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so eigenthümlich ist sie, ohne romantische oder erz habene Seiten zu haben gegen alles was wir kennen. Wo wir stehen und wo wir gehen, das heißt in dem eigentlichen Schweden, ein wohl. gefälliger und heiterer Anblick: Das lichte Grün des Rasens, das lebendige Wasser in seinem Kiesbette, der feste steinige Boden, aus dem nur wenig Staub aufsteigt und selten so, daß er dem Gebüsche zu Seiten der Landstraße sein frisches Grün raubte, überall doch einige Waldung und nun dazu die Balkenhäuser, jedes Gehöft ein kleines Bild, die hellen Scheiben, weiße Gar dinen mitten in der Wildniß und die grelle ro the Farbe, welche alles von Menschenhand Herz vorgegangene scharf in einer Region markirt, wo ohnedies die Natur die bestimmten Grånzen liebt, und kein südlicher Duft Erde und Himmel ver: einigt.

Der Mangel der Norwegischen Gebirgs; straßen ist hier verschwunden. Der Schwedische Bauer ist gewiß årmer als der des Nachbarlan

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des, und doch war aller Lebensbedarf schon bei den Gastgebern in den Jåmteländischen Wäldern in Fülle vorhanden, sobald wir nur aus den Sumpfregionen hinausgetreten. Die Schwedis

sche Küche verdient wohl eben so einer Erwäh nung als die Norwegische, da sie eigenthümlicher und auch berühmter ist, wiewohl ich mir nicht anmessen will, in ihre eigentlichen Geheimnisse gedrungen zu sein. Stockholm ist eine große Stadt, wo eine jede Küche herrschen und die Französische vorherrschen mag; darum scheint es angemessener an der Gränze Jämtelands von der eigentlich Schwedischen zu sprechen. Hier begeg net uns zuerst das Wort „Sup" welches der Schwede in der Mitte zwischen Súp und Sühp ausspricht, keine deutsche Zunge aber nachspre: chen kann. Es ist das Ciceri für die Franzosen in der Sicilianischen Vesper, bedeutet aber we: der Erbsen noch Suppe, sondern einen Schnaps, der nach nordischer Sitte von den Herren, vor der Mahlzeit „hinuntergeschluckt“ wird, woher der Name. Vor dem Essen führt der Wirth- und das ist Sitte in allen Ständen die Gåste in das Speisezimmer, wo in einer Ecke, ein Wandtischchen mit einer Serviette so quer bedeckt ist, daß die vier Ecken frei sind. Darauf steht ein Mahagoniz kästchen mit drei Liqueurflaschen und drei Glå fern. Ein Korb mit gebrochenem Knackebroed, Butter, Hering, Sardellen, Wurst, Kåse, Ret

tige, Radies, kurz mit Allem, was den Appetit reizen kann, daneben. Der echte Schwede trinkt nun ohne vorher einen Bissen Brod genommen zu haben, ein Glas Liqueur hinunter und greift erst dann zu der festeren Vorkost, die er wiederum mit einem Glase Schnaps beschließt. Die Das men nehmen selten daran Theil; die Herren ges hen aber darauf zu diesen zurück und holen sie zur eigentlichen Mahlzeit ab. Das Knackebroed, wie ich schon bemerkt, eine Art Schiffszwieback, ist von feinerem Mehl und gut gebacken, bei die: ser Vorkost äußerst wohlschmeckend; viele in Schweden heimisch gewordene Deutsche versicher ten, es kaum entbehren zu können, und es vers dient allerdings von unseren Bäckern nachge: macht zu werden. Wollte sich ein Berliner auf diese Industrie legen, möchte ich ihm wohl für einen reichen Absaß einstehen.

Bei der eigentlichen Mahlzeit wechseln auch die Schüsseln nicht wie bei uns; statt zu begins nen, ist die Suppe ungefähr in die Mitte einges schoben. Ob der Braten regelmäßig schließt, kann ich nicht mehr genau angeben. Fischges richte machen gewöhnlich den Anfang, und zu den Mahlzeiten der Uferstådte reicht natürlich die

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See die kostbarsten Ingredienzien. Wo es echt Schwedisch zugeht, wechseln kalte mit warmen Speisen, und nach einem trefflich zubereiteten Ges müse, Blumenkohl, Spinat, werden Gläser mit Milch und Sahne herumpråsentirt; oder sie wird aus der Terrine auf den Suppenteller geschenkt. Eben so reicht man Chocoladennåpfe als Zwi: schengericht umher. Heringssalat, und diesen. versteht man trefflich zu bereiten, macht zuweilen auch den Anfang der Haupttafel; jedesmal schließt aber eine Art Kuchen oder Backwerk. Ohne diesen, der bald leicht, nach Art unserer Pfannenkuchen, bald künstlicher auf die Dauer, wie eine Art Marcipan mit Frucht: Gelee im Hause gebacken ist, kann der Schwede nicht le: ben. Sobald man aus den Moorwäldern her austritt, ist man sicher, wenigstens diese Waffeln neben den Forellen zu finden.

Der Liqueur verschwindet ganz von der ei: gentlichen Tafel, oder kommt vielmehr nie hin auf, der Wein ist theuer, war es aber vor kurzem noch weit mehr. Daher findet man ihn in den nördlichen Provinzen fast an keinem Tische. In gewissen Districten haben sich die Patrioten das Wort gegeben, ihn sogar von allen Festgelagen

zu verbannen. Doch sind die Tafeln schon bunt geziert durch die glänzenden Karaffen mit Wasser und hellem Swadrikka (Dúnnbier), das zwischen wird neben der Milch sehr gutes Schwedi: sches Doppelbier eingeschenkt, unter dem alt Angliz schen Namen Del (Aele). Beliebter, und besonders in den südlichen Provinzen überall vorhanden, ist der Porter, welcher, in Gothenburg gebraut, durch das ganze Reich versandt wird. Er soll dem Englischen weder an Geschmack noch Stärke nachgeben. Man behauptet, sogar. Englånder håtten ihn so vortrefflich gefunden, daß er selbst nach London verschrieben wurde. Ich will diese Blasphemie gegen En lische Porterbrauer nicht nachsprechen, aber in dem rauhen Nebelklima, zumal bei Herbstreisen, thut er vortreffliche Dienste. In der Hauptstadt ist der Weinlurus zu Hause. Der gewöhnliche Tischwein ist hier, auf Englische Weise, Madera und Porto. Er fteht zu beliebigem Gebrauche in Kristallkaraffen. auf dem Tische und man findet ihn durchgängig wohl unverfälschter als in London. Französische: Weine werden in Gläsern pråsentirt, und auch der Champagner bleibt nicht fremd in einem Lande, wo er sogar einen geistlichen Dichter zu

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