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giltig festgestellt, wahrscheinlich, weil auch die Ansichten über die Verwendung derselben noch schwanken.

Es scheint daher lohnend, auf die Verwendung, Ausrüstung und Ausbildung der Cavallerie-Pionniere hier näher einzugehen.

Verwendung der Cavallerie-Pionniere.

Der Hauptgrund, warum man Infanterie-Pionniere schuf, wird auch für die Cavallerie-Pionniere und insbesondere die Escadrons-Pionniere gelten. Es wird am Marsche, im Gefechte und im Lager so oft eine Hacke oder ein Spaten gebraucht, dass man stets damit versehen sein muss.

Es gibt Bäume zu fällen, um Holz zu Koch- und Lagerfeuern zu gewinnen; es gilt, zu verschiedenen Zwecken Gruben zu graben. Ein vom Feinde in den Weg gelegter Baum, eine abgegrabene Strasse, ein tiefer Strassengraben, welcher die Communication zum Biwakplatz sperrt, oder der im Gefechte hindernd entgegen tritt, ein Mühlbach, den man, statt ihn zu durchwaten, lieber trockenen Fusses passirt, ist zu überbrücken; eine Planke, eine Hecke, ein Gebüsch hindert den Ausschuss, das Vorbrechen; versperrte Thore verwehren den Eintritt in ein Haus, welches man besetzen will, und nun, wo die Cavallerie auch mitunter zu Fuss kämpfend die Infanterie vertreten soll, wo ihr dann hauptsächlich defensive Rollen zufallen, muss sie sich auch das Terrain, auf welchem sie kämpfen will, etwas herrichten. Ein kleiner Jägergraben, das Verhauen oder Abgraben der Strasse, das Absägen von Brückenjochen, die Vertheidigungs-Instandsetzung eines Hauses etc. kann unter Umständen für die betreffende Abtheilung von grossem taktischen Werthe sein. Zu diesen gewissermassen häuslichen Vorrichtungen, welchen jede Infanterie- und Cavallerie - Abtheilung Schritt für Schritt begegnen kann, wird man gewiss nicht technische Truppen verwenden wollen: man hat deren hiezu nicht genug, man hat sie noch viel weniger gerade an den betreffenden Orten, und man braucht sie eben auch nicht dazu, weil der nächstbeste Mann die kleine Aufgabe bei entsprechender Leitung ebenfalls lösen kann. Ehemals, als die technischen Truppen nur einige Compagnien zählten, die man überall, nur nicht am Schlachtfelde verwendete, konnten die Schanzzeugträger der Truppe, wie man die erwähnten Leute sehr bezeichnend nannte, wohl auch in die Lage kommen, grössere Arbeiten zu verrichten, obwohl kein Fall einer solchen Verwendung bekannt ist.

Als man aber nach dem Beispiele der andern Mächte auch bei uns die Genie Truppen vermehrte, dieselben in die Ordre de bataille einstellte, um sie im innigsten Vereine mit den taktischen Truppen verwenden und der Armee auch zu taktischen Zwecken direct dienstbar machen zu können, da sank naturgemäss die Nothwendigkeit, die Schanzzeugträger für selbständige grössere Verwendungen zu bestimmen. Hiemit entfiel für die TruppenCommandanten, welche die schwierige Ausbildung mit der gegebenen Zeit

und dem gegebenen Material nicht in Einklang bringen konnten, cine grosse Sorge. Einer Armee, die früher höchstens ein Genie- und ein PionnierBataillon direct am Schlachtfelde verwenden konnte, stehen nun 40-56 Genie- und 20-25 Pionnier-Compagnien, dann eine grosse Anzahl von Werkzeugen und Sprengmitteln in den Reserve-Anstalten zur Disposition. Ein Armee-Corps hat künftighin drei Genie-Compagnien bei den Divisionen und zwei Pionnier-Compagnien bei der Corps-Reserve. Es kann nunmehr jeder technischen Anforderung von grösserer taktischer Wichtigkeit in genügendem Masse entsprochen werden, wenn man berücksichtigt, dass den fachmännisch und mit grosser Sorgfalt ausgebildeten technischen Soldaten noch Tausende von Schanzzeugträgern der taktischen Truppen helfend, mit gutem Willen und nicht ohne Vorbildung zur Seite stehen.

Indem man so die Arbeit theilen kann und dem technischen Soldaten die schwierigeren und wichtigeren Arbeiten überlässt, ist man in der höchst günstigen Lage, auch die Pionniere der Infanterie und Cavallerie nebst ihrem schweren taktischen Berufsdienste auch in den ihnen zukommenden kleinen technischen Diensten, für welche die Genie-Truppen und Pionniere nicht ausreichen, und, mit Rücksicht auf den Bildungsgrad der Leute, ganz tüchtig heranbilden zu können. Wir betonten den Bildungsgrad, unter dem wir insbesondere die Ausbildung in einer dem Pionnier-Dienst nahe stehenden Profession verstehen, weil, wie dies männiglich bekannt ist, schon die Recrutirung der Genie- und Pionnier-Truppe ihre Schwierigkeiten hat, und kaum für diese die nöthigen Professionisten aufzutreiben sind. Von einer Auswahl der Leute für den Pionnier-Dienst der Infanterie und Cavallerie kann daher, will man anders die technischen Truppen nicht verderben, bei der Recrutirung gewiss nicht die Rede sein. Woher auch die Zimmerleute und Erdarbeiter m den Ländern der ungarischen Krone oder in Galizien nehmen?

Wollte man anderseits wieder die intelligenteren Leute der Escadron aussuchen, so würde es in vielen Regimentern mit den Chargen schlecht aussehen, und der taktische Dienst zum Nachtheile des gewiss unwichtigeren technischen Dienstes sehr leiden.

Die Grenzlinien für die Verwendung und die damit zusammenhängende Ausbildung sind somit scharf gezeichnet, können und dürfen ein Minimum nicht überschreiten.

Die Pionniere müssen mit der Hacke und mit dem Spaten arbeiten können, das ist Alles, und hierzu bedarf man kräftiger Leute und einiger Übung. Von dem Pionnier-Zug der sechsten Escadron muss man indessen etwas mehr verlangen, weil er nach dem Wortlaute der organischen Bestimmungen bei weit ausgehenden Streifungen zum Zerstören von Communicationen, insbesondere von Eisenbahnen verwendet werden soll.

Man muss sich vorerst klar werden, was mit den weit ausgreifenden Expeditionen ein Schlagwort, das man heutzutage so oft zu hören bekommt - eigentlich gemeint sein kann, und was man damit erreichen will.

Wir glauben, diese Unternehmungen theilen sich: 1. In Unterne mungen, die man früher unter dem Namen des Parteigänger-Kriege zusammenfasste; 2. in den strategischen Sicherheits- und Kun schafterdienst.

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'ad 1. Die Parteigänger haben den Rücken und die Flanken d Gegners, insbesondere wenn derselbe sich am Rückzuge befindet, zum Zie Ihre grösste Leistung wird in der Vernichtung von Munitions-Colonnen u in der Zerstörung von wichtigen Communicationen, die der Feind bei seine Rückzuge benützen muss oder benützen will, bestehen.

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Aber auch in dem Falle, als die eigene Armee geschlagen word wäre, wird der Rücken und die Flanke des Gegners, der nun auf lang Operationslinie in feindliches Gebiet tritt, ein weites Feld erfolgreich Thätigkeit für die Parteigänger bieten.

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Sie müssen die Pulsader des Landsturmes werden und, indem sie a Nachschübe und die wichtigsten Communicationen, die Eisenbahnen, bedrohe den Feind zu grossen Detachirungen zwingen und zeitweilig den Verke! unterbrechen. Solche Detachirungen verschlingen oft ganze Armeen, 1809, 1812 und 1870.

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Der Dienst, welchen solche Parteigänger in jeder Kriegslage leist können, ist ein so grosser, dass man nicht leicht zu viele solcher Abtheilung formiren und entsenden kann. Die Zerstörung der Communicationen ist nu einer ihrer wichtigsten Dienste, und unter diesen nehmen naturgemäss d Eisenbahnen den ersten Rang ein.

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Die organischen Bestimmungen betonen daher insbesondere die Z störung der Eisenbahnen.

Das ist nun leicht gesagt, aber nicht so leicht ausgeführt.

Mit dem Aufreissen einiger Schienen, und mehr könnten die Cavalleri Pionniere mit einfachen Werkzeugen und ohne besondere Vorbildung do nicht leisten, ist sehr wenig gethan.

Zur Nachtzeit verkehrt man auf bedrohten Bahnlinien gewöhnli nicht, und das ist allerdings für den Andern schon ein grosser Vortheil, d man den Parteigängern und dem Landsturm danken muss.

Bei Tage sieht man die Unterbrechung von ferne; eine Entgleisur wird wohl nicht vorkommen: man ist zu vorsichtig, und die Unterbrechun ist binnen wenigen Stunden wieder fahrbar gemacht, da jeder Zug da nöthige Materiale hiezu mitnehmen kann und soll.

Auch werden die Strecken von den Etappen - Commanden und de Feldeisenbahn-Abtheilungen unablässig begangen, und die kleinern Schäde bei Zeiten reparirt. Man muss daher trachten, grössere Zerstörungen, welch den Betrieb auf Wochen einzustellen zwingen, anzurichten, und dies kan nur durch Zerstörung grösserer Kunstbauten: als Brücken, Viaducte, Tunnel erreicht werden. Der von den Franzosen gesprengte Tunnel bei Nanteu ist heute noch nicht fahrbar, und waren die Preussen gezwungen, mit grosser Zeitaufwande eine provisorische Bahn zu bauen, welche denselben umgiena

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Die von den Franctireurs zerstörte Eisenbahnbrücke bei Artenay war erst nach 12tägiger Arbeit wieder hergestellt. Das viele Schienenaufreissen bewirkte kaum eine nennenswerthe Entgleisung.

Eine grosse Zerstörung ist nun keine leichte Sache und mit geringen Mitteln schwer oder gar nicht ausführbar. Zudem ist auch die gegebene Zeit sehr kurz: kommen, zerstören und wieder gehen, eines Augenblickes sein!

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Hier hilft nur das Sprengen, und das Dynamit bietet Gelegenheit, mit wenig Stoff viel zu zerstören. Die zu weit ausgreifenden Expeditionen bestimmten Cavallerie-Abtheilungen müssen daher Dynamit bei sich haben, will man nicht eine halbe Massregel, in deren Resultaten man sich täuscht, will man nicht, statt einen energischen Sprung zu thun, beim Anlauf stehen bleiben, kurz, will man etwas Ganzes" leisten.

ad 2. Die zum strategischen Sicherheitsdienst enlsendeten Cavallerie-Körper haben eine ebenso wichtige als schwierige Aufgabe, nämlich: Die eigene Flanke der Armee, insbesondere während der Vorwärtsbewegung, zu sichern, indem sie das Terrain auf viele Meilen hin aufklären, Landsturm- oder sonstige Abtheilungen zersprengen und alle Communicationen, welche den Feind in die Flanke der eigenen Armee führen, von dieser aber voraussichtlich nicht benutzt werden, oder welche für den Gegner wichtige Transversal-Linien bilden, zerstören.

Die Occupation des feindlichen Gebietes durch die Cavallerie-Abtheilungen soll, wo möglich, bis zu einer Vertheidigungslinie reichen, deren Communicationen sie zerstören. Befinden sich Eisenbahn-Knotenpunkte oder wichtige Transversal-Bahnen auf der andern Seite der Vertheidigungslinie, so sollen, wo möglich, auch diese zerstört werden.

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Als die preussischen Heerestheile, welche zur Deckung der Cernirung von Paris nach Süden dirigirt wurden, Orleans in ihren Besitz nahmen, sandten sie sofort eine Cavallerie-Division nach dem 10 Meilen entfernten Eisenbahnknotenpunkt Vierzon bei Bourges (siehe Tafel 6, Februarheft d. J.), um denselben zu besetzen und eventuell Zerstörungen anzurichten und damit die wichtige Transversal-Linie Lyon-Tours-Le Mans und die Linie Bourges-Orleans zu unterbinden. Während des ganzen Vormarsches der Preussen gegen Paris wurde in der linken Flanke, auf viele Meilen Meilen von der Marschlinic der Erstern entfernt, die preussische Cavallerie gesehen, und von dieser die wichtige Transversal-Bahn Belfort-Langres-Paris bei Troyes zerstört.

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Als Manteuffel von Paris aus dem bedrängten Werder zu Hilfe eilte, liess er den in seiner rechten Flanke liegenden Knotenpunkt. Dôle

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Es war eine der ersten Unternehmungen seitens der Preussen im Feldzuge 1870, die französische Eisenbahnlinie Forbach-Hagenau durch Cavallerie zerstören zu lassen, welcher man des Sprengens kundige Bergleute mitgab.

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Den Franzosen wäre es gewiss nicht schwerer geworden, noch bevor die Badenser gerüstet waren, eine Cavallerie - Abtheilung nächtlicherweile über den Rhein zu senden, um die Rheinbahn zu zerstören.

Im Feldzug 1859 wurde von den Österreichern ein Cavallerie-Detachement am rechten Po-Ufer gegen die Bahnlinie Genua-Alessandria gesendet, welche, hätte sie Sprengmittel gehabt, um eine der vielen Kunstbauten gründlich zu zerstören, der eigenen Armee grosse Dienste geleistet haben würde, indem der Aufmarsch der Franzosen dadurch sehr erschwert worden wäre.

Die vielen Beispiele aus dem amerikanischen Krieg, wo kühne Reiterführer weit hinter dem Rücken der feindlichen Armee ausgedehnte Zerstörungen anrichteten, übergehen wir, weil dieselben als bekannt vorauszusetzen sind. Es ist nach diesem kein Zweifel, dass die Cavallerie bei ihren weit ausgreifenden Unternehmungen im Zerstören von Communicationen, insbesondere von Eisenbahnen, wichtige Dienste leisten wird, welche aber nur dann auch nachhaltig sein werden, wenn man schwierig herzustellende Kunstbauten zerstört, und, um bei unserm Thema zu bleiben, wenn man auch diese Abtheilungen dem entsprechend ausrüstet.

Ausrüstung.

Wir beginnen mit dem wichtigsten Material: mit dem Dynamit, weil, wenn die Frage über dessen Beigabe gelöst ist, alles Andere leicht beantwortet wird. Dynamit ist nach dem Vorigen unbedingt für die Unternehmungen der Cavallerie nothwendig, und wir glauben, dass sich diese Überzeugung in massgebenden Kreisen bereits Bahn gebrochen hat. So deuten wir nämlich die von Seite der Genie-Waffe vor cavalleristischen Grössen ausgeführten Versuche zur Sprengung von Eisenbahnschienen mit kleinen Dynamit Ladungen, bei welchen sich herausstellte, dass man mit 1', Pfund Dynamit zwei Schienen an ihrem Zusammenstoss sammt der Laschenverbindung und dem Schweller zerstören und so eine momentane Unterbrechung des Betriebes erzielen kann. Eine nachhaltige Wirkung wird sich natürlich von der Zerstörung einiger Schienen-Paare Niemand versprechen, und wäre zu dem angeführten Zweck das Dynamit, so schätzenswerth es auch hiebei ist, und so interessant die erwähnten Versuche waren, immerhin am leichtesten zu entbehren.

Das Zerstören der Schienen wird fast ebenso rasch und, was immerhin beachtenswerth erscheint, jedenfalls geheimnissvoller bewirkt, wenn man mit schweren Schlägeln die Schraubenköpfe abschlägt, nachdem sie mit Stahlmeisseln angekerbt wurden, und man dann die Schienen sammt Schwellen aus der Bettung reisst, erstere wegschleppt, letztere zersägt oder verbrennt. Auf diese Art wurden 1866 von der Genie-Truppe lange Strecken aufgegleist. Die Arbeit mit der Brechstange ist viel schwieriger. Für diese

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