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bei Mehadia (12 Bataillons und 8 Divisionen) für allenfallsige Unternehmungen der Türken gegen das Innere des Banates zurück. Sollte Clairfayt bei Mehadia zurückgedrängt werden, so hatte sich das ganze Corps zu vereinigen und zu trachten, den Gegner über die Donau zurückzuwerfen, Clairfayt selbst sodann sich gegen Belgrad zu ziehen.

Am letzten des Monats August gelangte ein Schreiben des obersten Staatskanzlers Fürsten Kaunitz in Laudon's Hände, der demselben die Mittheilung macht, dass ihm Josef sein wichtiges Schreiben vom 18. zur Begutachtung zugesendet habe; der Fürst stimmt lobend in seines Kaisers Antwort ein und meint, dass der Übergang von Belgrad nicht fehlen könne, auch wenn ihm, Laudon, eine türkische Armee entgegenkäme: er würde sie gewiss schlagen, denn man hat es nicht mit einer preussischen, sondern mit einer türkischen Armee zu thun.

Auch der Staatskanzler ist von der Wichtigkeit und sichern Möglichkeit des Falles von Belgrad überzeugt, er schliesst mit den Worten: „Also nur frisch zu, mein liebster Feldmarschall, mit dem Vertrauen, welches Sie Ihrer eigenen Person und allen von den türkischen sehr unterschiedenen Eigenschaften unserer Truppen, unserer Kriegswissenschaft und Artillerie schuldig sind. Audaces Fortunat juvat. Im Kriege muss etwas gewagt werden, Sie wissen das besser als ich, mein liebster Herr Feldmarschall. Ich hoffe daher, dass ich bald über meinen Laudon von Jedermann werde complimentirt werden, und in dieser vollen Zuversicht umarme ich Sie auf das zärtlichste und verbleibe stets, Mein werthester Herr Feldmarschall, Euer Exc. ergebenster wahrer Diener und Freund Kaunitz").

Dieses Schreiben des Fürsten beantwortet Laudon mit dem Bedauern, es spät erhalten zu haben; er ermisst das in ihn gesetzte Vertrauen des Staatskanzlers in seinem ganzen Werth und ist gewiss: „dass er ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen und überzeugt sein werde, dass er sich nie als einen Mann habe finden lassen, der bei unbedeutenden Unternehmungen Umstände oder Schwierigkeiten zu machen gewohnt wäre."

,,Allein die Übelstände" so fährt er fort,,die blos dadurch, dass man die Operationen der Truppen, und was die Armee des Grossveziers unternehmen würde, hat abwarten wollen, wo es doch durch vielfältige Erfahrungen bestätigt ist, dass Alliirte nie anders als nach ihrem eigenen Interesse zu handeln gewohnt sind, auch die Armee des Grossveziers, da unsere in ihrer besten Stärke sich befand, niemals zu fürchten gewesen wäre, als gleich anfänglich übel eingeleitet, vernachlässigt, dadurch aber in die bedenklichste Lage gesetzt worden sind, sollen jetzt gut gemacht werden." Er meint, dass

1) Österreichs damaliger grösster Staatsmann war nicht blos der erste Bewunderer, sondern auch der beste Freund des damaligen ersten Feldherrn unseres Vaterlandes; den Beweis hiefür, d. h. für eine so kluge und lobenswerthe Wechselwirkung zwischen den zwei genialsten Köpfen im Felde und im Cabinete, die aber leider nicht immer ausgebeutet wurde, werden wir in unserem demnächst erscheinenden Werke: „Das Leben des k. k. Feldmarschalls G. E. B. v. Laudon" liefern. D. V.

dies nicht ohne Schwierigkeiten bei der Schwäche der Combattants, der ein. gerissenen Krankheiten, die durch die kommende schlechte Jahreszeit nur vermehrt werden, der Passirung mehrerer grossen Flüsse und ausserdem noch die gebieterische Nothwendigkeit, den Feind zu schlagen und dann zur Belagerung zu schreiten, geschehen könne. Nur die höchste Macht so schliesst er könnte die Anordnung zur Durchführung des beabsichtigten Vorhabens bestimmen.

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Es mussten wohl triftige Gründe sein, welche Laudon veranlassten, in der von uns mitgetheilten abrathenden Weise vorzugehen, denn dass es diesem Feldherrn bis an seinen Lebensabend nicht an Unternehmungsgeist gefehlt, das hat sein ganzes Leben, welches eine ununterbrochene Kette von Grossthaten ist, nur zu sehr bewiesen; er hat mit dem berühmten Turenne die Ähnlichkeit, mit den steigenden Jahren in den Entwürfen immer kühner und in der Ausführung unaufhaltsamer zu werden.

Von dem Momente an, als ihm sein Monarch den endgiltigen Befehl gibt, der seinen Ansichten zuwiderläuft, werden bei der Ausführung desselben seine Seelenkräfte zu jener Kühnheit emporgeschwellt, welche das charakteristische Merkmal aller seiner Thaten ist.

III.

Der Übergang der Armee über die Save.

Concentrirung derselben

vor Belgrad und die Voranstalten bis zum Beginn der Belagerung

desselben.

Mit dem 30. August hatten sich sämmtliche zur Belagerung Belgrads bestimmte Truppen, u. z. in fünf Colonnen, in Marsch gesetzt; die letzten langten am 9. September bei Banovze an, zwischen welchem Ort und Semlin ein Lager bezogen wurde.

wie Laudon

Man harrte nun des 13. Septembers, an welchem Tage durch das serbische Freicorps überall hatte aussprengen lassen der Übergang über die Save geschehen sollte.

In dieser Erwartung wurden alle nicht Eingeweihten getäuscht, da schon in der Nacht vom 10. auf den 11. September die Avantgarde der Belagerungs-Armee, bestehend aus 6 Bataillons und einiger Reiterei unter dem Commando des FML. Fürsten Waldeck auf den Brückenschiffen zu Poliefze sich einschifften, bis Ostronitza fuhren, ausbarquirten und sogleich die dortigen Höhen besetzten. Dieser Vorhut folgten alsbald 4 neue Bataillons nebst der zur Division Waldeck gehörigen Reiterei. Nach der Übersetzung dieser Truppen wurde eine Schiffbrücke geschlagen, welche bis 10 Uhr des 11. Septembers fertig war. Der Übergang der Armee dauerte nun bis des andern Tages Morgens, an welchem 10 Bataillons Grenadiere, 28 Bataillons Infanterie und 18 Divisionen Cavallerie auf feindlichem Grund und Boden standen. Der Rest nach der Ordre de Bataille folgte bis zum 15. September.

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Es ist nun am Orte, eine kurze Schilderung des Objectes, auf welches die kaiserliche Armee ihre ganze Thätigkeit richten sollte, so wie deren Vertheilung und Aufstellung zu bringen; aus dem beigefügten Plane lässt sich mit Leichtigkeit ersehen, mit wie viel Vorsicht und Klugheit Laudon zu Werke ging, um einerseits wirksam gegen die Feste agiren zu können, als auch gegen jede Seite gedeckt zu sein, da er stets das Erscheinen eines Entsatzheeres im Auge behalten musste.

Belgrad, welches hoch und luftig auf einem massigen Berge gelegen und wie jüngst einer der ausgezeichnetsten deutschen Schriftsteller, Carl v. Thaler, bemerkte: als ein erratischer Block der Ethnographie, ein vorgeschobener Posten der Völker, ein Wegweiser neuer Sitten und unbekannter Zustände," anzusehen ist, zerfiel, wie zu den Zeiten Eugens, in drei Abschnitte: Das Schloss, die Stadt und die Vorstädte. Ersteres nimmt die Mitte auf dem steil gegen die Stadt und sanft gegen die Vorstädte abfallenden Berge ein. Die Stadt selbst liegt unmittelbar am Einfluss der Save in die Donau und wird so von beiden Flüssen bespült. Die Vorstädte erstrecken sich in einem grossen Bogen von der Seite der Donau bis zur östlichen der Save. Die drei wichtigsten waren die Raitzenvorstadt im Süden, die Wasservorstadt (auch untere Festung genannt) im Norden Belgrads, und die Palanka, welche südlich des Schlosshügels gelegen, endlich das Vorwerk in der sö. Ecke desselben.

Die Besatzung betrug gegen 9000 Mann und war von Omer Pascha, einem tapfern entschlossenen Soldaten, befehligt.

Die Festung selbst, welche durch die Türken seit 1717 mit einem Aufwande von mehreren Millionen Gulden verstärkt und verschönert wurde, war mit 456 Stücken aller Art und Kalibers armirt, die Vorräthe und Munition reichlich vorhanden.

Ausserdem befanden sich 20 armirte Tschaiken auf der Donau, die jedoch von der kais. Flottille, welche aus Fregatten, Schaluppen, Bombardierbramen und Tschaiken bestand, in Schach gehalten und eingeschlossen wurden, da die österreichischen Schiffe sowohl von Pancsova als Semlin aus und auf der Save operirten.

Laudon, der, wie sein grosser Vorgänger Eugen, Belgrad von allen Seiten umschloss, benützte die noch theilweise vorhandenen Linien und Verschanzungen aus dem Jahre 1717. Auch er musste, wie jener, gegen ein Entsatzheer auf der Hut sein, da bei der Wichtigkeit der Festung dieselben Wahrscheinlichkeiten für das Herannahen eines solchen sprachen, wie es sich später auch in Wirklichkeit, nur mit dem Unterschiede, dass die ruhmreiche Schlacht Eugens keine Wiederholung fand, ergab.

FZM. Clair fayt bildete mit mehreren Bataillonen südlich von Senilin die Avantgarde gegen den erwähnten drohenden Factor; die Möglichkeit der ungestörten Verbindung mit Syrmien und dem Banat war endlich durch die k. k. Flottille gesichert.

Laudons Hauptangriffe galten den südlichen und westlichen Abschnitten Belgrads, die Wasservorstadt wurde von der sogenannten Kriegs-Insel

aus, nördlich der Festung, am linken Ufer des Hauplarmes der Donau, wo man eine Batterie angelegt, erheblich beschädigt.

Die Stärke der unmittelbar zur Belagerung verwendeten Truppen bestand in 10 Grenadierbataillons, 33 Füsilierbataillons, 1 Scharfschützenbataillon, 30, Divisionen Cavallerie, und selbe standen unter den directen Befehlen des FZM. Grafen Kinsky. Das Belagerungsgeschütz bestand in 120 24pfündigen, 8 18pfündigen, 50 12pfündigen und 30 6pfündigen Kanonen, ferner aus 117 metallenen und 30 Steinmörsern, mithin in Summe aus 365 Piecen, wozu noch die gewöhnlichen der Infanterie damals eigenthümlichen Feldgeschütze zu rechnen sind, die übrigens bei der eigentlichen Belagerung nicht in Anwendung kamen.

Mit den schon früher erwähnten, bei Semlin zurückgebliebenen Abtheilungen unter dem Prinzen de Ligne, sowie des während der Belagerung nachrückenden Succurses Clairfayts und sonstigen Veränderungen weist der summarische Standesausweis vom 21. September bis 9. October ein Totale von 120.900 Mann mit 16.211 Pferden aus. Nach Abschlag der Commandirten, sonst Absenten und Kranken, wie Blessirten und Todten, blieben aber nur 72.957 Mann und 12.381 Pferde verwendbar. Die grösste Ziffer des Abganges beansprucht die Krankenliste, denn die Armee hatte in der oberwähnten Zeit über 33.000 Mann in selber angeführt.

Die Aufstellung der Truppen zur Blokade, sowie das Placement der Batterien wird aus dem angefügten Plane ersichtlich. Laudon selbst schlug sein Hauptquartier an derselben Stelle auf, wo vor 72 Jahren Eugen's Zelte gestanden.

Im vorigen Abschnitte haben wir Josef's Willen, seinen Neffen zur Armee zu senden, erwähnt; vor seiner Abreise schreibt der Kaiser noch an Laudon, dass er jenen zu keinem grösseren Meister geben könne, als zu seinem Gideon. Der Erzherzog langte am 3. September bei Semlin an, worauf der Feldmarschall sogleich seinen Besuch abstattete. Erzh. Franz eille ihm freudigst mit den Worten entgegen: „Hier bin ich, lieber Laudon! Ich ersuche Sie, dass Sie meiner bei Gelegenheiten nicht schonen, wo Sie Ihrer selbst nicht schonen." Tags darauf ritten Beide recognosciren, wobei Laudon dem Erzherzog seinen Plan zum Angriff Belgrads umständlich erklärte, auf welches der letztere den ersten Kanonenschuss abfeuern sollte.

Die Märsche der einzelnen Truppenabtheilungen in ihre angewiesenen Plätze zur vollständigen Blokirung Belgrads währten vom 11. bis 15. September. Laudon und dessen Generale recognoscirten während dieser Zeit täglich die feindlichen Objecte wie den sie umgebenden Rayon.

Es befehligten nebst dem schon genannten FZM. Grafen Kinsky noch die FML Browne, Alvinzy, Colloredo, Mitrovsky, Blankenstein, Tiege und Waldeck, die Generalmajore Staray, Wenk heim, Württemberg, Dürfel, Türkheim, Klebek (der Neffe Laudon's), Smakers, Brentano, Melas, Kavanagh, Kollonitsch und Lilien.

Das Commando der gesammten Artillerie hatte der tapfere FZM. Rouvroy, nach dessen Tode der FZM. Colloredo inne, jenes des Genie wesens der Oberst Lauen.

Unbedeutende Zusammenstösse der beiden Parteien fanden schon am 11., sodann am 12. Statt. Die ersten Versuche, mit einigen Haubitzen Granaten in die Stadt zu werfen, geschahen bei einer am 13. vom Fürsten Waldeck und General Klebek mit 10 Divisionen Cavallerie und 4 Bataillons Infanterie unternommenen grösseren Recognoscirung, wodurch die feindlichen Vorposten bis in's Innere der Festung zurückgetrieben wurden. Laudon, der sich mit dem von Wien angekommenen FM. Pellegrini bei dieser Recognoscirung befand, ertheilte die nähern Weisungen für die Blokade, Veränderungen der Truppenaufstellungen und untersuchte gleichzeitig den Stand der Eugen'schen Linien und fand, dass sie noch zum Theil haltbar, zum Theile aber sehr zerstört waren.

Die Belagerungsarbeiten begannen am 13. September mit der Errichtung einer Brückenschanze am linken Saveufer, oberhalb des Beschanierdammes unter Bedeckung eines Bataillons Giulay-Infanterie; die Türken feuerten aus der Festung auf unsere Arbeiter, wodurch 1 Mann und 3 Pferde getödtet, 1 Mann und 11 Pferde verwundet wurden.

Auf der untern Spitze der grossen Zigeunerinsel wurde mit Landarbeitern eine Redoute für 3 Geschütze zur Deckung der dortigen Brücken gegen das feindliche Tschaikenfeuer aufgeworfen, und diese Redoute sowohl, als die früher erwähnte Brückenschanze, mit Mannschaft besetzt. Am Abend dieses Tages steckte man auf den Abhängen des Dedina-Berges 5 Redouten aus, und wurde mit der Arbeit derselben noch in der Nacht durch 2000 Bauern ') begonnen.

Am 14. September wurde die Schiffbrücke über den rechten Arm der Save (bei der Zigeunerinsel) weiter gegen Belgrad zu, und ausserdem noch eine Pontonbrücke geschlagen.

In der Nacht dieses Tages warf man, mittels einer vom Semliner Retranchement ausgehenden, 840 Klafter langen, längs der Donau führenden Tranchée eine Redoute für 6 Geschütze auf, um das Auslaufen der feindlichen Tschaiken zu hindern und die ganze Gegend zwischen Semlin und der Dunawitza zu decken. Am 15. September wurde diese letztere Arbeit fortgesetzt, aber auch durch Kanonenfeuer Seitens türkischer Tschaiken aus der Festung doch ohne Erfolg zu stören gesucht.

Abends fing man bei der Windmühle und unterhalb derselben rechts vom alten Maierhofe an Batterien zu errichten, wozu man 1150 Militärarbeiter wählte, die auch vom feindlichen Feuer mit dem Verlust von 4 Verwundeten gestört wurden.

An diesem Tage unternahm endlich eine Cavallerie-Abtheilung von

1) Zu den nothwendigen Belagerungsarbeiten Belgrads wurden 10.000 Landleute

aus der Grenze und dem Banate aufgeboten.

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