Truppen 3 Thir. 4 11. 50 kr. Die Versuche mit Maschinen-Geschützen in England. Fast alle grossen Kriege der letzten Jahre bilden die Marksteine für entschiedene und entscheidende Fortschritte in der Kriegstechnik und enthalten in dringendster Weise die Mahnung, der rapiden Entwicklung der verschiedenen Zweige der technischen Industrie, insbesondere insoweit sie direct das Gebiet des Kriegswesens influenziren, die schärfste Aufmerksamkeit zu widmen. Der Feldzug 1859 hat uns die Übermacht des gezogenen Geschützes kennen gelehrt; der nordamerikanische Secessionskrieg hat die gewaltige Defensivkraft des Torpedo-Kampfes, die verheerende Wirkung des Repetir-Gewehres gezeigt, die Grundlage für den noch nicht entschiedenen Wettkampf zwischen Monstre-Geschütz und Widerstandskraft des Eisenschiffes geschaffen. 1866 hat uns die Kriegstechnik eine neue Lection ertheilt und den praktischen Werth des Hinterladungs-Gewehres bewiesen. Der letzte grosse Krieg endlich, dessen Nachspiel noch nicht beendet ist, enthält eine Reihe der tiefgreifendsten Lehren über die revolutionirende Einwirkung der Fortschritte der Naturwissenschaften und der allgemeinen Technik auf die Kriegskunst. Zu den wichtigsten dieser Lehren gehört die durch den letzten Krieg klar bewiesene Nothwendigkeit der Einführung des Maschinen-Geschützes. Ob Revolver- oder Repetir-Geschütze von taktischem Werthe seien, diese Frage ist jetzt entschieden; aber die gleich wichtigen liegen jetzt noch zur Entscheidung vor: Welches System von Maschinen-Geschützen gewährt für die verschiedenen Kriegszwecke die grössten Vortheile? in welcher Weise wird die Kraft der neuen Waffe in wirksamster Weise verwerthet? Das wichtigste Versuchs-Materiale zur Lösung dieser Fragen hat bisher England geliefert, und es ist besonders bei Berücksichtigung des Stadiums, in dem sich die sogenannte Mitrailleusen-Angelegenheit gegenwärtig in Österreich befindet von hohem Interesse und sehr nahe liegendem praktischen Werthe, dasselbe genauer kennen zu lernen. Die ersten Versuche mit Revolver-Geschützen wurden in England bald nach dem amerikanischen Secessionskriege ausgeführt, ohne aber zu irgend bemerkenswerthen praktischen Resultaten zu führen. Der preussisch-französische Krieg zwang dazu, die Sache neuerdings und diesmal mit aller Energie aufzunehmen. Major Fosberry gieng Mitte des Vorjahres nach Belgien, um dort den Versuchen mit dem Montigny-Mitrailleur beizuwohnen. Er fand das Construc tions-Princip gut und entwicklungsfähig, die Detail-Ausführungen aber mangelhaft, insbesondere die ballistischen Factoren des Laufes und die Munition ungenügend. Eine nach seinen Angaben veränderte Construction, principiell vollkommen mit dem Montigny-Mitrailleur übereinstimmend, wurde Mitte des Vorjahres von Seite der englischen Regierung ausgedehnten Versuchen unterzogen. Schon bei den ersten Experimenten stellte es sich evident dar, dass auch dieses verbesserte Revolvergeschütz, Fosberry-Mitrailleur genannt, dem gezogenen Feldgeschütze in Bezug auf Feuerwirksamkeit auf allen VergleichsDistanzen, 300 bis 800 Yards, bedeutend nachstehe, und vor Allem bei Ersterem die Feuergeschwindigkeit gehoben und die Munition verbessert werden müsse. Nach Vornahme der entsprechenden Änderungen wurden die Versuche neuerdings aufgenommen. Während bei den Experimenten nur die Wirksamkeit des Mitrailleurs mit der von Feldgeschützen verglichen worden war, wurden jetzt dem Versuche auch Hinterladungs-Gewehre und überdies drei verschiedene Gattungen des schon im amerikanischen Kriege verwendeten Revolvergeschützes von Gatling beigezogen. Die Resultate dieser in der Zeit vom 11. August bis 16. September ausgeführten Vergleichsversuche sind in Folgendem nach dem officiellen Rapporte zusammengestellt: Feuerwaffen, welche dem Versuche beigezogen wurden: Der Montigny-Mitrailleur hatte 37, jedes Gatling-Geschütz 10 Läufe. 1. Versuchsreihe. Scheiben: Holzplanken von 9 Fuss Höhe und 9 Fuss Breite in einer Reihe neben einander gestellt, so dass eine Reihe von 90 Infanteristen oder 45 Cavalleristen markirt wird. Feuerdauer: 2 Minuten auf bekannte Distanz; die Feld-Geschütze feuern 1) Bei den Treffern sind blosse Anschläge nicht gerechnet, sondern nur durchgehende Schüsse oder eingedrungene Stücke. *) Bei der Zahl getroffener Leute werden in jeder Versuchs-Serie für jede Mannsscheibe nur 2 Treffer gezählt und angenommen, dass diese 2 Treffer die hintereinander stehenden Leute zweier Glieder kampfunfähig machen. Auf den Scheiben sind gleichzeitig die Umrisse von Infanteristen und Cavalleristen gezeichnet. 616 53 369) 95 1163) 9 121.5 10 107 185 25 141 15 83 8 Bei dem Feuern auf 1000 Yards Distanz zeigten sich, wie aus den folgenden Resultaten ersichtlich, die Feldgeschütze allen anderen Waffen bedeutend überlegen. (Snider-Gewehr ausgeschlossen, da 900 Yards Maximal-Tragweite.) 357 30.5 229 95 114 185 25 154 59 49 6 82 152 56 71 5 53 118 23 27 Scheiben: Eine Reihe Holzscheiben, je 9 Fuss hoch, 9 Fuss breit, zusammen 90 Cavalleristen oder 150 Infanteristen repräsentirend. Feuerweise: Die Feldgeschütze 5 wohlgezielte Schüsse mit Shrapnel oder Kartätsche. Mitrailleur 5 Platten mit zusammen 185 Schüssen, Gatling 185 Schüsse Gewehre feuern durch 1 Minute 50 Secunden, ungefähr der mittleren Distanzen gegeben. leur Infanteristen |