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zwischen Ulm und Regensburg über die Donau zu setzen, sich zwischen Mack und Kutusow zu stellen und so die Armee bei Ulm zur Capitulation zu nöthigen; 1806 sich zwischen die preussische Armee und das neutrale Böhmen hinein zu schieben und einen Theil der preussischen Armee von der Elbe abzuschneiden; 1859 bei Vercelli über die Sesia, und bei Turbigo über den Ticino zu gehen und, mit dem Rücken gegen die Schweiz und die Front gegen Genua und Alessandria gewendet, eine Schlacht anzunehmen.

Um mit numerischer Überlegenheit selbst in jenen Fällen auftreten zu können, in welchen ein an Macht und Streitmitteln uns ebenbürtiger Feind seine ganze Macht in's Feld rücken lässt, gibt es nur ein einziges Mittel, nämlich schneller rüsten zu können, um die Operationen früher beginnen zu können als der Feind, und dadurch gleich anfänglich im Vortheile zu sein.

Nach den im Feldzuge (1859) gemachten Erfahrungen kann die Infanterie längstens in 6 Wochen auf den Kriegsstand gebracht sein und die Ergänzungs-Mannschaft auch aus den entferntesten Ergänzungs - Bezirken innerhalb dieser Zeit bei ihren Truppenkörpern eintreffen.

Ebenso schnell kann auch die Cavallerie sich auf den Kriegsfuss setzen, weil der Friedensstand und Kriegsstand der Escadronen nur unbedeutend variirt, und die wenigen Pferde für die Bespannung der Regiments-Fuhrwerke durch den Handeinkauf der Regimenter in wenigen Tagen beigeschafft werden können.

Eine weit längere Zeit benöthigen aber die Artillerie und das ArmeeFuhrwesen zu ihrer Ausrüstung, weil eine Pferde-Conscription in Österreich nicht besteht, und die vielen Pferde erst angekauft werden müssen.

Setzt sich die ganze Armee auf den Kriegsfuss, so bedarf dieselbe gegen 70.000 Pferde für die Infanterie, Artillerie und das Fuhrwesen.

Der Ankauf einer so grossen Anzahl Pferde benöthigt aber eben so viele Monate, als die Infanterie und Cavallerie Wochen bedarf, um sich auf den Kriegsstand zu setzen.

Als die Armee 1859 über den Ticino rückte, war kaum der 3. Theil des Armee-Fuhrwesens aufgestellt.

Die Colonnen-Magazine der Armee - Corps bestanden aus requirirten Fuhrwerken; die Bespannungen sämmtlicher Munitions-Reserven waren gleichfalls requirirt. Der Feldzug war beendigt, und diese Armee - Anstalten waren noch immer nicht mit den vorgeschriebenen ärarischen Bespannungen vollständig versehen.

Bei inneren Unruhen, Aufstellung von Beobachtungs - Corps im Inlande u. dgl., ist es immerhin vortheilhaft, wenn die Infanterie rasch auf einen höhern Stand gebracht werden kann; dieser Vortheil verschwindet aber in einem wirklichen Kriegsfalle, wo die Infanterie, beziehungsweise die verschiedenen Armeekörper mit Artillerie, Munitions-Verpflegs- und Sanitäts-Anstalten u. dgl. nothwendigerweise versehen sein müssen, wenn die Armee nicht gleich anfänglich, nämlich beim Beginn der Operationen, an allen Bedürfnissen Mangel

leiden soll.

Es muss daher die Gleichzeitigkeit der Ausrüstung bei den verschiedenen Waffengattungen und jenen Armee - Reserve - Anstalten, die einer im Felde stehenden Armee unentbehrlich sind, angestrebt werden.

Die Fuhrwerke und das sonstige Ausrüstungs- und todte Materiale ist für den Kriegsstand der Armee vorhanden, es kann aber erst verwerthet werden, wenn die nöthigen Bespannungen aufgetrieben sind. Dieses ist um so schneller zu erzielen, je weniger Pferde man benöthigt, d. i. je weniger todtes Materiale eine Armee mit sich schleppt.

Nichts ist daher so nachtheilig in dieser Beziehung, als wenn eine Armee mehr Artillerie mit sich nimmt, als auf dem gegebenen Kriegsschauplatz

Österr. militär. Zeitschrift 1868. (3. Bd.)

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unumgänglich nothwendig ist; denn vorzüglich diese Waffe ist es, welche die meisten Pferde bedarf, ein zahlreiches Armee-Fuhrwesen auf den NachschubsLinien nothwendig macht und die Vollendung der Ausrüstung und somit den Beginn der Operationen am meisten verzögert.

Am dringendsten sind aber jene Rüstungen, die während eines Krieges selbst nothwendig werden; wie z. B. 1859 die Errichtung der 5. Bataillone und beziehungsweise von 4 neuen Infanterie-Armee-Corps.

Die Dauer eines Feldzuges, besonders aber die Zeit, die zwischen dem Beginn des Krieges und der ersten verlornen Schlacht liegt, sind hiebei massgebend; letztere kann im Durchschnitt zu 4-6 Wochen angenommen werden, wenn eine baldige Entscheidung von einem der beiden Feldherrn gesucht wurde.

1805.

Zwischen der Capitulation von Ulm, 17. October, bis zur Schlacht von Austerlitz, 2. December, liegt ein Zeitraum von 6 Wochen.

1806.

Von der Schlacht von Jena, 14. October, bis zur Vorrückung der Franzosen an die Oder oder Weichsel, Anfangs November, bis wohin eine preussische Reserve-Armee jedenfalls hätte in Bereitschaft sein müssen, 4 Wochen.

1809.

Von der Schlacht von Regensburg, 23. April, bis zur Schlacht von Aspern, 21. Mai, 4 Wochen; von der Schlacht von Aspern bis zu jener von Wagram, 5. Juli, 6 Wochen.

1813.

Zwischen der Schlacht von Leipzig, 18. October, bis zum Anlangen der Verbündeten an den Rhein, Anfangs November, 3 Wochen; bis zur wirklichen Überschreitung dieses Stromes aber 9 Wochen, da Napoleon durch Unterhandlungen Zeit gewonnen hatte.

In den meisten Fällen werden daher alle Neuerrichtungen, die im Laufe eines unglücklichen Feldzuges vorgenommen werden, jedenfalls zu spät kommen oder gar keine Wirkung äussern, wenn sie nicht innerhalb 4-6 Wochen nach Eröffnung des Feldzuges zugleich kampffähig gemacht werden können.

Vergleicht man das gegenwärtige System der Heeraufbringung mit dem frühern, so hat es blos den Vortheil, dass die Masse der Infanterie und Menschen überhaupt, die aufgebracht werden kann, eine bedeutend grössere ist, weil alle Länder und beinahe alle Stände gleichmässig der Militärpflicht unterzogen werden.

Das frühere System hatte aber durch die Pferdeconscription und NaturalLieferungen den Vortheil: dass die Ausrüstung eine schnellere und auch eine verhältnissmässig billigere war. Die Unterthanen wurden für gelieferte Pferde und Naturalien zwar entschädigt, aber man konnte, was nicht eben consumirt wurde oder zu Grunde ging, ihnen wieder zurückstellen, während gegenwärtig diese Artikel zu sehr niedern Preisen veräussert werden müssen.

Grosse Summen würden nach dem frühern Systeme bei solchen Aufstellungen von Armeen, welche keinen Krieg im Gefolge haben, wie 1850 in Böhmen, 1853 gegen Bosnien, wo auch wenig Pferde zu Grunde gehen können, sich ersparen lassen, und die Verpflegsvorräthe entweder wieder den Gemeinden zurückgestellt, oder deren weitere Ablieferung zur Armee einfach eingestellt werden können.

Über Lagerforts und verschanzte Lager.

Vorschläge zur Erbauung derselben; hiezu erforderliche Geldmittel.

Über Reichs-Befestigung ').

(Hiezu Tafel 18.)

Leitender Gedanke.

Es wird nicht beabsichtigt, mit diesem Aufsatze erst die Nothwendigkeit einer Reichsbefestigung für Österreich zu beweisen; herrscht wohl längst kein Zweifel mehr.

über dieselbe

Dass aber eine Reichsbefestigung für Österreich nothwendiger ist als für jeden andern Staat Europas, und deshalb zur rechten Zeit grössere Anstrengungen hiefür gemacht werden müssen, lässt sich einfach durch Hinweisung auf die ungünstige geographische Lage des Kaiserstaates in der Mitte Europas beweisen.

Einen zweiten Staat, wie Österreich, der von Norden und Süden, Osten oder Westen her so leicht bedroht werden kann, gibt es in der Welt nicht; fast auf allen Seiten wird Österreich durch Staaten ersten Ranges oder doch von solchen begrenzt, welche von einem oder dem andern Grossstaate abhängig sind.

Wie also die Lage Österreichs keinen Vergleich zulässt, ebenso wenig kann auch die Reichsbefestigung oder Nichtbefestigung eines andern Staates für Österreich mustergiltig sein.

Die Geschichte hat auch den Beweis geliefert, dass kaum ein Staat so schwere Kämpfe zu bestehen hatte wie gerade Österreich; insbesondere liefern die letzten hundert Jahre Beispiele genug.

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1) Kenner werden zugestehen, dass dieser Entwurf nicht die Arbeit weniger Wochen sein kann, umsoweniger, wenn man erwägt, dass der Verfasser durch dienstliche Arbeiten oft lange Zeit von diesem Gegenstande abgezogen wurde.

Wenn daher in diesem Aufsatze Ansichten ausgesprochen werden, welche mit mehreren in der letzten Zeit ausgesprochenen und bekannt gewordenen übereinstimmen, so beweist dies blos, dass der Verfasser mit den seinen nicht allein steht, was immerhin angenehm ist. Vollendet war dieser Aufsatz jedoch schon im November 1867. Nachdem aber gerade in diesem Monate die Frage der Reichsbefestigung bei Gelegenheit der Budget-Berathung zur Sprache kam, und der Verfasser vollkommen zu würdigen weiss, welche Opfer zu diesem Zwecke vom Staate gebracht werden müssen, so hält er es für zeitgemäss, diesen Entwurf zu veröffentlichen, um auf diesem Wege zur glücklichen Lösung dieser Aufgabe nach Kräften beizutragen.

Und dennoch sieht man kaum erst die Anfänge einer Reichsbefestigung! So gross auch die militärische Kraft Österreichs ist, so zeigte sie sich doch nie genügend, weil von den Gegnern fast immer überlegene Kräfte gegen Österreich in's Feld geführt werden konnten. Zuerst war es das Aufgebot der Streitkräfte Frankreichs durch das Mittel der Conscription, später die allgemeine Wehrpflicht Preussens, welche dem österreichischen Heeresaufgebote überlegen waren; - immer aber spielte auch das sehr mangelhafte Communicationswesen, und dies bis auf die Gegenwart, eine sehr wichtige Rolle.

Die Verbesserung der Heeresergänzungs- Methode allein ist daher nicht im Stande, das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen, da die andern Mächte darin auch nicht zurückgeblieben sind.

Wollte man aber das Communications-Wesen plötzlich auf gleiche Höhe mit jenem der westlichen Nachbarn bringen, so dürften die Mittel hiezu wohl unerschwinglich sein; überdies bedarf die Ausführung eines so grossen Unternehmens auch eine angemessen lange Zeit.

Ohne sich deshalb auf das politische Feld begeben und Combinationen für die Zukunft machen zu müssen, kann man somit kühn die dringende Nothwendigkeit einer Reichsbefestigung behaupten.

Wollte man jedoch fortificatorische Projecte und Bauten, wie sie in andern Ländern bestehen, welche entweder nur einen kleinen Theil der Grenzen zu schützen haben, oder welche so glücklich sind, mehr Geld zu besitzen, für Österreich adoptiren, dann freilich würde auch eine Reichsbefestigung für Österreich, dessen Finanzen keine solche Anspannung erlauben, kaum ausführbar scheinen.

Österreichs Fortificationen müssen daher, so vorzüglich auch die Entwürfe und Bauten in andern Ländern sein mögen, den Österreichischen Finanzen angepasst werden, und da diese Kunst gewiss zu den schwierigsten gehört, so ist es auch natürlich. dass dieses Problem nicht so schnell gelöst werden konnte.

Forscht man ohne Vorurtheil nach, was besser sei: im Frieden Nichts zu bauen, dagegen bei Ausbruch eines Krieges Millionen für kostspielige passagere Werke auszugeben, so findet man, dass jedes dieser beiden Mittel zu den extremen gehört, welche vermieden werden müssen.

Das Richtige liegt wie gewöhnlich in der Mitte, d. h. man baue im Frieden mit jenen Mitteln, die ein Krieg für passagere Fortificationen absolut fordern würde, solide Werke im permanenten Style, passe diese Werke diesen Mitteln an, vollende aber auch das Unternehmen in wenigen Jahren, wenn man Erfolge erleben will.

Es fällt wohl Niemanden ein, den Bau einer Eisenbahn, und sollte sie auch hundert Millionen in Anspruch nehmen, in 200 Jahresraten einzutheilen; man will bei Zeiten Gewinn vom Anlagscapitale ziehen, und je länger ein

solcher Bau dauern würde, desto grösser wäre die Gefahr, durch andere Unternehmungen überflügelt zu werden.

Ebenso wird auch die schnellere Vollendung einer Reichsbefestigung

dem Staate sichereren materiellen Gewinn bringen.

Demnach kann man sagen, dass gleichwie die Schlagfertigkeit des Heeres, ebenso auch die Reichsbefestigung für die Sicherheit des Staates als ein Bestandtheil der Wehrkraft anzusehen sei, und dass erst die Vollendung beider Theile ein richtiges Ganze geben könne.

Jede Befestigung soll es möglich machen, einer bedeutend stärkeren feindlichen Streitkraft mit Erfolg entgegentreten zu können; dass dieser Zweck durch passagere Fortificationen nicht in dem Grade erreicht werden kann wie durch Bauten im permanenten Style, ist bekannt. Um die geringere Leistungsfähigkeit der ersteren auszugleichen, ist man daher gezwungen, eine im passageren Style erbaute Festung auch bedeutend stärker zu besetzen.

Zu den Erbauungskosten dieser passageren Werke müssen daher, will man die wahre Ziffer finden, auch noch die Erhaltungskosten jenes Mehrbedarfes an Besatzungstruppen hinzugeschlagen werden, welche durch die geringere Leistungsfähigkeit der Werke bedingt ist.

Der Nachtheil, dem man sich durch den Bau von passageren Werken bei Ausbruch eines Krieges aussetzt, ist daher ein dreifacher:

1. besitzen die Werke nicht die wünschenswerthe Widerstandsfähigkeit; 2. werden der operirenden Armee mehr Truppen entzogen, und

3. verfallen passager erbaute Werke in kurzer Zeit, und der Staat müsste trotz bereits verausgabter Millionen bei einem abermals ausbrechenden Kriege wieder von Neuem zu bauen anfangen.

Dass ein solcher Vorgang sehr kostspielig ist und davon abgerathen werden muss, ist wohl einleuchtend.

Es kann behauptet werden, dass ein im passageren Style erbautes verschanztes Lager beinahe eben so viel kosten wird als ein im permanenten Style ausgeführtes, dessen Werke ohne Vernachlässigung der an sie zu stellenden Anforderungen möglichst einfach gehalten sind.

Es geht dies schon aus dem Umstande hervor, dass passager erbaute Werke, eben ihrer geringeren Widerstandsfähigkeit wegen, viel näher an einander gerückt werden müssen als permanente, und dass somit nicht nur die Zahl der Werke grösser ist, sondern dass auch eine grössere Anzahl Werke von geringerer Widerstandsfähigkeit auch eine grössere Besatzung nothwendig macht; überdies ist es bekannt, dass bei Ausbruch eines Krieges die Erzeugungspreise bedeutend steigen.

Soll nun der Entwurf eines permanenten Werkes geliefert werden, dessen Erbauungskosten eine gewisse Grenze, welche sich aus Vergleichungen nach dem bereits Gesagten ergibt, nicht überschreiten dürfen, so kann man dabei allerdings mehrere Wege einschlagen und verschiedener Ansicht sein;

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