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derselben, den Hafen nicht angriffen. Immerhin waren die österreichischen Torpedos gegen die russischen bedeutend vervollkommnet, sowohl in Hinsicht auf Dauerhaftigkeit unter Wasser, als auch auf Zündung, die auf electrischem Wege erfolgte. Durch eine sinnreiche Anwendung der Camera obscura wurden die Punkte, an denen man die Torpedos versenkte, an dem Beobachtungs-Posten am Lande auf einer Miniatur-Darstellung der Hafen-Einfahrt markirt, und wird das betreffende Schiff durch elettrische Leitung in dem Augenblicke in die Luft gesprengt, wo sein Spiegelbild sich über einem der markirten Punkte zeigt. Diese Anordnung hat sich aber als nicht ganz praktisch erwiesen, da einestheils bei dem durch die Ebbe und Fluth veränderten Wasserstande, anderseits wegen der schiefen Projection der vom Beobachtungspunkte entfernteren Minen das Bild keine absolute Genauigkeit gewährte, und wurde durch einen vom k. k. Genie-Hauptmann v. Kocziczka erdachten Visir-Apparat ersetzt.

Der Erfinder und Verbesserer der electrischen Torpedos ist bekanntlich der k. k. Genie-Oberst Baron Ebner. Da sein System von den meisten Seemächten mit geringen Modificationen adoptirt wurde, werden wir später noch darauf zurückkommen, wollen aber zuerst die Torpedos des amerikanischen Krieges betrachten, als die ersten, welche grossartige praktische Resultate ihrer Wirksamkeit erzielten. Wie bekannt, waren es hauptsächlich die Conföderirten, welche Torpedos zu ihrer Vertheidigung verwendeten; jedoch liess ihre Construction, besonders was die Zündung betrifft, Anfangs noch viel zu wünschen übrig. Die Zündung erfolgte vom Lande aus durch einen dort stationirten Beobachter mittels einer Zündleitung, oder durch eine Frictions Schlagröhre, deren Abzugsschnur mit dem Lande in Verbindung stand.

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Die Unzulänglichkeit dieser Methode, welche nur eine geringe Entfernung der Torpedos vom Ufer gestattete, stellte sich jedoch bald heraus, und man liess sie deshalb wieder fallen, um selbstthätige Seeminen zu construiren, die sich durch den Contact mit feindlichen Kriegsschiffen entzündeten und gleichzeitig den gefährlichen Beobachter-Posten am Lande entbehrlich machten. Es wurden mehrere Arten solcher Torpedos erfunden, von denen sich aber die Frictions-Torpedos des Brigade-Generals Raines am besten bewährten, da durch sie allein in der Mobile Bai sechs Panzerschiffe zerstört oder stark beschädigt wurden. So zweckmässig sich auch diese Construction erwies, so litt sie jedoch wie alle übrigen selbstzündenden Torpedos an dem Übelstande, dass die eigenen Schiffe ebenso wie die feindlichen durch sie bedroht waren, denn waren die Torpedos einmal gelegt, so sperrten sie das Fahrwasser für beide Theile.

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Es kam deshalb darauf an, Seeminen herzustellen, die, auf grössere Entfernung vom Ufer gelegt, gegen feindliche Schiffe wirkten, während sie den eigenen nicht schadeten, deren Explosion mithin von dem Willen des Vertheidigers abhängig war. - Das einzige mögliche Mittel zu diesem Zwecke lieferte die österreichische electrische Zündung.

Die Construction solcher Torpedos gelang den Conföderirten, jedoch nar im beschränkten Massstabe, da bei der hermetischen Blocade ihrer Häfen der Bezug der nothwendigen Materialien, namentlich der electrischen Cabel vom Auslande ausserordentlich erschwert wurde, und sie selbst nicht im Stande waren, sie in der erforderlichen vollkommenen Weise zu fertigen. Sie bewirkten deshalb nur die Zerstörung des nordstaatlichen Kriegsschiffes Commodore Jones" mit Hilfe electrischer Torpedos, und die Panzer-Fregatte New Ironsides" lag länger als eine Stunde über einer solchen Mine, ohne dass es möglich war, dieselbe zur Explosion zu bringen.

Die Zündung wurde dadurch veranlasst, dass man durch einen dauernden electromagnetischen Strom ein Stückchen Platindraht im Innern des Torpedos zum Glühen brachte. Diese Methode liess jedoch Vieles zu wünschen übrig, und sie ist seitdem von amerikanischer Seite durch den bekannten Hydrographen Maury, von österreichischer Seite durch Ebner vervollkommnet und 1866 bei der Vertheidigung der Hafen-Einfahrt von Pola in dieser neuen Form angewendet worden.

Während in jener amerikanischen Construction eine geschlossene electrische Kette durch den Torpedo gieng, haben sowohl Maury als Ebner sie unterbrochen. An dieser Unterbrechung sammelt sich der electrische Strom an und überspringt sie unter Bildung eines Funkens, der dann die Zündung bewirkt.

Um die Zündung unter allen Umständen sicher zu machen, dabei auch jede Gefahr einer unzeitigen, namentlich durch Gewitter herbeigeführten Explosion auszuschliessen, hat Ebner eine sinnreiche, wenn auch ziemlich complicirte Einrichtung getroffen, durch die der Zünder mit dem electrischen Funken nur dann in Berührung kommen kann, wenn das betreffende Schiff gegen den Torpedo stösst. Anderseits ist aber dieser Stoss wieder ganz unwirksam, wenn vorher die Kette auf dem Beobachtungs-Punkte am Lande nicht abgeschlossen wird, was nur geschieht, wenn ein feindliches Fahrzeug sich dem Torpedo nähert.

Da eine genaue Beschreibung dieses Apparates ohne Zeichnung schwer möglich, so wollen wir uns nur auf das Gesagte beschränken.

Maury sagt selbst über seine Einrichtung:

Bei Electro-Torpedos wird bekanntlich die Entzündung dadurch bewirkt, dass man die Enden des Leitungsdrahtes in einer grösseren Entfernung belestigt, und wenn nun ein starker electrischer Strom durch den Draht geleitet wird, so bewirkt der von einem Ende auf das andere überspringende Funke die Entzündung.

Bei dieser Einrichtung ist aber der Ingenieur ganz ausser Stand zu constatiren. ob sein Apparat in Ordnung sei, denn das Schliessen der Kette, welches ihm allein die gewünschte Sicherheit gewähren könnte, bewirkt zugleich die Explosion des Torpedos. Wenn daher entweder der Draht zerrissen, oder etwas am Torpedo verdorben ist, so läuft man Gefahr, da eine Entdeckung der Beschädigung nicht möglich ist, im Augenblicke, wo

man auf die Wirkung der Torpedos gerechnet, dieselbe nicht eintreten zu sehen.

Um diesem Übelstande vorzubeugen, habe ich in Verbindung mit Mr. Holmes einen einfachen Apparat erfunden, welcher nicht nur die unerlässliche Bedingung für die Wirksamkeit der Torpedos, das ist deren augenblickliche Entzündbarkeit, sondern auch die ihrer vollkommenen Controle erfüllt.

Wir überbrücken sozusagen den Raum zwischen den zwei Enden des Leitungsdrahtes mittels eines aus fünf haardünnen Platindrähten bestehenden Telegraphen-Cabels. Durch diese Verbindungsdrähte kann nun wegen ihrer grossen Leitungsfähigkeit ein ausserordentlich schwacher magnetischer Strom geleitet, und so auf diese Weise zu jeder Zeit die Wirksamkeit des ganzen Apparates controlirt werden; auch ermöglicht diese Einrichtung eine ununterbrochene telegraphische Correspondenz zwischen den Ufern des Flusses oder der Bucht, in welchen die Torpedos gelegt sind. Zu diesem Zwecke genügt eine schwache Batterie. Sollen die Torpedos entzündet werden, so wird der Draht mit einer starken Voltaischen Batterie in Verbindung gebracht, worauf ein Überspringen des Funkens von den zwei Enden stattfindet, die Platindraht-Brücke ins Glühen kommt, und die Torpedo-Ladung entzündet wird.

Mr. Holmes führte im Museum der United Service Institution mehrere hierauf bezügliche Versuche durch: er telegraphirte durch einen mit Pulver gefüllten Miniatur-Torpedo und zündete ihn sodann auf ein gegebenes Signal.

Durch diese Verbindung ist auch die Anbringung eines selbstwirkenden Control - Apparates möglich, indem man einen dem bei den EisenbahnGlocken-Signalen ähnlichen Apparat mit dem Draht in Verbindung bringt und die Glocken durch Benützung von Relais fortwährend läuten lässt.

So grossen Abbruch thaten die Torpedos dem unionistischen Geschwader und dessen Operationen, dass der bekannte Admiral Dahlgren dem Ministerium vorschlug, eine Belohnung von 20-30 Tausend Dollars für jeden zerstörten, resp. aufgefischten Torpedo auszustellen, und dass Admiral Dupont nach seinem missglückten Angriffe auf Charleston im April 1863 die Erklärung abgab, dass ohne Beseitigung der Torpedos Charleston von der Flotte nicht zu nehmen sei.

Die Furchtbarkeit dieses Vertheidigungs- Mittels, dem weder Panzer noch gezogene Kanonen gewachsen, führte natürlicher Weise zu dem Bestreben, ein Abwehrmittel gegen dasselbe zu erfinden. Es wurden daher verschiedene Mittel erdacht, um die Torpedos vorzeitig zur Explosion zu bringen oder sie aufzufischen. Einer dieser hierzu verfertigten Apparate besteht aus einem aus Fichtenstämmen zusammengefügten Flosse, an dessen vorderem Ende ein aus Eisenstäben geformtes Gitter herabhängt, welches mit Diagonalstreben gegen das Floss unterstützt ist.

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Soll ein Fahrwasser befahren werden, in welchem Torpedos versenkt liegen, so wird das Floss vor dem Bug des Schiffes angebracht. Während der Fahrt fasst das Gitter den Torpedo, reisst ihn von seiner Verankerung los oder zerstört die Leitung; im schlimmsten Falle explodirt der Torpedo, was aber für das Schiff ohne Gefahr ist, da das Floss über 30 Fuss lang, und die Wirkung des Torpedos den gemachten Erfahrungen gemäss auf diese Entfernung gleich Null ist. Soll das Zerstören der Torpedos unter dem Feuer von Landbatterien geschehen, so muss das hierzu bestimmte Schiff ein Panzerschiff sein.

Ein solcher Apparat wurde von den Amerikanern am Bug des Monitors,Weehawken" angebracht, als der Angriff auf Fort Sumter im April 1863 stattfand. - Mehrere Torpedos explodirten in seinem Fahrwasser, ohne das Schiff zu beschädigen, und die übrigen nachfolgenden Fahrzeuge konnten ungefährdet folgen.

Auch bei uns war 1866 ein ähnlicher Apparat für ein Kanonenboot vorbereitet, um es bei einem allenfallsigen Angriff auf Ancona als Torpedobrecher zu verwenden. Nach dem amerikanischen Kriege wurden alle auf die Torpedos bezüglichen Daten, Zeichnungen, Modelle etc. gesammelt und ein eigenes Museum im Arsenal von Washington gegründet. Dasselbe steht unter der Aufsicht des Artillerie-Obersten Taylor, der die Sammlung eingeleitet und geordnet hat, und enthält eine grosse Anzahl wirklicher Torpedos, die aufgefischt wurden.

So viel über den defensiven Unterwasserkrieg.

Wir kommen nun zu dem offensiven Theile desselben, das ist, wie schon erwähnt, den Angriff durch unterseeische Boote oder selbst bewegliche Torpedos.

Die Idee der unterseeischen Schiffe ist keine so neue. Schon im Jahre 1777 hatte der Amerikaner Bushnell eine Art unterseeischer Schiffe erfunden und eine Reihe von Versuchen in dieser Richtung vorgenommen, über deren Resultat und Art der Ausführung wir aber keine weiteren Nachrichten besitzen. Nach Bushnell nahm sich dieser Aufgabe der geniale Fulton an. Man sagt, dass die Idee des Baues unterseeischer Schiffe Fulton von dem Hasse eingegeben wurde, welchen die Amerikaner gegen die Engländer hegen. Beseelt von solchen Gedanken, nahm sich Fulton des Werkes mit Wärme an. Im December 1797 machte er während seines Aufenthaltes in Paris eine Reihe von Versuchen mit unterseeischen Fahrzeugen, welche eigentlich mit Pulver gefüllte Kasten waren, denen man eine Bewegung in einer bestimmten Richtung geben konnte, und die dann an einem beabsichligten Orte und zu einer bestimmten Zeit explodiren sollten. Sein Project scheint damals jedoch nicht praktisch befunden worden zu sein, und so blieb die Sache drei Jahre lang liegen.

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Im Jahre 1800 wendete er sich mit seinem Projecte an General Bonaparte, der mittlerweile lebenslänglicher Consul geworden. Es wurden Fulton Geldmittel angewiesen zur Vornahme von Versuchen. In demselben Jahre rüstete er ein grösseres unterseeisches Fahrzeug aus, mit welchem in Havre und Rouen und Ende Sommer 1801 in Brest Experimente unternommen wurden. Ein vollkommener Erfolg krönte dieselben. Fulton versenkte sich mit seinem unterseeischen Fahrzeuge in grosse Tiefen, legte unter Wasser bedeutende Entfernungen zurück und blieb vier Stunden unter dem Niveau.

Es gelang ihm mittels seiner Torpedos (von ihm nach dem spanischen Wort für Zitteraal so benannt) zu Brest in Gegenwart des Admirals Villarez und vieler Zuschauer ein Schiff in die Luft zu sprengen. Er erbot sich ferner, die ausserhalb des Hafens kreuzenden englischen Schiffe anzufahren. Jedoch alle diese Experimente waren vergebens; die französische Regierung weigerte sich, Fulton mit Geldmitteln zur Weiterführung der Versuche zu versehen, und die Sache blieb mit Ausnahme noch eines Versuches, den der französische General Paixhans 1811 machte, einen Torpedo herzustellen, den er mit Hilfe einer Rakele gegen feindliche Schiffe zu treiben gedachte, damit aber scheiterte, ganz liegen, bis sie in Folge des Erscheinens der Panzerschiffe wieder ans Tageslicht gezogen wurde.

Damals, als Fulton seine Versuche in Brest ausführte, war die Idee der Dampfschifffahrt schon bei ihm rege, jedoch noch nicht reif für die Praxis, und wenn sich dieser ausgezeichnete Mechaniker erst dann mit den unterseeischen Fahrzeugen beschäftigt hätte, nachdem sich sein Project der Dampfschifffahrt glänzend bewährt hatte, so ist kaum zu zweifeln, dass die unterseeischen Fahrzeuge und der Unterwasserkrieg schon längst jene Bedeutung erreicht hätten, die sie in neuester Zeit besitzen. Eine solche Erfindung, wäre sie zur rechten Zeit gemacht, hätte höchst wahrscheinlich nicht einmal die Idee der Panzerschiffe aufkommen lassen.

Während der langen Friedenszeit, welche Europa nach dem französischen Kriege genoss, und während welcher man weder an einen unterseeischen noch an einen andern Krieg dachte, schlief die Sache gänzlich ein, bis sie, wie schon erwähnt, das Erscheinen der Panzerschiffe und der amerikanische Krieg zu neuem Leben erweckte.

Die schwachen nautischen Streitmittel der Conföderirten gestatteten ihnen nicht, den zahlreichen Flotten der Nordstaaten auf offenem Meere zu begegnen, und so wie sie ihnen durch ihre unterseeischen Minen das Eindringen in ihre Stromläufe und die Einnahme ihrer Küsten - Befestigungen erschwerten, so bedienten sie sich auch der offensiven Angriffswerkzeuge, um die so empfindliche Blocade ihrer Häfen abzuschwächen; denn die Schiffe, welche die Häfen blokirten, mussten jede Nacht in See gehen und den Blocadeläufern die Chance bieten, in die Häfen zu gelangen, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollten, von einem beinahe unsichtbaren Feinde in wenigen Minuten in die Luft gesprengt zu werden.

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