Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Während jede einzelne dieser Umwallungen einen selbstständigen, überaus vertheidigungsfähigen Posten abgibt, bilden sie in ihrer Gesammtheit ein wohl geordnetes Vertheidigungssystem, in welchem jede einzelne Stellung die nächstliegende übersehen, unterstützen und überwachen konnte, deren Verbindungslinien durch dichte Waldungen führten, oder durch Verhaue geschützt wurden, und in welchen daher ein wohl durchdachter Plan und eine vollständige Übereinstimmung erkennbar werden.

Ausser den erwähnten kommen noch ganze Systeme von Schanzen im Spessart, im Odenwald und auf dem linken Rheinufer im Elsass, in der Pfalz, auf dem Soon- und Hochwalde vor. Eines der bedeutendsten ist das des Spessart, namentlich in den Engpässen des Mainthales bei Miltenberg und Klingenberg, in denen des Kinzigthales bei Wertheim, des Niddathales bei Schotten u. s. w., von denen die bedeutendste Verschanzung, die Altenburg, später noch Erwähnung finden wird.

4. Die Steinwälle der Ober-Lausitz.

Es gibt deren, mit Hinzurechnung zweier kleinerer unbedeutender, sechs.
Sie sind:

a) der Steinwall auf dem Löbauer Berg,

b) der Steinwall auf dem Strohmberg,

c) der Steinwall auf dem Rothstein,

d) der Steinwall auf dem Hohenstein bei Klein-Dehsa,

e) der Schmoritzer Stein- oder Rundwall,

f) der Steinwall auf der Landskrone.

a) Der Steinwall auf dem Löbauer Berg.

Der Löbauer Berg erhebt sich 1/4 Stunde südöstlich der Stadt, in Sattelform isolirt, aus dem wellenförmigen Umterrain zu einer Höhe von 1574' über der Nordsee und 868′ über dem Löbauer Wasser, und ist vulkanischen Ursprunges (Nephelin-Dolerit und Basalt).

Er bietet seiner isolirten Lage wegen eine freie Umsicht vorzüglich nach Nord, wo der Blick unbegrenzt über die immer flacher werdende Gegend schweifen kann, während nach den übrigen Richtungen sowohl einzelne Berge wie grössere Hügelketten den Gesichtskreis beschränken. Die Hänge des Berges sind steil und mit grobem Steingeröll bedeckt. Der Sattel wird dadurch gebildet, dass der Berg aus einem längeren Bergrücken und einer nordöstlich davon liegenden Kuppe besteht, dem sogenannten Schafberge, auf welchem sich der zu beschreibende Steinwall befindet.

Der Wall umschliesst in ziemlich unregelmässigem Oval die unebene Kuppe in einem Umfange von 1200 Schritt. Seine Breite beträgt 5-12 Schritt, die Höhe 48'.

Südlich und westlich ist der Wall höher und breiter als östlich und nördlich, indem die Breite in den letztgenannten Theilen unten 4-9 Schritt,

oben 2-3 Schritt beträgt, während sie in den andern unten 10-12, oben 2-4 Schritt zählt.

Nördlich und südlich schliesst sich der Wall an natürliche Felsen an. Der innere Raum, den die Umwallung gegen Osten abschliesst, beträgt circa 10 Acker Land (= 20 preuss. Morgen), eine Fläche, auf welcher Tausende von Menschen Platz finden konnten.

Wie schon oben erwähnt, besteht der Wall aus lose auf einander geschichteten und durch Feuereinwirkung häufig verschmolzenen und verschlackten Basalt- und Doleritstücken.

Die Steine hängen im Innern des Walles fester zusammen als an der Oberfläche, was wohl eine Folge der von Aussen nach Innen vorschreitenden Verwitterung sein kann. Die Schmelzung ist am vollkommensten an der westlichen Seite erfolgt.

Manche Sagen, welche noch jetzt von dem Berge und dem Walle im Volksmunde existiren, namentlich die von den Braupfannen mit Gold, von der Erscheinung eines weissen Rosses, deuten auf eine frühere Benutzung des Berges zum Opferort hin.

Desgleichen sind vielfach broncene Gegenstände, wie Drahtringe, Nadeln und Waffenstücke, besonders eine broncene meisselartige Stosswaffe, ein sogenannter Kelt, daselbst gefunden worden, und würden Nachgrabungen oder Zerstörung des Walles gewiss noch manche dergleichen interessante Funde zu Tage fördern, welche die Benutzung des Walles zu kriegerischen Zwecken bestätigen müssten.

Löbau selbst ist eine uralte Stadt, und soll die hochgelegene Kirche auf einem ebenfalls in heidnischer Zeit befestigten Platz, der vielleicht zugleich Opferplatz war, stehen.

b) Der Steinwall auf dem Strohmberg.

2

Der Name Strohmberg ist jedenfalls slavischen Stammes und kommt her von strmagora, steiler Berg, was er auch in Wirklichkeit ist. Derselbe erhebt sich als Basaltkegel / Stunde südlich von Weissenberg 988' steil aus der Ebene, ist wie der Löbauer Berg durch vulkanische Kräfte entstanden und bietet rings eine freie Umsicht, weshalb er auch noch 1758 von Friedrich dem Grossen nach dem Überfall bei Hochkirch zum Ruhepunkt ersehen wurde. Er besitzt ebenfalls zwei Kuppen, von denen die südliche mit einer Umwallung versehen ist. Dieselbe ist in Form eines Halbovales angelegt, indem der Wall da, wo er an den nördlichen Bergtheil anstösst, geradlinig querübergeht. Er ist bei weitem nicht so gross und hoch als der Wall auf dem Löbauer Berge, indem sein Umfang nur wenig über 200 Schritt beträgt. Hier ist es besonders die nördliche Seite, welche durch Feuer verschmolzen und verschlackt ist, und zwar in noch höherem Grade wie bei a). Cotta sagt über ihn:

,,Dieser Schlackenwall ist unter allen der Gegend der deutlichste. Er

läuft mit geringer Biegung quer über den Berg, so dass dadurch der östlich Theil desselben fast ringförmig abgeschlossen ist. Die Höhe des Walles beträg 3-5', die Schlacken sind oft stark verglast, liegen aber locker überein ander."

Drei verschiedene Gemeinden theilen sich in den Grund und Boden des Berges, und deutet auch dieser gemeinschaftliche Besitz auf frühere gemein schaftliche Benutzung zu kriegerischen oder religiösen Zwecken; beweis also doch, dass der Berg von Alters her einen grösseren und für die Umgegend allgemeinen Werth hatte. Auch an diesen Ort knüpfen sich Sagen, die einer heidnischen Zeit entsprungen sind.

c) Der Steinwall auf dem Rothstein bei Sohland.

Der Rothstein besitzt eine eigenthümliche Form, indem es bei ihm der Natur gefallen hat, den Basalt mauerförmig in einem nach Südwest offenen Bogen empor zu treiben, so dass ein circa eine halbe Stunde langer Rücken entstanden ist, auf dem sich gleichwohl drei Kuppen unterscheiden lassen. Die durchschnittliche Höhe desselben beträgt circa 1590', und liegt der Berg eine Stunde östlich des Löbauer Berges.

Der südöstliche Gipfel zeigt einen Doppelwall, der nicht minder wie die vorgenannten auf einen befestigten Ort deutet.

Der Doppelwall besteht nämlich aus zwei aneinander stossenden, das heisst neben einander, nicht in einander liegenden Wällen, welche eine Seite gemeinschaftlich haben. Der nördliche Theil ist 6-12′ hoch und hat exclusive des gemeinschaftlichen Theiles 150 Schritt Umfang, der südliche grössere Wall ist über 200 Schritt lang und von 1-24′ hoch. In der gemeinschaftlichen Seite liegt der höchste Punkt des Walles 24' über dem Erdboden, und fällt der Wall nach beiden Seiten gleichmässig ab. Überhaupt ist auffällig, dass der Wall auf der westlichen Seite am niedrigsten, nämlich 1-4' hoch ist; allerdings fällt auch auf dieser Seite der Berg am meisten ab. Die Wälle auf dem Rothstein zeigen weniger Verschlackung als die auf dem Löbauer Berg und dem Strohmberg, doch ist sie auch hier vollkommen deutlich zu erkennen; dagegen ist das Material der Umwallung nicht nur Gestein, sondern vielfach mit Erde gemischt, so dass der Wall einen festeren massigeren Eindruck macht. Im Übrigen sind die Erscheinungen ganz dieselben wie auf dem Löbauer Berge.

Auch die Sage von der mit Gold gefüllten Braupfanne, die durch Zwerge (Querxe genannt) vom Strohmberge nach dem Rothstein geführt worden sein soll, ist hier wiederzufinden.

Die mittelste Kuppe auf dem Rücken heisst der Hengstberg, ein Name, der jedenfalls auch von dem Gottesdienste der Germanen herrührt und mit der Sage vom weissen Ross auf dem Löbauer Berg in Verbindung steht, indem die germanischen Priester bei wichtigen Gelegenheiten einen weissen Hengst zu ihren Weissagungen benutzten.

Ein anderer Umstand, der ebenfalls auf uralte Benutzung des Berges hinweist, ist einmal wieder der gemeinschaftliche Antheil mehrere Gemeinden an dem Berge, dann aber der Umstand, dass sich noch auf einem in der Rundung des Rothsteines liegenden Berge Ruinen vorfinden, welche einer ehemaligen Kapelle, St. Georgenkapelle genannt, angehören sollen, sowie ferner, dass bereits in einer Grenzurkunde vom Jahre 1241 ein Burgwart von Dolgowitz erwähnt wird, welches den Bischöfen von Meissen gehört hat, und dessen zugehörige Burg auf dem Rothstein gelegen haben muss, da Dolgowitz am Fusse desselben liegt ).

d) Der Steinwall

uf dem Hohenstein bei Klein-Dehsa.

Der hohe Stein ist die östliche Kuppe desjenigen Theiles vom Lausitzer Gebirge, welcher sich von der Spree an nach dem Löbauer Wasser in östlicher Richtung hinzieht und in dem 1977' hohen Czernebog gipfelt.

Die Gesteinsart des 1600' hohen Berges ist Granit, und finden sich auf dem Gipfel colossale Felsblöcke, welche, wie ähnlich die des benachbarten Czernebog und Bielybog (schwarzer Gott und weisser Gott im Slavischen) zu Opferfelsen, noch den heidnischen Slaven gedient haben sollen. Viele Sagen bestätigen dies.

Der erwähnte Wall zieht sich nun 140 Schritt lang in einem Viertelkreis von einem solchen Felsen zum andern. Er ist nur 4-6' hoch und 8-10' breit und besteht aus lose über einander liegenden Steinen, welche keine Verschlackung zeigen.

e) Der Schmoritzer Stein- oder Rund wall.

Derselbe ist auf einer Anhöhe ziemlich am westlichen Ende des bei d) genannten Lausitzer Gebirgszuges gelegen und umfasst dieselbe auf mehr als 300 Schritt Umfang.

Er ist 6-12' hoch und 8-20' breit und enthält ebenfalls nur locker liegende Steinmassen. Im Innern befinden sich Mauerüberreste, welche eine Art Keller einschliessen, 8-14' tief, so dass hier in späteren Zeiten ebenfalls eine Burg oder Kapelle gestanden haben mag, was auch eine Sage von einem alten Schloss andeutet.

Verbranntes Getreide deutet auf einen Opferplatz. Reste einer niedrigeren Umwallung, gleichsam eines Vorwalles, ziehen sich um den Hauptwall herum.

1) In allen den Urkunden, welche von solchen Burgwarten im frühesten Mittelalter handeln, sind zwar Burgen, welche dem oder jenem Adelsgeschlecht, Fürsten oder Bischof etc. gehört haben, erwähnt, doch ist nirgends zu ersehen, ob unter den Burgen, Stein- oder Holzgebäude gemeint sind, und da man in vielen Fällen keine Mauerreste mehr gefunden hat, nahm man an, dass die Burg ein Holzgebäude gewesen sei, obwohl eine viel grössere Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass in der Schanze, dem Walle selbst, die Burg zu erblicken sei, da das Wort Burg doch unstreitig aus bergen" entstanden ist, und der Zweck unserer Schanzen für die Bewohner eben nur sein konnte, sich selbst mit Hab und Gut zu bergen.

f) Der Steinwall auf der Landskrone.

Wohl Jeder, der einmal die Lausitzer Gegenden durchreist oder auch nur per Eisenbahn durchflogen hat, wird sich dieses schönen, mitten aus dem flachen Lande zu bedeutender Höhe (1300') ansteigenden Berges, dieser wirklichen Krone und Warte des Landes, mit Vergnügen erinnern: kein Wunder also, dass dieser Berg seit Menschengedenken eine wichtige Rolle in dem Leben der Umwohner spielt, kein Wunder aber auch, dass die Spuren, welche die ältesten Völker von ihrer Anwesenheit hinterlassen haben, mehr und fast gänzlich verwischt sind, da gewiss jede Generation theils zerstörend, theils neuschaffend auf diesem Berge thätig gewesen ist. Wir finden daher auch nur noch geringe Spuren der durch die heidnischen Germanen angelegten Befestigungen und ihres Göttercultus.

Wallüberreste finden sich theils auf einzelnen Vorsprüngen, diese einschliessend, theils, und zwar noch am deutlichsten auf der nördlichsten Kuppe, denn auch dieser Berg enthält mehrere Kuppen, die ihm eine deutliche Sattelform geben.

Deutlicher aber noch als die Wallreste sprechen für die kriegerische Benutzung und Befestigung des Berges die mehrfach aufgefundenen Broncewaffen, wie Lanzenspitzen und andere broncene Geräthe. Auch thönerne Gefässe, Urnen und Geräthe, sowie eiserne aus alter Zeit, und einige römische Münzen sind daselbst gefunden worden.

III. Betrachtung der alten Heidenschanzen vom militärischen
Standpunkte aus.

Ein jeder Ort Deutschlands, dessen Geschichte in frühere Jahrhunderte zurückreicht, ist in der Jetztzeit bestrebt, die Überbleibsel der alten Festungsanlagen, der alten Wälle, Mauern und Thore der Erde gleich zu machen, und sie in friedliche Promenaden, Strassen und Plätze zu verwandeln, um die Ausbreitung nach Aussen zu erleichtern und den Verkehr zu steigern, da ja der geordnete Staat für die Sicherheit und das Eigenthum jedes Einzelnen haftet, und der Bürger nicht mehr genöthigt ist, zu den Waffen zu greifen, um Hab' und Gut gegen räuberische Einfälle mit seinem Leben zu vertheidigen. Anders aber war es in jenen unruhigen Zeiten, in denen ein Volk das andere aus seinen Wohnsitzen zu verdrängen suchte, und selbst benachbarte Stämme in Fehde mit einander lebten, so dass damals ein jedes Volk, ein jeder Stamm, eine jede Gemeinde, ja selbst eine jede Familie sich wehrhaft nach Aussen abzuschliessen versuchen musste.

Die Art und Weise, wie dies am einfachsten geschehen konnte, zeigte ihnen die Natur selbst, indem sie Gebirge, Flüsse und Sümpfe, Wälder und Dickichte als natürliche Grenzen den Völkern darbot, als Grenzen, deren Überschreitung an sich schon Hindernisse genug boten, wie viel mehr nicht. wenn Schaaren bewaffneter Männer den Übergang zu wehren suchter?

« ZurückWeiter »