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Heinrich Cerrini von Monte Varchi,

k. k. Kämmerer und k. k. Feldmarschall-Lieutenant.

Nekrolog.

Cerrini war am 23. November 1801 zu Görlitz in der Ober-Lausitz geboren und stammt aus einer uralten toscanischen Familie. Cerrini's Vater fiel als sächsischer Oberstlieutenant am 13. April 1807 bei Danzig im Kampfe gegen die Franzosen auf dem Felde der Ehre.

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Dessen Sohn Heinrich Cerrini wurde im Cadetenhause zu Dresden erzogen und trat, ausgestattet mit vorzüglichen Zeugnissen über seine vollendeten Studien. auf den Wunsch seiner in Österreich lebenden Verwandten am 11. Jänner 1819 als Cadet in das k. k. Pionnier-Corps. Am 1. Jänner 1821 wurde er zum Fähnrich in dem Infanterie-Regimente Grossherzog von Toscana Nr. 7 befördert und leistete während des Sommers 1822 bei der im Piemontesischen weilenden Generalquartiermeisterstabs-Abtheilung zugetheilt sehr nützliche Dienste. 1823 wählte ihn der hochwissenschaftlich gebildete und spätere Leiter der Geschäfte des Generalstabes General-Major Graf Rothkirch, dazumal Brigadier in Klagenfurt, zum Brigade-Adjutanten und Cerrini avancirte am 1. März 1824 zum Unterlieutenant beim Infanterie-Regiment Baron Wacquant.

Als General-Major Graf Rothkirch im Jahre 1829 nach Pressburg übersetzt ward, wurde Cerrini dem Generalquartiermeisterstabe zugetheilt und bei der Militär-Mappirung in Krain verwendet.

Am 23. Februar 1831 ward er zum Oberlieutenant im Generalquartiermeisterstabe ernannt.

Cerrini begleitete im Jahre 1832 den Generalen Grafen Clam-Martinitz in diplomatischer Mission nach Berlin und kam nach erfolgter Rückkehr nach Wien in das Militär-Departement des Hofkriegsrathes.

Hier wurde er am 1. Juli 1833 zum Capitän im Infanterie-Regimente Prinz Wasa Nr. 60 und am 1. März 1834 zum wirklichen Hauptmann beim Infanterie-Regimente Erzherzog Carl Nr. 3 befördert. Zwei Monate später erhielt er die ihn hochehrende Anstellung als Erzieher des Erzherzogs Alexander, Sohn des Erzherzogs-Palatinus von Ungarn.

Leider erlag der kräftige, reichbegabte Knabe am 12. November 1837 der Friesel-Krankheit. Cerrini wurde mit der kaiserlichen Anerkennung seiner vorzüglichen Dienstleistung ausgezeichnet und vermöge Handbillet in das Regiment Herzog von Wellington Nr. 42 eingetheilt, woselbst er als rangsältester Hauptmann gleich ein Bataillons-Commando übernahm.

Am 15. September 1840 wurde Cerrini zum Major im Infanterie-Regi mente Prinz Emil von Hessen Nr. 54 befördert. Er erhielt das beim Festungsbau von Comorn commandirte 3. Bataillon und blieb daselbst durch sechs Jahre, bis ihm 1846 das Commando des aus den Regimentern Prinz Emil, Erzherzog Rainer und Wocher gebildete Grenadier-Bataillon zufiel, welches in Prag garnisonirte.

Während des mehrjährigen Aufenthaltes in Comorn fand Cerrini hinläng liche Musse, sich wieder mit kriegswissenschaftlichen Arbeiten zu befassen. E erschienen von ihm in der österreichisch- militärischen Zeitschrift: „Die Belagerung von Olmütz“, „Die Schlacht bei Hochkirch 1758“, „Der Feldzug 1759“

and mehrere kleinere Aufsätze, von welchen besonders jener über „Feldübungen and Feldmanövers" allgemeinen Beifall fand.

Im Verlaufe des Aufstandes zu Prag im Juni 1848 erstürmte Cerrini mit seinen Grenadieren acht Barricaden in der Zeltergasse und war es ihm geglückt, durch Besetzung des Kinskischen Palais und der Theinkirche, eine die Altstadt beherrschende Position zu gewinnen. Fürst Windischgrätz beschloss hierauf die Alt- und Neustadt zu räumen und eine dominirende Position auf dem Hradschin zu beziehen.

Nach Bewältigung des Aufstandes übertrug der Fürst dem Major Cerrini das Platz - Commando auf dem Hradschin und die Bewachung der vielen Gefangenen. Cerrini fand trotzdem noch immer Zeit, in öffentlichen Blättern die Ereignisse zu schildern und die geheimen Zwecke der Umsturzpartei an's Tageslicht zu ziehen, wofür er den vollen Beifall aller rechtlich Gesinnten erntete. Fürst Windischgrätz beehrte ihn zudem mit seinem besonderen Vertrauen.

An die Stelle des bei Sommacampagna gefallenen Sunstenau zum Oberstlieutenant im Regimente befördert, erhielt Cerrini den Befehl, nach Rovigo abzugehen, wo er bald das Regiments-Commando übernahm. Für sein tapferes und ausgezeichnetes Benehmen zu Prag wurde Cerrini mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens belohnt. Einige Monate später wurde er zum Obersten im Regimente ernannt.

In dieser Eigenschaft wirkte er rühmlich in den Gefechten, welche im Frühjahr 1849 zwischen dem Po und der Etsch im Venetianischen stattfanden, er erhielt bald das Commando einer Brigade, mit der er Brondolo blokirte und die unteren Po-Übergänge beobachtete.

Kurze Zeit darauf mit seiner Brigade dem Oberbefehl des Generals Grafen Coronini untergeordnet, wurde ihm das Commando der Vorposten übertragen. Ais aber später General Graf Coronini an das kaiserliche Hoflager abberufen Fard, wurde Cerrini das Commando über das Belagerungs-Corps von Brondolo bertragen. Feldzeugmeister Graf Thurn, Cerrini's letzter Commandant bei der Belagerung von Venedig, hatte ihm ein höchst rühmliches Zeugniss über seine Tapferkeit und umsichtige Thätigkeit ausgestellt und wurde er hiefür mit dem Militär-Verdienstkreuze ausgezeichnet.

Im Juli finden wir Cerrini in Udine, wo er das Militär-Commando über die Provinzen Friaul und Belluno führte. Kurze Zeit hernach rückte er mit seinem Regimente ab. Am 12. Juli wurde er zum General-Major und Brigadier in Ungarn befördert.

Der Grossherzog von Hessen verlieh Cerrini bei dessen Scheiden aus dem Regimente das Commandeurkreuz I. Classe des grossherzoglich-hessischen PhilippsOrdens. Ebenso erhielt er 1853 im Lager von Olmütz den russischen StanislausOrden I. Classe.

Im Laufe des Jahres 1854 finden wir Cerrini mit seiner Brigade anfänglich in Wien, dann im Sommer 1854 in Siebenbürgen, später bei Stanislau und Anfangs November desselben Jahres in Kaschau. Ende Juli 1855 befand sich Cerrini als Brigadier in Graz; 1857 erhielt er die k. k. Kämmererswürde, rückte im Mai wieder nach Wien und später mit seiner Brigade nach Padua.

Am 27. Juni 1858 wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant und

Festungs-Commandanten von Arad ernannt. 1859 erfolgte dessen Pensionirung und erwählte er Graz zu seinem Aufenthalte.

Cerrini war zweimal glücklich verheiratet, zuerst von 1833 bis 1854 mit Baronesse Bartenstein, dann von 1855 bis zu seinem Tode mit der Gräfin Bertha Thurn-Valle Sassina, seit 1858 Sternkreuzordens-Dame. Zu Graz lebte er im stillen Familienglück zehn volle Jahre. In Gesellschaften und engeren Kreisen war er durch seine Bildung, umfassende Kenntnisse, heitere Laune und

gutmüthigen Witz allgemein beliebt. Das edle Waidwerk betrieb er bis wen Tage vor seinem Ende.

Seit einem heftigen Fieber, das ihn in Arad befallen, hatte sich periodisch eintretendes Herzleiden eingestellt. Er nahm den regsten Antheil den grossen politischen Begebenheiten der neuesten Tage. Als geborner Sac giengen ihm die Opfer seines Vaterlandes im Kriege 1870 sehr zu Herzen. Er verschied nach kurzem Krankenlager plötzlich den 27. October 18 69 Jahre alt, am Herzschlag zum tiefsten Jammer seiner trostlosen Witwe innigem Bedauern seiner Cameraden. Seine Leiche wurde in Graz am 29. Octo 1870 zur letzten Ruhestätte getragen.

Technische Notizen.

Versuche mit Schiesswolle und Dynamit.
(Hiezu fünf Holzschnitte.)

Zur Ergänzung des im letzten Hefte enthaltenen Aufsatzes über 1 Explosivmittel soll im Folgenden eine kurze Beschreibung der wichtigsten sultate gegeben werden, welche bei den am 17. und 18. Februar d. J. auf Simmeringer Haide durchgeführten Versuchssprengungen erhalten wurden.

Die Versuche hatten vorerst zum Zwecke, die Wirkung comprim Schiesswolle gegenüber dem Dynamit zu erproben. Es wurden hiezu Sch woll-Ladungen unter Verhältnissen angewandt, unter denen die Wirkung glei Dynamit-Ladungen bereits bekannt war. Das Resultat war, wie es au priori aus den in England zahlreich durchgeführten Versuchen zu erwa stand: dass gleiche Gewichte von comprimirter Schiesswolle und von Dyn bei gleichem Zündmodus dieselben Wirkungen äussern. Das specifische Gew der verwendeten Wolle war etwa 07, also nur halb so gross als jenes Dynamits, so dass bei gleichem Volumen die Wirkung der Schiesswolle etwa halb so gross als jene des Dynamits wäre.

Interessanter war der zweite Theil der Versuche, welcher in Spreng starker Eisen - Constructionen durch Dynamit-Ladungen bestand. Sämmtli Dynamit war bei dem Versuche in gefrorenem Zustande. Die Zündung Ladungen erfolgte anstandslos mit den in oben erwähntem Artikel angegeb Zündpatronen.

Die interessantesten Ergebnisse dieser zweiten Versuchsserie waren : 1. Schmiedeisenplatten von 1, 2 und 3 Zoll Stärke werden d Ladungen von 1 Pfund, beziehungsweise 2 und 5 Pfund Dynamit auf 6 Länge vollkommen durchgeschlagen, wenn diese Ladungen in cylindris Büchsen aus dünnem Weissblech von 6 Zoll Länge und 2 Zoll, recte 2 10 Linien und 4 Zoll 6 Linien Durchmesser eingeschlossen sind.

2. Schmiedeiserne Träger der Formen in Fig. 1, 2 und 3 werden durch hältnissmässig sehr kleine Ladungen vollkommen zerstört, wenn diese zweckmä

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Angebracht werden. So wurde ein Träger von dem Profil in Fig. 1 durch 4 Stück Dynamitpatronen von je 2 Pfund, also durch zusammen 8 Pfund Dynamit in seiner ganzen Höhe durchgebrochen. Um zu viele Zündpunkte zu vermeiden, wendet man aber für solche starke Eisen-Constructionen mit Vortheil starke encentrirte Dynamit-Ladungen an, wie solche gegenwärtig bei den Eisenbahnabtheilungen im Felde normirt sind. Es sind dies 25pfündige Ladungen in Weissblechfässchen von etwa 10 Zoll Durchmesser und 1 Fuss Länge. Fig. 4 End 5 zeigen die Anbringung solcher Sprengfässchen gegen Schmiedeisenträger

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von den in den früheren Figuren angegebenen Dimensionen. Ein einzelnes Sprengfässchen gegen einen Träger nach Profil Fig. 4 und ein solches Fässchen nebst zwei 2pfündigen Patronen aa gegen einen Träger nach Profil Fig. 5 brechen diese Constructionen vollkommen durch.

3. Schmiedeiserne Hohlcylinder von 41⁄2 Linien Wandstärke und 6 Zoll Durchmesser bedürfen Ladungen von wenigstens 3 Pfund Dynamit, frei auf den Cylinder gelegt, wenn dieser vollkommen durchgeschlagen werden soll.

4. Eine 2pfündige Dynamitpatrone genügt zum Zerstören der Laschenverbindungen von Bahnschienen, wenn sie frei an diese angelegt wird.

I. Tr.

Strassen-Locomotive für militärische Zweck

Es wurde in diesen Blättern bereits mehrere Male der motive des Engländers Thompson (Thompson's Roadsteamer) Erwä In der letzten Zeit wurden nun mit diesen Maschinen in Indien s geführt, welche die Grundlage für eine ausgebreitete Anwend in letzterem Lande bilden dürften.

Bald nach Beendigung der den meisten Lesern bekannten suche in England mit Thompson's Locomotive, bestellte nämlich Regierung eine kleine 8pferdekräftige Maschine, um deren Leist z zur Transports- und Personenbeförderung zu prüfen. Die Result suche waren so versprechend, dass in England vier starke M Kautschuk-Bandagen (um die Räder) bestellt wurden, welche eine keit von 10 Meilen (englisch) pr. Stunde zulassen sollten. Diese M den gegenwärtig nach den Zeichnungen Thompson's und des Ingenieu Crompton, der die Versuche in Indien leitete, in den Werken v Sims und Head in Ipswich ausgeführt. Diese Maschinen sind b Verbindung zwischen zwei, 68% Meilen von einander entfernten Punjab, nämlich zwischen Rawul Pinde und Ihelum herzustellen.

Ersterer Ort ist die grösste Militärstation des Punjab, ei ganzen Nordens von Indien. Die hier stationirten Truppen bilden wehr Indiens gegen Central-Asien, und es ist daher sehr wünschen der dahin führenden Hauptstrasse ein Verkehrsmittel zu haben, Frieden ein wohlfeiles und einfaches Communicationssystem bietet zeitig bei irgend welchen kriegerischen Eventualitäten zum Truppenmaterial-Transport geeignet ist. Um genügende Zeit für nöthige P zu haben und ungewöhnlichen Güterandrang bewältigen zu kön gewöhnlich täglich nur zwei dieser Maschinen, eine nord-, die ander in Thätigkeit.

Der Zug soll gewöhnlich nur aus einem, bei drängenden Gel aber aus zwei Wagen bestehen, und soll die Strecke von 68.5 Meilen inclusive aller Aufenthalte, in sieben Stunden durchlaufen. Jeder Wi 60 Personen und 50 Centner Gepäck aufnehmen. Berücksichtigt m alle Gebäude, das Fahrmateriale, die Reparaturwerkstätten etc. inbeg gesammten Anlagekosten sich kaum auf 120 Pfund Sterling pr. Meile so sieht man die hohe Wichtigkeit des erwähnten Experimentes. Je kenden Menschen muss sich die Frage aufdrängen: Ist eine solche Li einer schmalspurigen Locomotivbahn oder einer Pferdebahn auf all Strecken vorzuziehen, welche 80 Meilen Länge nicht übersteigen, denen der tägliche Maximal-Personenverkehr hin und retour sich a 120 Passagiere beschränkt? Was die Leistungsfähigkeit des erwähnte zum Truppentransporte betrifft, so ergibt sich Folgendes: Auf Grundlag geführter Versuche kann man als sicher annehmen, dass die 4 Maschi ihren Omnibussen auf 100 Meilen Distanz täglich 200 Mann mit Munition und Lebensmitteln für eine Woche, oder 2 Batterien 40 Armstrong-Geschütze, bestehend aus 12 Geschützen mit ihrer Munition, b können. (Engineering 3. Februar 1871.)

Die hier gegebenen Nachrichten und Daten scheinen in manchen von nahem Interesse auch für österreichische Verhältnisse.

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