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bei der Lage mancher Burgen und den oft 12 Fuss starken Mauern nicht die Rede sein.

Sie sind in der Regel nur an der Aussenseite verglast, doch nicht durch blossen Brand bei feindlichen Angriffen, sondern planmässig, oft nur an einzelnen Seiten, und wohl nur um den Mauern bessere Befestigung und zumal besseren Schutz gegen die Einwirkungen der Witterung zu gewähren. Man umgab, so scheint es, die aufgeführten Trockenmauern mit einem Erdwall; der Zwischenraum wurde mit Brennmaterial erfüllt, und dann die Brennung so oft wiederholt, bis die Absicht erreicht war.

Obwohl nun, will man dieselbe Entstehung der Verschlackung und Schmelzung für die Lausitzer Steinwälle annehmen, wie sie Leonhardt für die verglasten Burgen Schottland's voraussetzt, die Arbeit hier den ganzen Wall erst mit einer dichten Schicht Brennmaterial und dann zur Abschliessung der Luft nach Art der Kohlenmeiler mit einer Erdschicht zu überdecken, eine wirklich riesenhafte gewesen sein muss, so scheint diese Erklärung doch noch die einzig annehmbare zu sein. Preusker in seinen Blicken in die vaterländische Vorzeit" nimmt an, die Verschlackung sei durch Jahre lang unterhaltene Opferfeuer entstanden, was aber unwahrscheinlich ist, da hierdurch höchstens einzelne Stellen des Walles, und auch diese nur an der Oberfläche verschlackt und geschmolzen sein konnten. Noch dürfte es interessant sein, die Ansicht des rühmlichst bekannten Geognosten Bernhardt von Cotta, der im Auftrage der Freiberger Bergakademie auch die Ober-Lausitz bereiste, kennen zu lernen, welche dieser in seinen Erläuterungen der geognostischen Karte von Sachsen, sowie in seiner Abhandlung über die Burgwälle der Lausitz, „Neues Lausitzer Magazin, 1839, IV.", ausspricht.

Er sagt darüber:

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Bei keinem der Steinwälle findet man Spuren einer regelmässigen Aufmauerung. Die verschlackten Massen liegen vielmehr locker, aber in deuticher Wallform übereinander. Dies unterscheidet sie wesentlich von den verglasten Burgen Schottland's, an welche ihre Erscheinung wohl erinnern kann. Der böhmische Schlackenwall auf dem Schafberge bei Bukowetz ist sicherlich derselben Entstehung mit denen der Ober-Lausitz, welchen er in aller Hinsicht gleicht. Dass die letzteren alle auf Basaltbergen gelegen sind, während der erstere einen Grauwackenhügel krönt, ist offenbar ganz zufällig. Weniger zufällig scheint es hingegen, dass alle verschlackten Wälle, obwohl an sich niedriger und weniger festungsähnlich als die unverschlackten, dennoch höher, stets auf die flache Gegend beherrschenden Hügeln und Bergen gefunden werden. Die Verschlackung erreicht oft einen so hohen Grad und ist in allen Theilen der Wälle so gleichförmig, dass dabei an eine zufällige Feuereinwirkung durchaus nicht gedacht werden kann, zumal da sich dieselbe Erscheinung an 4-5 jetzt bekannten Orten sehr gleichmässig wiederholt.

„Sie muss offenbar durch lange fortgesetztes, sehr heftiges Feuer herbeigeführt worden sein. Da man aber bei der Niedrigkeit und schlechten Bauart

dieser Wälle, deren einzelne Schlacken nur locker über einander liegen, nicht annehmen kann, man habe durch Verglasung und Aneinanderschmelzung der einzelnen Theile ihre Festigkeit vergrössern wollen, wie dies bei den schottischen Burgen der Fall gewesen zu sein scheint, da ferner an ein Metallausbringen aus den betreffenden Steinen ebenso wenig zu denken ist, so kann man auch die Schmelzung und Schlackenbildung nicht füglich für den Zweck halten, man muss vielmehr annehmen, dass das Feuer selbst die Hauptsache war, und dass die Steine nur zufällig, und gleichsam als Herd dazu kamen."

3. Die Steinwälle der Rheingegenden.

Wenn sich auch in manchen deutschen Gebirgen, wie im Thüringer Wald, Harz, Erzgebirge etc. solche staunenerregende Überreste ehemaliger Landesbefestigung vorfinden, so sind sie doch am zahlreichsten und grossartigsten in den Bergländern des rechten Rheinufers und zwischen dem Teutoburger Walde und Taunus vertreten, und möge daher eine etwas eingehendere Schilderung dieser alten Burgen jener Länder vorhergehen, ehe wir uns specieller mit denen der Ober-Lausitz beschäftigen, damit wir durch die Bekanntschaft mit den westdeutschen Befestigungen obiger Art in den Stand gesetzt werden, auch die Schanzen unserer Ober-Lausitz richtig zu beurtheilen und namentlich die Frage nach ihren Erbauern möglichst annähernd zu beantworten. Wir folgen hierbei der Hauptsache nach im Auszuge der Beschreibung, wie sic General von Peucker in seinem bereits mehrfach angezogenen Werke gibt, ohne jedoch dessen Ansichten in Bezug auf Zeit der Erbauung und Art der Benutzung zu theilen.

a) Die Teutoburg oder Grotenburg.

Sie liegt eine Stunde südwestlich von Detmold auf einem von dem Lippe'schen Wald, dem ehemaligen Osning, durch eine Schlucht getrennten Gebirgsvorsprung, auf der nördlichen Seite des Hauptgebirgszuges. Während sie das vorliegende Flachland ziemlich beherrscht, deckt sie zugleich die rückwärts und seitwärts gelegenen Gebirgs- und Walddefiléen des Lippe'schen Waldes. Sie nimmt ohnstreitig den vornehmsten Platz unter den staunenerregenden Überresten dieser Gattung von Befestigungen, welche uns überkommen sind, ein.

Den Namen des Teut führt noch in archivalischen Nachrichten des 16. Jahrhunderts ein aus der Gebirgskette des Osning mit 2, wegen ihres steinigen Grundes unbewaldeten, kahlen Platten hervorragender, durch seinen Umfang und seine Höhe ausgezeichneter Berg, welcher, von allen Seiten frei, in stolzer Wölbung gegen 700' hoch über das Flussbett der Werra emporsteigt und in späteren Zeiten den Namen Grotenberg führt.

Es lag nicht nur die wichtige, an der Werra bis Herford ziehende Heer- und Handelsstrasse (ganz ähnlich der alten Lausitzer Strasse nördlich des Gebirges)

offen vor der Teutoburg da, sondern es konnten auch die beiden durch das Gebirge führenden Pässe, zwischen welchen der Teut sich erhebt, beobachtel und vertheidigt werden, und zwar der eine durch das Thal „die Bejlebecke" führende ganz in der Nähe, und der zweite durch die Döre (Thüre, Thor) führende in ca. 1, Meile Entfernung.

Die Bodenbeschaffenheit begünstigte an dieser Stelle eine Festungsanlage ungemein.

Der südlich der Veste in nordwestlicher Richtung hinlaufende Gebirgsrücken ist aus ungeheuren, senkrecht aufgelagerten Sandsteinmassen gebildet, von vielen Schluchten durchfurcht und mit zahllosen Trümmern scharfkantiger grosser Steinstücke besäet. Sie mussten ein Erklimmen durch bewaffnete Krieger sehr erschweren, lieferten aber das schönste Material zu den mächtigen Steinwällen in unmittelbarster Nähe. Die Befestigung enthält keine künstlichen Constructionen, sondern besteht ganz einfach aus einem vom Fusse des Berges auf dessen sanfter Abdachung aus den Gehölzen des uralten Teutohofes aufsteigenden geradlinigen Steinwalle, und zwei durch Steinwälle gebildeten Schanzen, von welchen die letzteren in späterer Zeit den Namen des grossen und kleinen Hünenringes erhalten haben.

Die grosse Walllinie, welche einen Vertheidigungsabschnitt zwischen dem Fusse des Berges bis zu der unteren Schanze gebildet zu haben scheint, besteht aus theils senkrecht, theils der Länge nach dicht nebeneinander eingetriebenen, zum Theil manneshohen Steinblöcken, mit darüber gelegten kleineren, jedoch immer noch sehr ansehnlichen Steinstücken. Leider hat die Landescultur den grössten Theil dieser Linie zerstört, so dass sie im 2. Decennium unseres Jahrhunderts nur noch in einer Länge von 500' vorhanden war. Vor derselben lief ein Graben, von welchem zwar noch deutliche Spuren vorhanden sind, der sich aber im Laufe der Zeit durch herabgerollte Erde und vermodertes Laub fast ganz gefüllt hat.

Gerade über dieser grossen Walllinie, jedoch schon in einer beträchtlichen Höhe, liegt auf einer nur wenig geneigten Fläche die kleinere Schanze. Grosse zu einem Walle über einander gethürmte, durch keinen Mörtel verbundene Steinmassen bilden ein längliches Viereck (wohl mehr oval), welches ausserhalb durch einen Graben gesichert wird, und eine Länge von 170 Schritt, im Durchschnitt eine Breite von 80′ hat, so dass der Umfang ungefähr 500' beträgt. Mitten durch diese Schanze führt in ihrer ganzen Länge ein fahrbarer Weg, welcher, wie noch jetzt deutlich zu erkennen ist, schon bei der ersten Anlage durch die beiden schmalen Wallfronten hindurchführte, sich als die einzig fahrbare Burgstrasse von der nördlichen Seite des Berges auf einem Absatze desselben zu der gedachten, kleineren Schanze und demnächst durch letztere hindurch bis zu der oberen grösseren Schanze windet.

Ungefähr 100 über der kleineren Schanze liegt die grössere, welche jedoch kein geschlossenes Werk ist, indem der Steinwall von einer geringeren Höhe als derjenige des unteren Walles ist und den Rand der Ebene auf dem

breiten Gipfel des Teut nur bis dahin begrenzt, wo dieser Rand an der südlichen Seite des Berges in einer steilen Felsenwand abfällt 1).

Obschon der durch Busch und Moor in beträchtlicher Länge fortgeführte Wall an einzelnen Stellen durch die Zeit zerstört ist und an anderen sogar ganz verschwindet, da insbesondere an dem scharfen Rande des Plateaus die Steine desselben hinabgestürzt sind, so war derselbe doch in den ersten Decennien dieses Jahrhunderts noch in seiner ganzen Länge, und zwar insbesondere da, wo er an der Südseite des Berges gegenüber der in die Kalkgebirge sich hinaufziehenden steilen Schlucht, in den Steinen" genannt, ganz aufhört, vollkommen zu erkennen.

Unfern des Anfangspunktes dieses Walles erhebt sich in demselben ein grosser, runder Steinhaufen, mit einer trichterförmigen Vertiefung, deren Mitte mit hohl übereinander liegenden grösseren Steinen bedeckt zu sein scheint. (Ist wohl ein Opferplatz innerhalb der Burg gewesen, wie dergleichen sich öfters vorfinden.)

Alten Überlieferungen zufolge lag auf einem unmittelbar mit dem Teut zusammenhängenden, aber niedrigeren Berge, dessen Rücken sich bis gegen das Dorf Heiligenkirchen erstreckt, eine zweite kleine Burg, die Spreckenburg genannt, welche mit der Teutoburg in so inniger Verbindung stand, dass sie mit ihr ein System ausmachte. Sie ist also jedenfalls als Vorburg und zur Deckung der östlichen Seite angelegt worden, da man, von Osten her gedeckt, durch eine Schlucht zwischen dem Hahnberge und dem Hellberge die hinter der Teutoburg liegenden Höhen gewinnen konnte, was aber durch die Spreckenburg vereitelt werden musste.

Ein competenter Beurtheiler, der französische Divisions-General Sokolnicki, sagt in einem im Pariser Moniteur vom 9., 12. und 14. Mai 1812 veröffentlichten Auszuge einer von ihm im Jahre 1810 in Gesellschaft des Fürsten Georg von Waldeck unternommenen Besichtigung der Schlachtfelder des Varus, in Bezug auf die Teutoburg wörtlich:

„La singularité de ces retranchements a quelque chose qui les distingue de tout ce que j'ai vu de ce genre. C'est le produit de l'instinct et de la force qui rivalise ici avec celui de l'adresse et de l'art."

6. Die Steinwälle auf dem Taunus.

Dieselben bilden einen Schanzenzug, der vom Rhein, Bingen gegenüber bis Homburg vor der Höhe reicht, die Höhen des Taunus krönt und in seinem innern Zusammenhange ein vollständiges Vertheidigungssystem für jenen wichtigen Terrainabschnitt erkennen lässt.

Das Centrum wird durch eine Gruppe von Schanzen auf den Höhen nordwestlich von Wiesbaden gebildet und besteht:

1) Die ganze Teutoburg ist also genau nach den Principien und in ganz gleicher Weise wie die Ober-Lausitzer Heidenschanze angelegt.

1. Aus dem Steinwalle auf dem Schlaferskopf zur Beherrschung der alten Rheingaustrasse und überhaupt zur Überwachung des Rheinthales.

2. aus den auf einem nach Wiesbaden zu steil abfallenden, dagegen auf der entgegengesetzten Seite nach dem Gebirge zu leicht zugänglichen Bergrücken hinter der Platte errichteten mächtigen, kreisrunden, geschlossenen Schanzen, der sogenannten grossen und kleinen Rentmauer, welche einem ganzen Waldḍistrict ihren Namen gegeben haben. Durch die 12-15' dicken Steinwälle der grossen Rentmauer wird ein von Wiesbaden dicht unter ihr über das Höhengebirge hinaufführender, tief eingeschnittener Hohlweg vertheidigt, und durch sie, wie durch die ihr gegenüberliegende ganz ebenso erbaute kleine Rentmauer die ganze Umgegend von Wiesbaden, sowie der vorliegende Tract des Rheinufers vollständig überwacht,

3. aus den Steinwällen auf der Steinrassel, durch welche die vorgedachten Schanzen der grossen und kleinen Rentmauer eine Flanken- und Rückendeckung erhalten,

4. aus der Wehrsburg oder Wirzburg, einer Rundschanze, unter wel cher die alte Mainzer Strasse hinzieht, die somit von ihr beherrscht wird, 5. aus den Steinwällen auf dem Trompeter und

6. denjenigen auf dem Kellerberg.

In der nordwestlichen Flügelgruppe bildet der Gipfel des Altkönig, der nächst dem hinter ihm aufsteigenden Feldberge der höchste Berg des Taunus ist, durch einen zweifachen, aus mächtigen Felsblöcken riesig aufgethürmten Steinwall, welcher ihn umgürtet, ein überaus starkes, für eine zahlreiche Besatzung ausreichend grosses Landesreduit, vor dessen Eingang durch einen dritten gleichartigen Steinwall noch ein Vorwerk gebildet wird.

An diesen überaus starken Punkt schliessen sich östlich noch drei vor einander aufgethürmte Befestigungen an, und zwar :

1. ein Steinwall, welcher unter dem Namen der Heidenmauer über den Lindenberg geht;

2. ein Steinwall, welcher den Gipfel der Goldgrube umschliesst und dem Namen zufolge mit dieser in naher Beziehung steht;

3. diejenigen Steinwälle, welche jenseits der sogenannten Heidentrenke über den Dalwigsberg unter dem Namen der grossen und kleinen weissen Mauer laufen, sowie die auf letztgedachtem Berge durch mehrere Steinwälle gebildeten Schanzen, welche die „alten Höfe" genannt werden. Nordwestlich davon bildet ein Steinwall auf dem Bleibiskopf, und endlich ein den Gipfel des Gockelsberges krönender Wall den äusseren Flügel dieses überaus merkwürdigen Schanzenzuges.

Alle diese Steinwälle sind von roher Grauwacke ohne Mörtel, in einer Dicke von 12-16', auf solchen Punkten angelegt, von welchen man das rechte Mainufer, den Rhein und das rechte Rheinthal vollständig übersehen kann, die nach der Rheinseite steil abfallen, zu denen dagegen vom Gebirge her bequeme Zugänge, Rennwege, führen.

Österr. militär. Zeitschrift 1868. (3. Bd.)

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