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Vor Allem spricht der General die Ansicht aus, dass das Heilmittel er Schäden in der Eindämmung der cantonalen Machtbefugnisse und in graeller Überwachung der Cantone liegt, denn sagt der General - es sind elstände zu Tage getreten, deren gänzliche Beseitigung man seit Jahren werkstelligt wähnte. Über gar Vieles hat nicht nur das grosse Publikum h Illusionen gemacht, sondern selbst gar viele Persönlichkeiten, die der the näher standen; und wenn glücklicherweise der grössere Theil der alone seinen Verpflichtungen nachgekommen, so gab es andererseits auch hrere, welche in unbegreiflicher Nachlässigkeit zurückgeblieben, und hvollen 20 Jahren dem Gesetz über Militärorganisation vom 8. Mai 1850 ch nicht zu entsprechen im Stande waren. Besonders wird das Mangelhafte der materiellen Ausrüstung gerügt. Wenn auch, wie erwähnt, die Mehrzahl Cantone den allgemeinen Anforderungen entspricht, so fehlt noch immer r Vieles, um von einem wirklich schlagfertigen Heere sprechen zu können. Wenn schon eine Erhöhung der Dienstzeit wegen der grossen Opfer Geld und Zeit nicht thunlich ist, so muss wenigstens in materieller Hinht das Möglichste geleistet werden, um hinter stehenden Heeren nicht iter zurückzustehen, als dies die Verhältnisse unmittelbar mit sich ngen. Der General kommt übrigens zu dem Schlusse, dass stets besser sein wird, eine an Mannschaftszahl etwas hwächere, dagegen qualitativ tüchtigere Armee zu bezen, als es gegenwärtig der Fall ist, wo gar Manches auf dem Papier ingt, was in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist.

Mit der Landwehr sieht es in manchen Cantonen ganz bedenklich aus; ar ist die Mannschaft vorhanden, doch fehlen Officiere und Unterofficiere; idung und Waffen sind äusserst mangelhaft. Kurz, viele dieser Bataillone d zur Stunde nicht fähig, den Platz in der Ordre de bataille einzunehmen, Jihnen dieselbe anweist.

Einen grossen Übelstand bildet auch die mangelhafte Untersuchung der innschaft auf persönliche Gebrechen, wodurch Tausende der Armee einrleibt werden, welche anderwärts vom Dienste ausgeschlossen würden.

Mit Bezug auf die Organisation bedauert der General die Armuth der hweiz an Cavallerie (etwas über 2%) und die geringe Dotirung mit Feldschützen (2.3 per 1000 Mann Auszug und Reserve).

Damit wenigstens die Divisionen besser bedacht seien, wird die Erhöhung r Zahl der Batterien auf vier per Division beantragt.

Der General wünscht ferner, dass die bisher selbständigen Schützen-Comgnien in Schützen-Bataillone zu drei bis vier Compagnien zusammengezogen irden, eine Massregel, welche schon als Bundesraths-Antrag der Buns-Versammlung vorgelegt und mittlerweile auch genehmigt wurde.

Zur Infanterie übergehend, wünscht der General die Centralisation der fanterie-Instruction, da der Abstand der Bataillone untereinander in jeder insicht zu augenscheinlich ist.

Wenn auch die Mehrzahl der Bataillone in einer Verfassung sich befand, elche allen dabei Betheiligten zur Ehre gereichte, so gab es doch wieder elche, deren Zustand das Herz des Vaterlandsfreundes mit Trauer erfüllte, nd deren taktische Brauchbarkeit auf niedrigster Stufe stand. Mit Truppen olcher Art gegen den Feind zu marschiren, wäre ein Wagniss eigener Art.

Auch die Sorgfalt für die Erhaltung der Waffen und Munition lies bei der grossen Mehrzahl der Bataillone sehr viel wünschen.

Überhaupt war die Friction in dem ganzen Mechanismus der Arme eine ganz unglaubliche, obwohl nur fünf unvollständige Divisionen auf di Beine gebracht wurden.

Eine Verstärkung der Compagnien auf wenigstens 120-130 Gewehr wäre wünschenswerth.

Die Scharfschützen haben sich als Elitetruppe bewährt; ihre Bewaffnun (Peabody) ist vorzüglich.

Auch die Cavallerie (dieselbe wurde mittlerweile mit Repetir-Karabine respective Repetirpistole bewaffnet), das Genie und die Artillerie stehen i Allgemeinen auf der Höhe ihrer Aufgabe. Nur die Batterie 21 des Canton Tessin hat sich durch ihre schlechte Verfassung die namentliche Erwähnun des Generals zugezogen, was sonst keinem Truppenkörper geschah.

Über den Generalstab, zu welchem auch der Commandostab der Divi sionen und Brigaden gehört, wird ein sehr günstiges Urtheil gefällt, und zugleic hervorgehoben, dass die jetzige Organisation vollkommen entsprochen hat daher die angestrebte Theilung des Generalstabes in speciellen Generalstab Commandostab und Adjutantur nicht erforderlich ist. Die richtige Verwen dung jedes Einzelnen an der passenden Stelle ist die Hauptsache.

Nicht so gut ergeht es dem Kriegscommissariat, obwohl sich die Vor würfe des Generals weniger gegen die ausübenden Mitglieder des Corps als vorzugsweise gegen die leitenden Personen und gegen die herrschende Anschauungen über dieses Capitel des Heerwesens zurückführen lassen.

Der Gesundheitsdienst war in verlässlichen Händen; es kamen vor. 9.610 Krankheitsfälle mit 17.825 Pflegetagen; unter den Kranken befanden sich 22.9 Percent Fusskranke, ein Beweis, in welch' ungehörigem Zustand das Schuhwerk bei vielen Militärs sich befand.

Im Veterinärstab ist mit einigen Officieren aufzuräumen; der Pferdeverlust betrug ein Percent des Bestandes.

Bezüglich des Justizwesens sagt der General, dass das Institut der MilitärJury als ein vollkommen verfehltes sich erwiesen hat. Je nach der Laune der Jury wird in dem gleichen Falle das eine Mal alle Strenge, das andere Mal eine kaum erklärbare Nachsicht ausgeübt; obendrein ist das Verfahren höchs umständlich und im Felde bei Truppenbewegungen gar nicht ausführbar.

Der General schliesst mit einer Betrachtung über das Instructionswesen der Schweiz und findet es durchwegs ungenügend. Er schlägt vor, den Mann des Auszugs und der Reserve im ersten Jahre 14, dann alljährlich 8 Tage Wiederholungscurs und jenem der Landwehr wenigstens alle zwei Jahre einen Dienst von 8 Tagen durchmachen zu lassen.

Jede Division soll alle zwei Jahre während acht Tagen zu einer Übung mit vereinigten Waffen unter Zuzug der gesammten Stäbe aufgeboten werden, und es hätte das Commando und die Inspection der Brigaden und Divisionen stets durch jene Officiere zu erfolgen, welche zur Führung dieser Truppenkörper im Felde bestimmt sind.

Die näheren Verhältnisse der aufgestellten Schweizer Armee, inclusive ihrer Anstalten, sowie deren Ordre de bataille und Dislocation sind in der beigefügten Tabelle dargestellt.

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Keine; doch trägt der Obergeneral darauf an, künftig jeder Division einen mobilen „Schanzzeugpark" zuzutheilen. „Mobile Lebensmittelcolonnen“ zu 32 Wagen mit Verpflegung für 3 Tage, davon für 2 Tage Schlachtvieh, für den 3. Tag gedörrtes Fleisch etc. (Truppenstärke, für welche eine solche Colonne bestimmt, nicht ersichtlich.) Zwischenmagazine mit Stäg. Vorrath für 8.400 Mann u. 800 Pferde zu | Bülach | Frick Solothurn | Delsberg | Liestal |

Hauptmagazine mit 30täg. Vorrath für 8.400 Mann u. 800 Pferde zu Biel Olten |

Zürich

Brugg |

Herzogen-
buchsee

Je eine Bagagecolonne mit 25 Wagen Maximum per Division | Aufgestellt waren 5 Divisions- und 7 Brigade-Feldposten

15 Brigade-Ambulanzen

Aufnahmsspitäler zu

Brugg, Frick, Delsberg, Liestal

Hauptspitäler zu

St. Urban, Biel, Bern, Aarau und Zürich

Pferdekuranstalten zu Nidau, Mergenthal und Zürich, wozu nach Rückkehr der Truppen eine vierte in Bern hinzukam

Per Brigade 3 Auditore

Per Division 1 Grossrichter

Die Verpflegsanstalten wurden versuchsweise in der hier skizzirten Gliederung, also nicht organisationsmässig aufgestellt

Mann

Pferde

Geschütze

der Artillerie

des Genie

der Division

Formiren

Verpflegsstand Streitbar sind eiro.

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Eine Unterredung zwischen englischen und preussischen Artillerie-Officieren vor Verdun 1870.

Nachdem die Herren über verschiedene militärische Sachen gesprochen hatten, kamen sie auf eine eingehendere Besprechung ihrer Specialwaffe zurück, und die preussischen Officiere konnten nicht genug die englischen Artilleristen, Beschirrungen und Bespannungen, überhaupt das ganze Material der englischen Artillerie, mit Ausnahme der Geschütze, loben.

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Preusse: Warum wollen sie aber einen Rückschritt in der ArtillerieWissenschaft machen und wieder zu den Vorderlad-Geschützen zurückkehren ?* Die englischen Artillerie-Oficiere machten auf diese Frage hin auf einige Vorzüge dieses Geschtitzes gegenüber ihrem Hinterladungs-Systeme aufmerksam und erhielten folgende Erwiderung:

„Zugegeben; aber gerade dies ist der grosse Fehler, welchen sie im Begriffe stehen zu machen. Sie gehen hiebei von der Prämisse aus, dass es einzig und allein eine Wahl zwischen dem „Armstrong-Hinterlad - System" und dem „Vorderlad-System" gebe, während wir gerade dieses Hinterlad-System wegen der Complicirtheit der Maschine für viel zu empfindlich und daher am Wenigsten für den Feldgebrauch geeignet halten."

"

Wir haben es zu wiederholten Malen sehr gewissenhaft bei Berlin probirt und kommen immer wieder zu derselben Ansicht."

„Das Armstrong'sche Hinterlad-System ist aber doch nicht das Einzige in der Welt. Sehen sie unsere Krupp'schen Geschütze an! Könnten sie negiren, dass es etwas Einfacheres und Praktischeres als diesen Verschlussmodus geben kann? Sie können alle möglichen Zerstörungsproben mit diesem Apparat machen und werden dann einsehen, dass es beinahe unmöglich ist, ihn zu verderben." Das Gespräch wandte sich hierauf auf die Zeitzünder, welche die engli schen Officiere nicht sehr in Schutz nehmen konnten.

Die Preussen sagten hierüber Folgendes:

„Sie sind nicht zu brauchen und schlimmer als nur unbrauchbar", weil durch ihre Unsicherheit das Vertrauen der Artilleristen er schüttert wird. In den letzten Schlachten gebrauchten sie die Franzosen sehr viel, und von fünf Projectilen, welche solche Zünder hatten, explodirten vier, ohne die erwartete Wirkung zu haben; unsere Leute beachteten sie daher bald nicht mehr, und der moralische Eindruck des französischen Artilleriefeuers sank in kurzer Zeit. Die Franzosen fangen auch schon an, sie weniger zu verwenden. Wir für unseren Theil wollen Nichts damit zu thun haben. Wir beschränken uns allein auf unsere Percussionszünder."

Darauf frägt der Engländer:

Durch was ersetzen sie aber den Effect eines Shrapnels ?“
Der Preusse antwortet:

„Jedenfalls ist es Schade, dass wir ihn nicht haben können, und wir können seine Wirkung nur dadurch ersetzen, dass wir die Projectile vor dem Ziele aufschlagen lassen. Immerhin ziehen wir diesen einen Nachtheil dem grossen Gesammtnachtheil aller Shrapnels vor, dass nämlich bei dem Gebrauche dieser Munitionsgattung unseres Feuers ohne jedwedes Resultat sein würde."

Der Engländer frägt:

„Angenommen, es würden neuere Erfindungen den Zeitzünder derartig verbessern, dass die damit versehenen Projectile, wenn aus einem VorderladGeschütz gefeuert, ebenso verlässlich wirken als Ihr Percussionszünder; würden Sie dann noch gegen die Adoptirung des Vorderladers sein?"

Der Preusse antwortet:

In diesem Falle würden allerdings einige unserer Bedenken fallen, und wir würden uns wenigstens geneigt zeigen, die Frage wieder aufzunehmen. Wir glauben aber, dass wir durch diese theilweise Zustimmung, gegenüber unserer früheren Abneigung gegen jeden Vorderlader, nicht zu weit gegangen sind; denn unsere wissenschaftlichen Männer suchen schon seit einer Reihe von Jahren eine solche Zünderconstruction zu erfinden, wie Sie dieselbe wünschen; sie stehen aber noch immer dort, wo sie bereits im ersten Jahre standen, und ich muss Ihnen unverhohlen sagen, dass sie, meines Erachtens nach, auch nie einen verlässlichen Zeitzünder zu Stande bringen werden. So wäre denn auch die Frage, ob Vorder- oder Hinterlader? von unserer Seite einstweilen gelöst, und ich kann nur noch beifügen, dass auch hier ein Loth Thatsache" einen Centner „Theorie" anfwiegt.“

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Nach dieser Unterredung machten die englischen Artillerie-Officiere die Beschiessung von Verdun mit, wo auch französische Vorderlader verwendet wurden, da den Preussen anfänglich ein schwereres Kaliber fehlte. Die englischen Artillerie-Officiere kamen, nachdem sie der Beschiessung beigewohnt, zu folgender Ansicht:

„Wir müssen zugeben, dass unser noch schwankendes Urtheil in der Frage, ob Vorder- oder Hinterlader? jetzt endgiltig fixirt wurde, und wir müssen dem Hinterlader den ihm gebührenden Vorzug einräumen. Unterredungen, welche wir früher über diesen Punkt bei Sedan und anderen Orten hatten, namentlich aber was wir hier und bei Metz gehört und gesehen haben, brachten die Überzeugung zur Reife, den Hinterlader mit gutem Gewissen dem Vorderlader bedingungslos vorziehen zu dürfen.“

Diese Abhandlung schliesst mit den Worten, dass der englischen Regierung nur anempfohlen werden kann, bevor sie einen zu raschen Entschluss in dieser Richtung fasst, nochmals Proben vorzunehmen, da doch das Urtheil von so wissenschaftlich und praktisch gebildeten Officieren, was unbestreitbar die preussischen Artillerie-Officiere seien, nicht so, mir Nichts dir Nichts, übersehen werden könne, dazu eingerechnet ihre Erfahrungen während des letzten Feldzuges. Ihr Urtheil über diese Frage stünde jetzt fest, und der Verfasser geht sogar so weit, zu behaupten, dass er lieber mit einer Batterie Hinterlader, von welcher durch Zufälligkeiten einige Geschütze unbrauchbar seien, einen Feldzug weiter fortsetzen würde, als mit einer Batterie noch intacter Vorderlader.

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