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dem Eifer des FZM. und Artillerie-Directors Grafen v. Colloredo, welcher nicht allein durch die Beschiessung der Vorstadt, so dass sie bald in Brand gerieth, sondern auch durch die nachher erfolgte Einwerfung der Palissaden zum glücklichen Ausgange des Sturmes nicht wenig beigetragen hatte, daher Laudon dessen Einsicht und Thätigkeit bei Josef das rühmlichste Zeugniss ausstellt.

Der FZM. Clair fayt war zwar vermöge der getroffenen Anordnungen blos bestimmt, die nöthigenfalls zur Unterstützung der angreifenden Truppen in Reserve gelassenen Bataillons anzuführen, war aber doch nach seinem bekannten Diensteifer bei dem Sturme stets gegenwärtig, um Nichts zu übersehen, wo die Nachrückung seiner Reserve etwa erforderlich werden dürfte.

Am vorzüglichsten hat sich der FML. Graf Browne verdient gemacht, da ihm Laudon die ganze übrige Leitung und Anordnung des Sturmes übertragen hatte, zu welchem Ende derselbe nicht allein Tags zuvor mit dem Commandanten und Obersten der Colonne, sowie mit den freiwilligen Hauptleuten die Gegend recognoscirte, um sich in die genaue Kenntniss der Plätze zu setzen, sondern auch bei der Bestürmung die zweite Colonne selbst an die Palissaden führte und mit solcher zur Verfolgung des Feindes bis in die Stadt drang; als hierauf der Feldmarschall durch den schon erwähnten Schlag am Fusse beschädigt wurde, so dass er sich zurückbegeben musste, überliess er es ganz allein Browne, den eroberten Theil der Stadt wider alle feindlichen Anfälle sicher zu stellen, und nur seiner unverbesserlichen Verfügung hat man es zu danken, dass schon am 4. October auf dem Glacis die Parallele errichtet werden konnte.

Der GM. Klebek zeichnete sich in seinen Anstalten nicht dadurch allein aus, dass er nach Ersteigung der Palissaden den mit seiner Colonne zum Weichen gebrachten Feind von Haus zu Haus durch mehrere Gassen ohne Unterlass bis an das Glacis herzhaft verfolgte und dadurch nicht nur die Feinde nöthigte, sich in den bedeckten Weg zu werfen, sondern auch Gelegenheit gab, dass von seiner Colonne zwei feindliche Batterien mit 6 metallenen Kanonen erobert, nicht minder an den letzten und äussersten Häusern des erfochtenen Theiles zu dessen Behauptung eine Linie aufgeworfen und mit spanischen Reitern bedeckt wurde.

Der General d'Alton, welcher die dritte Colonne anführte, zeichnete sich ebenfalls durch seine gut getroffenen Massregeln um eine herzhafte Verfolgung des Feindes von Posten zu Posten ganz besonders aus.

Der Anführer der vierten Colonne, General Sztarai, griff mit ausnehmendem Muthe die Palissaden an, fiel dem hinter diesen festgesetzten Feinde in die Flanke und den Rücken, besiegte nicht nur dessen hartnäckige Gegenwehr, sondern eroberte dabei auch zwei feindliche Stücke. Der General Brentano hatte, dem erhaltenen Auftrage nach, das Wasser- und Widdinerthor besetzt, und da der Feind verschiedene heftige Anfälle, um diesen Posten wieder zu gewinnen, auf ihn machte, zeichnete er sich durch gut getroffene, kluge Massregeln besonders aus, indem er den behaupteten

Posten auf das tapferste vertheidigte und den Feind jedesmal mit Verlust zurückschlug, zwei Kanonen eroberte und ihm eine schon im Rückzug befindliche abjagte. Die Obersten Werneck, von Stein, Liechtenberg, von Preis, Kolowrat, und von Alvinzy haben sich nicht allein dadurch, dass ein jeder an der Spitze seiner Truppe den Angriff der Palissaden mit ungemeinem Muthe und stets erhaltener Gegenwart des Geistes unternahm, sondern auch, nachdem diese erstiegen waren, dadurch dass sie in der Stadt die wirksamsten Anstalten zur Verfolgung des Feindes machten und sehr vortheilhafte Positionen zu nehmen und zu behaupten wussten, besonders verdient gemacht.

Sowohl der Oberst Graf Argenteau') von dem Laudon'schen, als der Oberstlieutenant Sonel von dem Sr. Majestät Namen führenden Regimente haben durch ihre, in geschlossener Ordnung mit unerschrockener Entschlossenheit veranlasste Nachrückung die zuerst in die Palissaden eingedrungenen Freiwilligen ihrer Colonne bestens unterstützt und dadurch nicht wenig beigetragen, dass der Feind immer muthloser wurde und allenthalben die Flucht ergriff. Wegen ausserordentlicher Tapferkeit, Unerschrockenheit und Geistesgegenwart werden in der Relation noch erwähnt: die Oberstlieutenants Kempf und Nicoletti, die Majore Barthodeisky, Schwarz, Berge, Richter von der Preiss, Rolcourt, Nugent; die Hauptleute Devins, de la Marine, von Stein, Fürst Esterhazy, Giulay, Pilati, Blouquet d'Alton, Hofmeister, Prodetzky, Luz, Simony, Lorenzo, Germani von Preiss; die Oberlieutenants Branek, Beck, Blouquet, Malia, Pöhr, Tkalchevich; die Lieutenants Beck und Sentner, Tortini, Graf Künigl und Adam.

Der FML. Schmidfeld, Commandant von Peterwardein, der sich eben im Lager befand, bot seine Dienste freiwillig an und wohnte dem Sturme auch bei.

Die Oberste Graf Hadik und Linken, als Generalådjutanten des Feldmarschalls, der Major und Flügeladjutant Hayd, die Rittmeister Graf Haddik und Sztipschitz, die Lieutenants Graf Wrbna und Hardegg sind Laudon stets zur Seite geblieben, um dessen Befehle an die ColonnenCommandanten und andere Chefs zu überbringen, welches sie zu seiner Zufriedenheit ebenso genau als schleunig verrichteten.

Unermüdeter Fleiss, Eifer, Emsigkeit und Einsicht werden dem Commandanten des Genie-Corps, Obersten Lauer, und seinem Major de Vaux zugeschrieben: letzterer habe seinen schon bei Dubitza, wo er verwundet wurde, erprobten Eifer und Kenntnisse hier abermals bestätigt und mit einer neuen empfangenen Wunde besiegelt.

Der Oberstlieutenant und Flügeladjutant Mack ist durch seinen

1) Er hielt an sein Regiment Laudon

eine feurige Anrede mit Hin

weis auf den gefeierten Namen, den es führe, wie 28 Jahre früher der Oberst desselben Regimentes, Graf Wallis, es beim Sturme auf Schweidnitz gethan.

bekannten unverdrossenen Eifer, seine Fähigkeiten und Kenntnisse, besonders durch die jener Gegend, dem Feldmarschall sehr nützlich gewesen.

Josef erwiderte Laudons Relation mit nachstehenden Zeilen: „Ich ersuche Sie, sowol den hiebei verwendeten Generalen, als übrigen Officieren und der gesammten Truppe meine besondere Zufriedenheit und Dank zu erkennen zu geben." Der greise Feldherr erfüllt diesen Wunsch seines Monarchen, wie er sich ausdrückt, mit innigster Rührung und unauslöschlicher Erkenntniss", nach allen Seiten lobspendend. Von den durch Laudon besonders empfohlenen Officieren wurden zum Beweise der Allerhöchsten Zufriedenheit um einen Rang befördert die Generale: Klebek und d'Alton, die Oberste Liechtenberg, Werneck. Lauer, d'Argenteau und Kolowrat; der Oberstlieutenant Sonel, der Major Barthodeisky und der Hauptmann Esterhazy.

Auch dem Fürsten Hohenlohe sandte Laudon einen Bericht von der Einnahme der Vorstädte; er theilte ihm mit, sehr zufrieden zu sein mit dem freudigen und schnellen Verlauf des Sturmes, den dic Truppen, unerachtet des heftigen feindlichen Feuers, welches die Türken an den Palissaden gemacht, auf die unerschrockenste Art unternommen und glücklich durchgeführt hätten. Viel Sorge mache ihm der Seraskier Abdy - Pascha bei Csupria, denn seine Armee schmelze täglich durch Krankheiten zusammen und sei nicht stark genug, um die Belagerung mit Nachdruck zu führen und noch ein Corps auszuscheiden, um ein Entsatzheer zu schlagen. Er hofft von Gott, so glücklich zu sein, es doch noch zu thun, muss Abdy - Pascha aber täglich erwarten, da alle Nachrichten übereinstimmen, dass dieser mit seinem Kopf für den Entsatz haften solle.

An der Sauspitze wurde an diesem Tage eine neue Batterie fertig, und man begann mit einer zweiten, um der Festung mit Nachdruck zusetzen zu können.

In der Nacht versuchten die Türken aus dem bedeckten Wege drei Ausfälle, wurden aber immer wieder mit blutigen Köpfen zurückgeschickt und konnten trotz der Verzweiflung, mit der sie kämpften, doch die Eröffnung der Tranchéen nicht hindern. In derselben Nacht wurde auch auf der Esplanade eine 250 Fuss lange Parallele eröffnet, die mit den in den nächsten Gassen der Vorstädte befindlichen Barrikaden durch links und rechts angebrachte Communicationen verbunden und des heftigen Feuers der Türken und ihrer viermaligen Ausfälle ungeachtet, bis zum Anbruch des Tages in haltbaren Stand gesetzt wurden.

Ebenso arbeitete man an den Eugen'schen Circumvallationslinien, Communicationen und einer Verbindungs-Redoute auf dem Dedina-Berg. Am Beschanierdamm besserte man den Weg aus und fing zu dessen Vertheidigung eine Flesche an.

VI.

Fortsetzung der Belagerung bis zur Übergabe der Festung. Die Capitulations acte. Resultate der Eroberung. — Schluss.

1. October. Es wurden an diesem Tage die auf der Esplanade eröffneten Communicationen und die Parallele gehörig erweitert und in letzterer das Banket angelegt, in der Nacht aber auf dem rechten Flügel eine Redoute angefangen, damit jener gegen die Ausfälle mehr unterstützt sei. Die Parallele ward hierauf noch auf 100 Schritte rechts über die dortige Anhöhe verlängert, und zu gleicher Zeit liess man durch Zimmerleute in den oberen Theilen der in Besitz genommenen Vorstädte die Häuser abtragen, damit der Feind dieselben nicht hinter dem Rücken der Belagerer in Brand stecken konnte; die untere Vorstadt aber wurde durch das serbische Freicorps angezündet, um die eigene linke Flanke besser decken und gegen Überfälle sichern zu können. In der Gegend des Widdiner- und Wasserthores begann man mit dem Bau von 4 Redouten und setzte die Arbeiten der Eugen'schen Linien und am Beschanierdamme fort.

Auf dem Posten zu Semlin ward den vorhergegangenen Tag an den Laufgräben und Communicationen gearbeitet, die Artillerie fuhr im Bau ihrer Batterien fort und konnte aus 3 derselben das Feuer beginnen; am heutigen Tage vollendete sie die Tranchée und versah die Parallele mit Bankets. Auch rückte von hier der FML. Strassoldo mit 7 Bataillonen in's Hauptlager ab.

An diesem Tage liess Laudon eine weisse Fahne ausstecken, als ein Zeichen, dass der Feind mit dem Feuer innehalten solle. Dies geschah, und ein Gefangener mit einem Trompeter wurde in die Festung mit folgender Aufforderung geschickt:

„Da ohnehin dem Pascha die Vertreibung der Türken aus dem Banate bekannt sein wird, so zeigt man ihm auch den über den Grossvezier erfochtenen vollkommenen Sieg ohne eine Kriegslist hiemit an und versichert, dass die auf den folgenden Tag angeordnete Feierlichkeit keineswegs der Ersteigung der Vorstädte, sondern dem erwähnten grossen Sieg über den Grossvezier gelten solle, dass die Besatzung von dem anrückenden Abdy-Pascha keinen Entsatz zu hoffen habe, indem bereits eine k. k. Armee ihm entgegenziehe, um ihn zu schlagen. Es bleibe ihm also keine andere Wahl übrig, als die Festung zu übergeben, wenn er anders sein und seiner Leute Leben schonen und Hab und Gut retten wolle, mit dem man ihn für jetzt noch frei abziehen zu lassen gedenke; wofern er sich aber diesem guten Ansinnen nicht unterziehen wolle, kein Pardon stattfinden würde, und alles mit Feuer vernichtet werden solle."

Hierauf antwortete Omer-Pascha: „Ich zweifle nicht an der Nachricht. die mir von der Niederlage des Grossveziers in der Aufforderung mitgetheilt wird, kann aber desswegen doch nicht capituliren, weil ich auf Jahr und Tag mit Munition und Lebensmitteln versehen bin, auch sichere Nachricht habe,

dass der Seraskier Abdy-Pascha mir bald zu Hilfe kommen werde; sollte aber auch dieser das Unglück haben, von der ihm entgegengeschickten Armee geschlagen zu werden, so glaube ich, dass der Herr Feldmarschall alsdann auch noch so viel Menschenliebe und Grossmuth haben werde, mich und die Besatzung mit keiner Grausamkeit behandeln zu lassen."

Das Feuer wurde nun allsogleich wieder begonnen und dauerte mit grösster Heftigkeit hauptsächlich gegen jene Theile der Wasserstadt, welche noch nicht von den kaiserlichen Truppen besetzt waren, derart fort, dass es an mehreren Stellen aufloderte.

2. October. Wurde in der auf der Esplanade verfertigten Parallele eine Communication bei dem Flügel angelegt, damit das dahin bestimmte Geschütz nicht durch die Parallele selbst geführt werden musste. Gleichzeitig begann man in derselben auch den Bau von zwei Demontir-Batterien, jede auf 8 Kanonen; die auf dem rechten Flügel befindliche Redoute ward zu Stande gebracht und der linke Flügel der Parallele mit aus- und eingehenden Winkeln an die Palissaden der Vorstädte angeschlossen. Zu gleicher Zeit fuhr man fort, die hölzernen Gebäude in den eroberten Vorstädten abzutragen, ebenso an der Aushebung der Eugen'schen Linien, an dem Bau der Redouten am Wasser- und Widdinerthor.

Auf dem Semlinerposten wurde ebenfalls der Batteriebau fortgesetzt und von den hier placirten Geschützen mit so gutem Erfolge gegen die innere Festung gefeuert, dass es in dem Schlosse an zwei Stellen zum Brande kam, der die ganze Nacht hindurch dauerte.

Um 8 Uhr Früh ward das feierliche Hochamt und Te Deum ob des Sieges von Martinjesti abgehalten, wobei von allen Truppen und Feldstücken im Lager zu Semlin und Pancsowa, sowie der gesammten Flottille (diese, wo sie erreichen konnte und alle Sauspitzbatterien scharf schiessend) ein dreimaliges Lauf- oder Freudenfeuer abgegeben wurde.

Des Nachmittags fand die feierliche Beerdigung des FZM. Rouvroy, den Laudon stets seine rechte Hand" genannt, unter der grossen Theilnahme der ganzen Armee Statt, bei der er nicht allein ob seiner Kenntnisse und Geschicklichkeit, sondern auch wegen seines wohlthätigen und menschenfreundlichen Charakters sehr beliebt war.

3. October. Drohende Nachrichten von dem wirklichen Anrücken eines Entsatzheeres bestimmten Laudon, an diesem Tage eine allgemeine Disposition für diesen Fall an die Armee hinauszugeben. Er schied sie in eine Operations- und eine Observations - Armee; erstere unter seinem eigenen Befehle und jenem der FZM. de Ligne und Clairfayt formirte 34 Bataillone und 30 Divisionen Cavallerie, diese vom General der Cavallerie Graf Kinsky commandirt; letztere stand unter dem FM. Pellegrini, an den der FZM. Colloredo in Allem gewiesen war, und betrug 18 Bataillons nebst 10 Divisionen Reiterei.

Die Disposition selbst war einfach. Das operative Corps hatte mit Zurücklassung aller Bagage und selbst der Tornister durch die Ausgänge der

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