wien Zuegestraift haben, und Thuen grosen schaden, deßgleichen vurchiener (verwichener?) Nacht, wie die sag gangen, haben sich ebenfalß bey der Neustadt in die 6000 Turckhen und Tattern sehen lassen, Der Graf von Olting ist todt, die Turckh haben die schanzen bei Gran Innen, Herr Basta sambt dem von Kollonitsch ist mit 6000 starkh Neuheußel zuentsetzen aufgebrochen, der Pogvan ist auß Siebenburgen von Potschkay zum Basta wieder ankhomben, was in allen die vurrichtung, gibt die Zeitt, gott wol allenthalben sein seegen vurleihen, darf nit schreiben, was für eine grose flucht hin und wieder vorhanden ist, wie es den armen Pergstädten ergehen mag, weil nirgendt khein schuz noch entsazung vurhanden, ist leichtlich zuerachten. Gott stehe den seinigen bei.' Diese Beilage ist nicht von der Hand Rossenberger's geschrieben, sondern jedenfalls ein ihm als Einlage mit einem Briefe von Wien zugekommener Bericht, da sie keine Unterschrift führt. Die nächste auf die Zeitverhältnisse bezügliche Notiz bringt ein Schreiben vom 22. März 1606. 22. März 1606. Die betreffende Stelle lautet:,Die Abgeordneten, welche aus denen der Cron Behem incorporirten Landen wegen der Defension Ordnung so lang alhie gelegen, sindt ohne Resolution hinweg gelassen worden, Mit diesem bescheidt, Wann Sy von der Kay. Maist. anderweit erfordert wurden, das Sy alßdann wiederumb gehorsamblich erscheinen solten, daruber Sy sehr unwillig gewesen, haben ain groß geldt alhie verzehret.' Reicheres Material bietet schon ein Schreiben vom 5. Mai 1608. In demselben heisst es:,Weilen aber die, bey der fürsstl. Durchl. Erzherzoge Mathiä gewesene Kayserliche Commissarien, aus den Herrn Obristen Landt Officirern, gleich gemelten 3. wieder anhero khomben, hab ich zuuor gern vernemben wollen, was dieselben außgericht, damit ich die herren hieuon berichten muge, Ich khan aber anders nichts erkhundigen, dann das hochernente Ire fürsstl. Durchl. sich auf Ir, der herrn Commissarien anbringen nichts erkleren wollen, Sondern Sy in die Stadt Cziaßlaw, Neun meil wegs von hier auf den 4. das ist der gestrige Tag gewesen, beschieden hatten, Alda sy vorher die ursache, warumb Ihre Dehl. in dis landt solcher gestalt khomben, anhören sollten. Demnach aber Sy, herrn Commissarien von der Kay: Maist: khain beuel gehabt, sich gegen Cziaßlaw, begerter massen zu begeben, haben sy bey Irer Durchl. angehalten, der sachen ain anstandt zugeben, biß Sy solch Irer fürsstl. Dehl. begern der Kay: Maist: referiren khönten, darauff Ire Durchl. vier tag anstandt bewilligt, Mit dieser ausdruckhlichen anmeldung, do Sy dahin gen Cziaßlaw nit erscheinen, und sich seinem furbringen, welches anderst nit, denn zu heil und wolfart der Cron Behem gemaint, nit bequemen und verwilligen wurden, So wolte Er alßdenn auff diesen wiedrigen fall, an dem großen verderben iammer und elendt, so dem landt entstehen möchte, entschuldigt sein. Nun haben ernente herrn Commissarien gestert bey höchstermelter Kay: Maist: Audienz gehabt, Was sich aber Ire Maist: darauf resoluiret, khan Ich eigentlich nit vernemben. Man discurirt dauon unterschiedlich, etliche nit nach dem besten. Leben also hier in spe et metu, doch ist guette Hoffnung, weil die herrn Behemen die nott und grosse gefahr vor augen sehen, sy werden durch mitt und weg diesem unheil abweren, Wie dann auch zu dem wunschenden glückhlichen endt die Churfürssten Ire Gesanten zu Irer fürsstl. Durchl. abfertigen, Gott helff, das Sy nit Zu lang aussenbleiben. Es haben wol hieuor hochgedachte Ire Fürsstl. Durchl. alle Städt in Behem gen Zießlaw auff den 4. gestern verwichen durch ain Schreiben in Behemischer Sprach, dauon ich den herrn hiebey transferirte Abschrift uberschickhe1 erfordert, Aber nunmehr dauon abgelassen und begern aniezo ainen außschues von den Stenden. Was Ire Durchl. Zu solchem furnemben geursachet, werden die herrn aus beyliegender Copey des an die Chur: und Fürssten gethanen schreibens (so mir vertraulich communicirt worden und Ich den herrn auch also biß es vollent in publicum khomt ubersende) vernemben. 2 Ain ehrlicher Mann, der mit den obangeregten herrn Commissarien Zu Znaim gewest, bericht mich, das Ire fürsstl. Durchl. aigentlich und gewieß in 25000 Mann bey und in den daselbst umbliegenden Dörffern und fleckhen umb sich hatten, 18 stuckh grosse stuckh und in 43 feldtstuckh, Und legen am Wasser Marrech auff der Hungarischen Gräniz auch viel tausent Man, die allein warteten, was es zu Cziaẞlaw vor ain außgang gewinnen wurde. Das in dieser Cron Behem aufpott volckh ist in Zwey thail getheilet, etliche Craiß nach Cziaßlaw deputirt die andern gen Pilsen, Zu was intent dahin, khan Ich nit wissen, etliche meinen, wegen besorglichen einfalls daselbst. Die Prager aber bewachen mit Irem Volckh die Stadt Prag, Zu deren hülff Ire Kay. Maist. 300 Muscatirer anwerben und auf die nächsten umb Prag liegende Dörffer quartiren lassen. Sunst ist biẞdato weiter khain werbung furgangen. Des Feldtmarschalchs di Dillj und Obristen Trautmanßdorffs Reitter und Knecht, haben vor Irer fürstl. Durchl. macht weichen müssen, die haben sich auch hieher umb Prag auff die Dörfer gelegt, Thun grossen schaden und üben schändlichen mutwillen, deßwegen fast khain tag hingehet, die Pauern erschlagen Irer zu 8. 10. 12. und mehr etc.' 1 Fehlt. 2 Fehlt. Weitere Briefe aus dem Jahre 1608 fehlen. Dagegen ist das Jahr 1609 um so besser bedacht, wie es auch der Bedeutung desselben entspricht. Zunächst findet sich in einem Schreiben vom 18. Februar dieses Jahres die kurze Notiz: Mit dem hiesigen Landtag stehets noch in vorigen terminis. heutt haben die Euangelischen Ständ der Kay. Maist. auff dero nägst erfolgten Resolution im Religions Punct Ire Replicam ubergeben.' Reichhaltiger ist schon der nächste Brief vom 18. Mai; er gibt ein lebendiges Bild der herrschenden Rathlosigkeit und Verwirrung. In demselben heisst es:,Etliche Tage her haben die Kay. Maist. unser allergnedigister herr durch die herrn Obristen Landofficirer mit den Ständen furnemblich in zwayen Puncten tractiren lassen, Alß: die Außschreibung aines Landtags, den Ire Kay. Maist. biß nach Pfingsten aufschieben, die Ständ aber durchaus nit einwilligen, sondern baldt gehalten haben wollen, Endtlich und erst heutt, ists dahin gemittelt, daß derselb auff khünfftigen Montag gehalten werden solle. Den andern Punct hatt betroffen die cassir: und auffhebung des nägst Publicirten ernsten Mandats und Verbots der Euangelischen Ständ Zusambenkhunfft, welches Ire Kay. Maist. durch ain anders Mandat offentlich cassiren Zulassung verwilligt. Es haben aber die Ständ mit der Inen zugestelten Notte nit Zufrieden sein wollen, sondern dieselb, Zu Irer besten Versehung corrigirt, Und ob wol Ire Maist. wie Ich bericht worden, wegen solcher correctur bedenkhen gehabt, doch endtlich darein gnedigist verwilligt. Ich hab von ainer furnemben Person aus den Stenden vernomben, das allein von Herrn: und Ritterstande uber 1700 Personen alhie beysamen seyn, welches leicht zu glauben, wenn man Ire Zusambenkhunfft sihet. Sy wollen von Irem intent im wenigsten abstehen, Es beschehe Inen denn wegen des freyen Exercitij Religionis satisfaction, One welche sy auch Zu khainer Landtagsproposition Zugreiffen bey Irer Kay. Maist. sich iederzeit expreßé anmelden sollen. Was nun beschehen wirdet, giebt die Zeit. Der gnedige Gott helffe, das alles wol außgehe, Zu welchem endt Sy die Ständ, in Irer Zusambenkhunfft aufm Neustedter Rathhaus mit Peten und gesengen Gott anruffen. Gestern, wie auch vor acht tagen haben Sy in Behemischer und Teutscher Sprach Psalmen und Gottseelige lieder gesungen, darauff das Euangelium mit der Explication lesen lassen. Ich bin der meinung, das auff gemeltem Rathhaus und aufm Plaz in 7 oder 8000 Menschen beysamben gewesen. Der Allmächtige wende es Zu aim glückhlichen endt.' Das nächste Schreiben datirt vom 24. Mai; es enthält unter Anderem folgende Stelle: Bericht dieselben darauf dienstlich, das auff der Kay. Maist. ehegestern Publicirtes Mandat, dauon Ich den Herren in nägstem schreiben andeutung gethan, die sachen alhie etwas ruhiger, und die Euangelisch Ständ, weil es nach Irem willen beschehen biß morgen da der Landtag angestelt, contentirt worden sein. Es gehen nit allain alda zu Eger, der herren meldung nach, sondern auch alhie allerley discurß und selzame reden. Was das Religionswerkh anlangt, ist man in guetter hoffnunge, es werde Zu aim gewünschten ende gelangen. Dagegen aber ist Zubesorgen, weil die Ständ grosse grauamina auff solchem Landtag furbringen: und deren satisfaction auch haben wollen, es möchten dieselben, da höchsternente Kay. Maist: nach Irem willen sich gnädigist nit resoluiren wurden, aine neue wiederwerttigkhait auisiren, welches der gnedige Gott verhutten und Zu gewünschtem fried wende wolle." Das nächste Schreiben folgte rasch; es trägt das Datum des 28. Mai. Dasselbe berichtet: ,Auf der Herren. Schreiben bericht Ich Sy dienstlich, das mit der Landtages Proposition biß gestern sichs verzogen, die Kay: Maist: unser Allergnädigster Herr, haben solche den Ständen selbst in dero Camer zugestelt, die darauff in der Landtstuben abgelesen worden, Und ist in den furnembsten Puncten dieses inhalts: Wofern die Ständ wegen der Religion sich nochmals underreden wolten, möchten Sy es thuen, und hernach Irer Maist: furbringen, so wolten dieselben soliches in ferner berathschlagunge zihen, und sich darauf, was muglich, recht und billich wer, gnedigist resoluiren, dann so begeren Ire Kay: Maist: die Contribution auff fünff Jar, die Steuern auff drey Jar, Zu den vorigen 6 weißgr: Piergelde noch 2 weißgr: m/10 Thaler Zu der Kutten Pergischen Holzflöß, Zehen weiß 1 Die Herren des Rathes. |