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halbes Leben und darüber hatte er unten zuges bracht, wo kein Sonnenstrahl hindringt, und die Kienbrände hatten das Licht seiner Augen nicht getrübt, die feuchte Grottenluft seinen Körper nicht abgezehrt, der ewige Klang des Metalls den Geist nicht verrückt. Er konnte mitten in der Zelle unter dem Geräusch der Gehenden und Kommenden, auf schmaler harter Bank so ruhig schlafen, wie der Schiffsjunge im Mastkorbe, den König Heinrich beneidet. Wir beneideten den Maler, der ihn in dieser Stellung hätte portraitiren können. Der hohe Achtziger erwar: tet jest ruhig seinen Ruf nach einem höheren Oben und freut sich im Rest seiner Tage des lang' entbehrten Sonnenlichts.

Ein Steiger ging vorauf, der andere folgte; so umgaukelte uns ein doppelter Fackelschein auf dem dunkeln Wege. Die Faluner Gruben ges hdren zu den tiefsten, aber es giebt in keinem Bergwerk eine bequemere Art hinabzusteigen. Wie mit einem großen Bohrer sind die Grots tengånge in den Metallkessel schlangenmäßig tief und tiefer hineingehdhlt. Große Wendeltreppen mit flachen Stufen; wo der Stein thonartig weich wird, sind sie mit Holz festgepflockt. Meis

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stentheils so geräumig, daß auch eine Hochgestalt sich nur selten zu bücken braucht. Zuweilen kann der Fuß in langen ebenen Gallerien ausruhen, erst in der weitern Tiefe tritt man durch eine Pforte hinaus an senkrechte Abgründe, über die nur eine Leiter zum Schacht hinunterführt. Plöglich tritt uns aus einer Wendung der Erd nacht ein Bergmann mit dem Grubenlicht ent gegen, dort weichen wir einem andern aus, der Metallklumpen heraufkarrt, hier eine Riße, um in Seitenhöhlungen zu blicken, wo ein einsamer Arbeiter, auf dem Vorsprung gekauert, an den Wänden hämmert. Der Anblick wiederholt sich zu oft, um den Eindruck nicht zu verlieren, er war auch schon zu lange vorbereitet. Könige find vor uns niedergestiegen, und in den gerâu: migen Hallen sieht man die Namen der Gustafe hinauf bis zu dem ersten großen Wasa. Glas: tafeln bewahren die Schriftzüge vor dem Er löschen. Auch dieser König und der Kronprinz schrieben die ihrigen in die schwarzen Wände. Hier auf der Gallerie lassen uns die Führer in der Nacht stehen und verschwinden zu beiden Seiten in den Schluchten; nur unten aus der Tiefe des Abgrundes dammert ein Licht herauf,

uns den gefährlichen Standpunkt zu zeigen. Da fällt ein Feuerbrand aus den Gewölben über uns herab, die Funken und Kohlen knistern und stieben, während er von den Felsecken abprallt, durch den schwarzen Schacht, und Balken auf Balken krachen fürchterlich durch die tiefe Stille der Erde. Jest singen sie und sprechen in den Höhen. Welche Kraft gewinnt in diesen Ge: wölben die menschliche Stimme. Aber alles verschwindet gegen die Tône, welche die Welt zu sprengen drohen, um dem Werke des jüngsten Tages entgegen zu arbeiten. Wie schaurig verz hallen diese Kanonenschüsse in den entfernten Zellen. Man lernt die Ausdehnung des Berg werks kennen, wenn das Ohr den dahinsausenden Tönen minutenlang folgt. Und doch sprengten sie nur eben einen kleinen Block.

Aber nirgends ein Punkt, der dem Auge die weiten Räume verriethe, kein Ueberblick, keine Aussicht. Doch welcher Raum ist dem Gedanken geöffnet, wenn wir stundenlang tiefer und tiefer steigen, und, erreichten wir auch den tiefsten Grund, doch noch in der Rinde der Erde weis len. Die Phantasie, důnkt mich, müßte hier in den trichterförmigen Zellen einen wahnsinnigen

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Kreislauf beginnen, und es ist ein Wunder, daß nicht mehr Bergleute mystische Dichter wurden. Wie wohlthätig der erste Strahl der Sonne, der uns aus dem ersten Seitenschacht entgegendrang!

Als wir unsere Namen in das Buch schrie: ben, sahen wir einige Südländer als nächste Vor: dermånner; darunter ein Italienischer Graf, wel: cher, aufsteigend aus der tiefsten Grube, sein Ent: zücken und die Versicherung eingetragen, noch im Spätherbst von hieraus nach Lappland zu reisen. Ob ihn ein Bannstrahl dahin führte, stand nicht bemerkt. Falun enthält eine ausgezeichnete Berg: schule, in welcher auch deutsche Bergleute erzogen werden. Das Eigenthum gehört, wie in den meisten Schwedischen, nicht der Regierung, sondern einer Gesellschaft Kurinhaber.

Sie

Siebentes Kapitel.

Der Hof von Ornäs. Der Wafafaal. Die große Tragödie. Charaktere und Omina. Die neue Dynastie.

Durch ganz Delecarlien ist der Hof von Or:

nås berühmt; er ist ein historischer Lichtpunkt für das gesammte Schweden. Eine geheiligte Reliquie, wiewohl das Haus nur von Balken gezimmert; werth und theuer noch immer dem Vaterlandsfreunde aus jeder Parthei, obgleich die Dynastie, deren Erinnerungen an das Haus geknüpft sind, aufgehört zu regieren. Hier sprach Gustaf Erichson, nachdem er lange in Dalecars lien umhergestreift, vergeblich versuchend, den Muth seiner Männer zur Wuth gegen den Dås nischen Tyrannen zu entflammen, bei einem Mans ne, den er Freund glaubte, ein. Der Gastfreund brach die doppelte Bande, die ihn an den edlen

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