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Meteorfälle, Bergstürze, Sedimentbildung, Oszillation der Strandlinie usw. bedingt durch die Schwerkraft der Erde.

Gezeiten, Sturmfluten, Verlängerung des Tages, Nutation, Präzession (Schwankungen der Erdachse?) bedingt 5 durch Anziehung von Sonne und Mond.

Physikalische Verwitterung, Kreislauf des Wassers, Winde, Meereswellen, Strömungen, Regen, Schnee, Flüsse, Gletscher, Verdampfung von abflußlosen Becken usw. bedingt durch die Wärmestrahlen der 10 Sonne.

Organisches Leben, Leitfossilien, Kalkbildung, Dolomit, Kohle bedingt durch die Lichtstrahlen der Sonne.

Gebirgsbildung, plutonische Herde, Vulkane, Ther- 15 men, viele Transgressionen und Regressionen, säkulare Hebung und Senkung großer Flächen, vielleicht auch Polverschiebungen bedingt durch die Wärmeabgabe der Erde an den Weltenraum.

Durch das Wechselspiel dieser Kräfte entsteht jene 20 kaum zu übersehende Mannigfaltigkeit der geologischen Vorgänge in der Gegenwart, und wir sind der Überzeugung, daß auch in der geologischen Vorzeit keine anderen Kräfte tätig waren.

METEOROLOGIE

ERGEBNISSE DER AEROLOGIE

Es sind gegenwärtig gerade 20 Jahre verflossen, seitdem der modernste Zweig der meteorologischen Wissenschaft, die Aerologie, begründet wurde. Ihr Name ist sogar erst ganz vor kurzem geprägt worden. Während 5 man früher auf Beobachtungen am Erdboden angewiesen war, geht dieser neue Forschungszweig darauf aus, Beobachtungen aus den höheren Luftschichten zu gewinnen, und das Ziel, das hier angestrebt wird, ist eine dauernde Überwachung des ganzen Profils der Atmo10 sphäre.

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Bevor wir den Versuch machen, einen Überblick über die Ergebnisse dieser Forschungen zu geben, mögen noch einige Worte über die Methode oder eigentlich die Methoden Platz finden.

Auf drei verschiedene Weisen läßt es sich nämlich erreichen, daß wir unsere vollständige meteorologische Station in höhere Schichten der Atmosphäre hinauf verlegen, ohne, wie bei den Bergobservatorien, doch noch am Boden zu kleben. Diese drei Methoden sind 20 die des bemannten Freiballons, ferner die der Fesselaufstiege mit Registrierinstrumenten (Drachen und Fesselballone), und drittens die der kleinen, frei aufgelassenen Ballone mit Registrierinstrumenten, welche nach dem Herabfallen vom Publikum aufgefunden und 25 zurückgesandt werden (hierfür werden jetzt überall die

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Assmannschen Gummiballone benutzt, die sich beim Aufsteigen immer mehr ausdehnen und in der größten Höhe schließlich platzen).

Die älteste, weil nächstliegende Methode war die, bei welcher der Beobachter sich mit seinem ganzen Instru- 5 mentarium an Bord eines Freiballons begibt und nun oben seine Ablesungen selber vornimmt. Daher wurde auch die erste größere Reihe von wissenschaftlich wertvollen Beobachtungen im Freiballon erhalten; es sind dies die von Assmann ins Werk gesetzten 65 Berliner 10 Ballonfahrten. Die Ergebnisse dieser 65 Fahrten sind. von Assmann und Berson im Jahre 1900 herausgegeben worden und bildeten lange Zeit ein Werk von fundamentaler Bedeutung.

Die verschiedenen Methoden besitzen auch verschie- 15 dene Meßbereiche in bezug auf die Höhe. Der höchste Aufstieg im Freiballon wurde am 31. Juli 1901 von Berson und Süring unternommen und führte bis zur Höhe von 10.800 m, welche wohl die äußerste Grenze darstellt, die dem Menschen überhaupt erreichbar ist.

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Heute werden nur noch selten Freiballonaufstiege zu dem Zwecke unternommen, eine ,,meteorologische Station" in größere Höhe hinauf zu verlegen; dazu dienen jetzt die im folgenden zu besprechenden Methoden, welche mit geringerem Kostenaufwande verbunden sind. 25 Dagegen bildet der Freiballon nach wie vor die einzige Methode für alle Spezialuntersuchungen, weil es für diese meist keine selbstregistrierenden Instrumente gibt. Die zweite Methode, die der Drachen und Fesselballone mit Registrierinstrumenten, ist naturgemäß viel 30 weniger kostspielig. Sie umfaßt allerdings einen etwas geringeren Höhenbereich. Der höchste bisherige Dra

chenaufstieg reicht nämlich nur bis etwa 7000 m (im Jahre 1908 am Mount Weather-Observatorium in Amerika geglückt) und die große Mehrzahl endigt bereits unterhalb 4000 m Höhe.

5 Auf unserer Fig. 16 sieht man einen der hierzu verwendeten Kastendrachen, in welchem am vorderen Ende das Registrierinstrument hineingebunden wird. Der

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FIG. 16. Aufstieg eines Kastendrachens.

Drachen ist mit Schnüren an der Halteleine (aus Klaviersaitendraht) befestigt.

Zu höheren Aufstiegen werden große Materialmengen verwendet; so hatte ich während meiner Tätigkeit am Lindenberger Observatorium gelegentlich eines Aufstiegs auf 6400 m Höhe nicht weniger als 7 Drachen mit ca. 18 km Draht,,draußen".

Wenn die Drachen wegen Windstille nicht steigen, bedient man sich kleiner Fesselballone, meist von 20 m3 Inhalt, von denen gleichfalls mehrere nacheinander an dem Haltedraht befestigt werden können.

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Die dritte Methode ist, wie erwähnt, die der freifliegenden Gummiballone. Anfangs benutzte man Papierballone, was sich jedoch deswegen als ungeeignet herausgestellt hat, weil diese in der größten Höhe lange Zeit zu schwimmen pflegen. Bei den von Assmann eingeführten Gummiballonen wird dies durch das Platzen 10 verhindert, nach welchem das Registrierinstrument mit Hilfe eines Fallschirms sanft herabsinkt. Diese Methode hat einen viel größeren Meßbereich als die vorangehenden. Die größte mit ihr erreichte Höhe beträgt 29 km, und Höhen von 26 und 27 km sind bereits 15 mehrfach erzielt worden.

Das Registrierinstrument ist dasselbe wie das bei den Drachenaufstiegen gebrauchte, ein sogenannter Meteorograph, der eine vollständige kleine meteorologische Station darstellt, wo alle Instrumente, Barometer, Ther- 20 mometer, Hygrometer und Anemometer, auf ein und derselben Registriertrommel, die durch ein Uhrwerk gedreht wird, ihre Kurven aufzeichnen.

Fig. 17 zeigt einen derartigen Meteorographen. Die oberste Feder steht in Verbindung mit einem Wind- 25 rädchen (oben rechts) und registriert die Windgeschwindigkeit; die zweite Feder registriert die Feuchtigkeit und wird durch ein Haarbündel bewegt, welches (in der Figur nicht sichtbar) vertikal im Innern der halben Röhre angebracht ist. Die dritte Feder steht durch 30 einfache Hebelübertragung mit der etwas gekrümmten Doppelmetall-Lamelle (rechts unten) in Verbindung, die

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