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solchen gegenüber liegen, ein anderes Verhältniss Platz greift, wie in der Ebene.

Dies ist aber auch Alles, worüber alle Ansichten sich einigten; es war auch das am leichtesten Ausführbare und vorderhand Nothwendigste. Alles Andere ist noch offene Frage, und wird das Meiste, des Kostenpunktes wegen, es auch bleiben. Der Hauptsache nach besteht der Rest der vorgeschlagenen Verstärkungen in gepanzerten Wallgeschütz - Casematten, eisernen Drehthürmen in den Schulterpunkten der Werke oder auf dem Verdecke der Reduits, Anlage grosser Reduits mit oder ohne Deckwal, oder von Werken mit Wallgeschutz-Casematten, jedoch ohne Reduits.

Ausserdem kann man noch die mehrere Etagen hohen gepanzerten Drehthürme und auch die Thurmforts aus Stein und Erde erwähnen.

Es soll hier keine Kritik irgend eines Projectes geschrieben werden; aber zur Feststellung des Standpunktes, von dem aus man eine Sache betrachtet, ist es nothwendig, dass die Vorschläge Anderer beleuchtet werden. und man Gründe angebe, warum man es nicht auch so machen will.

Wir sehen nun, dass fast alle Vorschläge die Geschütze durch Scharten feuern lassen; diese aber sind meistens Minimalscharten in Panzerwänden.

Ein Panzer, welcher stark genug wäre, um den schwersten Projectilen zu widerstehen, und doch so billig zu stehen käme, dass man ihn zur Deckung für Tausende von Positions-Geschützen verwerthen könnte, soll aber trotz mehrjährigen Suchens erst noch gefunden werden.

Wallgeschütz-Casematten ohne Panzer oder ähnliche Constructionen, welche das Mauerwerk zeigen, werden jedoch wohl von Niemanden als Verbesserungen angesehen werden können.

Wallgeschütz-Casematten vertheuern aber den Bau ausserordentlich.
Der Beweis ist nicht schwer herzustellen.

Nach einer Elementarregel der Fortification haben Scharten in Erdbrustwehren derart weit von einander abzustehen, dass die Stärke des zwischenliegenden Merlons an der äussern Brustwehrböschung gleich sei der für nothwendig erachteten Brustwehrdicke.

Da man nun heutzutage die Brustwehrdicke in permanenten Werken mit vier Klafter annimmt, so müsste der zwischen den Scharten gelegene Erdkörper an der äussern Brustwehrböschung ebensoviel messen.

Die Folge davon ist, dass höchstens von 8 zu 8 Klafter Geschütze unter Wallgeschütz-Casematten placirt werden könnten. Wollte man nun 30 Geschütze auf solche Weise decken, so wären 30 × 8 240 Klafter Tracélänge für das Werk nothwendig, eine riesige Ausdehnung.

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Das Feuer der Infanterie und solcher Geschütze, welche nur zeitweise über Bank zu wirken hätten, ist aber hiebei noch gar nicht berücksichtigt; vernachlässigt kann es nicht werden, man muss also jedenfalls noch etwas den 240 Klaftern hinzufügen, und die kleine Festung mit ungefähr 300 Klafter Tracélänge, d. i. 750 Schritt, ist fertig.

In Folge solcher Massnahmen hat man natürlich auch eine ungeheure Kehllinie, die ohne Übertreibung mit 150 Klafter Länge angenommen werden kann.

Den Schluss des Ganzen bildet ein sehr ausgedehntes Reduit verschiedener Form (wo man ein solches anzulegen beabsichtigt), mit oder ohne eiserne Drehthürme, oder eine sogenannte zweite Aufstellung, — auf jeden Fall aber nicht mit zu den Erbauungskosten im Verhältniss stehender Wirkung und zu viel Besatzung erfordernd.

Der Aufzug des Werkes muss sehr hoch angenommen werden, um das Mauerwerk des nahe an den Wall angelegten Reduits decken zu können, oder das Reduit gestaltet sich zu einem Werke im Werke, braucht also schon deshalb viel Raum, somit einen sehr ausgedehnten vorgelegten Wall.

Reduits in solcher Weise angelegt, sowie Wallgeschütz-Casematten er

fordern sonach eine ausserordentliche Tracélänge des Werkes.

Kann nun nicht geleugnet werden, dass solche Lagerforts sehr stark sind, so muss doch die Frage erlaubt sein, was ein solches Werk wohl koste? Wer halbwegs Erfahrung besitzt. braucht wohl nicht erst weitläufige Berechnungen anzustellen: auf kurzem Wege bringt man schon mit Sicherheit eine Million zusammen. Gefehlt wird wohl nicht viel sein.

Wie viel starke Lagerwerke braucht aber Österreich?

Kann man diese Frage auch nicht gleich ziffermässig beantworten, so steht doch so viel fest, dass Österreich so gut wie gar keine Reichsbefestigung besitzt.

Der Nordosten, Osten, der ganze Süden, zum Theil auch Westen, weisen nicht eine Festung auf, die einer grössern operirenden Armee von besonderm Nutzen sein könnte.

Im Westen hat wenigstens theilweise die Natur durch die Alpen gut gesorgt.

Bedenkt man nun, dass detachirte Werke allein bei keiner Festung genügen, sondern dass auch Etablissements, Communicationen, Wasserbauten u. s. w. (denn von einem Noyau wird überhaupt ganz abgesehen) unbedingt nothwendig sind, und dass, je grösser die Werke, auch mehr für Grundankauf ausgegeben werden müsste, so resultirt aus Allem eine solche Riesenziffer, dass man die Hoffnung aufgeben müsste, eine Reichsbefestigung je in's Leben treten zu sehen:

Hunderte von Millionen, nicht etwa Einhundert, sondern bescheiden gerechnet Vierhundert Millionen Gulden würde daher eine Reichsbefestigung nach so kostspieligen, wenn auch sonst ausgezeichneten Vorschlägen ausgeführt, kosten.

Wollte man die Reichsbefestigung mit Jahresraten von etwa Einer Million Gulden in Angriff nehmen, so würde man die wenig tröstliche Aussicht haben, in ungefähr 400 Jahren fertig zu werden!!

Dass aber eine in dieser Weise auszuführende Reichsbefestigung weniger kosten würde, hiesse sich Illusionen hingeben, sobald ein Werk für

30 bis 40 Geschütze schon mindestens Eine Million Gulden in Anspruch nimmt.

Aber nicht blos an der Geldfrage scheitern alle auf zu grosse Ausdehnung des Walles und der Reduits basirten Projecte, sondern auch an der Frage, womit soll man, falls eine Reichsbefestigung in diesem Sinne fertig da stünde, alle diese grossen Werke besetzen?

Es ist wohl leicht gesagt, dass es an Menschen nicht fehle, und dass nur eine gut angelegte Armee-Organisation dazu gehöre, um anderthalb Millionen Soldaten zur Verfügung zu haben.

Die anderthalb Millionen Soldaten könnte man noch gelten lassen; es fragt sich blos, wie lange der Staat deren Erhaltung auf Kriegsfuss vertragen könnte.

Man hat ohnehin schon die Anzahl auf Kosten der Besoldung vermehrt, und es ist längst kein Geheimniss, dass die Bezüge bei der jetzigen Theuerung, die gewiss nicht abnehmen, wohl aber wachsen wird, nicht einmal mehr den dritten Theil des Werthes der Besoldungen von gleicher Zifferhöhe repräsentiren, den sie vor 20 Jahren hatten!

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Ein so grosses Fort, wie es in den obigen Zeilen besprochen wurde, kann nun in Kriegszeiten, selbst wenn es entfernt vom Kriegsschauplatze stünde, doch nicht so ganz ohne Besatzung gelassen werden; jene aber, welche sich in der nächsten Nähe des Kriegsschauplatzes befinden oder gar in die Action einbezogen werden, müssen, ihrer ausserordentlichen Grösse wegen, auch mit starken Abtheilungen besetzt werden, ohne deshalb den Angreifer zu zwingen, seine Kräfte auch nur um einen Mann zu vermehren.

Der auf die Defensive angewiesene Feldherr wird jedoch den Abgang so vieler Truppen um so schmerzlicher vermissen, als der Staat, wie gesagt, nicht in der Lage sein dürfte, noch mehr Soldaten zu erhalten und so das Stärkeverhältniss der operirenden Armeen auszugleichen.

Resumiren wir Alles Vorhergesagte, so zeigen sich auf der einen Seite ungenügende Geldkräfte, auf der andern Seite zu grosse Erbauungskosten und zu starke Besatzungen, die jedoch wieder Geld kosten und die operirende Armee zu sehr schwächen; als Totale findet man das Wort „unausführbar", und der Staat stünde sonach wie früher ohne Schutzwehr da. So aber kann es nicht bleiben; dies wird Jedermann zugeben, der die Staatsinteressen nach jeder Richtung gewahrt wissen will.

Was will man also thun?

Etwa erst im Kriegsfalle Festungen aus dem Boden stampfen? Dies wäre sehr unökonomisch in jeder Beziehung.

Dass die Nordamerikaner es so machten, ist für uns durchaus nicht nachahmungswürdig.

Diese konnten nicht anders handeln, da sie vordem vereinigte Staaten waren, viel Geld hatten und auch deshalb keine Festungen

brauchten, weil kein Nachbar vorhanden war, dem die grosse verbündete Macht der Nordamerikaner Aussicht auf Er

folg versprach.

Die nun uneinigen wieder vereinigten Staaten fühlen aber jetzt das Bedürfniss eines recht ansehnlichen stehenden Heeres, und man kann als unumstösslich annehmen, dass dieser Staat nicht mehr existiren würde, wäre er in der Mitte Europas gelegen.

Nordamerika's Lage ist sonach eine günstigere als die Österreichs, daher das Beispiel der Nordamerikaner für Österreich auch nicht durchgehends anwendbar.

Auch glaubt wohl Niemand, dass Erdwerke an Stärke den permanenten gleich stehen; und doch wird man zu allen Zeiten theilweise zu diesem Mittel seine Zuflucht nehmen müssen.

Ein solcher Entschluss, der endlich auch in vielen Fällen wird gefasst werden müssen, wenn die Reichsbefestigung auf unbestimmte Zeit verschoben wird, ist übrigens die beste Antwort auf die ungerechtfertigle und auf Erfahrung basirt sein sollende Annahme, dass man sich in Lagerwerken alten Styles nun nicht mehr würde halten können, und dass eine kräftige Beschiessung genüge, solche Werke zum Fall zu bringen.

Glaubt man jedoch, dass die aus dem Boden gestampften Festungen im passageren Style viel wohlfeiler sein werden als jene, welche gleich von Haus aus permanent, jedoch mit Vermeidung alles Überflüssigen erbaut werden, so irrt man sehr. Im Kriege ist jede Arbeit theurer, und schon der plötzliche immense Bedarf trägt zur Theurung bei (davon dürften die NordAmerikaner wohl auch etwas zu erzählen wissen), und die Solidität muss der Schnelligkeit zum Opfer gebracht werden.

Die Holzbauten in solchen Werken sind enorm theuer und in wenigen Jahren derart verfault, dass sie beseitigt werden müssen.

In wenigen Jahren haben solche Erdwerke ein klägliches Aussehen, und die Millionen, welche sie gekostet, sind dahin; das Reich hätte aber dann wieder keine Festung.

Fängt man nun in der Friedenszeit an, nach und nach die passageren Werke in permanente zu verwandeln, so muss die Anschüttung erst überall beseitigt werden, um die Fundamente graben zu können, eine Erdbewegung, welche riesige Summen erfordert.

Steht dann ein solches Erdwerk in ein sehr bescheidenes permanenten Styles verwandelt da, und würde man die Kosten summiren, welche es zuerst als passageres, während der Kriegszeit erbautes, und dann, was es durch die Umwandlung in ein permanentes gekostet hat, ohne deshalb allen wünschenswerthen Anforderungen zu entsprechen, so würde man eine Summe finden, welche genügend wäre, vielleicht zwei Forts im permanenten Style im Frieden zu erbauen.

Ein Nachtheil passagerer Befestigungen ist es ferner, dass man solche Werke, falls ein verschanztes Lager damit hergestellt werden sollte, nicht

derart weit vom Centrum desselben anlegen könnte, als es manchmal die Terrainformation wünschenswerth macht, weil einem passageren Werke immerhin jene zähe Widerstandsfähigkeit mangelt, welche permanenten eigen ist und letztere selbst weit vom Centrum entfernt (detachirt) auzulegen erlaubt.

Wie steht es aber dann bei passager erbauten Lagerwerken mit der Deckung der Geschütze mittels Wallgeschütz-Casematten.

Solche müssten nun natürlich entbehrt werden, und die Vertheidigung dennoch möglich sein, woraus man schliessen könnte, dass diese Bauten gerade nicht absolut nothwendig sind.

Für Surrogate aus Holz, Reisig und Erde müssten wir uns aber in 100 Fällen 90 mal bedanken; nein, da ist uns ein offener Wall mit Ladegräben jedenfalls noch lieber.

Die Erfahrung hat übrigens auch gelehrt, dass die Treffsicherheit im Kriege bei Weitem nicht jene sei, wie sie bei Friedensversuchen erzielt wurde, und sie wird um so geringer sein, wenn man bemüht ist, die befestigten Objecte derart auszuführen, dass sie dem Angreifer wenig Anhalspunkte zum Zielen bieten.

Letzteres geschieht aber, wenn man tiefe Scharten einschneidet, Hohltraversen baut, deren Kamm um mehrere Fusse die Kammlinie des Werkes in ansehnlicher Breite überragt, oder gar einzelne gedeckte Geschützstände baut.

Damit soll jedoch nicht behauptet werden, dass absolut keine Scharten u. s. w. angewendet werden sollen. Man muss wohl zugeben, dass es Localverhältnisse genug gibt, wo Scharten und gedeckte Geschützstände sogar angewendet werden müssen, z. B. im Gebirge, wo einer Überhöhung durch den Angreifer fast nie ausgewichen werden kann, da es sich für den Vertheidiger darum handelt, die Strasse in der Thalsohle zu beherrschen, was nicht möglich wäre, wollte er sich so hoch stellen, dass der Gegner keine Einsicht mehr erlangen kann.

Es wird nicht beabsichtigt, das Kind mit dem Bade auszuschütten, auch will man sich gegen den Vorwurf der Einseitigkeit verwahren. Es sollen nicht im Gegensatze zu solchen nur Scharten aufweisenden Projecten gar keine vorgeschlagen werden. Dies hiesse nichts anderes als ohne Grund das Gegentheil annehmen.

Aber es scheinen der Gründe bereits genug angegeben worden zu sein, warum Wallgeschütz-Casematten, eiserne Drehkuppeln u. s. w. in Lagerforts überhaupt nicht als Regel angewendet werden können.

Und als Regel werden die Wallgeschütz-Casematten, eiserne Thürme auf Verdecken u. s. w. in den betreffenden Projecten aufgestellt, weil ja die Vertheidigung vollkommen darauf basirt.

Nach dem hier vorliegenden Entwurfe soll aber die Vertheidigung der Lagerwerke nicht auf Wallgeschütz-Casematten, Drehkuppeln u. s. w. basi

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