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zester Linie mit Prag, und durch jene Brünn - Sillein mit dem Depôtplatz Eperies verbindet; und,

c) indem sie die fruchtbare Hanna durchzieht, eben nach diesen Richtungen die Verpflegung der dort stehenden Armeen sehr erleichtert, was besonders bezüglich der Karpathen-Vertheidigung sehr in's Gewicht fällt, für die man jene reichen Vorräthe sonst auf dem doppelten Umwege über Pest dirigiren müsste.

Die Bahn durchschneidet bei einer Länge von 103 Meilen den Gebietstheil nördlich der Donau beinahe in der Hälfte und kreuzt und berührt zehn andere Bahnen, was bei zeitweiliger Unterbrechung oder bedeutender Inanspruchnahme anderer Strecken sehr zu Statten kömmt.

Die Strecke Brüx-Pilsen-Eisenstein unterstützt die locale Vertheidigung des Böhmerwaldes und des Erzgebirges sehr wesentlich.

Vom militärischen Standpunkte wäre nur zu wünschen, dass die Ausführung rasch erfolge, dass sie zwischen den einzelnen Hauptknotenpunkten wirklich die kürzesten Linien nehme und nicht, wie es leider so oft der Fall ist, leidigen Privat- oder untergeordneten Local-Interessen zuliebe, hier und dort einen kleinen Umweg macht; — endlich, dass von etwaigen AlternativTracen jene gewählt werde, welche in der kürzesten Linie einem grösseren Landstrich sich dienstbar macht, somit mit anderen Linien parallele Strecken möglichst vermeide.

Die kaukasische Linie.

Ihre Entstehung, Entwicklung und gegenwärtige Lage

von

Friedrich v. Hellwald.

Jene Reihenfolge meist kosakischer Niederlassungen, welche beiläufig in der Richtung des 44. nördlichen Breitegrades, zwischen dem 45. und 41. östlichen Längegrad, das heisst von dem westlichen Ufer des kaspischen Meeres landeinwärts bis in das Gebiet von Gross-Kabarda sich erstrecken, -- heisst die kaukasische Linie. Die meisten dieser Ansiedlungen entstanden im Laufe des vorigen Jahrhunderts, und damals, wo Russland seine südlichen Grenzen noch nicht wie heute bis an den Fluss Aras und den Berg Ararat ausgedehnt hatte, mögen jene kriegerischen, grösstentheils aus den Don- und Wolga-Gegenden dahin verpflanzten Horden gewissermassen ein Bollwerk gegen die feindlichen Angriffe der benachbarten Völkerschaften des heutigen Trans-Kaukasiens gebildet haben, daher vermuthlich auch der Name: kaukasische Linie." Was die Benennung „Kosaken" anbetrifft, so dürfte dieselbe von dem tatarischen Wort „Kasak" herzuleiten sein, welches einen freien, unstäten, umherziehenden und unansässigen Menschen bedeutet. Dies sind nun freilich die die kaukasische Linie bildenden Stämme heutzutage nicht mehr, allein an den Ufern des Manitsch begegnet man noch genug nomadisirenden Noghaiern und Kalmüken. Wann, aus welchen Ursachen und unter welchen Umständen die oben erwähnten Stämme im Süden von Cis-Kaukasien bleibende Wohnorte genommen, dies zu erörtern bildet den Gegenstand der nachfolgenden Betrachtungen.

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Nach der Eroberung von Astrachan im Jahre 1554 begaben sich die Kumuiks und andere benachbarte Völkerschaften unter den Schutz der Stadt Terki. Dieselbe hiess damals Tumen und lag vermuthlich in der Gegend des heutigen Alexandrija - an jenem Ufer des Terekflusses, der den Namen Tumen ka führte. Tumen oder Terki, welches im Jahre 1559 dem Fürsten A guisch gehorchte, der Russlands Oberherrschaft anerkannt hatte, wurde mit hölzernen Thürmen und Mauern umgeben und mit einer russischen Besatzung versehen. Wann eigentlich die Stadt durch die Russen bevölkert wurde, lässt sich nicht mehr genau bestimmen; wahrscheinlich geschah es unter Johann dem Grausamen (1534-1584), und vorher mögen die Grebenski'schen Kosaken in Terki gewohnt haben. Nebst den Strelitzen, welche man von Moskau aus nach Österr. militär. Zeitschrift 1871. (2. Bd.)

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dem neuen Waffenplatze sandte, bestand die Besatzung von Terki aus Ural- und Don-Kosaken, welche sämmtlich in der Folge Kosaken von Terek hiessen und einem besondern, von dem Woiwoden dieser Gegend ernannten Oberhaupte unterstanden. Die ausgezeichneten Dienste, welche sie den Russen auf dieser neuen Grenze leisteten, verschafften ihnen viele und besondere Privilegien.

Um die Grenzen von Russland an der Mündung der Koissu1) oder Sulak zu erweitern, wurde die Stadt Koiss erbaut, und die Befestigung von Terki in Angriff genommen. Als aber die Bewohner von Daghestan sich dem widersetzten, und die Kumuiks ihrem Beispiele folgten, befahl der Czaar Boris Godunow, nicht blos die Stadt Terki zu erobern, sondern auch zwei neue Städte und eine Festung im Dorfe Andric zu erbauen. Dies gelang jedoch nicht, und man verlor sogar die neuerbaute Stadt Koiss. Diese wurde 1670 befestigt, 1722 aber rasirt, indem man ihre Besatzung nach Beendigung des Baues der Festung Sulak nach letzterem Orte versetzte. Nur kurze Zeit darauf verschlang das Meer die Stelle, wo Koiss gelegen.

Als Terki im Jahre 1722 zerstört wurde, übersetzte man die Kumuiks

in jene selbe Festung Sulak, am gleichnamigen Fluss. Über die Entstehung dieses Ortes wird Folgendes berichtet: Nahe am Flusse Sulak und dessen nach Norden ziehendem Arme Agrachan bestand ehemals eine christliche griechische Stadt, Stawropol genannt, die bei Einführung des Mohammedanismus ihren Untergang fand. Als Peter I. im Jahre 1722 von Derbend nach Astrachan zurückkehrte, gefiel ihm die sehr fruchtbare Gegend, und er hielt eine Niederlassung in derselben nicht nur für sehr geeignet, um die Bewohner von Daghestan zu zügeln), sondern sogar für nöthig, um fortwährend die Verbindung mit Derbend zu unterhalten.

So entstand die regelmässige Festung Sulak, vom Flusse den Namen führend, an dem sie erbaut wurde. Als in der Folge sich fortwährend Krankheiten unter den dortigen Ansiedlern zeigten, versetzte man die daselbst befindlichen Kosaken nach dem Frieden mit Persien im Jahre 1796 auf das jenseitige Ufer des Terek), in die nahe Festung Kizljar, wo auch Aus

1) Die Koissu entsteht aus der Vereinigung dreier Gewässer, wovon das eine, die Andische Koissu, am Lapota - Berg, das andere, die Avarische Koissu, am Savi-Dagh und das letzte, die Kara Koissu, am Djalti - Bus - Dagh, alle drei in Ober-Daghestan, entspringen, nimmt in ihrem untern Laufe, beiläufig unter dem 43. nördlichen Breitegrad, den Namen Sulak an und fällt in parallelem Laufe mit dem Terek durch zwei Arme in's Meer, welche die Insel Sulak bilden. Sie hat meistens hohe, steile Ufer, ist bei der kleinen Veste Kasijurt 60 Klafter breit und hat nebst einer grösseren Tiefe auch einen noch rascheren Lauf als der Terek.

*) Während des Aufstandes des daghestanischen Prinzen Chamkhal vermochten die Rebellen in der That Nichts gegen die Festung Sulak.

3) Der Terek entsteht am Fusse des Krestowaya- Berges und des 16000 Fuss hohen Kasbek, aus dem Schnee des Kaukasus, scheidet Gross- und Klein-Kabarda, bildet von Mozdok abwärts die Grenze Trans - Kaukasiens und fällt beiläufig 12 deutsche Meilen unterhalb Kizljar durch mehrere Mündungen in's kaspische

länder aller Gattungen sich mit ihnen und den Bergbewohnern verbanden, um die Vortheile des Handels zu theilen. Diese Mischung bildet heutzutage die Armee am Terek, und die bedeutende Colonie von Kizljar1)

Die Häuser dieses Heeres beginnen am Stadtbezirke, wo Alt- und Neu-Terek sich theilen und eine Insel bilden, die an der Flussmündung in's kaspische Meer hereintritt. Der Boden liegt im Ganzen wenig hoch, und ist auf eine Ausdehnung von sechs Werste sandig und blos zur Viehweide geeignet. Weiterhin finden sich gute Wiesen und Gestrüppe, durch dessen Ausrottung noch viel Boden urbar gemacht werden könnte; Dämme zum Schutz gegen die Überschwemmungen des Terek wären hier ein dringendes Bedürfniss. Von dem Posten Tscherbolkolski angefangen und weiterhin als bis zum kleinen Flüsschen Dolobna finden sich schilfreiche Sümpfe, welche das Austreten des Terek stets feucht erhält und unzugänglich macht. Die Armee von Kizljar hat heutzutage fast keine anderen Einkünfte als den Tribut, welchen ihr die No ghaier als ÜberwinterungsGebühr entrichten. Der Fischfang befindet sich im kläglichsten Zustande.

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Im Verfolge der Linie gegen Westen treffen wir zuerst die SemeïniKosaken. Diese stammen aus den Don-Gegenden. Als Peter der Grosse im Jahre 1722 die Festung Sulak erbauen liess, wurde von jeder Station eine Kosaken-Familie dahin entsendet, dann aber mit den Terek-Kosaken unter der Anführung ihres eigenen Hettmanns am linken Terek-Ufer angesiedelt. Ihre Colonie beginnt am Kizljar, auf fünf Werste vom Orte Borozda und erstreckt sich längs des Terek. Die von ihnen besetzten Stationen heissen: Borozdinsk, Dubowsk und Kargalinsk. Tiefe Moräste decken die Grenzen. Trotz des beständigen Dienstes der Kosaken an der Linie erleidet der Haushalt doch keine Störungen, und Dank dem Fleisse der Weiber findet man in diesen Ansiedlungen sogar hübsche Zierund Küchengärten, deren Erträgniss an Obst, nach Kizljar auf den Markt geschafft, einen nicht unansehnlichen Gewinn abwirft. Allein das meiste Einkommen dieser Colonie besteht doch im Gewinne der Färberpflanze (Rubia tinctorum) deren ein bedeutendes Quantum in jener Gegend gesammelt wird. Auch hier sind es wieder die Noghaier, welche indem sie oft zu hundert und mehr Wagen überwintern kommen einen ansehnlichen Tribut bezahlen. Der Viehstand ist nicht bedeutend, hingegen steht der Fischfang in weit höherem Flor als bei den Terek-Kosaken.

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Die ältesten Einwohner der Terek-Linie sind die sogenannten Gre

Meer. Er vergrössert sich durch viele Abflüsse des Kaukasus, die aber im gewöhnlichen Zustande grösstentheils so unbedeutend sind wie die Gewässer, die in Daghestan bis zum Kur in's Meer fallen. Der Terek ist so reissend, dass seine Strömung ungeheure Steine mit forttreibt; er zerstört oft seine Uferbefestigungen und hemmt dann die Verbindung mit Tiflis auf mehrere Tage.

1) Mit beiläufig 12.000 Einwohner, treibt bedeutenden Handel mit Wein, Branntwein und Fischen. Daselbst befindet sich eine der sieben QuarantäneAnstalten der zweiten Linie, welche 1836 diesseits der kaukasischen Gebirge errichtet wurde.

benski-Kosaken, welche ihren Namen davon erhielten, dass sie sich in den Bergen niederliessen, die ihrer sägezähnförmigen Felsen wegen einem Kamme gleichen auf russisch „grebene" genannt. Als nach der Eroberung der Königreiche Kasan und Astrachan, 1552 und 1554, die Tscherkessen der fünf Berge (petigorskie) sich zur Unterwerfung entschlossen, weil sie sahen, dass jeder Widerstand gegen den siegreichen Czaaren Johann IV. vergeblich sei, unterwarf sich auch ein Tscherkessenfürst, der in der Stadt Tumen regierte, mit seinem ganzen Volke dem moskowitischen Scepter und erhielt die Bewilligung, eigene Gesandte nach Moskau senden zu dürfen. Die Grebenski-Kosaken sind von demselben Ursprunge wie ihre Nachbarn, die Semeïni. Die Unruhen während der Regierung des Czaaren Michael 1613-1643 zwangen einen Theil der Don'schen Kosaken, eine sichere Zuflucht ausserhalb ihres Vaterlandes zu suchen. Sowohl die Ursachen als die Epoche des Abzugs der Grebenski haben verschiedene Meinungen hervorgerufen, und es hält schwer den Zeitpunkt richtig anzugeben, in welchem sie sich deni kaspischen Meere zuwandten. Bis zum Jahre 1711 bewohnten sie in Gemeinschaft mit den Bergvölkern jenseits des Terek die Mündung der Sunduga; aber um jene Zeit verpflanzte sie der Admiral Apraxin, hauptsächlich der Räubereien wegen, welche die Tschetschenzi unter ihnen anrichteten, an ihre damaligen Wohnplätze.

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Als sie in's Innere der Linie emigrirten, lebten die Tschetschenzi als gute Nachbarn und schlossen mit ihnen sogar einen Freundschaftsvertrag (barakta), das heisst sie besuchten dieselben Weideplätze, und alle Streiligkeiten sollten durch Schiedsrichter (kunak) geschlichtet werden. Die Grebenski, trotz ihrer Übersiedlung stets den alten Gebräuchen treu, welche sie im Gebirge bei den Tschetschenzi angenommen hatten, zeichnen sich vor den übrigen Kosaken durch ihre Waffengewandtheit weit mehr als durch den Unterschied ihrer Trachten aus. Gleich den Semeïni, mit welchen sie am obern Terek in gutem Einvernehmen leben, haben sie ihren eigenen Hetman, bewohnen aber viel fruchtbarere Gegenden als jene. Der Boden ist niedrig und unterliegt den Überschwemmungen, weiterhin ist er etwas sandig, bei der Veste Khoran aber ziemlich gut. Die Station Kardjukowsk ist unter allen die von der Natur am meisten begünstigte. Leider tragen die Vexationen, welche die Nog haier in dieser Ansiedlung ausüben, nicht wenig dazu bei, die Fortschritte des Ackerbaues zu hemmen. Auch diese Colonie findet ihr vorzüglich stes Einkommen in der Rubia tinctorum, von der weit über tausend Pud gewonnen werden, und wovon das Pud mit mindestens sechs Rubel bezahlt wird. Gartencultur und Weinbau sind blühend; ein Theil der Weinlese wird gewöhnlich in Weingeis! verwandelt, wozu mehrere Armenier aus Kizljar Destillirfabriken im Lande errichtet haben. Der Hanf gedeiht gut, gibt ein namhaftes Erträgniss und soll, gesponnen, besonders zu Fischernetzen sehr verwendbar sein. Auch der Fischfang ist für den Bedarf des Landes zureichend, und weite Wiesenstrecken begünstigen einen bedeutenden Viehstapel; selbst

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