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Die Insel blieb nun fortwährend von zwei Compagnien und einer halben Cürassier-Escadron besetzt. Diese Cavallerie- Abtheilung gehörte zu jener Escadron, welche schon seit Beginn des Feldzuges in Kiel stand.

Am 15. März hatten auch die beiden in Angeln stehenden CürassierEscadronen den Marsch nach Kiel angetreten, um der Division Tümpling zur Disposition zu bleiben.

Gefecht vor der Düppler Position am 17. März bei Rackebüll und Kirch-Düppel.

Kehren wir nun wieder zum Corps im Sundewitt zurück, wo ein ziemlich bedeutendes Gefecht schon am 17. März stattfand.

Prinz Friedrich Carl hatte am Morgen dieses Tages den Plan gefasst, das Dorf Kirch-Düppel besetzen zu lassen, und den General Roeder hiemit beauftragt.

Doch bevor der Befehl hiezu, nämlich erst gegen Mittag, den genannten General erreichte, rückten dänische Truppen auf der ganzen Linie über ihre Vorposten zur Recognoscirung vor und gaben dadurch zu einem Gefechte Anstoss, welches nach und nach immer mehr an Ausdehnung und Kraft gewann, den ganzen Tag hindurch mit abwechselndem Glück geführt ward und erst mit Einbruch des Abends zum Vortheile der preussischen Truppen endete.

Auf Seite der Dänen stand am Morgen dieses Tages als Vorposten For den Werken das 3. Regiment an dem Apenrader Wege in der Gegend bei Stabegaard. Rackebüll war nur schwach, das Gehölz gar nicht besetzt.

Das 18. dänische Regiment stand mit dem Gros in Düppel, und drei Compagnien auf dem Aonberg (Spitzberg) an der Gravensteiner Chaussée bis an den Wenning-Bund.

Diese beiden Regimenter gehörten zur 1. Division, welche mit dem Gros im Lager hinter den Werken stand und am 17. März durch die 2. Division des Generals du Plat von Alsen her abgelöst werden sollte.

Der Ablösung hatte jedoch auf Befehl des dänischen Armee-Commando's die Wiederbesetzung des Rackebüll - Holzes und eine Recognoscirung über dasselbe hinaus vorherzugehen, und die 6. Brigade (Oberst Bülow) war mit dieser Aufgabe betraut worden.

Diese Brigade, bestehend aus dem 4. und 5. Infanterie-Regiment und zwei Geschützen, versammelte sich hinter den Werken IX und X und rückte Von da um 10 Uhr Vormittags auf dem Wege nach Rackebüll vor.

Beim Pütthause detachirte Oberst Bülow ein Bataillon des 5. Regiments über Batrup gegen das Gehölz von Rackebüll; das andere Bataillon setzte den Marsch auf der Hauptstrasse fort, um dann gleichfalls im Vereine mit dem ersten Bataillon in das Gehölz einzudringen.

Österr. milit. Zeitschrift. 1870 (Feldzug 1864.)

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Das 4. Regiment besetzte Rackebüll, um die Unternehmung des 5. Regi ments in der linken Flanke zu decken.

Das 5. Regiment traf im Gehölz nur eine preussische Patrulle, die sich beim Erscheinen der Dänen rasch gegen Satrup zurückzog. Diese folgten über das Gehölz nach, nahmen dann einige Hundert Schritte vor demselben Stellung und benützten die Gelegenheit, mehrere Höfe und Häuser in Brand zu stecken.

Gegen Mittag schienen die Zwecke der Recognoscirung erreicht; es zeigten sich auch bedeutende Kräfte der Preussen bei Satrup in Bewegung. Oberst Bülow liess daher das Regiment den Rückzug antreten; doch konnte dieser nicht mehr ganz unbelästigt geschehen, sondern musste im Granatfeuer der Preussen durchgeführt werden, die nun anrückten und mit ihrem Geschützfeuer Rackebüll überschütteten. Auch das 4. Regiment musste dieser rückgängigen Bewegung bald folgen.

Der preussische General v. Goeben hatte nämlich, sobald sich die dänischen Truppen ausserhalb des Gehölzes von Rackebüll gezeigt, seine Brigade alarmirt und war mit derselben (die Vorposten ausgenommen, welche stehen blieben) der dänischen Brigade auf Rackebüll entgegen gerückt.

Nach einer kurzen aber wirkungsvollen Beschiessung nahmen die preussischen Truppen (vom 5. und 15. Regiment) den Westtheil des Dorfes, und das dänische 4. Regiment räumte nun umso mehr vollends den Ort, als es sich auch in der linken Flanke durch die preussischen Truppen der Brigade Roeder bedroht sah, welch' letztere gleich bei Beginn des Kampfes bei Rackebüll gleichfalls alarmirt und in der Erwartung, von Kirch-Düppel aus angegriffen zu werden, sich zum Gefecht concentrirt und auch schon durch zwei gegen Rackebüll wirkende Geschütze am Gefecht betheiligt hatte.

Mit dem dänischen 4. Regimente zogen sich auch die Vorposten des 3. Regiments zurück; das 4. Regiment stellte sich am Glacis der Werke IX und X auf; das 5. Regiment, welches sich nach dem Rückzuge vom RackebüllHolz zur Aufnahme des 4. und 3. Regiments ungefähr um 1 Uhr hinter dem Pütthause aufgestellt hatte, blieb hier stehen und beobachtete die Bewegungen der Preussen in Rackebüll, welcher Ort nun von den Werken IX und X und von der jenseits des Als-Sundes gelegenen Surlücke - Batterie heftig beschossen ward.

General v. Goeben war in Folge dieses feindlichen Geschützfeuers und vielleicht auch, weil es bisher üblich gewesen war, die durch Kampf gewonnenen Punkte immer wieder aufzugeben, schon im Begriffe, Rackebüll zu räumen, und hatte schon die Befehle dazu ertheilt, als er vom General v. Roeder unterrichtet ward, dass dieser auf Befehl des Prinzen Friedrich Carl Kirch-Düppel zu nehmen habe und bei diesem Kampfe durch die Brigade Goeben in der linken Flanke bei Rackebüll gedeckt zu werden wünsche.

General v. Goeben stellte nun seine vier Bataillons vorwärts Rackebüll auf, und zwar 1'/, Bataillons des 55. Regiments mit zwei Compagnien

des 15. en reserve à cheval der Strasse, und zwei Bataillons des 15. Regiments vorwärts des Rackebüll-Holzes; die letzten Bataillons dehnten sich bis an den Sund aus, so dass die Aufstellung der Brigade eine Länge von 2500 Schritten erhielt. Die Brigade-Batteric stand rückwärts von Rackebüll an der Strasse.

In dieser Stellung erwartete General Goeben die weitere Entwickelung der Dinge bei Kirch-Düppel.

Dieser Ort war seit 11, Uhr durch das 7. dänische Regiment besetzt, welches das 18. Regiment hier mit fünf Compagnien, und südlich der Chaussée und am Aonberge (Spitzberge) mit drei Compagnien abgelöst hatte. Der Befehl, das Dorf Kirch-Düppel zu nehmen, war dem General v. Roeder um 12 Uhr zugekommen. Gleichzeitig waren auch die Brigaden Canstein und Schmid durch den Prinzen Friedrich Carl alarmirt worden, welcher auf die erste Nachricht über den bei Rackebüll entbrannten Kampf dahin und dann nach Wenning geeilt war, um der Brigade Canstein die weitern Instructionen zur Unterstützung der Brigade Roeder zu geben.

Um 12 Uhr fuhr die Haubitz-Batterie der Brigade Roeder vor der massiven Düppeler Kirche auf und bewarf das ganze Terrain in der Nähe derselben mit Granaten. Dann erfolgte der Angriff auf dieses Object durch das 2. Bataillon des 24. Regiments, dem das 1. en reserve folgte (das 3. Bataillon war noch im Anmarsche).

Gleichzeitig rückte das 1. Bataillon des 64. Regiments von der Büffelkoppel gegen den südlichen Dorftheil an der Chaussée, und das 2. Bataillon dieses Regiments, welches bei Wilhoi auf Vorposten gestanden hatte, gegen den Aonberg südlich der Chaussée vor.

Bei der Kirche war der Widerstand der Dänen ein kräftiger; das 24. Regiment konnte sich nur mit äusserster Anstrengung dieses festen. Panktes und der nächstliegenden Häuser bemächtigen. Die zerstreut liegenden Gehöfte des Ortes waren barricadirt, die Strassen gleichfalls gesperrt, und die Dänen zogen sich nur Schritt für Schritt von einem Haltpunkt zum andern zurück.

Dagegen schritt der Angriff des im Süden vordringenden 64. Regiments rasch fort. Der Aonberg ward im ersten Anlauf erstürmt, und hiemit fiel eine wesentliche Stütze der dänischen Vertheidigung. Von Süden her stark bedroht, räumten nun die Dänen auch den östlichen Theil des Ortes und zogen sich, gefolgt von den preussischen Schützen, die sich ungefähr um 2, Uhr in den östlichsten Häusern des Ortes einnisteten, fechtend gegen, und drei Compagnien selbst hinter die Werke zurück. Diese, namentlich Nr. IV, V und VI, eröffneten nun ein furchtbares Feuer gegen Düppel und steckten den Ort an mehreren Stellen in Brand.

Schon ertheilte General Roeder den Befehl, den östlichen Theil des Ortes zu räumen, weil derselbe in dem feindlichen Feuer nicht haltbar schien, als vom Prinzen der Befehl eintraf, den Ort unter allen Umständen besetzt

zu halten. Es ging daher das 2. Bataillon des 64. Regiments wieder nach dem Osttheile desselben vor.

Etwas später traf auch ein Theil der Brigade Canstein von Schmöl am südlichen Theil des Kampfplatzes ein. Vier Compagnien vom 35. und 60. Regiment besetzten den Spitzberg; zwei Compagnien des 35. Regiment rückten noch über denselben bis Frydendal vor; zwei Compagnien des 60. Regiments und drei Jüger-Compagnien dienten diesen hinter dem Gehöfte als Reserve.

Die Preussen hatten nun somit bei eilf Bataillons in der ersten Linie. Schon hatten dieselben ihre Vorposten etablirt, und schien der Kampf für diesen Tag beendet, als derselbe plötzlich von Neuem entbrannte, und zwar durch eine offensive Bewegung der Dänen.

General du Plat, welcher die Stellung von Rackebüll und KirchDüppel an diesem Tage beziehen sollte, hatte diese Stellung, deren möglichst langer Besitz für die Vertheidigung der eigentlichen Position von höchstem Werthe war, plötzlich verloren. Er hatte allen Grund, wenigstens einen Versuch zu machen, das verlorne Terrain wieder an sich zu reissen, und gab dalier den Befehl dazu.

Es waren zur Wiederaufnahme des Kampfes vorhanden: das 3. und 18. Regiment, welche sich unmittelbar hinter den Werken rallirt hatten; das 4. und 5. Regiment, von denen das erste mit zwei Kanonen am Glacis vor IX und X, das andere hinter dem Pütthause stand und mit der Brigade Goeben plänkelte; das 7. Regiment, welches bei Düppel gefochten hatte. vor den Werken Nr. V und VI; endlich das 8. und 15. Regiment, von denen das erste hinter den Werken, das andere von Sonderburg auf den Alarmplatz im Innern des Lagerraumes vordisponirt worden war: im Ganzen also 7 Regimenter, 14 Bataillons, die, wenn sie wenigstens zum grossen Theile zusammen genommen und, wie dies die gute Taktik will, mit Entschiedenheit nach Einem Punkte dirigirt wurden, allerdings in der Lage waren, die Preussen welche in einer bei 6000 Schritte ausgedehnten Aufstellung nur über eilf Bataillons verfügten und im Laufe des Gefechtes kaum durch mehr als zwei bis drei Bataillons verstärkt werden aus diesem Punkte zu werfen und damit indirect auch die andern

konnten

zu gewinnen.

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Doch General du Plat nützte zu diesem Angriffe nicht die Kraft aus, die ihm zu Gebote stand, und versplitterte das Wenige, das er engagirte, nach zwei Richtungen, so dass seine Kraft überall zu schwach ward einen Erfolg zu erreichen. Solche Dispositionen können nie ein günstiges Resultat liefern, führen nur zu nutzlosem Blutvergiessen. zu Niederlagen und zur Demoralisation der Truppen und können deshalb nicht genug als unter allen Umständen unverantwortlich schlecht bezeichnet werden.

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