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Regiments, durch regen Eifer und festen Willen geleis tet, in sich selbst die Mittel, das einmal Beschlossene auszuführen.

Der Tag der Ankunft des Erzherzogs war anfänglich auf den 26. September festgesetzt, und hiernach auch die Vollendung der Arbeiten berechnet. Allein durch eine, in der Nacht vom 11. auf den 12. September angelangte Staffete wurde das Regiment benachrichtiget, daß Seine Kaiserliche Hoheit schon am 14. Abends zu Krems eintreffen würden.

Vieles war noch zu vollenden, Manches kaum noch angefangen, und es schien beinahe unmöglich, in den wenigen Tagen damit zu Stande zu kommen. Doch statt den Muth sinken zu lassen, verdoppelte sich nur der Eifer, und Hunderte von Händen wurden nun in Bewegung gefeßt. Der Wunsch, sich des gefeierten Helden würdig zu zeigen, hatte eine so allgemeine Theilnahme erregt, daß man mitten unter dem Gewühle der Offiziere und Soldaten mehrere Civilpersonen fah, die unaufgefordert Hand anlegten, wo augenblickliche Hilfe oder Rath vonnöthen war, und solchergestalt wurde die Arbeit, troß heftigem Sturme und Regenschauern, bei Tag und Nacht ununterbrochen gefördert. -Co rückte nun der Abend des 14. Ceptembers heran, und in feierlicher Stille erwartete man den hohen Geladenen.

Abends gegen acht Uhr verkündete der Donner der oberhalb der Stadt Stein aufgestellten Kanonen die Annäherung des Erzherzogs. Seine Kaiserliche Hoheit Samen in Begleitung Höchstihrer drei älteren Prinzen, der. Herren Erzherzoge Albrecht, Karl und Friedrich, an. Höchstihr Gefolge bestand aus

Seiner Erzellenz dem Herrn General der Kavallerie Grafen Grünne, dem Herrn Obersten Freiherrn von Cers rini, und den beiden Herren Majors Baron Kreß und Grafen Elt. An der großen Donaubrücke bei Stein wurden Höchstdieselben von dem Obersten des Regi= ments, Freiherrn von Waldstätten, ehrfurchtsvoll em= pfangen, und von ihm zu dem im Posthause von Krems vorbereiteten Absteigquartier geleitet; vor welchem eine Kompagnie des Regiments, und die uniformirte Bürgerschaft der Städte Krems und Stein, mit ihren MuFilbanden, aufgestellt waren. Seine Kaiserliche Hoheit geruhten, die Truppe beim Fackelscheine zu besehen, sodann aber die Aufwartung des Offizierkorps, des E. E. Kreisamtes, und der übrigen Civilbehörden huldreichst anzunehmen, und sie, nach ertheilten Befehlen für den künftigen Tag, für diesen Abend zu entlassen.

Das Regiment hatte, zur Verherrlichung der Jus belfeier seines erlauchten Inhabers, die Weihe von drei neuen Fahnen auf diesen Zeitpunkt verschoben. Über fünfundzwanzig Jahre war dasselbe im Besiß seiner Fahnen gewesen. Es hatte dieselben siegreich an die Donau, nach Sachsen, nach Oberitalien, nach Neapel, ins südliche Frankreich, und nach Piemont getragen. Eine derselben (die Leibfahne) war in der Schlacht bei Leips zig im Jahre 1813, als das Regiment das Dorf Libert wolkowit, unter Anführung seines tapfern Obersten, des nunmehrigen Herrn Generalmajors und zweiten Inhabers dieses Regiments, Rudolph Grafen von Salis, stürmend eroberte, zweimal in der Hand des Beteranen, der sie noch jest trägt, abgeschossen worden. Die Stücke der Stange wurden wieder zusammengefügt, und mit meßingenen Hülsen versehen, auf welchen

dieß Ereigniß eingegraben ist. -Der Krieg und die Zeit hatten ihre Rechte auf diese Fahnen ausgeübt, und es wurde nöthig, sie mit neuen zu vertauschen. Der Hochlöbliche Hofkriegsrath gewährte dem Regimente, nebst Verleihung zweier ganz neuen Fahnen, die Bitte, diese alte Fahnenstange als Andenken beibehalten, und dieselbe nur mit dem neuen weißen Fahnentaffet einer Leibfahne, auf welchem das Bild der heiligsten Jungfrau und der östreichische Adler prangen, versehen zu dürfen. *)

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Ihre Kaiserliche Hoheit die Durchlauchtigste Frau Erzherzoginn Marie Therese, älteste Prinzef= sinn Tochter Seiner Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Karl, hatten die Gnade, diese zu erneuernde Leibfahne mit einem prächtigen Fahnenbande zu beschenken, welches auf hellblauem Grunde, der Farbe des Regis ments, mit Silber reich gestickt, auf dem einen Theile Höchstihren Namen führt, auf dem andern Theile aber die Devise trägt: „Sie führ' euch zum Siege." Dieses Fahnenband wurde dem Obersten nebst nachfolgendem huldreichen Höchsteigenen Handschreiben der Durchlauchtigsten Frau Erzherzoginn eingehändigt: „Lieber Herr Oberst Baron Waldstätten!"

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„Mit Vergnügen schicke ich Ihnen das Fahnen,,band, was Sie von mir verlangt haben. Es führt ,,meinen Namen, und enthält meinen Wunsch: der er ,,te sey Ihnen Bürge von dem warmen Antheil, den ,,ich stets in allen Wechselfällen des Glücks an dem

*) Bekanntlich sind die andern Fahnen in der östreichischen Armee gelb, und zu beiden Seiten mit dem kai: serlich-östreichischen Wappen geziert.

,,meinem Vater so theuren Regiment nehme; der zweite „bezeichnet den Weg, von dem es unter Ihrer Leitung ,,nie abweichen wird. Es ist mir leid, daß ich es Ih„nen nicht selbst überbringen kann, um auch Zeuge des „Frohsinns zu seyn, mit dem sich mein Vater in Ihrer Mitte befindet. Empfangen Sie die Versicherung mei,,ner ganz besondern Ergebenheit."

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,,Baden am 13. September 1830."

„Therese."

Zur Abhaltung dieser Feierlichkeit der Fahnenweihe war der, unmittelbar vor den Thoren der Stadt Krems, an den Ufern der Donau gelegene, kleinere Ererzierplaß des Regiments gewählt. Von diesem führt eine Allee von Pappeln und Akazien gerade an das Thor der ebenfalls vor der Stadt gelegenen großen Kaserne. In der Mitte dieser Allee erhebt sich, von einer Trauerweide überschattet, auf einem runden mit Pappeln umseßten Plate, das Monument des im Jahre 1805, in der Schlacht bei Dürrenstein, als Sieger gefallenen Feld= marschall - Lieutenants Schmidt. Seine Majestät der Kaiser und die übrigen Mitglieder des hohen Kaiserhauses ehrten das Andenken des gefallenen Helden durch die Errichtung dieses schönen Denkmales. Mehrere schat= tige Alleen, die sich unferne von demselben durchkreuzen, die im englischen Geschmacke angelegten Buschpartien, und vollends die Aussicht über den majestätischen Strom nach dem in der Ferne auf einem Berge liegenden Stifte Göttweig, gestalten diese Umgebung zu einem der lieblichsten Spaziergänge.

Nach dem Befehle Seiner Kaiserlichen Hoheit sollte die Feierlichkeit der Fahnenweihe am 15. Seps tember Morgens um neun Uhr statt finden, Um diese

Stunde waren die drei Bataillons des Regiments auf dem vorerwähnten Ererzierplaße, mit dem Rücken ges gen die Donau, in einer Linie aufgestellt. Vor der Mitte des Regiments war das Kapellenzelt aufgeschlagen, welches zu der religiösen Feierlichkeit reich verzieret war. Rechts von demselben war ein eigenes Gezelt für die Höchsten Herrschaften und Ihr Gefolge errichtet, links ein wohlbesezter Musikchor aufgestellt.

Seine Kaiserliche Hoheit erschienen, in Beglei= tung Höchstihrer Prinzen und Ihres Gefolges, be= sahen zu Fuß die Fronte des Regiments, welches in der schönsten Haltung da stand, und verfügten sich in das Gezelt.

Mittlerweile war auch der zweite Herr RegimentsInhaber, Generalmajor Graf Salis, hier angelangt. Derselbe war von Preßburg herbei geeilet, um der Feierlichkeit beizuwohnen. Die heilige Handlung be= gann mit einer durch den Regimentskaplan würdevoll gesprochenen Rede; welcher sodann auch das Hochamt abhielt, während dem das Regiment die üblichen Salven gab, deren jede durch die der hiesigen Bürgerschaft gehörigen sechs Kanonen erwiedert wurde.

Nach beendetem Hochamte wurden die neuen Fahnen eingeweihet. Seine Kaiserliche Hoheit der Erzherzog schlugen hierauf in jede Fahne die ersten drei Nägel ein, welchem Beispiele Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Prinzen, und sedann auch die übrigen hohen und sonst geladenen Gäste folgten. Die Zeremonie wurde durch einen plößlich eingefallenen Regenguß unterbrochen. Seine Kaiserliche Hoheit befahlen daher, das Regiment in seine Quartiere einrücken zu machen, und genehmigten, daß die Vorstellung der Fahnen und der

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