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einem feuchten Nebel eingehüllt ist, wenn er nicht von der Sonne versengt wird, wo innerhalb 24 Stunden das Thermometer von 50 bis 30° steigt und fällt, in den unzugänglichsten Bergen verloren, neben einem Dörfchen, dessen 900 Einwohner in patriarchalischer Weise ausschliesslich von Ziegenkäse und Kartoffeln sich nähren. Bösartige Fieber haben bereits unter den Soldaten mehrere Opfer dahingerafft; Entkräftung bemächtigt sich der andern. Diejenigen, deren Ergebenheit nicht allen Prüfungen gewachsen ist, insbesondere die Fremden, desertiren dutzendweise. Wenn man nun noch dazufügt, dass es seit dem 23. Juni, dem Tage der Eröffnung des Lagers, im Durchschnitt 6 Stunden von den 24 Stunden des Tages regnet, so begreift man, dass der Aufenthalt im Lager eben nichts Angenehmes darbietet. Bisweilen befinden sich die Soldaten zwischen zwei Gewittern, deren eines über ihren Häuptern, das andere unter ihren Füssen sich entladet. Von Zeit zu Zeit schlägt auch der Blitz in die zusammengestellten Gewehre ein. Es befindet sich da oben die ganze zweite Brigade unter Commando des Generals Zappi, d. h. das Linien-Regiment, die französisch-römische Legion, das Regiment auswärtiger Carabiniers, eine Batterie Artillerie, eine Schwadron Dragoner und eine Section Genie. Anfangs August kam die erste Brigade an die Reihe.

Die Kosten der Einrichtung des Lagers sind sehr erheblich gewesen. Es galt den Weg von Frascati nach Rocca di Papa in Stand zu setzen, das Material durch Büffel und Ochsen transportiren zu lassen und zwanzig Mal den von den Gewittern verursachten Schaden auszubessern. Die Truppen erhalten ihren Feldsold, welcher für die höheren Officiere und Generale eine Entschädigung von 20 bis 50 Fr. täglich, je nach ihrem Grade, ausmacht. Die Verproviantirung ist schwierig und sehr kostspielig. Wie aber dem nun auch sein mag, das Lager existirt, und weil es existirt, hat der Papst sehr recht daran gethan, es zu besuchen. Man hofft, dass seine Gegenwart den durch zehn Regentage arg herabgestimmten Eifer der Soldaten wieder neu belebt haben wird.

Belgien.

Die Übungen im Lager zu Beverloo begannen am 26. August, und nehmen daran zwei Divisionen Infanterie, eine Division Cavallerie und vier Batterien Theil. Das Commando führt General-Lieutenant Baron Chazal.

Auflösung der Hamburger Bürger-Miliz.

Das Bürger-Militär hielt am 14. Juli seine letzte Wachparade ab, wozu sich ein so zahlreiches Publikum eingefunden hatte, dass der ganze Adolfsplatz Kopf an Kopf besetzt war. Nach der Parade brachte Jemand in einigen kräftigen Worten zum Danke für die Dienste, welche das Bürger-Militär dem Staate geleistet, demselben ein Hoch aus, in welches das Publikum mit grosser Theilnahme einstimmte. Heute Mittag um 12 Uhr hörte der Wachdienst so wie auch der Feuerdienst des Bürger-Militärs auf, und die Polizeiwächter traten in den Dienst ein. Die Auflösung des Bürger-Militärs wird wahrscheinlich erst im September erfolgen.

Zur Kunde der Feuerwaffen.

Der Berner „Bund" gibt folgende übersichtliche Darstellung der Leistungen der auf dem Bundesschiessen vertretenen Schnellfeuergewehre: „Peabody hat den Winchester im Schnellfeuer überholt; auch das Martinigewehr leistet .Vortreffliches und steht bei vielen Schützen in höchster Gunst. Diese letztere Waffe sowohl, wie auch das Peabody- und Vetterligewehr haben vor dem Winchester den bedeutenden Vortheil, dass sie die ausgeschossenen Hülsen exact und mit Leichtigkeit auswerfen, was beim Winchester nicht der Fall ist. Das Werndlgewehr, die neue Waffe der österreichischen Fusstruppen, ist zwar leicht zu handhaben, fällt aber ziemlich stark in's Gewicht und dürfte daher für den Dienst im Felde etwas zu schwer sein. Der Verschluss dieses Gewehres dreht sich um die Achse des Laufes, ist sehr solid und leicht zu bewegen; den Gedanken zu dieser Verschlusseinrichtung, welche unseren Schweizer Schützen sehr gut gefällt, hat der Erfinder, welcher selbst auf dem Schiessplatze erschienen ist und mit seinem Gewehre gefeuert hat, dem Tabernakel entlehnt, welches in katholischen Kirchen die Monstranz enthält. Leichter und eleganter als das Werndlgewehr ist das Wänzl'sche Gewehr, welches als Modell für die Umänderung der alten Vorder

lader adoptirt worden ist. Der Verschluss weicht wenig von dem unseres Milbank-Amsler ab, aber die Hülse muss mittels eines besonderen Handgriffes entfernt werden, was unserem umgeänderten Infanteriegewehr gegenüber ein entschiedener Nachtheil ist. Eine vortreffliche Waffe hat der Büchsenmacher Larsen aus Norwegen mitgebracht; er schoss mit derselben 53 Schüsse mit 19 Treffern binnen 3 Minuten und behauptete somit den ersten Rang im Schnellfeuer, bis ihm Brechbühl mit dem Peabody seine Meisterschüsse nachsandte und den Sieg auf Seiten der Schweizerwaffe brachte. Immerhin steht Larsen's Gewehr, was Einfachheit, Leichtigkeit und Eleganz betrifft, obenan. Sehr beachtenswerth sind ferner die Gewehre von Kruka aus Wien und Werder aus Nürnberg. Wir bekamen auch das neue bayerische Armeegewehr zu sehen, eine schöne leichte Waffe, welche mit drei Handgriffen geladen und abgefeuert wird und die Hülsen vortrefflich auswirft. Ferner ein Gewehr von Morgenstern aus New-York, sehr leicht und einfach, Verschluss nach Milbank's System, jedoch mit einer Spiralfeder mit Bolzen an der Stelle des Schlosses. Falsche Bewegungen sind mit diesem Verschlusse unmöglich, und der Schuss geht nur bei richtig gestelltem Verschlusse los. Der Chassepot blieb unvertreten, ob aus Bescheidenheit oder Sehüchternheit, oder weil das Wunderthier von Mentana auf einem deutschen Schützenfeste überhaupt Nichts zu suchen hat, will ich nicht näher untersuchen. Auch das preussische Armee-Zündnadelgewehr war nicht vertreten, wenigstens nicht in preussischen Händen; dagegen hat ein Berliner Büchsenmacher ein verbessertes Zündnadelgewehr in's Treffen geführt, welches jedoch nicht besonders viel Furore machte. Ich muss an dieser Stelle noch der ausserordentlichen Leistung eines Wiener Schützen gedenken, nämlich des Hern Ingenieurs Troll, ObmannStellvertreters des Schiess-Comité's, welcher in kaum drei Stunden mit einem von ihm selbst erfundenen Hinterlader einen Becher herausschoss. Im Allgemeinen darf gesagt werden, dass der Hinterlader gegenwärtig der Löwe des Tages ist, welcher nicht verfehlen wird, in kürzester Frist, vielleicht schon am nächsten deutschen Bundesschiessen, die Hegemonie des Schützenwesens an sich zu reissen.“

Laut „Figaro“ handelt es sich neuerdings um eine Verbesserung des Chassepotgewehrs, welche 6 bis 7 Fr. pro Stück kosten soll, was für die 300.000 bereits fertigen Gewehre ungefähr 2 Millionen betragen würde. Doch soll dafür auch die neue Patrone (System Fougeroux) nur 5 Centimes kosten statt 10, wie die alte, was eine bedeutende Ersparniss sein würde, da man in jedem Friedensjahre 75 Millionen Patronen braucht.

Wie der Publicist berichtet, flog am 18. Juli bei den Schiessübungen auf dem Artillerie-Schiessplatze in Berlin das Geschoss eines 96-Pfünders, welches das Zielobject verfehlte, bis nach der im Tegeler-See gelegenen Insel Scharfenberg, obwohl die Entfernung von dem Platze der Geschützaufstellung bis dorthin gut drei Viertelmeilen beträgt.

Bei Gelegenheit der letzten Truppen-Inspection durch den Kronprinzen wurde demselben zu Stettin ein vom Premier-Lieutenant Herrn v. Randow verbessertes Zündnadelgewehr vorgelegt, und dasselbe demnächst dem Kriegs-Ministerium zur weiteren Veranlassung überwiesen. Durch einige Vorrichtungen (wir hören Einkerben) des bisherigen Schlosses werden bei der Manipulation des Ladens zwei Griffe erspart, was so erheblich in's Gewicht fällt, dass in der Minute der vierte Theil an Schüssen mehr abgegeben werden kann und somit die gerühmte Schussfertigkeit des Chassepotgewehres erreicht wird, ohne jedoch die grossen Mängel desselben zu theilen. Neuerdings hat auch ein hiesiger Privatmann, der Ökonom Borst, die Verbesserung des Zünd nadelgewehres sich angelegen sein lassen und ist dahin gelangt, nach ähnlichem System, wie das oben erwähnte, die Schussfertigkeit seines Gewehres mit aller gebotenen Sicherheit auf 15 Schüsse per Minute zu bringen.

Bei den Schiessversuchen in Shoeburyness hielt die Millwall-Scheibe, welche wieder erprobt wurde, gegen 13 äusserst starke Schüsse vortrefflich Stand. Das sc&were americanische Rodman-Geschütz machte sehr wenig Eindruck. Bei dem Preissschiessen in Wimbledon zwischen den Lords und den Herren vom Hause der Gemeinen wurde auf 200 und 500 Schritte geschossen, und während Anfangs das Unterhaus weitaus den Vorrang hatte, erholten sich die Lords gegen Ende mit raschen Schritten und gingen mit 278 gegen 277 Marken als Sieger hervor.

Die Engländer verfertigen bei ihren Geschützen jetzt nur die Seele des Rohrs aus Gussstahl, das übrige Rohr aus Schmiedeeisen. Sie nehmen für die Seele den Gussstahl, weil dieser Theil des Geschützes am meisten dem Verbrennen ausgesetzt, und

der Gussstahl dauerhafter ist als das Schmiedeeisen. Der Rest des Rohres wird aus Schmiedeeisen angefertigt, weil dieses Material weicher und demgemäss weniger spröde ist, weil also beim Platzen des Rohres die Gefahr für die Bemannung und für das Schiff selbst sehr gering ist, während der spröde Gussstahl beim Platzen in tausend Stücke aus einander fährt und auf einem Kriegschiffe unberechenbare Verheerungen anrichten kann. Diese Gefahr wird sehr vermindert, wenn nur die Seele des Rohres aus Gussstahl besteht.

Wie die Presse meldet, dauern die Feuerübungen mit den sogenannten kleinen Kanonen oder Mitrailleuses unausgesetzt in Meudon fort. Der Knall ist nicht stärker als der eines Pelotonfeuers; manchmal hört man ihn drei Mal in der Minute, manchmal tönt es wie ein anhaltendes Rollen. Die Versuche finden mit Beobachtung der grössten Vorsicht Statt. Kein Ungeweihter darf sich in die Nähe wagen. Die zahlreich ausgestellten Schildwachen haben den strengsten Befehl, die Neugierigen fern zu halten.

Unterseeischer Beobachtungsapparat.

Die Commission der Universal-Ausstellung zu Havre hat sich im Bassin von Eure, wo die transatlantischen Schiffe ankern, einen grossen Raum reservirt, um daselbst während der Ausstellung maritime Experimente anzustellen. Am 3. August fand in Gegenwart von Ingenieuren und Notabilitäten der Schifffahrt das erste Experiment mit einem Instrument von einfachster Construction Statt, welches geeignet ist, der Schifffahrt unschätzbare Dienste zu leisten. Es ist dies ein unterseeisches Beobachtungsglas, vermittelst dessen man mehrere Meter unter dem Wasser genau wie in der Luft sehen kann. Der Apparat besteht aus einer langen conischen Röhre, in ihrer Basis eine dreieckige Camera bildend, deren gleiche Seiten eine Länge von je 25 bis 30 Centimeter haben. Auf der einen dieser Seiten befindet sich ein rundes Fenster, durch welches der betreffende Gegenstand untersucht wird. Die andere, dem auf die Spitze der Röhre gerichteten Blick des Beobachters zugekehrte Seite ist mit einem Spiegel versehen, welcher zu der Fensterseite der Röhre einen Winkel von 45 Grad

bildet.

Der ganze Apparat ist vollkommen wasserdicht. Man taucht ihn vermittelst einer sinnreichen Einrichtung in's Wasser und hält das Fenster den Schiffswänden oder denjenigen Gegenständen zugekehrt, deren Construction man untersuchen will. Das im Wasser zerstreute Licht concentrirt sich alsdann in dem Fensterchen und erleuchtet den Spiegel, welcher alle Gegenstände auf das deutlichste zurückwirft. Das Experiment ist auf dem „Tampico" gemacht worden, welcher sich seit achtzehn Monaten im Bassin befindet; man sieht die an der Kielwand festhangenden Mollusken und die Moosbüschel wie bei lichtem Tage, und alle Verhältnisse des Kiels und des Steuers erscheinen in ganz greifbarer Form. Der einfache, leicht auf jedem Seeschiffe zu bergende Apparat kann bei jedem Zustande des Meeres und ohne jede Gefahr für Menschenleben in Anwendung gebracht werden.

Lager von Lenne-Mezan.

Das Lager von Lenne-Mezan, an der spanischen Grenze gelegen, ist Ende Juli eröffnet worden. Der Bischof von Tarbes stand der Feierlichkeit vor und las die erste Messe. Der Obercommandant ist der General Lorencez, welcher sich in Mexico auszeichnete, obgleich er unter den Mauern von Puebla eine arge Niederlage erlitt.

In den Victoria Graving Docks.

Sir Stafford Northcote, der Minister für indische Angelegenheiten, stattete gestern in Begleitung mehrerer Mitglieder des indischen Rathes den Victoria Graving Docks einen amtlichen Besuch ab, wo ein Ponton von ganz aussergewöhnlicher Grösse, als Bestandtheil eines für die Regierung von Bombay bestimmten hydraulischen Kalfatdocks, hergestellt worden ist. Es hat eine Länge von 380, eine Breite von 85 und eine Tiefe von 91⁄2 Fuss; und seine besondere Bestimmung ist die Dockung der kürzlich für Bombay gebauten grossen Transportschiffe. Die Hebungsmaschine besteht aus 72 hydraulischen Pressen, deren vereinte Kraft binnen einer halben Stunde ein Gewicht von 14,400 Tonnen 35 Fuss hoch zu heben vermag. Sie ist also im Stande, das grösste bis

jetzt existirende Schiff zu bewältigen, und mit ihrer Hilfe gedenkt man eine Flotte von 12 bis 15 Schiffen in Einem Tage docken zu können. Wie verlautet, ist auch mit der italienischen Regierung ein Contract zur Anlage eines Docks von ähnlicher Grösse für Brindisi abgeschlossen worden.

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Das „Guards Institute" hat seine erste Jahresfeier gehalten. Es ist ein Erholungsort für die Unterofficiere und Mannschaften der hier liegenden Gardetruppen und bietet derselben die Annehmlichkeiten, welche ihre Vorgesetzten in ihren Clubs finden. Speise-, Spiel-, Rauch-, Lese- und Unterhaltungszimmer sind gegen geringe Beiträge den Mitgliedern dieses Clubs für Unterofficiere und Gemeine, der im Durchschnitte mehr bietet als die meisten Officierscasino's auf dem Festlande, geöffnet und bei vollständiger Selbstverwaltung hat die junge Anstalt sich bereits frisch und lebensfähig entwickelt. Die Mitgliederzahl beträgt 1400, und die laufenden Kosten werden durch die Reineinnahme reichlich gedeckt, so dass man schon an Tilgung der bei der Gründung aufgenommenen Schulden denken kann.

Heeresreform in der Türkei.

Die türkische Regierung hat an Preussen das Anliegen gestellt, ihr zum Zwecke einer Heeresreform eine entsprechende Anzahl Militärs des Officier- und Unterofficierstandes als Instructoren auf eine bestimmte Zeitdauer zur Verfügung stellen zu wollen.

Literatur.

Recensionen.

Der praktische Dienst im Felde. Als Handbuch in 4 Abtheilungen bearbeitet vom Feldmarschall Freiherrn von Hess. Fünfte verbesserte Auflage. Wien 1868. Druck und Verlag der Mechitharisten-Congregation.

die Poten

Dieses Buch fusst auf den einfachen praktischen Grundsätzen der Kriegführung, welche unumstösslich bleiben, ob nun der Erfindungsgeist des Menschen diese oder jene Waffe den Kämpfern gibt. Es sind dieselben Grundsätze, welche Radetzky bei seinen fruchtbringenden Friedens-Übungen, sowie bei seinen weltberühmten Feldzügen anerkannte und zum Ausgangspunkte der Truppen-Instruction und Verwendung nahm. Die Vervollkommnung der Feuerwaffen, welche in dieser fünften Auflage volle Berücksichtigung fand, rief daher nur geringe Änderungen hervor; denn die Ausnützung der Feuerkraft je nach der Tragweite und Zerstörungsart der Waffe, die Nothwendigkeit der Vorbereitung des Nahekampfes in allen Fällen, wo nicht die Überraschung gesichert ist, der hohe Werth der Bodenbenützung im Angriffe und in der Vertheidigung, zirung und Ausbeutung der Manövrir - Fähigkeit aller Truppengattungen, dann aber auch die Nothwendigkeit des einheitlichen Zusammenwirkens und der erhöhten Wissenskraft jedes Einzelnen nach seinem Wirkungskreise, die entsprechende, bis in's kleinste Detail führende Belehrung zur Beherrschung der Formen und die daraus fliessende Kraft der Führung, endlich die Verwerthung des geistigen, moralischen und geographischen Elementes dies Alles hat schon in den früheren Auflagen die verdiente Berücksichtigung gefunden. Auch die Anordnung des Stoffes blieb ganz unverändert, wonach in 3 Theilen die Verhaltungen der Truppen - Officiere, in einem vierten jene der höheren Commandanten enthalten sind.

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Nur bezüglich der Vortruppen und der Local-Gefechte wurde durch die grössere Wirkung der jetzigen Feuerwaffen, welche die Selbstständigkeit der Fusstruppen erhöhte und der Artillerie ein grösseres Gewicht verlieh, hie und da eine Modification erforderlich. Dem aufmerksamen Leser dieses Buches wird der grosse Werth desselben bald einleuchten, und er wird darin die richtigen Lehren der grossen Kriegsmeister in praktischer Darstellung finden, welche den Nutzen der Gemeinfasslichkeit gewährt. Mit innigem Danke begrüsst daher die Armee diese erneuerte Gabe des von ihr verehrten Feldmarschalls, welcher mit Hinausgabe dieses Werkes seine enge geistige Verbindung mit unseren unvergesslichen Feldherren Erzherzog Carl und Graf Radetzky wieder beurkundete. Uns erübrigt nur noch der Wunsch, dass der „praktische Dienst im Felde in der Armee gründlich studirt werde und in Fleisch und Blut übergehe, um nach den Worten des Verfassers „zu künftigem erfolgreichem Wirken vor dem Feinde zu führen."

Betrachtungen über die Organisation und Verwendung der Heere und über die Herrichtungen am Kriegsschauplatze. 2. Heft. Wien 1868. Des ersten Heftes dieser Betrachtungen gedachten wir im Aprilhefte 1868 dieser Zeitschrift; daran anknüpfend, können wir das vorliegende zweite der Aufmerksamkeit unserer Leser nur wieder wärmstens empfehlen. Der Verfasser gibt in kurzen Zügen „Anhaltspunkte zur Bestimmung des Quantitativen einer Armee" und zeigt die mögliche Verminderung des Trosses durch einheitliche Organisirung der Proviant- und der Munitions - Colonnen, indem selbe in den Stand der taktischen Körper (Bataillons, Escadrons, Batterien) einverleibt, aber nach Bedarf theilweise abgetrennt würden. Die dadurch ermöglichte Colonnen - Verkürzung und Vereinfachung hat so viele Berechtigung, dass wir nur wünschen, des Verfassers Ideen im Schoosse des Kriegs-Ministeriums bald verwirklicht zu sehen.

Ein weiterer Aufsatz behandelt die „Ausrüstung der Fusstruppen" historisch vergleichend, zeigt die Zweckmässigkeit, jedem Manne 2 Faar leichter Schuhe, dann die viertägige Verpflegung, 1 Feldkessel oder Kasserol und den Tornister im Felde mitzugeben.

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Über die Stärke Verhältnisse der Cavallerie zur Armee und über ihre Verwendung" ist ein längerer Aufsatz betitelt, welcher die Feststellung des Bedarfes an Linien- und Reserve-Cavallerie nach dem Kriegsschauplatze, sowie die Verwendung der Cavallerie gegen die anderen Waffengattungen, sowie in Verbindung mit denselben erörtert, dann die Frage der Ausrüstung mit Gewehren und Pferden behandelt (nur einen Theil mit Gewehren bewaffnen und im Kriege, wenn auch theurer, gerittene Pferde ankaufen) ferner die Nothwendigkeit der Umwandlung der ganzen Reiterei in eine leichte, jedoch ohne Änderung der Zuweisung des verschiedenen Pferdeschlages, bespricht, die Vermehrung der Uhlanen-Regimenter als wünschenswerth andeutet, schliesslich die entsprechende Stärke der österreichischen Cavallerie darlegt.

Die Betrachtungen über das Stärke-Verhältniss der Artillerie zu den übrigen Waffen" sind besonders interessant durch die geschichtliche Beleuchtung der Verwendung der Artillerie und des Munitions-Aufwandes. Geistvoll ist der Grundsatz entwickelt, „dass je stärker die Armee ist, desto 'geringer der Procentsatz an Artillerie sein kann, und dass je schwächer hinwieder die Armee, desto grösser dieser sein kann." 2 bis 4 Geschütze sind demnach für je 1000 Mann zu rechnen. Bei einer Armee von 200.000 Mann würde aber die Mitfuhr von mehr als 450 Geschützen mehr Nachtheile als Vortheile bringen. Die Ausrüstungsfrage verträgt eben keine Schablone! Der Kriegsschauplatz, die Heeresstärke, die Art der Kriegführung, Alles dies muss fallweise dabei in Betracht kommen.

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