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Mühe kosten, jüngere Zöglinge mit richtigem pädagogischem Takte zu leiten. als ältere? Ist das Aufsichtspersonal nicht viel mehr gerade in dem Masse öfter die Zielscheibe der Jugend, als diese bei erweiterten Kenntnissen viel schneller alle Mängel herausfindet und in der Altersperiode des Übergangs auch am meisten zur Selbstüberschätzung und Übergriffen hinneigt?

ad e) Findet man den militärischen Zwang für die jüngeren Zöglinge zu hart, so erweitere man die Nachsicht in dieser Beziehung und leite den Knaben nur im Allgemeinen zum Folgen an; der Übergang in die strenge Militär-Subordination kann später angebahnt werden, wenn reifere Einsicht vorhanden ist. Dabei ist auch nicht zu übersehen, dass militärischer Geist, Anhänglichkeit für den Stand, Nacheiferung der Truppe, wenn die Zöglinge, wie es zu geschehen pflegt, bei grossen Ausrückungen mit ihr zusammenkommen, in vier Jahren successive so viel günstiges Terrain bildet, dass ein weiteres militärisches Erziehen nur um so leichter vor sich geht.

ad f) Kann nur damit beantwortet werden, dass es kaum zu rechtfertigen wäre, wenn eine Armee, der jährlich aus eben diesen Bildungsanstalten über ein halbes Hundert Officiere zugeführt werden, die überdies LehrerInstitute, Aspiranten-, Officiers- und Kriegs-Schulen besitzt, in Verlegenheit käme, den Mehrbedarf von 4 Cadeten-Instituten, nämlich 4 Commandanten, 44 Officieren und 48 Aufsichtsfeldwebeln erschwingen zu können.

ad g) Was für ein Werth auf die Beseitigung der Disharmonie in der Ausbildung zwischen niederen Militär- und Civilschulen gelegt wird, ist mir nicht ganz erklärlich. Es könnte wohl nur zunächst auf jene Zöglinge Bezug nehmen, die, aus Cadeten-Instituten vorzeitig entfernt, beim Wiedereintritte in die äquiparirenden Civilschulen mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten. Hiebei ist jedoch hervorzuheben, dass jener Zögling, der aus einem Cadeten-Institute entfernt wird, so tief unter jenem Niveau steht, welches eben auch seine Entfernung aus jeder Civilanstalt bedingt haben würde, dass Eltern, die noch etwas für seine Zukunft erreichen wollen, viel besser thun, seiner Erziehung eine andere Richtung zu geben, als die der öffentlichen Studien.

ad h) Die ärztlichen Rapporte der Cadeten-Institute weisen genau nach, dass epidemische Krankheiten weder in schnell aufeinander folgenden Perioden, noch in grossem Umfange, ja mitunter selbst zu solchen Zeiten gar nicht vorkommen, wo sie doch in der nächstgelegenen Stadt und Umgebung mit Vehemenz auftreten. Dank der gesunden Lage, in der die meisten dieser Institute erbaut wurden, der regel- und zweckmässigen Nahrung, Bekleidung und der nothwendigen Bewegung, die den Zöglingen gegeben wird, kann man wohl behaupten, dass eine statistische Nachweisung der Krankheitsfälle, die eine gleiche Anzahl Kinder im Elternhause treffen, den Gesundheitszustand in den Cadeten-Instituten weitaus überwiegend als einen vorzüglichen erscheinen lassen müsste. Hiezu kömmt noch insbesondere anzuführen, dass wohl nur wenige Väter im Stande sein dürften, ihre Kinder gleich im ersten Momente der Erkrankung der Behandlung eines erfahrnen Kinderarztes zu unterziehen, noch weit weniger aber ihnen jene höchst sorgfältige Pflege angedei

hen zu lassen, die in den Spitälern der Cadeten-Institute wohl ihres Gleichen suchen dürfte.

ad ) Worauf soll sich wohl die Ausschliessung der Talentlosigkeit und des Unfleisses in den Akademien stützen, wenn nicht abermals auf eigene Erprobung? Sollte man aber den mitgebrachten Zeugnissen unbedingtes Vertrauen schenken wollen, oder aber die rigorose Aufnahmsprüfung als Massstab anlegen, so stehen beide Mittel den Cadeten-Instituten zur gleichen Disposition.

ad k) Die jährliche Kostenersparung ist allerdings wesentlich, wenn 200,000 fl. bei der für sie angestrebten Verwendung, sich tüchtige und kenntnissreiche Officiere zu erziehen, wirklich noch in's Gewicht fallen können. Aber auch da liesse sich die angegebene Summe reduciren, ohne die Existenz der bezeichneten Institute im Allgemeinen zu gefährden. Wenn nämlich in jedem Institute, wie es seit Jahren der Fall ist, der Stand der präsenten Zöglinge durchgängig unter der systemisirten Zahl von 200 gehalten wird, wenn man ferner auch keinen Anstand nahm, einzelne Jahrgänge etwas höher als mit 50 beziffert zu lassen, warum löst man nicht lieber Eine der bestehenden Anstalten auf, deren Bewohner auf die übrigen zu vertheilen wären? Wenn man sich ferner die Zahl feststellt, die man der Armee an Akademikern jährlich zuführen will, so beschränke man das Contingent der neu Aufzunehmenden dem entsprechend, sichte aber bei der Aspirantenprüfung das Material so rigoros, dass man der Brauchbarkeit der Aufgenommenen durch alle 8 Jahre mit nahezu voller Gewissheit sicher sein kann.

Der zunächst folgende Punkt wegen Deckung des Ärar's gegen Missbrauch der gewährten Stipendien ruft eine Frage hervor, die schon längst zu stellen und entschieden zu beantworten war, die man aber bisher aus nicht stichhältigen Humanitäts- und sonstigen Rücksichten unerörtert liess:

Ist nämlich der Staat verpflichtet, lange und brav gedienten, minder bemittelten Officieren bei der Erziehung ihrer Kinder hilfreich an die Hand zu gehen, und hat er im Bejahungsfalle auch wieder vollkommen entsprechende Gegenleistungen zu fordern oder nicht?

Der erste Theil dieser Frage wird wohl kaum bestritten werden, weil bei den Verhältnissen, in welche der Officier eben durch seine Stellung tritt, er entweder zum Cölibate verpflichtet werden müsste, oder aber die genannte Unterstützung zu beanspruchen ein Recht hat. Will man ihm nun letztere, blos um seiner Verdienste willen, also im Übrigen bedingungslos gewähren, so ist alle Verclausulirung über die Art und Weise, wie er das verabreichte Erziehungsstipendium verwendet, überflüssig. Will man dies aber nicht, sondern knüpft man den berechtigten Wunsch daran, für die geleistete Hilfe einst tüchtige Staatsdiener, die das auf ihre Heranbildung verwendete Geldopfer nicht bedauern lassen, zu gewinnen, so geschieht dies eben so gut, wenn man bei den Aufnahmsprüfungen in den Cadeten-Instituten, wo jährlich nahezu / der Bittwerber abgewiesen werden müssen, nur das Talent und die bisher als nöthige Grundlage erworbenen Kenntnisse berücksichtigt. Hiebei mag noch bemerkt werden, dass es nicht ganz richtig erscheint, aus jedem Aspiranten

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eben nur einen tüchtigen Militär erziehen zu wollen; denn wo sich Lust und Befähigung speciell für Sprachen, Mathematik, Zeichnen etc. zeigt, führe inan den Zögling bei Zeiten jener Bestimmung zu, für die er sich vorzugsweise eignet, und vertausche den Freiplatz des Cadeten-Institutes mit einem solchen an einer Handels- oder Zeichen-Akademie, an einer technischen Lehranstalt, oder man gewähre endlich in solchen Fällen ein zureichendes Stipendium.

Ein späterer Satz sagt: „Jedermann weiss, dass in Instituten, wo Unterricht und Erziehung Hand in Hand gehen, in einer gleichen Anzahl von Jahren weit mehr geleistet werden kann als in den öffentlichen Schulen."

Damit scheint wohl auch anerkannt werden zu müssen, dass man von einem Knaben nach 4 in einem Cadeten-Institute hinterlegten Jahren mehr Befähigung zur reifern Ausbildung erwarten darf, als von Einem, der das Unter- oder Real-Gymnasium absolvirt hat.

Das Vorbereitungsjahr, welches der Herr Verfasser den neuen Akademien zugewendet wissen will, zeigt deutlich, wie geringe sein Vertrauen in die bereits durch 4 Jahre an öffentlichen Schulen durchgebildete Jugend für seine Zwecke ist, und dass er ein volles Jahr für nöthig hält, um den Unterschied im Lehrplan und noch mehr in der Lehrmethode, die in den beiden Anstalten herrscht, auszugleichen. Wenn man aber weiss, dass aus demselben Grunde bei vielen Zöglingen, die bis nun in die Cadeten-Institute aufgenommen wurden, mitunter alle Thatkraft und Geschicklichkeit der Lehrer durch mehr als Jahresfrist aufgeboten werden musste, um das Fehlende nachzuholen oder den früher angewandten Lern-Modus auszugleichen, um wie viel grösser muss sich die Kluft herausstellen, die unsern Lehrplan von dem der Civilanstalten scheidet, wenn die Aufnahme aus letzteren um 4 Jahre später bewirkt wird, und glaubt man wohl wirklich, dieselbe mit einem kurzen Vorbereitungsjahre gründlich ausfüllen zu können?

Was der H. Verfasser über die geringe Cursdauer in den Militäranstalten von Sachsen, Belgien, Frankreich und England sagt, kann bei der Spracheinheit und bei der besseren Schulbildung in jenen Ländern dermalen auf das polyglotte und erst in neuer Entwicklung befindliche Österreich noch keine Anwendung finden, auch ist in Frankreich eine Art militärischen Geistes angeboren, während er bei mehreren Nationalitäten Österreichs erst geweckt und gepflegt werden muss. Eine 4- oder höchstens 5jährige Erziehungsdauer ohne jene Basis, die bis jetzt durch die Cadeten-Institute gewonnen wurde, ohne eine für die Anforderungen der Akademien vollkommen vorbereitete Jugend, dürfte nur zu bald die Aufgabe der letzteren als unerreichbar herausstellen, und wenn die gebieterische Nothwendigkeit der Ersparnisse ihr entscheidendes Wort sprechen will, so möge man auch da nicht vergessen, dass dies nur unproductiven Auslagen, nicht aber solchen gelten kann, die bestimmt sind, reichliche Zinsen zu tragen. Man stelle dann die Tendenz der Versorgung in zweite Linie und mache den Versuch, was Cadeten-Institute und Akademien leisten können, wenn alles für ihre Zwecke unbrauchbare Material ferne gehalten wird.

Was die später beantragte Vervollkommnung der Akademien durch humanistische Studien, das Überflüssige der Erlernung künftiger Regimentssprachen, das Vortheilhafte der Ausstellung allgemein giltiger Zeugnisse und Diplome, die Einführung der Stenographie, Errichtung eines Lehrer-Status etc. betrifft, so fordern alle diese Vorschläge, die eben so sehr im Geiste der Zeit liegen, als auch überhaupt das Wohl der Jugend anstreben, die vollste Anerkennung, wobei ich nochmals erkläre, dass Reformen schon lange wünschenswerth gewesen wären, dass aber eben zwischen dem bekannten Satze: „Sint ut sunt" und dessen Nachsatze: „aut non sint" sich ein weites Feld dehnt, auf welchem das organisatorische Talent Keime pflanzen kann, deren Früchte die Armee zu ernten bestimmt ist, und die den Namen ihres Schöpfers der dankbaren Nachwelt übergeben werden.

Miles.

Dänische Versuche zur Ausrüstung der Infanterie mit leichten Spaten.

(Mit 3 Holzschnitten.)

Während zwischen den Panzerungen und der zerstörenden Gewalt der groben Geschütze ein Wettstreit geführt wird, dessen Ende nicht abzusehen ist, während bald das Schutzmittel, bald wiederum das Zerstörungsmittel die Oberhand gewonnen zu haben scheint, findet merkwürdigerweise kein ähnlicher Kampf Statt zwischen der stets fortschreitenden Vervollkommnung der Handfeuerwaffen und der Deckung gegen die Wirkungen derselben. Und doch sind es hier Menschen, dort nur leblose Gegenstände, welche der Vernichtung ausgesetzt sind. Es ist dies eine so sonderbare Erscheinung, dass man fast schliessen könnte, es liesse sich Nichts zur Verbesserung dieses Verhältnisses thun, man müsse es nehmen, wie es einmal wäre, und beim Vorrücken zum Kampf sich getrost darein finden, dass die Möglichkeit des Getroffenwerdens um viele Procent gestiegen ist gegen früher, und dass, wenn ehedem unter tausend Kugeln nur eine ihr Ziel erreichte, jetzt keine hundert ausgeschossen werden, ohne dass eine oder mehrere ihren Mann treffen. Dazu kommt dann noch, dass jetzt eine viel grössere Masse von Kugeln in einem bestimmten Zeitabschnitt auf einen Punkt geschleudert werden kann, wesshalb das Infanteriefeuer weit ärgere Verwüstungen anrichten wird, als dies früher der Fall war. Der bekannte Satz, den man so oft aussprechen hört, dass mit der Vervollkommnung der Feuerwaffen die Blutigkeit der Kriege abnehme, hat daher schon längst seine Giltigkeit verloren und ist geradezu in das Gegentheil verwandelt worden. Es ist daher, wie wir oben sagten, eine auffallende Erscheinung, dass man nicht mit grösserem Eifer nach der AufÖsterr. militär. Zeitschrift. 1868. (3. Bd.)

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suchung von Mitteln gestrebt hat, die Wirkung des Infanteriefeuers möglichst abzuschwächen.

Einzelne schwache Versuche sind doch in dieser Beziehung gemacht worden, nämlich der Vorschlag; die Infanterie mit einem leichten Panzer zu versehen, und ein anderer Vorschlag: bewegliche Schutzmauern anzuwenden. Der letzte Gedanke ist ein so vollständig unpraktischer, dass wir ihn hier nicht weiter berücksichtigen wollen. Die Ausrüstung mit leichten Panzern liesse sich schon eher hören, und ist diese Idee, die sogar von Rüstow in der zweiten Auflage seiner „Allgemeinen Taktik" befürwortet wird, nicht so unbedingt von der Hand zu weisen. Wir glauben jedoch, dass auch dieser Vorschlag in der Praxis auf so manche Schwierigkeiten stossen werde, dass man ihn kaum wird durchführen können. Ein leichter" Panzer bietet nicht Widerstandskraft genug gegen die mit grosser Percussionskraft geschleuderten Infanteriegeschosse der Neuzeit, wesshalb wir auch sehen, dass die französischen Cürassiere jetzt stärkere Harnische erhalten sollen. Wenn aber eine solche Brustbekleidung eine einigermassen genügende Deckung gewähren soll, so wird sie zu schwer, viel zu schwer für den Infanteristen, der jetzt so beweglich sein soll, wie nur möglich.

Wenn diese Mittel also nicht anwendbar sind gegen die Wirkung des Infanteriefeuers, sind wir ihm gegenüber dann durchaus rathlos? Keineswegs, es gibt ein sehr erfolgreiches Mittel gegen dasselbe, nämlich die Benutzung des Terrains. In sehr vielen Fällen wird dieses bei der stets steigenden Bodencultur an und für sich ziemlich ausreichend sein; Dämme, Gräben, Felder, Häuser, Bäume, Gärten u. s. w., deren Anzahl mit jedem Jahre zunimmt, werden den kämpfenden Truppen häufig genügenden Schutz gewähren. Dies ist indessen nicht immer der Fall, und namentlich finden grössere Truppenmassen im unvorbereiteten Terrain selten hinlängliche Deckung, wenn sie nicht allzuweit von der eigentlichen Feuerlinie als Reserve aufgestellt sein sollen.

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In solchen Fällen und sie werden, wie gesagt, nicht selten vorkommen wird man zur Anlage künstlicher Deckungen im Terrain seine Zuflucht nehmen müssen. Es ist hier nicht die Rede von grossartigen Werken, deren Ausführung tagelange Arbeit und die Anwendung von Genietruppen erfordern würde, sondern wir meinen hier flüchtige fortificatorische Arbeiten, die sich in kurzer Zeit, ohne grosse Anstrengung, und ohne dass technische Fertigkeiten dabei beansprucht werden, herstellen lassen. Dahin rechnen wir Schützengräben und Laufgräben für die unmittelbar im Feuer befindlichen Truppen, ferner das Ausheben des Erdreichs nebst glacisartiger Anschüttung der also gewonnenen Erde, um die Reserven dem Auge des Feindes zu entziehen, endlich alle diejenigen Umgestal tungen des Terrains zum Behufe einer bessern Deckung, die mit einigen Spatenstichen oder Axtschlägen sich bewerkstelligen lassen. Alle diese Arbeiten muss man entweder unmittelbar vor dem Gefechte oder auch während desselben, also jederzeit machen

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