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sprochen wirtschaftliche Depressionsgrenze ist, andrerseits liegt in den Mulden öfters der Schnee so lange, daß dadurch für den Baumwuchs die Vegetationsperiode zu sehr verkürzt wird.

In Gebieten mit einseitig vorherrschenden Winden 5 von mittlerer bis bedeutender Stärke kommt es zur Ausbildung von Wind formen. Als gestaltumformende Faktoren sind bei Baumstämmen hauptsächlich Druckwirkung, bei wachsenden Zweigen Zug und bei den Blättern und jungen Achsen gesteigerte Transpira- 10 tion maßgebend. Alle diese Veränderungen bewegen sich in ihrer Gesamtwirkung nach einer Richtung hin: Die normale Wachstumsrichtung wird stets nach der herrschenden Windrichtung abgelenkt. Dies zeigt sich in der Kipplage der Bäume, in einseitig windfahnenar- 15 tiger Ausbildung der Kronen, usw.

Pflanzengeographisch spielt endlich der Wind bei einer großen Anzahl von Pflanzen teils die Rolle eines Bestäubungsvermittlers, teils diejenige eines wichtigen Verbreitungsmittels von Same und 20 Frucht.

Die honiglosen, unscheinbaren Windblütler oder anemophilen Pflanzen sind in größerem Prozentsatz vorwiegend an windexponierten Örtlichkeiten anzutreffen, so ganz besonders auf niederen ozeanischen 25 Inseln. In den Gebirgen scheint dagegen die Zahl der Anemogamen mit der Höhe eher abzunehmen.

Das mitteleuropäische Tiefland weist 79.5% Insektenblütler, 21.5% Windblütler auf. Der hohe Norden dagegen eine viel größere Zahl von Anemogamen, nämlich 30 auf Grönland 34 5%, Spitzbergen 37% und Island 38%.

Das Maximum an Windblütlern wird aber von den

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Inselfloren erreicht: die nordfriesischen Inseln besitzen 36 25%, die Halligen sogar 47.3% Anemogamen. Von ganz besonderem Interesse sind in dieser Hinsicht jedoch die Kerguelen. Die ca. 25 bekannt gewordenen Blüten5 pflanzen dieser Inselgruppe sind alle anemophil. Der Kerguelenkohl (Pringlea antiscorbutica), obwohl der entomophilen Familie der Kreuzblütler angehörig, ist zur Windblütigkeit zurückgekehrt und die wenigen Insekten zeigen alle verkümmerte Flugorgane.

Viele Arten besitzen Samen oder Früchte, deren Aufbau erkennen läßt, daß dieselben durch Windtransport verbreitet werden. Die zu verfrachtenden Keime sind bald staubartig klein (Farne, Orchideen), oder sie sind mit allerlei Oberflächenvergrößerungen versehen, durch 15 die einerseits das spezifische Gewicht herabgesetzt, anderseits die Angriffsfläche des Windes vergrößert wird. Wir erinnern an die mit Federkronen ausgestatteten Achänien der Compositen. Flügel kommen sowohl bei Samen (Birke, Föhre, Tanne) als bei Früchten (Ahorn, 20 Esche) vor, oder es sind Hochblätter (Tilia, Carpinus), die als Flugapparate dienen. Nach Dinglers Untersuchungen wird durch solche Flugeinrichtungen die Fallgeschwindigkeit bis um das Achtfache vermindert. In Steppen- und Wüstengebieten werden auch ganze 25 fruchttragende Pflanzenstöcke vom Winde entwurzelt und als sog.,,Steppenläufer" fortgeführt. Bekannt ist in dieser Hinsicht Amarantus albus. Der Biologe bezeichnet Pflanzen, die durch Windtransport verbreitet werden, als Anemochoren. Nach Vogler ist in 30 den Alpen der Prozentsatz der anemochoren Arten über der Baumgrenze bedeutend größer als unter derselben.

Ein lang umstrittenes Problem war die Frage der Art

und Weise des Windtransportes; ob derselbe nur in kleinen Etappen, gewissermaßen schrittweise vor sich geht, oder ob innerhalb kürzerer Zeit auch Verschleppungen über große Entfernungen vorkommen.

Zunächst muß betont werden, daß das Vorkommen von Flugeinrichtungen auf das Vorherrschen schwächerer, aber regelmäßiger Winde hindeutet. Bei großer Windstärke werden auch relativ schwere Samen, die keinerlei Flugmechanismen aufweisen, transportiert. In Anbetracht dieser Tatsache wäre eine Studie, ob in Ge- 10 bieten mit häufigen orkanartigen Winden die Flugvorrichtungen nicht vielleicht spärlicher entwickelt sind als in Gegenden mit schwachen Luftströmungen, von besonderem Interesse. So viel mir bekannt, liegen speziell über dieses Thema keine Arbeiten vor.

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Ein kleiner Vorfall aus dem Jahre 1903 zeigt, wie bei der Beurteilung der Verbreitung von Blättern durch den Wind größte Vorsicht geboten ist. Bei der Überschreitung der vorderen Furka fanden wir in einer Höhe von 2300 m Buchenblätter. Da die obersten Buchen im 20 Gebiet sich in der Nähe der Ausmündung des Val Campo befinden, schlossen wir auf einen Windtransport von reichlich 9 km und über eine Höhendifferenz von 1200 m. Am folgenden Tag begegnete uns aber beim Abstieg ein Mann, der einen Sack voll Buchenlaub trug, und 25 der auf unsere Frage, wozu und wohin, zur Antwort gab: ,,Zum drufliege auf d' Alp." Damit schrumpfte der vermeintliche große Windtransport auf kaum 1.5 km zusammen, und wie leicht dürfte nicht an den rauhen Kleidern der Sennen das Laub weiter verschleppt 30 werden, so daß schließlich für den eigentlichen Windtransport recht wenig übrig bleibt.

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Damit soll nun keineswegs gesagt sein, daß Windverfrachtung auf große Entfernungen überhaupt nicht vorkommt. In dieser Beziehung verweisen wir auf die Studie von Treub über die Neubesiedelung der Kraka5 tauinsel. Die ersten Ansiedler unter den Gefäßpflanzen waren Farne, Compositen, Gräser, alles anemochore Arten, deren Keime wenigstens aus einer Entfernung von 30 km durch Luftströmungen zugeführt worden

waren.

Auch aus der Arktis liegen mir mehrere zuverlässige Angaben über Windtransport auf größere Entfernungen vor. Anfangs November 1869 befanden sich die Hansaleute etwa 8 Seemeilen (ca. 15 km) vor der Liverpoolküste Ostgrönlands, als sie auf dem nach Süden 15 driftenden Eisfeld eine Anzahl kleiner weidenähnlicher Blätter bemerkten, die nur durch den Wind vom Land hierher gelangt sein konnten. Und von der Westseite vom König Oskarland bei nahezu 78° N. berichtet Sverdrup: Wir befanden uns auf dem Meereis. Überall 20 lagen Blätter und Grashalme verstreut, auf der ganzen Fahrt fjordwärts flogen Pflanzenteile in der Luft herum. Der Wind stand quer auf unserem Weg und in den Schlittenspuren häuften sich die Blätter so dicht, daß die Geleise wie dunkle Streifen aussahen.

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EIGENSCHAFTEN DER MATERIE.

SYNTHESE, ANALYSE.

SAUERSTOFF. SÄUREN UND LAUGEN.

Die Veränderungen, denen die Körper durch den Einfluß der Naturkräfte unterliegen, sind:

Physikalische, wenn bei ihnen, nachdem die Kraft zu wirken aufgehört hat, der Körper in seiner Zusammensetzung nicht geändert ist;

Chemische, wenn durch die Einwirkung der Kraft neue Körper mit neuen Eigenschaften entstanden sind.

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Daraus, daß wir von „,Körpern" geredet haben, können Sie schon ersehen, daß die Chemie aufs innigste mit der,,Materie" verwachsen ist, und wir wollen deshalb, 10 wenigstens die Haupteigenschaften der,,Materie" feststellen.

Materie nennen wir alles, was einen Raum einnimmt; also alle,,Stoffe“, seien sie nun fest, flüssig oder gasförmig. Das wichtigste Gesetz über die Materie sagt aus, 15 daß,,alle Materie unzerstörbar ist" mit anderen Worten: nichts auf der Welt kann verloren gehen. Aus diesem Gesetz folgt, daß bei der Verbrennung nichts verschwinden kann, sondern daß, wenn wir den Rauch. und die Asche sorgfältig sammeln, wir aus ihm genau 20 soviel „Materie“ erhalten müssen, wie wir ursprünglich verbrannten. Unser Gesetz läßt aber auch noch eine weitere wichtige Folgerung zu. Wenn nämlich die Materie unzerstörbar ist, dann kann auch die Gesamt

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