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Die ersten conföderirten Torpedoboote führten ihre Mine am Ende eines Bugspriets, und dieselbe explodirte beim Anprall. Das System wurde bald als mangelhaft erkannt. Beim Anstosse brach das Bugspriet gewöhnlich, and das Fahrzeug lief vermöge der Trägheit in seine eigene Explosion. Eines dieser Boote, welches eine Fregatte in die Luft sprengte, gieng selber mit, und keine Spur von ihm noch seiner Mannschaft wurde je gefunden. Ein grosses Hinderniss für die Anwendung ganz unterseeischer Fahrzeuge war die Unsicherheit der Steuerung. Sobald sie tauchten, wichen sie sehr bald von ihrem Curse ab, und öfters kamen sie zum Erstaunen der Betheiligten fast an der Stelle ihres Niederganges wieder auf.

Man kam daher bald auf die Idee der halbunterseeischen Fahrzeuge, von welchen wir eines beschreiben wollen. Dasselbe hat 75 Fuss Länge, 20 Fuss Breite, 7 Fuss Raumtiefe, das Deck ist mit schussfesten Eisenplatten bedeckt. Unter gewöhnlichen Umständen ragen von dem Fahrzeuge nur 20 Zoll über Wasser hervor. Bei der Annäherung an einen Feind jedoch senkt man es fast unter das Niveau des Wassers, so dass nur drei Gegenstände sichtbar bleiben, nämlich das Steuerhäuschen, der Rauchfang und der Ventilator. Diese Gegenstände ragen nur wenige Zoll über die Oberfläche empor und sind vollkommen schussfest, während ihre Öffnung vor dem Eindringen des Wassers auf sichere Art geschützt ist. Ausser der Hauptmaschine sind noch Hilfsmaschinen an Bord, welche die Versenkungspumpen und den Mechanismus in Bewegung setzen, mit welchem der Torpedo-Arm die Mine unter das feindliche Schiff bringt. Zwölf Mann bilden die Bemannung, Fahrgeschwindigkeit 10 Meilen.

Ein Angriff mit einem so construirten Boote geschah auf die nordstaatliche Fregatte „Minesotta".

Die Fregatte lag auf der Rhede von Hampton vor Anker, als der Wach-Officier gegen 2 Uhr Morgens einen schwimmenden Gegenstand sich dem Schiffe nähern sah, der sich ohne Geräusch bewegte. Auf den Ruf Bool hoi!“ fuhr der Gegenstand fort, sich zu nähern. Man rief das Fahrzeug zum zweiten Male an und drohte Feuer zu geben. Gleich darauf hörte man an der Bordwand der „Minesotta" eine schreckliche Explosion. Die Mannschaft wurde aus den Hängematten geschleudert, die Aussenbordsplanken wurden in Stücke gerissen, und die Explosion war so mächtig, dass sogar theilweise die Spanten und Deckbalken sich aus ihrem Verbande bewegten, während mehrere Cabinen zertrümmert und einige Kanonen von den Rapperten geworfen wurden, wobei die Stückpfortendeckel zu Atomen zersplitterten. Übrigens war die Höllenmaschine schlecht geleitet worden: Se traf die Fregatte mitschiffs an der Seite; hätte sie weiter nach Vorne. der Achter getroffen, und wäre die Ramme mit der Minenvorrichtung besser in die Schiffswand eingedrungen, so wäre die Fregatte in die Luft geflogen. Die Detonation war so stark, dass man sie bis zum Fort Monroe hörte.

General Maury (nicht zu verwechseln mit dem Hydrographen Maury)

erzählt in seiner Vertheidigung von Mobile die interessante Geschichte eines Torpedoboots, welcher wir Folgendes entnehmen: Das Torpedobool war 35 Fuss lang, aus Kesselblechen angefertigt; die Bemannung bestand aus neun Mann, wovon acht für den Betrieb der Schraube, der neunte aber zur Steuerung und Leitung des Bootes bestimmt war. Man konnte dasselbe auf eine beliebige Tiefe unter Wasser versenken oder auch mit demselben an der Oberfläche fahren. Im ruhigen Wasser hatte man die Bewegung ganz in seiner Hand und erreichte eine Schnelligkeit von vier Knoten. Die neun Mann konnten ohne Anstand eine halbe Stunde unter Wasser verweilen. Das Torpedoboot war bestimmt, sich dem vor Anker liegenden Schiffe zu nähern, dann unterzutauchen, die Mine an dem Kiel oder dem Boden des feindlichen Schiffes zu befestigen und explodiren zu machen.

Nach der Ankunft des Bootes in Charleston erbot sich Lieutenant Payne mit acht andern Freiwilligen, die föderalistische Flotte damit anzugreifen. Während der Vorbereitungen hiezu versank indessen das Boot in der Brandung, die durch ein vorbeifahrendes Dampfschiff verursacht wurde. Die ganze Bemannung mit Ausnahme des Lieutenants Payne, der eben an der offenen Decklucke stand, ertrank. Das Boot wurde in kurzer Zeit gehoben und wieder dienstbereit gemacht. Lieutenant Payne übernahm neuerdings das Commando. Als es bei Fort Sumter lag, kenterte es unversehens, und abermals ertrank die Bemannung mit Ausnahme des Commandanten und zweier anderen Leute. Nachdem es wieder gehoben und hergestellt worden war, machte Herr Audley (einer der Erbauer) mehrere Probefahrten im Cooper-Fluss. Während es einmal in einer grossen Tiefe versenkt war, verdarb etwas an dem Mechanismus und blieb das Boot mehrere Tage am Grunde liegen. Diesmal ertrank die ganze Bemannung. Das Boot wurde zum vierten Mal gehoben, und Lieutenant Dixon aus Mobile übernahm das Commando. Er fuhr mit noch acht andern Freiwilligen hinaus in die Bucht von Charleston und brachte den föderirten Dampfer Houselonic" zum Sinken. Die Mission des Bootes war zu Ende, es kam nicht mehr zum Vorschein. Man kennt nichts Bestimmtes über sein Schicksal, nimmt aber an, dass es mit dem feindlichen Schiffe zugleich zu Grunde gegangen sei.

Von Seite der Conföderirten wurden während des Krieges fünfmal mit solchen Torpedobooten Angriffe auf die nordstaatliche Flotte gemacht.

Von Seite der Nordstaaten wurde nur eine Torpedo-Attake auf den conföderirten Panzerwidder „Albemarle" gemacht. Sie geschah mit einer gewöhnlichen Schiffsdampfbarcasse (grösstes Boot von Panzerschiffen), die unter Befehl des Lieutenants Cushing eine Besatzung von 13 Mann hatte und vorne die Torpedostange trug. Wie dieser heldenmüthige Officier seine Mission erfüllte, wollen wir aus seinem officiellen Berichte an das MarineMinisterium der Vereinigten Staaten entnehmen: „In der Nacht bemannte „ich eine Dampfbarcasse, welche einen Torpedo führte, mit 13 Freiwilligen ,,des Geschwaders. Die Entfernung von der Mündung des Roanoke bis zu ,,dem Punkte, wo der „Albemarle" lag, betrug circa 8 Meilen. Die Uter „dem

sind dort mit Fortificationen garnirt; ausserdem lagen dort das conföderirte Kriegsschiff Southfield" und mehrere Schooner. Wir passirten jedoch, ohne entdeckt zu werden. Erst als wir dem Widderschiff in Sicht kamen, ,wurden wir von den Schildwachen angerufen.

Ich hatte einen Kutter im Schlepptau mitgenommen, um nöthigenfalls die Aufmerksamkeit des Feindes auf denselben zu lenken. Diesen Kutter liess ich jetzt los und wendete mich mit ganzer Dampfkraft gegen den Feind. Die Conföderirten schlugen Generalmarsch, kamen in Bewegung und begannen ein lebhaftes Feuer, indem sie fortwährend ihr „Boot hoi!" wiederholten. Eine grosse Verwirrung schien an Bord zu herrschen.

Der Albemarle" war rings auf 20 Fuss von der Bordwand zur Abwehr der Torpedo boote von Flössen umgeben, so dass ich erst in der Nabe den Punkt zum Angriff recognosciren musste. Nachdem ich diesen herausgefunden, liess ich mein Fahrzeug um das feindliche Schiff einen Kreis beschreiben, zur Erlangung der nöthigen Geschwindigkeit, und wendete mich dann gegen das Vorschiff des Feindes. Derselbe verdoppelte in diesem Augenblicke sein Feuer, allein ein Kartätschenschuss unserseits schien seinen Eifer zu mässigen und seine Schussgenauigkeit zu beeinträchtigen. In einem Momente halten wir die Entfernung zurückgelegt, die zwischen uns und den Flossen lag, welch' letztere wir auseinanderdrängten, und zwischen welche der Vordertheil unseres Fahrzeuges sich einkeilte; darauf gelang es uns, die Torpedo-Mine unter die vordern Curven des feindlichen Schiffes zu schieben. Dieselbe explodirte, während man auf uns mit schweren Projectilen schoss. Ein solches schien mit Krachen unser Fahrzeug durchzuschlagen. Eine ungeheure Wassermasse, von der Explosion erhoben, schlug auf mein Fahrzeug nieder und demolirte dasselbe vollständig.

Nichtsdestoweniger schoss der Feind noch auf uns aus 15 Fuss Entfernung und forderte uns auf, uns zu ergeben, was ich zweimal abschlug. Ich befahl meinen Leuten, sich durch Schwimmen zu retten. Ich selbst warf meinen Mantel und meine Schuhe ab und sprang ins Wasser. Es gelang mir mit einigen Andern die Mitte des Stromes zu erreichen, ohne von einer Kugel getroffen zu werden. Der grösste Theil meiner Mannschaft wurde jedoch aufgefischt und zu Gefangenen gemacht; mehrere ertranken, and nur einer entkam mit mir. Unterdessen war der „Albemarle" in Folge des ihm beigebrachten Leckes gesunken."

Für diese heroische That wurde Lieutenant Cushing um einen Grad befördert und ihm der Dank des Congresses votirt.

Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin, eine, wenn auch nicht ausgeführte That von unserer Seite, welche jedoch schon die Idee der Torpedoboote anticipirte, zu erwähnen: Während der Blocade Venedigs 1859 fasste der damalige k. k. österr. Linienschiffs-Lieutenant, jetzt aber in preussische Dienste übergetretene Herr Corvetten - Capitän Baron Wickede den kühnen Plan, die französischen Blocadeschiffe von Chioggia aus in einer

finstern Nacht mit einem Torpedoboot anzugreifen, eine Ebnerische Mine unter eines der Linienschiffe zu bringen und so selbes in die Luft zu sprengen. Er rüstete daher ganz im Geheimen einen Bragozzo (Fischerfahrzeug) zu diesem Zwecke aus, und als er schon mit einigen Freiwilligen an die Ausführung seines Vorhabens schreiten wollte, wurde die Sache entdeckt und höhern Orts untersagt, ebenso wie der damals von unseren See-Officieren petitionirte nächtliche Überfall des Blocade-Geschwaders.

Obzwar wir schon im Vorhergegangenen die durch Torpedos zu Grunde gegangenen Schiffe angeführt, so wollen wir doch, als hier besser am Platze, eine chronologisch-geordnete detaillirtere Übersicht derselben nochmals geben, und zwar (die hier angeführten Schiffe sind mit Ausnahme des „Albemarle“ durchaus unionistische):

1863 im Januar wurde das Kanonenboot „Cairo" auf dem Yazoo-Flusse von einem Torpedo in die Luft gesprengt. Das Schiff wurde zum Wrack, doch da es auf seichtem Wasser lag, so wurde die Mannschaft gerellet. Einige Mann wurden verwundet.

1863 im Februar explodirte beim Angriff auf Fort M'Allister (Charleston) ein Torpedo unter dem Monitor „Montauk"; das Schiff entgieng ernsten Beschädigungen, musste jedoch der Reparatur unterzogen werden.

1863 im April explodirten beim Angriff auf Fort Sumter mehrere Torpedos vor dem Bug des Monitors Weehawken"; das Schiff hatte nur dem erwähnten losen Ausbau seine Rettung zu verdanken.

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1863 im Juni wurde der Dampfer „Baron von Kalb" auf dem Mississippi durch einen Torpedo zerstört; das Schiff wurde Wrack, die Mannschaft gerettet.

1863 im October lag das grosse Panzerschiff „New Ironsides" vor Charleston und wurde um 9 Uhr Abends von einem Torpedoboot angegriffen, welches erst eine Minute, bevor man die Explosion am Bord der PanzerFregatte fühlte, entdeckt wurde. Die von der Explosion emporgeschleuderte Wassermasse löschte die Feuer in dem Torpedoboot aus, dessen Mannschaft über Bord sprang und sich in der Dunkelheit durch Schwimmen rettete, mit Ausnahme des Commandanten, Lieutenants Glossell, der gefangen genommen wurde.

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1864 im Januar gieng der von einem Torpedo getroffene Monitor Tecumseh" mit Mann und Maus zu Grunde. Dieser Monitor war der erste unter den Schiffen, welche unter Admiral Farragut die Einfahrt in die Bucht von Mobile forcirten, und war eigens zu dem Zwecke gegen Torpedos mit dem erwähnten Gerüste ausgerüstet.

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1864 im Februar lag die Corvette Houselonic" vor Charleston auf Blocade. Um 9, Uhr Abends hörte der Wach-Officier ein Geräusch, er sprang auf die Keling und sah etwas gegen das Schiff herankommen. Einige Minuten darauf sank die Corvette unter, der Commandant und mehrere Mann kamen um; indessen wurde der grösste Theil der Mannschaft, welche sich in die Takellage geflüchtel, gerettet.

1864 im März lag das Kanonenboot „Memphis" im Flusse Edisto (SüdCarolina) vor Anker. Um 1 Uhr Nachts entdeckte man ein gegen das Schiff steuerndes Torpedoboot von circa 25 Fuss Länge, welches binnen wenigen Minuten langseits war, doch durch ein heftiges Gewehrfeuer gestoppt wurde. Memphis" liess augenblicklich die Ankerkette los. Das Torpedoboot machte noch einen Angriff, kam jedoch mit der Schraube des Kanonenbootes in Collision und zog sich dann zurück.

In derselben Nacht entdeckte der Dampfer „Acacia" ein anderes Torpedoboot und machte vergebens Jagd auf dasselbe.

1864 im April wurde der Transportdampfer „Maple Leaf" an der Küste von Florida von einem Torpedo in die Luft gesprengt.

1864 im April wurde die Fregatte, Minesotta" von einem Torpedoboot angegriffen, welches entkam, nachdem es der Fregatte nicht unbedeutenden Schaden zugefügt.

1864 im Mai wurde der Dampfer „Commodore Jones" von einem Torpedo zerstört; das Schiff wurde zum Wrack, die Hälfte der Mannschaft getödtet oder verwundet.

1864 im August wurde eine Dampfbarcasse von Admirals Farragut Escadre (von der Fregatte „Cincinnati"), die mit dem Auffischen von Torpedos beschäftigt war, durch die Explosion eines derselben zerstört, und 14 Mann getödtet oder verwundet.

1864 im October zerstörte der 21jährige Schiffslieutenant Cushing im Roanokeflusse (Nord-Carolina) das conföderirte Panzer-Widderschiff „Albemarle". Die aus 13 Mann bestehende Besatzung des Torpedobootes wurde gefangen oder ertrank, mit Ausnahme des Schiffslieutenants und eines Matrosen.

1865 im Januar sank der von einem Torpedo getroffene Monitor ,Patapsco" vor Charleston; 62 Officiere und Mannschaften ertranken. Das Fahrwasser war vorher von drei Booten genau untersucht worden, und ausserdem hatte der „Patapsco" alle möglichen Vorsichtsmassregeln gegen Torpedos getroffen.

1865 im März sank das Flaggenschiff „Harvest Moon" vor Charleston. Admiral Dahlgren, der an Bord war, glaubte zuerst, dass ein Dampfkessel explodirt sei. Das Schiff wurde zum Wrack, doch wurde die Besatzung mit Ausnahme eines einzigen Mannes gerettet.

1865 im März wurden die beiden Monitors,Wilhawkie" und „Osage" ʼn der Bucht von Mobile durch Torpedos zerstört. Die Mannschaft hatte 12 Todte und Verwundete; im Übrigen gieng kein Mann zu Grunde, da die Monitors auf seichtem Fahrwasser lagen.

1865 im April wurden auf derselben Stelle das Panzerschiff „Randolph und Kanonenboot „Sciota" durch Torpedos in die Luft gesprengt, dabei 12 Mann getödtet.

Österr. militär. Zeitschrift 1871. (1. Bd.)

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