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Uibrigens empfehle mich nebst meinen gehorsamsten Respect an das sämtliche hohe Staats Collegium besonders aber an den Herrn Baron von Binder zu Euer Wohlgeboren unschätzbaren beständig Freundschaft, nichts wünschend alss so glücklich sein als in der That zeugen zu können, mit wie vieler Hochachtung ich allezeit sein werde

Euer Wohlgeboren

Gera den 8ten November 1757.

ganz gehorsamster Diener Laudohn m. p.

Extract aus der Herzogs Carl von Lothring Königl. Hoheit unterm 25t. Okt. 1757 an mich erlassene Schreiben:

,Gleichwie nun dessen während dieser Campagne sich er,worbene Verdienste mir vollkommen bekannt, auch Ihro Kais. ,Königl. Majestät davon schon informirt sind, und denselben ,dahero von dem durch die Statuta des neu errichtete Militär ,Ordens vorgeschriebene Formalitäten ohnehin losssprechen wer,den; also kann der Herr General Feldwachtmeister versichert ,sein, dass ich demselben das wohlverdiente Gezeugniss beizu,legen und mit meinem Furspruch zu bekräftigen, mir eine wahre Freude machen werde.'

Nr. 2.

HochWohlgeborener Höchstgeehrtester Herr Hof Rath
Insonders Werthgeschäzter Freund!

Euer HochWohlgeb. lezte werthgeschäzte Zuschrift vom 16ten vorigen Monaths habe wohl zu erhalten die Ehre gehabt, und gleichwie ich für den mir so wohlmeynend mitgetheilten Rath ungemein verbunden bin; also habe auch alsogleich eine Speciem facti meiner furnehmlichen Unternehmungen gegen den Feind aufsetzen, von 7 Zeugen unterfertigen und nebst 2 allerunterthänigsten Bittschreiben an beiderseits Kays. Mayestäten des Herrn Herzogs Carl von Lothringen Königl. Hoheiten, eingesandt, und um dessen gnädigste Begleitung bei Höchstdenselben angelangt.

1 Friedrich Freiherr Binder von Kriegelstein, geboren zu Wetzlar 1708, gestorben 1782 als kais. Hofrath und wirklicher geheimer Rath,

Dass sonsten meine Neider dermalen mehr als vorhero. bemüht sind, mein Glück zu untergraben, und mir, wie man sagt, Prügel unter die Füsse zu werffen, werden mein werthgeschätzter Freund aus folgenden ersehn:

Es ist bekannt, dass nachdeme der König von Preussen mit denen Franzosen und Reichstrouppen fertig geworden, derselbe mit dem gros seiner Armee Schlesien zu Hülfe cylen wollen, den FeldMarchall Keith aber mit einem Corps von 8- bis 10000 Mann gegen Böhmen anrücken lassen. Dieses Corps stund noch zu Chemniz, und schrieb in selbiger Gegend Winterquartier aus, wie das Herrn Herzogs Carl Königl. Hoheit mir gnädigst anzubefehlen geruhet, ich sollte dieses Corps wohl observiren, und von allen dessen Bewegungen dem in der Laussniz stehenden F. Z. M. von Marchall die schleunigste Nachricht zu geben. Ob ich nun zwar dieses schon vorhero also gehalten und gedachten Herrn Feldzeugmeister schon lange avisirt, dass ich dafür hielte, dass dieses Corps in Böhmen eindringen würde, weilen in der Gegend von Chemnitz noch an keine Winter Quartier zu gedenken wäre. So hatte dem Herrn Bar. v. Marchall in zwischen beliebet unterm 16. Nov. von Einem Hochlöbl. Hof Kriegs Rath mit Verbeygehung des Herrn Herzogs Carls Königl. Hoheit, eine Ordre auszuwirken, Krafft welcher ich an Ihn angewiesen wurde. Er schickte mir diesen den 23 zu mit dem Befehl das Böhmische Gebirge wohl mit Croaten zu besetzen, und den Feind in der Gegend von Peterswalde den Eingang so viel möglich zu verhindern.

Ich antwortet Ihm, dass ich alles was möglich wäre, anzuwenden nicht ermangeln würde, allein seine Meinung, dass der Feind von der Gegend Peterswalde eindringen würde, seye irrig, indem er die beste Strasse über Comotau für sich hätte, und diese Etendue von der Elbe bis Comottau, so bis 12 Meilen beträgt, wäre mir mit 700 Mann Croaten zu besetzen unmöglich.

Inzwischen erhielte ich eine andere Ordre unterm 17t. von des Herrn Herzogs Carl von Lothringen Königl. Hoheit, dass im Fall der Feind in Böhmen einbrechen sollte, ich allen Fleiss anzuwenden hätte, demselben immer bevor zu kommen, und mich auf solche Arth endlich nachher Prag hinein werffen sollte. Ein Brief von einem Preuss. Offr. an seinen Freund in Dresden, welcher bei einem gefangenen Feldjäger von mir ge

funden ward, entdeckte darauf den ganzen Marche des Keithischen Corps, in dem dieser so viel enthielt, dass in so ferne die Oesterreichische Armée sich nicht gutwillig entschliessen würde Schlesien zu verlassen, die Einbrechung des Keithischen Corps in Böhmen sie gewiss darzu zwingen würde. Ich schikte diesen Brief also gleich gedachten Herrn F. Z. M. von Marchall und eröffnete Ihm zugleich, was Se. Königl. Hoheit mir unterm 17. anzubefehlen geruhet hätten, mit dem Beysatz, dass weilen die Avantgarde von dem F. M. v. Keith bereits zu Marienberg eingeruckt wäre, ich gezwungen sey, weiter gegen Prag anzurucken um von da nicht völlig abgeschnitten zu werden. Diesem zu Folge nahm ich meine position zu Töplitz, und da der Feind endlich würklich in Böhmen eindrang, so dass seine Vortrouppen bis Brix und Laun schon gekommen waren, mit hin marchirte ich mit der Infanterie nach Prag und setzte meine Husare längst den Egerfluss um den Feind weiters zu observiren. Bey meiner Ankunft den 26t. Nov. in Prag, fand ich alles in der grösten Consternation und wenn der Feind mir auf den Fuss gefolget haben würde, wäre wohl nichts gewissers gewesen, alss dass er solches ohne grosse Mühe ein bekommen hätte. Jedoch das Vertrauen, welches die Einwohner von Prag in meine geringe Dienste gesetzet und der Anblick etlicher 100 Croaten machte, dass Sie sich von ihren ersten Schrecken erholeten, und man machte sodann alle Anstalten zu einer ernsthafften Gegenwehr.

Indessen aber nahm der Feind mit 6 Bataill. und 3 Escadr. seinen Weg gegen Leitmeritz und da in diesem Orth nicht mehr als 100 M. zur Besatzung waren, so musten diese nach Hinterlassung etlicher Todten und Blessirter den Orth verlassen, und die Preussen führten sodann den Überrest des allda befindlich gewesten Magazins grösstentheils hinweg, das ubrige aber ruinirten sie, und verliessen des andern Tags die Stadt wieder.

Ob dieses Magazin nicht völlig hätte können gerettet werden, dahinein wil ich zwar nicht gehen, allein meiner Meynung nach hätte solches ganz leicht geschehen können, denn einmahl hätte man die Wägen, welche solches von da verführen sollen, sehr wohl mit noch einmahl so vieler Ladung als geschehen beladen können, indem ein 4spänniger Wagen nicht mehr als ein Vass mehl aufgeladen hatte, und anderntheils

glaube ich wann der Grl. Campitelli (welcher des andern Tags nach dem Feind zu Leitmeritz einruckte) um ein paar Tage mit seinen 4 Bataill. chender detachirt worden wäre, dem Feind gewiss die Lust vergangen seyn würde, Leitmeriz zu emportiren. Ich hatte zwar jederzeit mein Augenmerk auf Leitmeriz gerichtet; allein die Defendirung von Prag schien mir noch viel nothwendiger zu seyn, und ich glaubte auch durch die Zeit welche wir gewonnen hatten würde dieses Magazin fast völlig transportirt worden seyn. Die Erfahrung aber hat gelehret, dass dieses nicht geschehen. Wenn ich nun im Fall ich es hätte decken wollen, von Prag abgeschnitten worden wäre; so würde ich mit Recht der grösten Verantwortung unterworfen gewesen seyn. Denn in der That meine Ankunfft in Prag war sehr nothwendig, und ich weiss nicht wie es gegangen wäre, wenn ich nicht daselbst angelanget seyn würde. Meine Husaren hatte ich indessen daraust so postirt dass sie nicht nur den Feind beständig im Gesicht hatten, sondern auch demselben auf den Fuss folgen konnten, und meine Absicht gieng dahin, dass wann der Feind sich reterirte ich so gleich wiederum Prag verlassen und den Feind in seinen Ruckweg eins anbringen wollte. Allein der in Prag commandirende G. F. M. L. Bar. von Wezel, wollte, als ich ihm am 1. Dec. meldete, dass der Feind sich in der grösten Eilfertigkeit sich zuruck machte, mich nicht heraus marchiren lassen, sondern ich muste warten bis des andern Tags der F. Z. M. von Marchall ankam, worauf dann dieser mich beordrete dem Feind nach zu eylen, und zwar sollte ich meinen Weg links über Saaz, der F. M. L. v. Haddik aber rechts über Buddin nehmen. Er selbst hingegen würde mit dem Gros seines Corps die Mitte ausmachen. Ich richtete also meinen Marche vermöge dieser Disposition ein, und einer von meinen ausgeschikten Rittmeistern hatte das Glück den Feind eine Stunde hinter Comothau noch zu erreichen, und von selbigen 21 Mann und 18 Pferde zu erbeuten.

Der F. M. L. v. Haddik im Gegentheil machte am 3t einen forcirten Marche und langte mit seinem Corps selbigen Tags zu Comothau an; wie ich mit meinen Leuten zu Laun zu stehen kam; und liess mir wissen, dass ich mich links seiner halten mögte. Gleichwie ich nun dieses den Augenblick errieth worauf es angesehen ware, nemlich dass ich nicht die Ehre haben sollte zu erst an den Feind zu gelangen; Also meldete ich in

Archiv. Bd. XLVIII. II. Hälfte.

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Antwort zuruck, dass ich weiter links zu marchiren für völlig unnöthig erachtete und ich mich daher nach Brix ziehen würde. Eben dieses meldete ich des Herrn F. Z. M. von Marchall Excell. und bate auch von selbigem die weitere Verhaltungs Befehle aus, mit dem Zusatz, dass ich desfals meinen Marche nacher Brix genommen, weilen der F. M. L. von Haddik bereits zu Comothau eingerukt, folglich ich nicht weiter links marchiren, von Brix aus aber den Feind, wenn er vielleicht seinen Weg auf Dresden nehmen würde, ehender vorbiegen könnte. Eine mehr alss kaltsinnige Antwort von ihm, wiess mich an den F. M. L. von Haddik an, indem er nicht wusste wozu sein Corps höhern Orths bestimmt seyn würde. Letzterer sobald als er von mir vernommen hatte, dass ich auf Brix marchirt (obwohl er mir verhero benachrichtiget dass seine abgemattete Trouppen unumgänglich ein paar Tage zu Comothau ausrasten musten) schrieb er mir, dass er den Feind heute weiter verfolgen und nach Sebastiansberg vorrucken würde. Schikte mir zugleich ein Schreiben von Sr. Königl. Hoheit dem Herrn Herzog Carl von Lothringen, in welchem mir hochstdieselbe an den Feld Marechal Lieut. v. Haddik anwiesen. Ich antwortete letztern darauf dass mir die grösste Gnade von der Welt wäre, unter seinem Commando zu stehn und ferner hin die Befehl meines weiteren Marches halber erwarten würde. Worauf ich dann zur Antwort erhielte, dass ich heute allhier Rasttag machen und wegen des weiteren Marches die Ordre erhalten sollte.

Sehen Sie also werther Freund wie fein und weit gesucht man gesinnet ist, mich völlig so zu sagen inactive zu machen.

Und ich werde dahero auf dieser kurzen Zeit alles mögliche in der Welt anwenden, um denen so verschiedenen Befehle ein Genüge zu leisten; Sobald aber als die Campagne vor das Jahr, welche doch ohnmöglich noch lange dauern kann, vorbey ist, sehen, dass ich nach Wien komme, und mich sodann Ihre K. K. May. selbsten zu Füssen zu werffen allerunterthänigst vorstellend, dass Allerhöchst dieselbe Dero mir zugewandte ganz unverdiente Gnaden mir nicht zu meinen Untergang gereichen lassen mögten; sondern mir entweder ein besonders Corps zu verleihen, oder doch wenigstens

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