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Der zur Aufbewahrung eines Theiles der Munition bestimmte Laffetenkasten kann vermittelst zweier Bolzen befestigt oder ausgehoben und dann gleich einer Kiste getragen werden, zu welchem Behufe an den beiden schmalen Seiten zwei bewegliche eiserne Handhaben ange. bracht find. Er ist mit einem Deckel versehen und kann durch ein Vorhängeschloß versperrt werden. Der Deckel ist mit einem ledernen Sizpolster und zwei dergleichen Lehnpolstern versehen.

Unter dem Kasten find an beiden Laffetenwänden zwei Auftritte schemel angebracht.

Auf den Kasten der sechspfündigen Laffete können zwei, auf den der zwölfpfündigen dagegen drei Mann auffigen.

Die Richtmaschine, welche sich zwischen dem Laffetenkasten und dem Stirnriegel befindet, ist derjenigen gleich, welche noch gegenwärtig bei den Kavalleriegeschüßen in Anwendung ist, und (wenn wir nicht irren) auch einstens bei der fächsischen Artillerie im Gebrauche war. Sie besteht aus einer gabelförmigen Eisenplatte, auf welcher der hintere Theil des Rohres aufruht und die an den zwei Gabelenden sich um einen Bolzen dreht, an ihrem Kopfe aber mit einer verticalen Richtspindel verbunden ist, welche, durch eine ziemlich zusammenge= feßte Maschinerie in Bewegung gefeßt, die Elevation oder Senkung des Rohres vermittelt.

In dem Schwanze der Laffete ist das Proßloch angebracht, welches die Form zweier mit ihren Schnittflächen aneinander gefeßten Kegel befißt. Außerdem find daselbst zwei Ringe für das Einstecken des Richtbaumes (der Proßbaum fällt bei diesen Geschüßen hinweg), zwei Handhaben zum Aufproßen und an der unteren Fläche mehrere eiserne Leisten zu bemerken, welche leßtere zur Hemmung des sehr bedeutenden Rücklaufes beitragen sollen.

Ladzeug und Richtbaum werden nicht wie früher seitwärts in den Ladzeughaken, sondern unterhalb der Laffeten mittelft Riemen befeftigt.

Die Achse von Eisen ist für alle Kaliber dieselbe und es ist nur in der Stärke zwischen ihr und der Prozachse ein Unterschied, welche leßtere auch bei den Vorder- und Hintergestellen aller Fuhrwerke in Gebrauch ist.

Ein

IV.

Das neue österreichische Artillerie-Material.

in Artilleriesystem, das durch ein halbes Jahrhundert glänzend und durch ein zweites halbes Jahrhundert hindurch wenigstens ziemlich genügend allen an dasselbe gemachten Anforderungen entsprochen hat, bedarf gewiß keiner allzu beredten Schußrede zu seiner ferneren Beibehaltung, und nur sehr triftige Gründe und die augenscheinlich hervortretende Vortrefflichkeit eines neuen Systems können die Einführung desselben an die Stelle des alten und so gut bewährten bevorworten.

Ein solches wohlerprobtes Syftem war und ist noch im gegenwärtigen Augenblicke das öfterreichische, deffen Gründung durch den Fürsten Liechtenstein auf das Jahr 1753 zurückfällt. Damals wurde das österreichische Artilleriewesen durchgreifend reformirt und obgleich durch Liechtensteins Nachfolger Vieles geändert und Manches hinzugefügt wurde: so blieb doch diese Artillerie in ihren Haupteigen= thümlichkeiten, durch welche sie von allen andern Artillerien Europas fich scharf abgrenzt, unberührt.

So wurde an dem schmalen Fahrgeleise (43 Zoll), an der Rohrlänge der Feldkanonen (16 Kugeldurchmesser), an der verhältnismäßig sehr geringen Bespannung (durch welche gleichwohl die größtmöglichste Chargirung fortgebracht wurde), und in der Fortbringungsweise der Mannschaft (Kavalleriegeschüß), keine oder wenigstens keine wesentliche Vierundzwanzigster Jahrgang. XLVII. Band.

Aenderung vorgenommen. Die meisten Reformen erfuhr noch das Batterie- und Feftungs-, namentlich aber das Küßtengeschüß (jedoch meistens erst in den leßten Jahrzehnten).

Selbft in Bezug der Organisation blieb seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Neuzeit Alles beim Alten. Die Basis blieb und die Hinzufügung zweier Regimenter, des 4ten und 5ten, konnte als feine Umänderung gelten.

Noch in den Feldzügen der Jahre 1848 und 1849 bestanden alle österreichischen Batterien aus 6 Geschüßen. Ohne Unterschied mußte von jeder Abtheilung der Feld-Artillerie jeder Dienst, sowohl im Felde, in und vor Festungen, an der Küste, als auch in Laboratorien und selbst in Zeughäusern (so weit die Garnisons-Artillerie nicht ausreichte), versehen werden. Es konnte sich leicht ereignen, daß die Mannschaft einer und derselben Kompagnie eine Kavallerie-Batterie, eine zwölfpfündige Batterie und die Geschüße einer Küstenschanze zu gleicher Zeit bediente.

Bei den langgedienten und trefflich ausgebildeten Leuten, welche früher der öfterreichischen Artillerie zu Gebote ftanden, war es auch möglich, daß dieselben alle diese verschiedenartigen Dienste mit Erfolg verrichten konnten. Es bestand damals noch die vierzehnjährige, theilweise sogar eine lebenslängliche Dienstzeit und überdies fanden Beurlaubungen nur in sehr spärlicher Weise statt. Dagegen war es ein unbestreitbarer Nachtheil, daß die Bespannung der Geschüße und Batteriefuhrwerke nicht von der Artillerie, sondern von einem nur im Augenblicke des Bedarfes eintreffenden Fuhrwesen geleistet wurde.

Der erste gänzlich separirte Truppenkörper, welcher für einen besondern Zweig der Feld-Artillerie errichtet wurde, war das von dem kürzlich verstorbenen Artillerie-Director und Feldzeugmeister Baron Augustin ins Leben gerufene und seither mit besonderer Sorgfalt gepflegte Feuerwerks.", später,,Raketeur-Corps" nach der gegenwärtigen Organisation,,Raketeur-Regiment" genannte Artilleriecorps zur Bedienung der Kriegsraketen.

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Troß der ausgezeichneten Erfolge jedoch, welche die österreichische Artillerie noch in den Jahren 1848 und 1849 über ihre Gegner errang, zeigten jedoch gerade diese Feldzüge die Mängel des bisherigen Systems in auffallender Weise. Man sah ein, daß weit mehr die Geübtheit

und die kaltblütige Ausdauer der alten Artilleriften, als die Vortrefflichkeit der Organisation zu diesen Erfolgen das Ihrige beigetragen. hatten.

In Ungarn, wo die österreichische Artillerie einer, so zu sagen, aus ihrem eigenen Fleische herausgeschnittenen und nach denselben Grundfäßen organisirten Artillerie gegenüber ftand, zeigte diese Wahrheit sich deutlich genug, und in Italien konnte oft nur die aufopfernde Zähigkeit und seltene Kühnheit der österreichischen Artilleristen den sardinischen Batterien gegenüber den Sieg erringen.

Daß man aber dessen ungeachtet nicht sogleich zu einer durchgreifenden Reform sich entschloß, wird gewiß nur einen Nichtartilleristen befremden.

In keiner Waffe find Veränderungen so schwer durchzuführen und mit solchen ungeheuren Kosten verbunden, als in der Artillerie. Es bedarf vielleicht nur 2-4 Jahre, und man wird mit sehr geringen Mehrauslagen, vielleicht einfach durch die Nachschaffung des bei der Truppe unbrauchbar gewordenen Materials Dragoner in Husaren oder Jäger in Grenadiere umwandeln können. Nur langsam und dennoch immer mit großem Aufwande aber werden bei der Artillerie Veränderungen vorgenommen werden können und gleichwohl werden, wenn man nicht aller Deconomie entgegen treten will, selbst nach der als vollendet zu betrachtenden Durchführung eines neuen noch so viele Vorräthe des ältern Systems sich vorfinden, daß der nur mit ersterem vertraute Artillerist gewiß in vielen Fällen in Verlegenheit gerathen dürfte.

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So gut wie jedes Land und jedes Volk, hat auch jede Artillerie ihre Geschichte, zu deren sprechenden Denkmälern die in den Zeughäusern aufbewahrten Kanonen gehören. Daß diese Geschichte nicht überall aufgezeichnet wurde, beweist eben nur, daß Decker vollkommen wahr sprach, als er sich über die geringe Zahl und über den noch geringeren Werth der artilleristischen Schriftsteller dieses Faches beflagte.

Eine Geschichte der österreichischen Artillerie und des Geschüßwesens in Desterreich würde gewiß sehr umfangreich, und was noch mehr ist, auch sehr interessant werden. Kein Staat außer Frankreich darf sich rühmen, gleich Desterreich seine Krieger den Heeren.

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