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fiziren wollten, so würden sie dadurch nicht genug bezeichnet werden; nein, sie nehmen auch die Merkmale des Schnabels, des Ganges, des Anflugs und dergleichen darzu. So läßt

sich also auch nicht eine Obstgattung, aus den Merkmalen der Frucht allein genau bezeichnen, sondern es ist nöthig, daß man auch andere Merkmale, als die des Baumes und des Blattes zu Hülfe nehme, und dann wann dieses von allen Obstarten erst geschehen ist, dächte ich, ließe sidy wohl eher an einen Versuch zu einem System der Pomo, logie denken,

Mich dünkt, in der Characteristik der Obstarten kommt alles auf folgende Stücke an: 1) Auf den Baum nach seinem. Wuchse; 2) auf die Frucht selbst; 3) auf das Blatt, und 4) auf die Zeit der Reife. Frucht und Blatt sind zwar vom Baume abhängig, sie können aber hier als verschie: den von ihm betrachtet werden,

Wenn man den Baum, den ich weiter unten auf Taf. III abgebildet darstellen und nåher erläutern werde, nach gegenwär: tiger Absicht näher betrachtet, so kann man Schaft und Krone als die Dinge, die nur åusserlich ins Auge fallen, unterschels den.

Am Schafte selbst bemerke ich blos feine Stärke und feine Schwäche, nicht die Beschaffenheit oder die Farbe set: ner Rinde. Es kann seyn, daß sich auch dabey noch einige Merkmale auffinden ließen, die irgend einen Unterschied bez zeichneten, aber sie können nur sehr unbedeutend seyn und ·möchten den gemeinen Forscher ermüden. Zu dem so sollen nur solche gewählt werden, die leicht in die Augen fallen und von einem Jeden leicht erkannt und bemerkt werden können.

Die Stärke und Schwäche eines Schafts macht schon einen merklichen Unterschied. Der Baum der langen Winterbirn (Hiver long) 3. B. hat, wenn er ausgewachsen ist, nie die Stärke des Hammelbirnbaumes; der Borstorfer Apfel nie die Stärke eines Stettiners. Dieß hat auch Einfluß auf das Veredlen der Sorten. Es giebt einen übeln Anblick, wenn ein Pfropfreis, von einer stärkern Sorte, auf das Kernreis einer schwächern geseht worden ist, denn beyde wachs sen in ihren ersten Verhältnissen so mit einander fort. Hier muß ich aber anmerken, daß wenn Stärke und Schwäche zur Kenntniß des Unterschieds der Sorten am Baume selbst in Erwägung gezogen werden foll, daß die Bäume tief unten nach der Wurzel zu veredelt worden seyn müssen. Man sieht

zwar auch etwas davon in der Krone, wenn nehmlich eine Sorte, die sonst einen stårkern Schaft macht, aufgesett wors den ist; aber hier ist es nicht so sehr mehr ins Auge fallend.

ebendste

An der Krone kann man Haupt, und und Zweige und' an diesen das Tragholz und die Som merschossen unterscheiden. Die Bildung dieser Aeste und Zweige zusammen geben der Krone thre Form, die ist bald pyramidenförmig, bald xund, bald platt, bald in ein, ander gewachsen, bald aus einander gespreitet, bald zertheilt. Kenner, die ihr Auge in diesem Stücke geübt haben, können es oft beym Anblicke des Baums auf das pünkts lichste sagen, welche Obstsorte er trägt, wenn sie auch keine Früchte an ihm sehen. Die Aeste und Zweige sehen sich bald quirrligt, das ist, mehr als zwey Aeste zugleich an, bald gabligt, nehmlich zwey Aeste zugleich, bald nach einander, so, daß der Baum gerade aufgeht bis in die Spiße und feine Aeste nur von der Seite ausschiebt. Das Cragholz

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wechselt entweder um die Aeste oder Zweige herum ordentlich und in gewissen Entfernungen ab, oder es hält diese Ordnung nicht, und steht bald in einer Reihe nach einander an dem Zweige hinauf oder dreht sich bald hie und dahin; auch wächst es bald kurz, bald lang, knorrigt oder gerade. Am deutlichs ften findet man diese Merkmale an allen Butterbirnen. Die Sommerschossen geben auch einige gute Charaktere, besons ders wenn der Baum in seinem guten Wachsthum ist. Sie halten sich bald lang, bald kurz, bald dünne, bald dick, wors auf man bey dem Copuliren vorzüglich zu sehen hat, um die Wahl der Kernreisser darnach anzustellen und an den åussers lichen der Schaale dieser Sommerschossen wird man insgemein schon die Farbe und die Punkte gewahr, welche die Frucht felbst hat. Will man sich da, wo es am deutlichsten in die Augen fällt, überzeugen, so betrachte man nur die Sommers schossen einer Schweizer - Bergamotte; daran wird man die grünen und gelben Streifen der Frucht fehr deutlich bemers fen können. Aber es geschieht auch bey andern, daß die Farbe der Frucht und ihre Punkte sich schon in den Sommerschossen zeigen. Wer sich nun hierinne ein Kennerauge verschaffen will, der fuche sich zuerst die Bäume aus, deren Merkmale die sprechendsten sind, und hierzu schlage ich die Bergamots ten, die Butterbirnbäume und die lange Winterbirnbäume vor; dann nehme er die in diesen Stücken weniger in die Augen fallende vor, so wird er sich nach und nach eine Fertigkeit erwerben, die Sorten auch schon in den Bäumen zu finden, die ihn nicht leicht trügen wird.

Dieß wird dann aber freylich nur bey Hochstämmigten Bäumen auf die vollständigste Weise geschehen können, weil bey den Franz oder Zwergbaumen, die Natur durch das Mess

fe

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ser verhindert wird, sich nach ihrer Kraft dahin auszubreiten, wo sie hin will. Beym Zwergbaume läßt sich höchstens nur am Tragholze und Sommerschoffen der Gang der Natur beob achten, die Beschreibung von der Bildung der Krone und ihrer Aeste muß also jedesmal da wegfallen, wo ich eine vorkoms mende Sorte nur von einem Zwergbaume nehmen konnte.

Der zweyte Gegenstand der Beobachtung in der Chas racteristik der Obstsorten ist nun die Frucht selbst. An dieser läßt sich das Aeussere und das Innere unterscheiden. Zu dem Aeussern gehört Größe, Form, Schaale, Farbe, Blume und einigermaßen auch der Fruchtstiel. Zum Ins nern gehört Fleisch, Saft, Geschmack, Bildung des Rernhauses, auch die Dicke und Dünne der Schaale. Alle diese Merkmale aber leiden eine nåhere Bestimmung.

So abwechselnd auch die Größe bey einer Sorte, be: fonders in dürren oder feuchten Jahren ist, so haben die Pos mologen doch nicht Unrecht gethan, das Maas zu brauchen um ihre Sorten darnach zu bestimmen. Denn ob schon da: durch allein die Sache nicht aufs Reine gebracht wird, so ist doch das Maas der Größe nebst andern ein Hülfsmittel die Sache zu versinnlichen. Es gilt dieß auch von den andern ans genommenen Merkmalen; alle zusammen geben nur in der Wagschaale der Vergleichung den Ausschlag. In bestimmten Sorten entfernen sich die Pomologen auch in Ansehung des Maaßès, der Größe der Sorten nicht weit von einander; in unbestimmten und noch unter verschiedenen Benennungenliegenden Sorten aber, hilft es gar sehr die Sache auseinans der sehen. Wenn z. B. einer sagt, der Winterdorn (Epine d'hiver) sey eine Birn von drey Zoll Länge, und zwey und einen halben Zoll Dicke; und ein Anderer zeigt mir auch eine

Birn

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Birn von ein und einem halben Zoll Långe und einem Zoll Dicke, und giebt sie für dieselbe aus, so kann ich leicht erkennen, daß einer davon Unrecht habe, wenn ich auch von andern Merkmalen die zum Unterschiede der Sorte gehören, nichts weiß. Aber nur einige Linien auf und ab thut nichts zur Sache; und es muß auch hier gelten, was in dergleichen Dingen immer gilt, a potiori fit denominatio. Es darf daher Jemand nur die Größe der Birn durch das Maas der Länge und der Dicke ans geben, so werde ich, wenn ich dieses Maas übereinander lege und noch eine kleine Beschreibung darzu erhalte, daß sie sich von ihrer größten Dicke nach der Blume rund zu wölbe, nach dem Stiele zu aber ausgehohlt stumpf spißig zulaufe, schon ein sehr deutliches Bild von der Sorte selbst bekommen. Das Maas der Größe der Sorte anzugeben ist also in der Por mologie von großem Nußen.

Die Form oder aufserliche Bildung der Frucht reicht wieder verschiedene andere Merkmale dar, nach welchen sie ers wogen werden kann. Sie ist entweder länglicht; oder rund; mehr lang als rund, oder mehr rund als lang; bauchigt; oben abgerunder; an der Blume vertieft; ges gen den Stiel dünner; coneav (hohl) oder convex (ge wölbt), dünner am Stiel, stumpf abgespitzt, oder ganz spitzig. Man könnte sich auch in diesem Stücke nach Manger richten, der sie der Form nach z. B. bey den Birn in Aepfelbirn; eigentlich birnförmige, perlenförmige, und konische eingetheilt hat. Warum follte ich nicht sagen können der Frauenschenkel (Cuiffe Madame) sey pers lenförmig? Um jedoch auch hierinnen ganz bestimmt zu vers fahren, und meinen Lesern immer verständlich zu seyn, werde ich selbst weiter unten ein tabellarisches Arrangement der

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