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der

Schlesischen Gesellschaft

für vaterländische Cultur.

Philosophisch-historische Abtheilung.

1868. Heft I.

A. Aus den Sitzungen der historischen Section:

Karl Kletke, Die Verhandlungen des Herzogs Friedrich III. von Liegnitz, um seiner Haft bei seinem Sohne, dem Herzoge Heinrich, erledigt zu werden.

J. Kutzen, Noch einmal über einen berühmten Brief Friedrichs des Grossen am Tage der Schlacht von Kolin.

B. Aus der archäologischen Section :

H. Blämner und L. Weniger, Ueber ein von J. de Witte in der archäologischen Zeitung publicirtes Vasenbild.

C. Aus den allgemeinen Versammlungen der Gesellschaft:

J. Katzen, Die Main-Linie.

Jul. Hodann, Friedrich der Grosse und der Breslauer Arzt Dr. Tralles.

Breslau 1868.
Bei Josef Max und Komp.

A. Aus den Sitzungen der historischen Section.

Die Verhandlungen des Herzogs Friedrich III. von Liegnitz, um seiner Haft bei seinem Sohne, dem Herzoge Heinrich, erledigt zu werden.

Aus einem alten Copialbuche des Königlichen Staats-Archivs zu
Königsberg in Preussen.

Mitgetheilt

von

Karl Kletke zu Berlin,

correspondirendem Mitgliede der Section.

Herzog Friedrich III., durch seine Schwester Sophia ein Schwager des

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Markgrafen Johann Georg von Brandenburg, theilte sich nach dem Tode seines Vaters, des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz und Brieg, im Jahre 1547 mit seinem Bruder Georg in die von seinem Vater hinterlassenen Fürstenthümer und erhielt zu seinem Antheil Liegnitz, Goldberg, Haynau, Gröditzberg, Wahlstadt und den Pfandschilling Münsterberg und Frankenstein. Unter seiner Regierung,,sind" wie Schikfus sagt ,,sehr viele widerwärtige Sachen vorgefallen", in Folge dessen Herzog Friedrich nicht allein in grosse Schulden gerieth, sondern sich auch die Ungnade des Kaisers Ferdinand zuzog. Dies bestimmte den Herzog, sein Land zu verlassen, und sich im Jahre 1551 nach Frankreich zu begeben. Darauf übergab der Kaiser, als oberster Herzog von Schlesien und als Vormund des jungen Herzogs Heinrich, der dem Herzog Friedrich im Jahre 1539 geboren worden, dem Bruder des Letztern, dem oben schon erwähnten Herzog Georg II. von Brieg, das Herzogthum Liegnitz, um dasselbe bis zur Mündigkeit des minorennen Herzogs Heinrich zu verwalten. Am 19. December 1559 wurde sodann der junge Herzog Heinrich für mündig

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erklärt und in das Herzogthum Liegnitz eingesetzt, aber sein Vater, Herzog Friedrich III., der sich damals in Breslau aufhielt, von den kaiserlichen Kommissarien auf dem Rathhause in Breslau ,,bestricket", nochmals auf des Kaisers Hof in Verwahrung gebracht und endlich auf das Schloss in Liegnitz geführt und seinem Sohne, dem Herzoge Heinrich, zur Bewachung übergeben. Herzog Friedrich, der, wie er sich selbst ausdrückt, „aus allerlei beweglichen wohlbefugten Ursachen" mehrere Jahre in Gewahrsam gehalten worden war, suchte nach dem Tode des Kaisers Ferdinand I., theils durch seine eigenen Bitten und die seiner Gemahlin, theils durch die Verwendung und Fürbitte der Kaiserin Maria, der Brüder des Kaisers und des Königs Sigismund August von Polen, den neuen Kaiser, Maximilian II., zu bewegen, ihn aus seiner Haft zu entlassen. In Folge dieser Fürbitten sandte nun zwar Kaiser Maximilian im December 1565 mehrere Kommissäre nach Liegnitz, um in seinem Namen zwischen dem gefangenen Herzoge Friedrich und dessen Sohne, dem regierenden Herzoge Heinrich, einen Vergleich zu vermitteln, wollte auch in die Freilassung des Herzogs Friedrich, sowie selbst darein willigen, dass derselbe das Weichbild Haynau für sich erhielte, verlangte aber als Preis für diese Concessionen, ausser einem für Herzog Friedrich sehr drückenden Reverse, dass die Unterthanen des genannten Weichbildes ihm, dem Kaiser, schwören sollten. An dieser letzteren Forderung des Kaisers zerschlugen sich alle Unterhandlungen; denn obwohl Herzog Friedrich den verlangten Revers ausstellte, so verweigerte er doch standhaft die vom Kaiser geforderte Huldigung des Haynau'schen Weichbildes. Bald nach Abreise des kaiserlichen Abgeordneten knüpfte Herzog Friedrich wegen seiner Entlassung mit seinem Sohne selbst Unterhandlungen an und verlangte das erwähnte Weichbild als eigenthümlichen Besitz für sich. Herzog Heinrich ging jedoch auf diese Forderung nicht ein, sondern wollte seinem Vater, ausser seiner persönlichen Freiheit, nur ein gewisses jährliches Deputat, ein paar eigene Diener und einige Rosse, sowie seiner Mutter 2 Kammerzofen bewilligen. Endlich einigte man sich über eine am 17. Juli 1566 in Liegnitz zu haltende Tagfahrt, auf welcher Kurfürst August von Sachsen und Markgraf Georg Friedrich von Anspach durch deputirte Räthe den Streit zwischen Vater und Sohn entscheiden sollten. Ehe es aber noch zu diesem verabredeten Verhandlungstage kam, zog Herzog Heinrich in Folge einer kaiserlichen Aufforderung nach Ungarn, und aus diesem Grunde erklärten nun die sächsischen Abgeordneten, sich auf Unterhandlungen nicht einlassen zu können. Auf diese Weise wurde aus der ganzen Tagfahrt nichts. Herzog Friedrich ersuchte nun zwar den Kurfürst August, für den nächsten October oder November eine Zusammenkunft zu Verhandlungen anzusetzen; allein Kurfürst August schlug dies ab, indem er erklärte, dass Herzog Heinrichs Rückkehr hierzu abgewartet werden müsste. Herzog Friedrich, so in seiner Hoffnung ge

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