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Puhsucht. Indessen darf ja Kunst und Wohls thätigkeit nicht zu streng auf die Mittel sehen, durch welche sie gefördert werden. Die Catalani hat den Abendlauf der Sonne ihres Ruhms nach dem Norden gerichtet. Sie glänzte noch hell und schön zwischen den grauen Uferklippen des Målar. Wenigstens zweimal füllte sie eine der größten Kirchen der Residenz und war selbst mit der Aufnahme eben so zufrieden, als die Stockholmer durch ihre Erscheinung erfreut. Der hier geforderte Entreepreis von drei Banco: thalern, etwas über anderthalb Thaler Preußisch, dünkte zwar nach allen Vorgängern übertrieben, wurde aber doch willig gegeben.

Man unterstüßt die bildenden Künste. Die Stadt selbst ist ein Beweis dafür, was man in der Baukunft geleistet, was man in der Bildner: kunst gewollt: die Verherrlichung des Vaterlandes. Die großen Gestalten sollen jeden Moment ins Auge treten und das Sonst vergegenwärtigen. Ich wüßte keine Stadt, wo die metallnen Rit: ter: und Herrscherbilder so günstig stånden, so vortheilhaft eingriffen in das ganze Rundgemålde. Die Stadt selbst ist ein großes Kunstwerk, und ich glaube, an keinem schicklicheren Orte als in

einem den Künsten gewidmeten Kapitel eine kurze Schilderung von ihrer åußern Erscheinung entwerfen zu dürfen.

Der lange schmale Målar ergießt sich, wenn man es so nennen darf, rechtwinklig in das Meer. Dies aber kommt ihm in einer tiefen Bucht entgegen. Wo sich beide begegnen, liegt die Stadt Stockholm. Ich sage begegnen, denn hier erwarte man keinen Jåmtelåndischen Kata: rakt. Es bleibt einen großen Theil des Jahres über zweifelhaft, ob der Målar in das Meer, oder das Meer in den Målar fließt. Zuweilen ist ein großer Theil der Meeresbucht füßes Wasser, zuweilen, bei starken Ostwinden, dringt das Salz: wasser bis tief in den Binnensee. Die Verbins dungen zwischen beiden sind zwei schmale Strös mungen. Die eine, die jeßige Schiffsverbindung, ist eine sehr schmale Schleuse; die Sage verlegt ihre Entstehung in die mythische Geschichte und låßt, in einem Dånenkriege, in einer einzigen Nacht den Damm durchstechen und eine einges schlossene Flotte so ins offene Meer entkommen. Neuerdings hat man auch noch durch den Kanal von Söderstelge den Målar südlich mit der See in Verbindung gebracht. Diese aber gehört nicht mehr zur Stadt Stockholm.

Stockholm selbst theilt sich sehr natürlich durch diese Wasserscheide in drei Städte, in das eigentliche Stockholm auf der Insel, von den Armen des Målar und der See gebildet, in die südliche Stadt, Sddre, und die nördliche, Nordre. Jene, Sidre, ist die åltere, sie erhebt sich ziemlich jåh auf den Uferfelsen des Landsee's und der Salzsee, und erstreckt sich weit nach dem Lande und nach der See zu. Die steinernen Straßen laufen hier steil auf; zur Communication sind oft Treppen angebracht zwischen den Nebengåßchen. Sie war früher bewohnter als jeßt. Nach der Wasserseite zu erscheinen die hohen Mauern wie zu Pallåsten oder Kastellen zu gehören, auf der entgegengeseßten Bergseite sind es oft nur einstöckige Häuser. Aus allen nördlichen Fen: stern von jener hat man eine herrliche Aussicht auf das Wasser, die Inselstadt und die jenseiti: gen Ufer. Einen entzückenden Punkt bildet hier die sogenannte Mosebacke, ein hoher Ufergarten, dessen künstliche Terrassen aus den Dächern der Südstadt hervorragen. Von hier aus nimmt man am liebsten Ansichten von Stockholm auf ein großes Panoramenbild, aber die Gegens stånde noch in keiner verschwimmenden Ferne.

Wir

Wir sahen hier bei heiterm Himmel und hellem Sonnenlicht die Stadt unter uns; die prächtigen, regelrechten Steinmassen, die rothen Dächer, die wimpelreichen Masten der hundert Kauffahrer, die dicht an den schönen Quat's liegen, den Mås lar links und rechts den weiten Meeresarm mit seinen Felsen: und Waldufern und den eleganten Villen dazwischen. Wir sahen dasselbe Schaus spiel bei einbrechendem Abende, wie ein Liche nach dem andern aus der immer dunkler werden. den Masse auftauchte, bis Tausende von Sternen unter uns funkelten und selbst die Lichter auf der See schaukelten. Wir sahen es auch noch bei Mondenschein und - Stockholm ist eine schöne Stadt. Vom Katharinenkirchthurm, der auf einem der höchsten Punkte der Südstadt liegt, hat man dieselbe Aussicht, nur höher, aus: gebreiteter, die Gegend wird landkartenartiger. Ein Obelisk im Garten eines Arztes des Königs, gewährt noch östlicher einen ebenfalls eigenthüm lichen Ueberblick der Gegend. Einheimische und Fremde besuchen diesen Punkt sehr gern, und der gefällige Eigenthümer, Herr Duboss, macht sich ein Vergnügen daraus, sie herumzuführen.

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Ueber die hölzerne Schleusenbrücke kommt

II. Theil.

P

man in das eigentliche Stockholm, die alte In: selstadt, denn Holm heißt eine mit felsig festem Ufer aus Meer oder See auftauchende, in sich abgeschlossene Insel. Hier gleich rechts muß uns der breite, schöne Quai von Quadersteinen er: freuen, an den sich die Schiffsschnåbel der Kauffahrer lehnen. Wie in einem Halbkreise belagert diese Kaufmannsflotte die ganze östliche Seite von Stockholm bis in die Gegend des Schlosses. Die eigentlichen Straßen der Stadt sind hoch, eng und winklig. Man sieht die alt bürgerlich feudalistische Bauart. In manchen Gassen können sich die Gegenüberwohnenden aus dem dritten Stockwerk die Hände reichen. Unten wird die enge Passage überdies durch Trödele und Krås merhandlungen beengt. Dennoch stelle man sich keine alterthümlichen Häufer vor wie in einer Deutschen Reichsstadt. Was dasteht, verräth sei: nen jüngeren Ursprung, allein es sind die alten, beschränkten Fundamente, auf denen die spätern Geschlechter ihre Häuser, ebenso wie ihre Vorz fahren, hoch aufrichteten. In dieser eigentlichen, alten Bürgerstadt ist die polizeiliche Eintheilung merkwürdig. Jedes Quartier, d. h. das Hâu: feuquatree, die lateinische insula der Pandecten,

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