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BRIEFE LOUDON'S.

BEITRÄGE

ZUR

CHARAKTERISTIK LOUDON'S UND DER GESCHICHTE DES

SIEBENJÄHRIGEN KRIEGES.

HERAUSGEGEBEN VON

KARL BUCHBERGER

K. K. LANDESGERICHTSRATH.

Vielfach und mit Grund wird die Klage erhoben, dass der Geschichtsforschung in Oesterreich nicht jene Quellenliteratur zur Seite steht, wie sie aus den Memoiren hervorragender Männer, deren Briefwechsel und sonstigen privaten Eröffnungen sich bildet, und wie solche anderwärts auch genügend, ja reichhaltig vertreten ist.

Wie manche dunkle Stelle in der Geschichte, von den Geschichtschreibern je nach ihren verschiedenen Standpunkten anders beleuchtet, und wo Schlussfolgerungen die mangelnde Kenntniss der Thatsache ersetzen müssen, wird durch solche Quellen oft unerwartet aufgehellt.

Dem Geschichtsforscher einer wichtigen Epoche im Staatsleben Oesterreichs, dem Biographen eines seiner berühmtesten und volksthümlichsten Feldherren ein bisher unbekanntes Material zu bieten, ist der Zweck der Herausgabe dieser im Privatbesitze befindlichen Documente.

Diese Briefe waren an den Hofrath im k. k. Hofkriegsrathe Elias Baron von Hochstätter gerichtet, zu welchem Loudon, wie aus den Briefen hervorgeht, in den intimsten freundschaftlichen Beziehungen stand; sie gelangten als Familienpapiere an die Enkelin des Hofrathes, Frau Theresia Kaul in Neutitschein, welche in anerkennenswerther Bereitwilligkeit sie dem Herausgeber zum Gebrauche überliess und welche sonst auch vielfach deren Einsichtnahme gestattet.

Durch letztere häufige Einsichtnahme mag es geschehen sein, dass, wenn auch nur bei wenigen dieser Briefe, einzelne Blätter verloren gingen, ohne dass aber deren Authenticität hiedurch im geringsten gelitten hat.

Bei der Herausgabe schien es am zweckmässigsten, die Reihenfolge nach der Zeit einzuhalten und zwischen den streng

nur Privatsachen betreffenden und jenen Kriegssachen behandelnden einen Unterschied nicht zu machen, weil oft Beides in demselben Briefe vermengt erscheint; auch wurden alle vorhandenen Documente veröffentlicht, sollten sie auch geringeres Interesse bieten, um wenigstens das Verdienst der Vollständigkeit der Veröffentlichung für sich zu haben.

Die Briefe beginnen mit der Zeit nach der im siebenjährigen Kriege so bedeutungsvollen Schlacht bei Rossbach am 5. November 1757, und datiren bis nach dem Friedensschlusse von Hubertsburg; an den vertrautesten Freund gerichtet, führen dieselben eine unumwundene Sprache und unterscheiden sich hierin von officiellen Relationen; alle athmen den Geist des Edelsinnes, der Bescheidenheit Loudon's, wie nicht minder die richtig berechnende Voraussicht des kühnen Generals, den sein Biograph Wilhelm von Janko (Laudon's Leben. Wien, 1869.) als den grössten Feldherrn Oesterreichs nächst Prinz Eugen bezeichnet; doch nicht gleich jenem schmückt bereits sein Denkmal die Hauptstadt Oesterreichs!

Einen Abriss der Geschichte des siebenjährigen Krieges beizufügen, schien sich nicht zu empfehlen, das nachfolgende Inhaltsverzeichniss wird die nöthige Uebersicht gewähren und wird schliesslich auf obiges Werk von Janko gewiesen. Loudon lebt im Herzen des Volkes und hat dort sein Denkmal, ihn zu rühmen überlassen wir gewiegteren Forschern und Fachmännern, wir sind zufrieden, ein geringes Scherflein zur Kenntniss seines hohen Werthes beitragen zu können.

Zum Schlusse ist noch die Pflicht des Dankes abzustatten an Alle, die dies Unternehmen förderten, zunächst an Frau Theresia Kaul und Herrn Dr. Adolf Kaul, welche die Herausgabe dieser Familienpapiere gestatteten.

Nr. 1.

Wohlgeboren Höchstzuverehrender Herr Hofrath,
Werthgeschätzter Freund!

Gleichwie ich für die mir so ungemein erwiesene Freundschaft und Besorgung wegen des hohen Militär Ordens und der mir allerhöchst bewilligten Pension, unendlich verbunden bin; also werden Euer Wohlgeboren aus anliegenden Extrakt des mehreren zu ersehen belieben, dass des Herrn Herzogs Carl von Lothringen Königl. Hoheit der Meinung sind, dass Ihro Kais. Königl. Majestät mir von denen in den Statuten bestimmten Regeln loszälen werden.

Ich bitte also ganz ergebenst hievon Se. Excellenz den Herrn Staats-Kanzlern nebst meinen unterthänigst Respect zu benachrichtigen, und wann es dieselben dennoch vor nöthig erachten, dass ich darum einkommen solle, so verhoffe von Euer Wohlgeboren werthen Freundschaft, dass dieselbe mir in Zeit davon Nachricht geben.

Ich bin gegenwärtig, da sich die combinirte Armee, Gott weiss wohin retirirt, auf dem Marsche nacher Freyberg und werde allda die Ordre von des Herrn Herzogs Carl von Lothringen Königl. Hoheit erwarten, wo ich mich hinwenden solle, wenn es also nur auf der Welt thunlich ist, so werde trachten auf 14 Tage nacher Wien zu gehen, um mich Ihro Kays. Königl. persöhnlich zu Fuss zu werffen.

Die anliegende Copia zeiget, wie unglücklich die Action am 5ten dieses 1 für die Reichs- u. franz. Armee ausgefallen, als welches ich auf diese Arth an den Herrn Herzog Karl von Lothringen Königl. Hoheit eingesandt habe.

1 Schlacht bei Rossbach,

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