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sischen Fragment des Bérox, das der Verf. in einer eigenen Note (III) näher analysiert, von den Fragmenten Eilharts und dem deutschen Prosaroman und nebenbei bemerkt dem böhmischen Gedicht*). Der Verf. stellt ihre charakteristischen Unterschiede von der 1. Version in einem eigenen Capitel gedrängt an dessen Schluß er noch in aller Kürze den französischen Prosaroman namhaft macht, der die Tristansage mit der Graalsage in Verbindung bringt und eine eigene Version für sich bildet.

zusammen,

Der Verf. macht hierauf auf eine Vermischung der beiden ersten Versionen im Sir Tristrem in der Erzählung der Fahrt Tristrems nach Irland aufmerksam und geht nach einer Betrachtung des Wunderbaren in den Gedichten von Tristan auf die Fortsetzer Gottfrieds über, die bekanntlich sich nicht an Thomas, sondern an Eilhart hielten. Hier nur eine Bemerkung über den Namen Heinrichs. Der Verf. sagt mit Bezug auf v. d. Hagens Einleitung S. X, 'dans un de ses poèmes (De la Sainte-Croix) il s'écrit De Fridberg: si cette orthographe est juste, il était peut-être originaire de la Bavière où se trouvaient aussi les Etats de son protecteur; et l'on peut admettre avec Von der Hagen, que sa patrie est une ville voisine d'Augsbourg et non Freyberg en Saxe, comme on l'a supposé le plus souvent'. (S. 140). In der Handschrift des genannten Gedichts ist nun allerdings, wie ich mich selbst überzeugt habe, Fridewerch (nicht Fridwerch, wie bei v. d. Hagen steht) zu lesen, aber die Buchstaben de sind verwischt, jedenfalls vom Schreiber selbst, der den Irrthum bemerkte und tilgen wollte. Pfeiffer hat daher mit Recht in seinem Abdruck des Gedichts (Altd. Übungsbuch S. 126 bis 135, V. 92) friwerch. Damit fällt natürlich der Schluß, den v. d. Hagen zog, von selbst. Die Frage nach der Heimath Heinrichs ist übrigens schon seit Jahren durch Pfeiffer für Meißen entschieden (Germania II, 254).

Nach einem Capitel 'L'amour chevaleresque dans le Tristan' schließt der Verf. mit einer sehr warmen Schilderung Gottfrieds. Leider ist in das Gemälde ein unwahrer Zug eingeschwärzt und wir können nicht mit reinem Lobe schließen. Was wir oben schon wiederholt rügen mußten, Mangel an Kenntniss der einschlägigen Litteratur, hat dem Verf. hier einen noch schlimmeren Streich gespielt. Arglos hält er den Lobgesang und das Gedicht von der freiwilligen Armuth noch immer für Gedichte Gottfrieds und entlehnt ihnen Farben für das Bild des Dichters, obwohl Pfeiffer das Gegentheil längst schlagend dargethan hat. (Germania III, 59 ff.) Bei einigermaßen sorgfältigerer Umsicht hätte er solche Fehler leicht vermeiden können und seine sonst verdienstliche und hübsche Arbeit würde nicht der Reinlichkeit und Sauberkeit im Einzelnen entbehren, die wir uns in den Arbeiten der jüngeren französischen Gelehrten schon zu finden gewöhnt haben.

J. LAMBEL

*) Daß dieses Gedicht nicht, wie der Herausgeber desselben W. Hanka (Starobylå Skladánie 4, 1) meint, nach Gottfrieds Gedicht verfasst sein kann, hätte flüchtige Vergleichung lehren können. Ein Gedicht, in dem Rivalin von Lohnois ist und in dem die Schwalben mit dem Haar die Rolle spielen, gegen die Gottfried so entschieden auftritt, kann nicht nach seinem Vorbild entstanden sein..

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Cassel 6 merz 1826. Sie werden mich loben und schelten zu gleicher zeit. Ich thue nicht alles, was Sie wollen, aber einiges davon auf der stelle, mit hintansetzung anderer geschäfte, die mir hart obliegen. Eben, als Ihr paquet eintraf, war die grammatik fertig, die hierbei erfolgt. Das wörterbuch zu W. habe ich durchgelesen und allerhand dazu bemerkt. Ich bekenne, es hat für mich etwas ängstliches, eines andern manuscript durchzuprüfen. Mit gedruckten, d. i. fertigen büchern verhält sichs ganz ungleich. Da ist der autor zum schluß gekommen und seine arbeit, was auch ein critiker darüber sage, bleibt wie sie ist. Soll ich aber einem die meinung sagen über sein ungedrucktes werk, so störe ich ihn immer auf irgend eine weise, er läßt sich vielleicht bewegen einiges von dem aufzunehmen, was nicht recht in seine eigne ansicht past. Bei jedem guten, d. i. aufrichtig verfahrenden schriftsteller, glaube ich, hängen vorzüge und mängel fest zusammen und wie niemand alle tugenden haben kann, soll er auch nicht wollen fehlerlos erscheinen. Indem ich also einiges verwerfe, was mir falsch vorgekommen ist, verletze ich die individualität Ihrer untersuchung, die möglicherweise aus dem gebrechen einen vortheil zu ziehen verstanden hätte. Nächstdem sind mir im augenblicke der durchsicht nicht alle und jede einzelnheiten, worauf es ankommt, im sinn und geläufig, die Sie als herausgeber länger und vielseitiger erwogen haben müßen. Also, ich habs nicht gern gethan, aber Ihnen zu lieb dennoch, sehen Sie zu, was Sie brauchen können. Mehreres hätten Sie bei wiederhohlter durcharbeitung, denn das merke ich wohl, daß an dies glossar noch nicht die letzte hand gelegt war, ohne zweifel selbst wahrgenommen. Nehmen Sie aber nichts geradezu an, sondern prüfen erst eigens. Hier noch einiges allgemeinere. Die angaben des grammatischen, d. h. der flexionen laßen sich wohl mehr abkürzen. Wie ich über die partikelcomposita denke, zeigt Ihnen mein buch; werden Sie damit einverstanden, so müßen viele wörter unter andere buchst. eingetragen werden. Ich habe bloß einigemahl bemerkt, daß ich keine solche zus. setzungen annehme, es gilt aber für alle trennbare partikeln. Dies abgerechnet werden Sie für Willer. aus meinem zweiten th. wenig lernen. Die vorrede oder einleitung kann Ihnen kein mensch erlaßen. Jeder autor weiß am besten, was er da zu sagen hat. Willerams accente und diphthongen müßen da im allgemeinen verhört werden. Und wie Sie überhaupt mit den varianten der übrigen verglichenen hss. verfahren wollen, wird sich alsdann zeigen. Ich habe noch keine rechte idee davon. Im glossar führen Sie weniges an, zu wenig, wenn es dabei sein bewenden haben soll. Oder bestimmen Sie den varianten einen eignen anhang? Daß Sie den bresl. cod. zu

grund legen, ist mir schon recht, wiewohl der ebersperger beßer, nach Lachmann von Willeram selbst corrigiert sein soll. Hatten Sie nicht Lachmanns collation oder ist sie nicht vollständig? Der leidner text, obgleich an sich schlecht, mag doch seinen platz wohl verdienen, weil er zeigt was sich die abschreiben für ihre mundart verstatteten. Mit den flexionsvocalen scheint Willeram selbst schon unsicher und schwankend umzugehen, 2. und 3. schw. conj. versteht er kaum noch zu scheiden. Ihren text finde ich schön gedruckt und hoffentlich ist er ohne druckfehler, gelesen habe ich ihn natürlich noch nicht, bloß aufgeschlagen. Ihre neue citierweise würde mit mehr dank aufgenommen werden, wenn Sie Schilters seiten und capitelzahl oben auf jeder seite angegeben hätten. Daß es unterblieben ist, ärgert mich. Die ankündigung des O. finde ich angemeßen, habe sie aber nur schnell durchlesen und kann unmöglich ins nähere eingehen. Der preis von 2 rth. ist ausnehmend gering gestellt, der verleger, der das wagt und zu halten gedenkt, sollte gleich den ganzen ersten hand ohne pränumeration und subscription (die ich beide nicht liebe) ans licht fördern. Daß Sie keine übersetzung beifügen, wird manchen käufern unlieb und dem absatz im ausland hinderlich sein. Mir ists wieder recht, ich begreife die schwierigkeit einer übersetzung, es gehört eine vollendetere kenntnis Otfrieds dazu, als Sie jetzt schon für den ersten band bereits beseßen oder als sie irgend einer besäße. Ein reiner octavabdruck des textes und vollständiges wortregister, kurz und vielleicht schon dem ersten band beizugeben, ist das wünschenswertheste und heilsamste. Nur schwere wörter würde ich erklären, die leichten bloß, aber mit den citaten hinstellen, angabe der grammaticalien bis auf wenige puncte unterlaßen. Ich bitte Sie das zu überlegen, an diesem großen und wichtigen werk zu bleiben und kleinere nebenarbeiten nicht so gleich dem druck zu übergeben. Dergleichen möchte jeder das nächste jahr schon wieder anders machen. Ihrem wunsche nach schicke ich Ihnen hier einige wiener glossen zu ausfüllung Ihres bogens, zusammen 30 seiten, wovon Graff auch schon abschrift hat. Er ist jetzt in München, adresse Docen, der ihm den brief nachsenden kann, sollte er schon fort nach Wien sein; ich bin seit einigen monaten ohne nachricht. Mir hätten Sie einen wahren gefallen gethan, wenn Sie statt der trierer und zwetler glossen, die ich beide längst kenne, die von Ihnen geordneten Salomonischen aus dem alten druck mitgetheilt hätten, da ich des alten drucks nicht habhaft werde (fehlt auch zu Göttingen) und diese glossen lange schon, gern gelesen und gebraucht hätte. Wie wäre, wenn Sies noch thäten und meine vindobonenses wegließen? Es sind ihrer, wie Sie sagen, nicht tausend, die würden kaum über anderthalb Ihres quartbogen füllen.

Lieber freund, Ihre innere unruhe und unzufriedenheit begreife ich nicht. Wollten wir z. b. unsere äußeren verhältnisse zusammenhalten, so wette ich, daß die meinen einem dritten viel sorglicher und widriger erscheinen würden. Und doch lebe ich getrost und vergnügt. Mein stübchen ist wohl noch enger als Ihres, der stühle habe ich nur drei (zwei überflüßig) störender arbeiten die last liegt auf mir (censurgeschäft, alle tage drei stunden bibl. zu halten, befohlene schnelle abschrift [sic] des ganzen aus 80 folianten bestehenden realcatalogs, die durchaus zwecklos ist, aber unabläßig von mir und meinem bruder gefertigt wird, schreiber sind keine da). Wie viel stunden bleiben run für die grammatik, meinen Sie? wobei doch gedanken und hände wollen zus. gehalten sein. Daneben wende ich viele zeit auf abschrift von unsern alten quellen,

kann nicht alles durchlesen was ich müste, werde geplagt mit bücherrecensieren, habe eine menge briefe zu beantworten, stehe viel aus an schmerzlichem kopfweh und bin doch den tag wo mich der letzte feind verläßt von herzen froh. Von äußeren nahrungssorgen zu geschweigen, ich habe seit zehn jahren, ohne aussicht auf Vermehrung, 600, Wilhelm 300 rth., die werfen wir zusammen und leben davon. Sind Sie mit Ihrem gehalt unzufrieden und reichen nicht aus damit, warum bilden Sie sich nicht zum academ. vortrag? Sie stehen dort allein für altd. literatur, dem Büsching traue ich zu, daß er Ihnen keinen abbruch thut. Ich meine dadurch würde sich Ihre thätigkeit heilsam ordnen. Sie haben die schöne arbeit mit dem Otfried vor sich, die dazu nöthige reise nach Wien sollte einen schon im voraus erheitern, urlaub wird Ihnen nicht versagt (ich bin seit 1817 nicht weggekommen und schon zweimahl ist mir ein ganz kurzer urlaub versagt worden); kurz Sie müßen bedenken, daß es Ihnen beßer geht als zehn andern. Ich freue mich darauf, den herbst Sie hier zu sehen, aber ich verstehe nicht, wie sich nur mündlich pläne und herzensergießungen über unser gemeinschaftl. studium der deutschen sprache und literatur sollen bewerkstelligen laßen. Wir werden uns sehen, sprechen und so klug sein wie vorher; denn was wir thun sollen, das ist uns jetzt allen klar, und wie wirs thun sollen, ungefähr auch.

Nun noch einiges zur beantwortung Ihres schreibens, das nach einer so langen pause eintraf. Meons rom. du renart habe ich. Der in der vorr. erwähnte dialogus etc. Merlando tributus ist nicht niederländisch, sondern lateinisch aber freilich nur von Baluze unschicklich dem Maerlant beigelegt, wozu das gedicht selbst, dessen ausgabe ich längst angekündigt habe, nicht den mindesten grund gibt. Daß Hoekstra den Reinaert edieren will, kommt mir ungelegen, ich wollte es nächstens auch thun, und ich traue den Holländern in solchen sachen nicht das gröste zu, sie sind erschrecklich weitläuftig und pedantisch und übersehen doch das rechte. Čelakowsky habe ich (ist nicht viel), die prager sammlung von 1825 ist mir noch unbekannt, ich will mir sie verschreiben, was ja über Leipzig leichter geht, als im umweg über Schlesien. Des Topal Schellers (wie sie ihn in Braunschw. nennen sollen) ausforderung habe ich noch nicht gelesen, werde sie vielleicht gar nicht zu gesicht bekommen und es rührt mich auch nicht, er mag elend edieren, so viel ihm beliebt und dem verleger wohl bekommt. Für die übrigen gesandten raritäten danke ich schönstens. Schreiben Sie mir offenherzig, was Ihnen an meinem zweiten th. misfällt und dazu einfällt, der zusätze gibt es legion, der berichtigungen manche. Hiermit Gott befohlen ich und Wilhelm grüßen; daß das paquet vor dem zweiten april eintreffen wird, thut mir eigentlich leid, der termin wäre doch leicht zu verfehlen gewesen. Ich bin Ihr aufrichtig ergebner freund Jacob Grimm

den nordfries. geizhals habe ich freilich zu Göttingen angesehen und kaufe mir ihn auch, wenn er wieder gedruckt wird; pränumeranten sammeln und was daraus erwächst ist langweilig. Gisb. Fapicx ist, aufrichtig zu gestehen, nie meine passion gewesen

Vale.

es scheint heute (montag) eine milde frühlingssonne und Gott ist so gut, sein Sie auch von diesem frühling an heiter und zufrieden, man kann sich dran gewöhnen und das ist eine der schönsten gewohnheiten.

14.

Nach Breslau.

Göttingen 28 nov. 1830.

Sie haben, lieber freund, nachdem ich jahre lang nichts mehr von Ihnen
gehört und gesehen, mich durch zwei zusendungen herzlich erfreut. Die fund.
gruben gedachte ich zu recensieren, als mir auf einmal Benecke darin zuvor-
kam, und ich glaube, daß Sie mit mir mehr zufrieden gewesen sein sollten,
er hat mir den treuen fleiß Ihrer sammlung nicht genugsam herausgehoben.
Eine anzeige der horae belgicae will ich mir nicht nehmen laßen, obgleich ich
davon weniger zu sagen habe.

Hier wenigstens noch einige meiner bemerkungen zu den fundgruben.
Daß Sie das glossar als eine zugabe betrachtet und nicht eigentlich auf den
inhalt der fundgr. selbst bezogen haben, war eine grille, der ich nicht unter-
legen wäre. Sie haben sich dadurch um die freude gebracht, einen haufen der
schönsten, willkommensten wörter selbst aufzuführen.

Ludwigsl. 18. 1. ful loses, plenus fraudis. 26 wohl lette (letze) st. rette?
20 wohl leidher (leidor)?

Das leben und leiden Jesu ist eine wichtige willkommne mittheilung.

143, 41 ê er uns wurde. 193, 43. besitzet. glossar 360* bemerkt. h für z,
so wie umgekehrt z für h 199, 46 WO zu lesen als schier so ein brâhe
(= brâwe) den andern slahen mac, in ictu oculi, vgl. rechtsalt. 75. Berthold
239 und Caesar. Heisterb. XII, 5 antequam supercilium superius inferiori jungi
possit. 95, 34 scol irgên alliz = consummabuntur zeile 28, vgl. 96, 5. 95, 38
angespirn, ganz richtig. 179, 8 zol wohl zuol, zuogil? 179, 23 1. bærmde.
183, 13 l. inverte. 192, 37. 1. êr wert. 193, 35? ein warc. 40 1. vinster.
133, 6, 8 1. wirt. 138, 8 von den winden. 201, 36 daz ome (rubigo, unkraut,
brand im getraide ?) 201, 45 flîze: wîze (supplicium) vgl. 203, 10.

Ich habe seit meiner versetzung hierher den dritten th. der gramm., der
in vollem werden war, unterbrechen müßen, denke ihn aber nun bald wieder
aufzunehmen. Ein exemplar der endlich herausgegebnen hymnen habe ich Ihnen
durch buchhändlergelegenheit zugesandt.

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ich bin von dem vorsatz Ihnen früher zu antworten auf alle weise abgebracht
worden. erst kamen die störenden unruhen, hernach im jan. und febr. eine
schwere krankheit meines bruders, die Gott sei dank gehoben worden ist. Da-
durch wurde ich in der grammatik, welche diesen winter endlich gefördert
werden sollte, wieder gewaltig gestört und muß seitdem alle meine kräfte zu-
sammennehmen, um vorzuschreiten und dem verleger einigermaßen wort zu halten.

Ich gebe herrn Dr. Müller der nach Schlesien heimreist die fertig ge-
wordnen bogen für Sie mit; die ersten wurden schon vor anderthalb jahren
zu Cassel gedruckt und was ich hinterher nachlerne, verleidet mir oft das vornen
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GERMANIA XI.

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