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Man könnte nun I. die Zahl der Pionniere zwar vermehren, jedoch im Stande der Compagnien lassen.

Dies hat aber den grossen Nachtheil, dass die Ausbildung im Frieden sehr gehindert ist, im Kriege aber bezüglich der Verwendung sich insoferne Schwierigkeiten ergeben, als im Bedarfsfalle die Pionnier-Abtheilung der Division sich aus 54 Unterabtheilungen ergänzt, die ebensoviel Commandanten und Verpflegskörper haben, grösstentheils mit fremden Chargen ausrücken und nach menschlichen Berechnungen unmöglich jene Ambition mitbringen können, die eine geschlossene, im Frieden und Krieg unter demselben, um ihre Ausbildung beflissenen Commandanten stehende Abtheilung charakterisirt.

Ausserdem ist die Zahl des Schanzzeuges bei der Compagnie ohnedies so gering, dass sich damit überhaupt gar Nichts leisten lässt, und bei dem geringfügigsten Anlasse doch wieder die Pionniere im Bataillon zusammengezogen werden müssen.

Es ist daher bei der Reorganisation derselben der Grundsatz vor Augen zu halten, dass es leichter ist: zu theilen als zu vereinigen, d. h. von der in der Brigade vereinigten Abtheilung kann man leichter jedes Bataillon oder jede Compagnie nach Bedarf mit technischen Truppen versehen, als umgekehrt aus den kleinern Abtheilungen eine grosse zusammenstellen.

Entschieden besser in jeder Beziehung wäre daher:

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II. Schon im Frieden einen ganzen, vollen Zug per Bataillon sammt Chargen als Pionnierzug auszurüsten, auszubilden und was sehr wichtig mit eigenen, ehrenden Abzeichen zu versehen. Dadurch wird die Ausbildung, Leitung und Ambition gefördert. Die Zusammenstellung per Division geschieht nur mehr aus 14 Körpern.

Die Ergänzung des Zuges auf den Kriegsstand geschieht aus beurlaubten Pionnieren.

Es hätte sodann jedes Bataillon im Kriege einen Zug von rund 50 Mann mit Schaufel und Krampen und 8 Mann, wie bisher mit Hacken ausgerüstet. Die Letzteren wären, im Bataillon vereinigt, hinter die Front des Pionnierzuges zu stellen.

Hält man die Idee fest, dass bei beginnendem Gefecht der Pionnier-Zug zum Bataillon einrückt, so ist dadurch keine Verminderung an Combattanten eingetreten; um so weniger aber wird die Schwächung der einen Compagnie in die Augen fallen, wenn man grundsätzlich alle Detachirungen den andern Compagnien zuweist.

III. Von dieser Organisirung ist nur mehr ein Schritt zu jener, welche die nun zum Friedensstand der Compagnien zählenden Pionniere denselben entnimmt, per Regiment in eine selbstständige Abtheilung mit Chargen und Officieren vereinigt und denselben den Namen „Pionnier- oder Genie-Compagnie des Regiments N." beilegt.

Da eine solche Compagnie bei weitem mehr leisten wird als anders orga

nisirte Abtheilungen, so kann deren Friedensstand derart angemessen vermindert werden, dass die grösseren Kosten dieser Formation vollkommen beglichen werden. Es kann bei zweckmässiger Ausbildung und Versehen derselben mit Genie- oder Pionnier- Officieren sodann auch der Stand der Officiere und Chargen der letzterwähnten Truppen entsprechend vermindert werden.

Der Friedensstand dieser Compagnien hätte so gestellt zu sein, dass der Urlauberstand ausreicht, um die Pionnier-Abtheilungen auch der ReserveRegimenter aufstellen zu können, wozu eventuell auch Leute des Reservestandes des Pionnier-Regiments bei gleichzeitiger Auflösung oder Reducirung der Reserve-Pionnier-Compagnien verwendet werden können.

Diese Abtheilungen würden (im Frieden etwa 50 Mann stark) im Kriegsfalle mit 3 Zügen, entsprechend den 3 Bataillons des Regiments, jene des Reserve-Regiments aber als Halbcompagnie mit 2 Zügen aufgestellt und nach dem Vorigen im Bedarfsfalle den betreffenden Bataillons zugetheilt.

Die Ergänzung der Officiere müsste jedoch ausschliesslich durch Officiere der Genie- oder Pionnier-Truppe, resp. durch Infanterie-Officiere mit technischer Vorbildung, welche einige Zeit bei den Genie-Truppen in Zutheilung waren, geschehen.

Die Ausbildung der Pionniere der Infanterie geschieht in der flüchtigen Befestigungskunst (welche sich auf Werke beschränkt, die binnen längstens 10 Stunden vollkommen fertig sind), ferner im Lager-, Strassen- und Nothbrückenbau, sowie in Demolirungsarbeiten und im Signaldienst.

Die Leitung des Unterrichts geschieht durch die bei den Divisionen einzuführenden Genie-Chefs, resp. durch die General-Genie-Inspection, nach alljährlich erfliessenden Weisungen des Kriegsministeriums, auf Grundlage einer hinauszugebenden Instruction.

Die Pionnier-Abtheilungen werden im Frieden schon bei den Manövern in ihrer technischen Eigenschaft verwendet und auch zeitweilig zu kleinern technischen Arbeiten in Festungen (Desarmirungen) commandirt, um theure Civilarbeiter zu ersparen.

Dieselben sind sowie die Genie-Truppen in allen Standeslisten als Combattanten einzutragen.

Die verschiedenen Abtheilungen der technischen Truppen, mögen sie auf diese oder jene Art organisirt sein, bedürfen, wie Alles im Kriege, was einheitlich wirken und Entsprechendes leisten soll, auch einer gemeinsamen Leitung durch einen im Divisions-Stabe befindlichen Genie-Chef, in der Person eines Hauptmannes oder Stabs-Officiers des Genie-Stabes, der die Absichten des Divisionärs in Bezug der Terrain-Correctur zur Verwirklichung bringt und sich einzig mit der Sorge um die Terrain-Verstärkung, die Communicationen und den Signaldienst (optische Telegraphie) belastet.

Nur auf diese Art und durch Besetzung dieses Postens durch einen erfahrenen, tüchtigen Genie-Officier, der den obwaltenden taktischen Verhält

nissen Rechnung zu tragen, aber auch die Leistungsfähigkeit der unterstehenden Kräfte mit Bezug auf Ausbildung, Zeit, Boden und Werkzeug zu beurtheilen im Stande ist, der genau weiss, was in gegebener Zeit auch zu leisten ist und somit stets Fertiges und Maximales zu Tage fördert, wird der wichtigen Anforderung entsprechen, dann aber auch der Armee Vortheile bringen, die weit über seine scheinbar untergeordnete Rolle hervorragen.

Nicht nebensächlich darf daher in Zukunft die Terrain - Verstärkung betrieben werden; durch Aufstellung des Divisions-Genie-Chefs wird diese ganze grosse Sorge von den Schultern des Commandanten und seines Generalstabs-Chefs abgewälzt, und so dem Princip der Theilung der Arbeit, welches allein grosse Resultate zu fördern vermag, entsprochen.

Takliker und Techniker zugleich, hat derselbe übrigens schon im Frieden keine kleine Aufgabe, will er sich für den Krieg würdig vorbereiten, da er dies wohl nur im steten Verbande mit jenen Truppen im Stande ist, deren Kampfweise er durch die Technik unterstützen, somit kennen muss.

Würden die Verhältnisse es erlauben, den Divisionen schon im Frieden einen Genie-Chef zuzutheilen, so würde nicht nur der dringenden Forderung nach eigener Ausbildung desselben, sondern auch nach jener der RegimentsPionniere, sowie der Truppen und Officiere in der Feldtechnik, im Festungskriege, endlich sogar in den Naturwissenschaften, deren Ausfluss die Technik ist, vollkommen entsprochen, aber auch erst dann jene Verhältnisse herbeigeführt werden, welche die vollendete Ausbeutung der Feldtechnik zum grossen Vortheile der Armee und des Staates verspricht.

Wie jede Division, so muss jedes Corps und die Armee einen GenieChef besitzen, damit ohne Zeitverlust und mit dem nöthigen erweiterten Gesichtskreis, der Sachlage entsprechend und im Detail durchgebildet, die Terrain-Verstärkung ausgeführt werden könne.

Indem der Armee-Genie-Chef mit dem Generalstabs-Chef und dem Feldherrn nach Karte und Augenschein, jeder in seinem Fache, aber alle in Harmonie, die Grundzüge des Handelns im Grossen feststellen, und der Eine den Corps-Commandanten, der Andere den Corps-Genie-Chefs die nähern Weisungen ertheilen, obliegt den Divisionären und den Genie-Chefs der Division das Detail der Durchführung und Verwerthung der Kräfte.

Wenn auf diese Art harmonisch gegliedert, im Kleinen getheilt, in Grossen vereinigt, Alles zusammenwirkt, was zum Siege beitragen kann; wenn nur dieser angestrebt und Alles, was ihn fördert, benutzt, bis auf's Kleinste ausgebeutet wird; wenn die eine Waffengattung der anderen, alle zusammen im Verein mit der Wissenschaft und Kunst des Einzelnen aber dem Ganzen zu nützen und zu dienen bestrebt sind: dann wird auch der Kriegstechnik und mit ihr den technischen Truppen ein schönes Feld der Thätigkeit erblühen der schöne Beruf derselben, die Leiber der Eigenen vor Schaden zu bewahren, wird, dem Einzelnen wie dem Ganzen nützend, den Weg zum Siege bahnen.

Dies anzuregen war der Zweck dieser Zeilen.

B.

Kaiser Napoleon I. Aufenthalt im Stifte Melk in den Kriegsjahren 1805 und 1809.

(Aus Kaibilinger's Geschichte des Stiftes Melk.)

Im Jahre 1805.

Nach den widersprechendsten Gerüchten von dem Zustande des kaiserlichen Heeres theilte am ersten November der gewesene Festungscommandant von Braunau, Oberst Eberth von Ehrentreu, die niederschlagende Nachricht mit, dass die Armee unter dem Feldmarschall-Lieutenant Mack zu Ulm capitulirt und sich als kriegsgefangen ergeben habe, und dass in Folge dieses Unglückes das russische Hilfscorps mit den Trümmern der österreichischen Armee unter den Feldmarschall-Lieutenants Kienmayer und Meerveldt im vollen und schnellen Rückzuge gegen die Enns begriffen sei. Den letzten Strahl von Hoffnung vernichtete die Ankunft des russischen Hauptquartiers mit den Resten der österreichischen Truppen unter Kienmayers Befehlen (6. November). Der edle, vortreffliche Feldmarschall - Lieutenant Heinrich von Schmidt, aus seiner Einsamkeit bei Olmütz vom Kaiser abgerufen, um seinem Heldentode entgegen zu gehen, traf Mittags hier ein, um die Stelle des Generalquartiermeisters bei den vereinigten Armeecorps zu übernehmen. Nebst ihm und Kienmayer waren die General-Majors Strauch und Wodniansky und Oberst Degenfeld-Schomburg die vornehmsten Gäste, welchen Abends Kutusow mit mehreren russischen Generälen und anderen Officieren folgte. Schmidt, welcher ohne alle Feldequipage war, fuhr mit 4 Stiftspferden, die man ihm sammt einem Kutscher zu seinem Gebrauche mit Vergnügen überliess, am siebenten November Früh nach St. Pölten.

Der russische Heerhaufen biwakirte auf der Anhöhe zwischen Melk und Spielberg, gegen den Wartberg bis zur Donau herab ausgedehnt, und zog am Morgen des eben angegebenen Tages alle im Stifte und Markte zurückgebliebenen Russen, mit Ausnahme eines Jäger-Bataillons, an sich, welches aber einige Stunden später, nachdem es die Brücke bei Winden über die Melk abgebrannt hatte 1), gleichfalls den Ort räumte 2).

1) Erst in den Jahren 1848 und 1849 wurde auf Staatskosten eine breitere Brücke von Stein über die Melk gebaut, mit der Aufschrift: MDCCCIL. FRANC. IOS. I.

2) Es verdient dankbar erwähnt zu werden, dass General Miloradowitsch am 7. November Morgens durch einen aus dem Lager abgesandten Officier dem Prior das gütige Anerbieten machte, dem Kloster eine Schutzwache zu geben, um es gegen alle Excesse der Russen zu schirmen.

Dieses geringe Hinderniss nicht achtend, ging der Vortrab der Franzosen, geführt von dem Prinzen Murat, der an der Spitze der äussersten Vorposten ritt, oberhalb Winden durch den eben ziemlich seichten Fluss, zog hinter dem Dorfe auf den Höhen über die Felder bis zu den Wiesen am östli chen Ende des Marktes und war kaum auf Stückschussweite vom linken Flügel der vor dem Lager in Schlachtordnung aufgestellten Russen entfernt, als diese um zwei Uhr Nachmittags aufbrachen und im Angesichte des Feindes auf der Strasse abwärts nach Grosssirnig zogen. Murat kam Abends nach vier Uhr in das Stift, welches er wiederholt seines Schutzes versicherte, und übernachtete hier mit dem Reichsmarschall Lannes und dem übrigen sehr zahlreichen und glänzenden Generalstabe; seine Truppen, wie auch ein Theil vom Corps des Marschalls, standen grösstentheils in dem von den Russen verlassenen Lager. Am achten November Vormittags brach er nach Mitterau auf. Sogleich nach der Ankunft des Prinzen im Stifte verlangte sein Generalcommissär die Ausschreibung starker Lieferungen aus den umliegenden Dörfern 30,000 Rationen Brot, 1250 Metzen Hafer, 1000 Centner Heu und 60 Ochsen wovon aber wenig nach Melk gebracht, das Meiste unterwegs von den nachrückenden Heeresabtheilungen geplündert und sammt den vor die Wagen gespannten Ochsen und Pferden geraubt wurde. Nichtsdestoweniger wiederholte der Generalcommissär seine Forderung, verzeichnete die im Stifte vorräthigen Weine, und Murat selbst gab den Befehl, dass jeder Mann der durchziehenden französischen Armee eine Bouteille (d. i. eine halbe Mass) Wein bekommen sollte. Diese äusserst lästige Anordnung verursachte unaufhörlich eine solche Unordnung und ein solches Getöse im Kloster, dass sich nur Augen- und Ohrenzeugen eine Vorstellung davon machen können.

Nachmittags rückte das Corps des Marschalls Soult ein. Der ihm untergeordnete Divisionsgeneral Salbigny verlangte 60,000 Rationen Brot, eben so viel Fleisch und 30,000 Bouteillen Wein, der aus dem Stiftskeller geliefert, das Übrige aus den benachbarten Gemeinden requirirt wurde. Am neunten November geschah der Abmarsch Soult's und die Ankunft der Divisionsgeneräle Gardanne, Ordonner, Vandamme und Belliard mit einem Theile der kaiserlichen Garde, welche schon des Morgens das ganze äussere Gebäude des Klosters besetzte. Alles, was nicht zu derselben gehörte, selbst Generäle nicht ausgenommen, musste dasselbe räumen, wodurch viele der aus ihren geplünderten und halbzerstörten Wohnungen in das Stift geflohenen Bewohner des Marktes genöthigt wurden, sogar innerhalb der Clausur, und zwar grösstentheils im zweiten Stockwerke des Conventes, ein Obdach zu suchen. Marschall Ney zog mit seinem Corps vorüber ohne sich länger aufzuhalten, als nothwendig war, um Wein im Stifte zu fassen.

Am zehnten November, gegen eilf Uhr, erfolgte unter dem Geläute aller Glocken, in zwei achtspännigen Wagen, die Ankunft des Kaisers Napoleon in Begleitung des Reichsmarschalls Alexander Berthier, der an seiner Seite im Wagen sass, des Marschalls Bessières, des Oberststallmeisters

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