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können, und sie unterscheiden sich daher wesentlich von denen, die tagelang vorher zur Verstärkung eines bestimmten Schlachtfeldes nach einem festgesetzten Plane vorgenommen werden.

Den Nutzen solcher Veränderungen des Terrains wird wol Niemand leugnen, es handelt sich nur darum, wie und von wem sie ausgeführt werden sollen. Es wäre sehr undankbar, für derartige Arbeiten besondere Truppencorps haben zu wollen, denn einmal würde man die Streiterzahl des Heeres gar zu erheblich vermindern, und andererseits würde man diese Truppen doch schwerlich zur rechten Zeit und in genügender Anzahl an dem betreffenden Punkt zur Stelle haben, da es sich hier so zu sagen um Augenblicke handelt. Es bleibt also Nichts übrig, als die Truppen, welche durch Umgestaltung des Terrains gedeckt werden sollen, selbst diese Umformungen vornehmen zu lassen. Die Schützenlinie, welche zur Einleitung des Kampfes vorgezogen ist, soll, wenn das Gefecht nicht unmittelbar darauf begann, sich Schützenlöcher ausheben, und die Reserve für die Schützen Gräben auswerfen, in denen sie selbst und die vorn zurückgehenden Plänker Deckung finden. Die Hauptreserve aber hat, wenn die im Gelände befindlichen Gegenstände nicht an sich Schutz genug bieten, sich solchen durch Eingraben in den Boden zu verschaffen, wobei natürlich leichte Terrainfalten, wie sie sich fast überall finden dürften, zu benützen sind.

Es ist einleuchtend, dass, wenn diese Arbeiten mit der nöthigen Schnelligkeit und in dem genügenden Umfange ausgeführt werden sollen, dieselben Massenarbeiten sein, d. h. von einer grossen Anzahl von Individuen zu gleicher Zeit ausgeführt werden müssten. Alle jene Plänkler, alle Leute, welche ihre Reserve ausmachen, die vordersten Abtheilungen der Hauptreserve in Gesammtheit, müssen gleichzeitig in Thätigkeit gesetzt werden, und das Werk muss für die Feuerlinie in Minuten, für die weiter zurückstehenden Truppen in der Zeit einer Viertel- bis halben Stunde vollendet sein. Wenn also jeder Mann zu jeder beliebigen Zeit zu einer solchen Arbeit soll herangezogen werden können, so muss er stets mit einem Werkzeug versehen sein, womit er die Arbeit ausführen kann, mit andern Worten: jeder Soldat, wenigstens jeder Infanterist muss mit einem Spaten ausgerüstet sein. Weil aber das Streben der Zeit auf die grösste Beweglichkeit des gemeinen Mannes, also auf seine möglichst geringe Belastung gerichtet ist, so muss dieser Spaten sehr leicht, dabei aber dennoch ein tüchtiges Werkzeug sein und sich endlich ganz bequem und ohne jegliche Gêne für den Mann tragen lassen.

Diese Erfordernisse erfüllt ein von dem dänischen Infanterie-Capitain Linnemann construirter Spaten (siehe die Abbildung desselben auf der nächstfolgenden Seite) im vollsten Masse. Das ganze Werkzeug mit doppelt gehärtetem stählernen Blatt und glattem, in einen flachen Knopf endenden hölzernen Schaft ist nur 22 Zoll lang und wiegt noch keine 1 Pf. Man trägt den Spaten am bequemsten mit dem Blatt nach oben, wobei selbiges in ein am Leibriemen in zweien Riemchen hängendes verschiebbares

Futteral gesteckt ist. Das etwas concave Blatt schmiegt sich auf diese Weise an die Hüfte an, ohne diese im Mindesten zu geniren und gewährt im Gegentheit beim Niederlegen auf die Seite eine Stütze und Unterlage gegen den Erdboden. Der kurze herabhängende Schaft berührt beim Niederknien den Boden nicht und ist also beim Schiessen in dieser Stellung nicht im Wege wie solches stets mit dem Seitengewehr oder Bajonnet der Fall ist. Der Spaten kann bequem neben einem Bajonnet getragen werden, eines Säbels bedarf man, wie wir gleich sehen werden, bei der Ausrüstung mit diesem Spaten

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nicht. Die eine Seite desselben ist nämlich scharf geschliffen und vertritt das Geräth auf diese Weise vollkommen den Dienst einer Axt oder eines Säbels, sowohl zum Holzspalten obwohl dieses in geringerem Masse, wie namentlich zum Buschhauen und als blanke Waffe. Die andere Seite des Spatens ist nach dem Vorschlage des Erfinders mit Sägezähnen versehen und leistet derselbe auch in dieser Beziehung sehr gute Dienste, namentlich wenn es die Forträumung dichter Hecken gilt, wo mit Axt oder Säbel nicht gut anzukommen ist.

Was nun die Hauptsache, die Leistungsfähigkeit des Spatens als solchen, betrifft, so haben sehr eingehende Versuche, welche das königlich dänische Ingenieur-Corps mit dem Spaten hat anstellen lassen, ergeben, dass unter den ungünstigsten Verhältnissen, also z. B. bei hartem, steinigen Boden, dieses Werkzeug wenigstens so viel leistet als 3 eines gewöhnlichen Spatens, dass aber bei einigermassen lockerem Erdreich, und wenn die Mannschaft in dem Gebrauch desselben wohlgeübt ist, die Leistungsfähigkeit des Infanteriespatens der des Pionnierspatens, obgleich letzterer dreimal so schwer ist, ungefähr gleich kommt.

In gewöhnliches Erdreich ohne viele Steine und Baumwurzeln kann jeder einzelne Mann sich im Laufe von 5-7 Minuten so weit eingraben, dass er dadurch genügenden Schutz vor Gewehrfeuer findet, und in weiteren 5-8 Minuten lassen sich diese Schützenlöcher zu einem fortlaufenden Graben vereinigen, welcher ganzen Linien von Truppen hinreichende Deckung gewährt. Die in Kopenhagen in dieser Beziehung mit völlig ungeübten Leuten vorgenommenen Versuche gaben ein so überraschendes Resultat, die Deckung ward so schnell erzielt und ward für so ausreichend befunden, dass das Kriegsministerium sich veranlasst gesehen hat, eine grössere Anzahl dieser Spaten anzuschaffen und einige der ins Lager bei Hald in Jütland commandirten Truppentheile damit zu versehen, um jene Versuche im Grossen zu wiederholen. Wenn dieselben, woran nicht zu zweifeln, befriedigend ausfallen, wird der Spaten in nächster Zukunft sicher ein reglementsmässiges Ausrüstungsstück der dänischen Infanterie werden.

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Eine Verstümmelung des Gedenksteines der Gefallenen von Lissa. 1)

Nach geschlagener Schlacht ist das Gedenken an die, welche im Kampfe fielen, das Heiligste und Hehrste, was die Mannesbrust erfüllt. Um diesen wehmüthig heiligen Gefühlen Ausdruck zu geben, widmeten die überlebenden Kameraden den Gefallenen von Lissa einen Gedenkstein, der Zeuge sein soll von dem Heldenmuthe und der Aufopferung der für's Vaterland Verbluteten. Diesen Gedenkstein auf dem Grabe österreichischer Seehelden krönt ein Löwe, das Bild des Muthes und der Stärke, welcher trauernd auf die Namen der im heissen Kampfe Gebliebenen hernieder blickt.

Dieser Löwe wurde eines Tages verstümmelt des Zeichens der Mannheit beraubt

gefunden.

Der Löwe von Lissa hat seine Mannhaftigkeit am 20. Juli 1866 fürchterlich gezeigt, und wenn niedrige, gemeine Seelen durch diese Schändung eines Grabdenkmals die Erinnerung an die That und den Geist der Marine Österreichs vom Jahre 1866 verunglimpfen und erniedrigen wollten, so haben sie nur ihre eigene Niedrigkeit und Schmach verewigt.

Alle, die Sinn für Grösse und Gefühl für Trauer und Heiligkeit des lëtzten Ruheplatzes für Gefallene im Kampfe hegen, werden sich vereinigen in der tiefen Verachtung solcher Grabschänder.

1) Wir veröffentlichen diese Einsendung über Wunsch, ohne Rücksicht auf bereits veröffentlichte Berichtigungen. D. R.

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Ein Schreiben

des Oberstlieutenants Grafen Latour an den Chef des Generalstabes der grossen Armee, Feldmarschall-Lieutenant Grafen Radetzky, über die Affaire von Colombé, am 24. Jänner 1814.

(Aus den Feldacten des Feldzuges 1814.)

Bei den vielfach herben Kritiken russischer Militärschriftsteller über Österreichische Kriegführung dürfte nachstehendes Schreiben, welches wir hier dem militärischen Publicum vollinhaltlich mittheilen, umsomehr Interesse erwecken, als es einen schlagenden Beleg für die Art und Weise abgibt, wie Verdienste häufig sich zugeeignet und Thatsachen entstellt werden.

Das Schreiben lautet:

„Nicht als eine officielle Anzeige, aber um Euer Excellenz mit der Wahrheit bekannt zu machen, kann ich mich nicht enthalten, noch einmal auf die vorgestrige sehr ernstliche Affaire zurückzukommen, deren Resultat allerdings sehr erfreulich ist, da die alte Garde, ein Theil der jungen und eine von Metz in aller Eile angelangte Division mit grossem Verluste zum Rückzuge gezwungen wurden und wahrscheinlich vor der Capitale du Monde zum Stehenbleiben disponirt sein werden.

Sobald der Kronprinz mit dem FZM. Grafen Gyulai den Angriff verabredet halte, nämlich den 23. Mittags, schrieb er dem Attamann '), um ihn zu bewegen, den 24. nach Bar sur Aube vorzurücken und im Rücken des von Colombé sich repliirenden Feindes zu erscheinen. Noch hatte der Attamann dies Schreiben des Kronprinzen nicht erhalten gehabt, als er bereits von Beurville, den 24. sehr früh, dem Prinzen den Vorschlag machte, an diesem Tage etwas gegen Colombé zu unternehmen, weil es seine Absicht sei, den Feind im Rücken anzugreifen und auf Bar sur Aube vorzurücken.

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Nun rechneten wir mit unbefangener Zuversicht auf seine Mitwirkung schon war der Feind bis auf seine letzte Stellung vor der Stadt geworfen, wo er sich ernstlich aufstellte und zwanzig Piecen vor seiner Fronte spielen liess, und noch war nichts Anderes von den Nachbarn zu hören, als dass etliche Kosaken einige Stunden in unserem Rücken erschienen.

Der Kronprinz hoffte immer, der Attamann würde plötzlich mit seiner Artillerie von Aventière im Rücken der feindlichen Position debouchiren, was den Feind gezwungen haben würde, in Verwirrung durch das Defilé der Stadt zu fliehen, wo dann Gyulai der bei Fontaine mit vieler Aufopferung

1) Platow.

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kämpfte -und der Kronprinz zugleich gegen Bar vorzudringen und dem Feinde gewiss einen weit grösseren Schaden zuzufügen Gelegenheit gehabt hätten.

Indessen, nachdem gestern Morgens Gyulai in Bar eingerückt, und der Prinz bereits von Bar nach Colombé zurückgekommen war, kam ein Brief des besagten Attamanns noch aus Beurville, worin er uns zu wissen machte, dass seine Kosaken den Feind von Bar vertrieben hätten, und da ihm nun die Hände deliirt seien, marschire er gerade nach Fontainebleau.

Euer Excellenz mögen beurtheilen, dass, nachdem wir vorher so ziemlich über ihn geschmäht hatten, wir nun von Herzen über diese, die Unverschämtheit eines Alltagsmenschen zu Schanden machende Lüge lachen mussten.

Als der Kronprinz gestern Früh über das Schlachtfeld ritt, hatte er die Satisfaction zu sehen, dass unsere Artillerie sich sehr brav gehalten habe, denn nebst drei in die Luft geflogenen Pulverkarren bezeichnen bei fünfzig Pferde und viele Todte die feindliche Stellung, in Bar liegen sechzig amputirte Grenadiere, und die Garde hat zwei ihrer Obersten verloren. Der Feind hatte an diesem Tage gewiss bei 600 Blessirte, die er aber bis auf die Amputirten alle fortgeschleppt hat. Der Theresien-Orden hat dem Kronprinzen sehr viel Freude gemacht; ich wünsche und hoffe, er findet bald Gelegenheit, eine höhere Stufe zu verdienen.

Es wäre doch sehr unglücklich, auf so schönem Wege stehen zu bleiben und nicht Paris zu erreichen! Nur in Paris kann die Schmach der Eroberung von Wien, Berlin und Moskau getilgt werden, und gehen wir nicht hin, so werden die Franzosen in Ewigkeit declamiren, die Furcht vor ihrer Energie, deren Nichtigkeit wir nun kennen, habe uns davon abgehalten.

Ich lasse heute den Plan des verschanzten Lagers, den unsere Expedition zurückgesetzt hat, beendigen und schicke morgen den Major Hauer damit an Euer Excellenz ab, um dieses Project auf dem Terrain dem Obersten Fallon zu übergeben, dessen Ausführung nun von Euer Excellenz angeordnet werden wird, wenn Sie es für gut finden sollten."

Colombé, 26. Jänner 1814.

Graf Latour,
Oberstlt.

Obschon der Schluss des Schreibens nicht mehr von der Affaire des Attamans Platow handelt, erschien es doch angemessen, auch denselben vollinhaltlich zu veröffentlichen. Er zeigt, wie man Ende Jänner noch an dem Ernste zweifelte, den Krieg bis zur Einnahme von Paris zu führen; gleichzeitig aber war wohl Graf Latour im Irrthum, wenn er meinte, dass die Energie des Feindes schon gebrochen wäre, und dürfte Latour wohl in den Monaten Februar und März eines Besseren belehrt worden sein; wie viel Blut musste noch fliessen, bis die Alliirten ihr grosses Ziel endlich erreichten! bis der „Dränger der Nationen" endlich von der Gesammtmacht Europa's niedergeworfen war!

E. P.

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