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wenig Eignung besitzt, so müssen, wo sich Gelegenheit dazu ergibt, auch Fälle der letzteren Art als Stoff für Aufgaben benützt werden, um zu lernen, einer derartigen Zwangslage so gut als möglich zu begegnen.

Es handelt sich dann nur darum, eine Combination zu Grunde zu legen, welche diese ungünstige Situation plausibel macht.

Zeiteintheilung.

Die für Übungen im Freien günstige Jahreszeit ist bei unseren klimatischen Verhältnissen so kurz zugemessen, und der nothwendigen Truppenschulen und Truppen - Übungen sind so viele, dass es der sorgsamsten Benützung jeder sich darbietenden Gelegenheit bedarf, um für die Recognoscirung des Terrains die mit dem Nutzen dieses Gegenstandes halbwegs im Verhältniss stehende Zeit zu gewinnen.

Die theoretische Vorbereitung in der Terrainlehre, in der Kartenkenntniss und Croquiren ist theils ein geeigneter Gegenstand der winterlichen Officiers-Vorlesungen, theils muss dies dem Selbststudium überlassen bleiben.

Die Unterofficiere erhalten die Vorbildung in der Chargenschule, und zwar, laut Instruction für die Truppenschulen, als Zusatz des Unterrichtes im Felddienst.

Für die praktischen Übungen sind die geeignetsten Zeitperioden der Vorfrühling und der Spätherbst. Im Laufe des Sommers sind wenigstens jene Tage dazu zu verwenden, an welchen sich die Mannschaft im Dienste befindet. Bei ernstlicher Benützung und richtiger Eintheilung der Zeit werden. somit in einem Monate durchschnittlich zwei Officiers-Recognoscirungen vorgenommen werden können.

In Folge dessen wird sich während eines Sommers kaum mehr als eine der angegebenen Arten von Übungen gründlich durchführen lassen, so zwar, dass der ganze Gegenstand erst binnen ungefähr drei Jahren erschöpfend behandelt sein wird. Diese Zeit entspricht so ziemlich dem bisherigen Turnus im Garnisonswechsel; mit der neuen Garnison findet man auch neue Gegenden und Anlass zur Wiederholung der Übungen.

Rücksichtlich der Zeiteintheilung bei den Unterofficiers-Übungen muss ein ganz anderer Modus Platz greifen, da bei diesen der im Umfange bedeutend restringirte Gegenstand in einem Jahre durchgeführt sein soll. Es wären somit im Frühjahre und Spätherbst wöchentlich eine Recognoscirungs-Übung, während des Sommers aber je nach Gelegenheit solche Übungen vorzunehmen.

Leitung der Recognoscirungs-Übungen.

Laut bestehender Vorschriften haben die Bataillons-Commandanten die Recognoscirungs-Übungen der Officiere, und die Compagnie-Commandanten jene der Unterofficiere zu leiten.

Es bilden somit die Officiere je eines Bataillons und die Unterofficiere je einer Compagnie die Recognoscirungs-Abtheilungen. Es wird sich jedoch bald die Nothwendigkeit herausstellen, eine weitere Gliederung der Abtheilung vorzunehmen. Die Hauptleute, erfahrener und unterichteter als die subalternen Officiere, werden schneller fortschreiten; die Behandlung des Gegenstandes soll für sie von einem umfassenderen Gesichtspunkte aus geschehen; auch wird es zweckmässig sein, sie ihrer eigentlichen Bestimmung als Instructoren der Compagnien so selten als möglich zu entziehen. Für die Subaltern-Officiere, Stellvertreter und Cadeten würde hingegen ein eingehenderer Unterricht erspriesslich sein. Um diesen Verhältnissen Rechnung zu tragen, wären entweder die Recognoscirungs-Abtheilungen im Regimente ungefähr chargenweise zusammenzustellen, oder es wären die wenigst vorgeschrittenen Officiere, Officiers-Stellvertreter und Cadeten des Regimentes in eine besondere Recognoscirungs-Abtheilung unter Leitung eines älteren Hauptmannes zu ver

einigen.

Ähnliche Umstände werden bei den Unterofficiers- und ChargenschülerAbtheilungen sich geltend machen, wo aber ganz leicht durch die Bestimmung eines Officiers oder Officiers - Stellvertreters als Correpetitor für die schwächeren, einen allmälig fortschreitenden Unterricht bedürfenden Chargen und Chargenschüler abzuhelfen wäre.

Was das Wesen und den Geist der Leitung anbelangt, wurde schon darauf hingewiesen, dass der Erfolg wesentlich, ja grösstentheils von dem Ernste und dem Eifer abhängt, welchen der Leiter an den Tag legt und bei den zu Unterrichtenden zu erwecken versteht. Auch hier vergesse man nicht, dass es überall, wo es sich um positives Lernen handelt, es mögen was immer für Persönlichkeiten in das Verhältniss von Schülern gelangen, eines mehr oder weniger nachhaltigen moralischen Zwanges und Nachdruckes bedarf, damit Tüchtiges geleistet werde.

Materialien, Hilfsmittel etc.

Wie erwähnt, hat sich jeder Recognoscent mit dem nothwendigen Materiale für die Anfertigung von Notizen und des Croquis zu versehen. Für ersteren Zweck eignet sich ein Papierheft, für letzteren ein sogenannter Papierbloc. Bei beiden soll das Papier mindestens im Octavformat und wo möglich rastrirt sein, und zwar jenes des Heftes mit gewöhnlichen Zeilenlinien, jenes des Bloc mit / Zoll, seinerzeit, bei Einführung des Mètre-Masses, mit Centimètre-Quadraten.

Will man hierauf mehr Sorgfalt verwenden, so wäre ein Croquirbloc auf folgende Art herzustellen: Der Bloc selbst wäre auf ein Stück etwas grösseren Pappendeckels derart aufzukleben, dass letzterer auf allen Seiten um ungefähr 1, Zoll vorsteht. Auf diesen Vorstoss wäre mit elastischen Bändern oder Schleifen der Bleistift, das Gummielasticum, ein prismatisches Lineal, auf welchem der Massstab aufgetragen ist, und eine kleine Boussole

zu befestigen. Ja selbst eine Vorrichtung zum Winkelmessen könnte auf der Rückseite des Pappendeckels angebracht werden; nämlich ein Halbkreis mit Gradeintheilung (in der Art eines sogenannten Winkeltransporteurs), in dessen Mittelpunkte ein Seidenfaden mit einem Schrotkorn am freien Ende befestigt ist. An der unteren Fläche des Pappendeckels sind ferner zwei starke Drahtringe als Handhaben (für den Daumen der linken Hand) anzubringen. Der Bloc ist, wenn nicht gearbeitet wird, in einem Futteral von Wachsleinwand zu verwahren.

Einen solchen, so ziemlich mit allen nothwendigen Materialien und Hilfsmitteln ausgestatteten Recognoscirungs-Bloc sollte wenigstens jeder Leiter der Officiers-Recognoscirungs-Abtheilung in Gebrauch nehmen.

Ein vollständig ausgerüsteter Recognoscent hätte also mit sich zu führen: Die betreffenden Karten (Pläne), cin Notizbuch, einen Croquirbloc, einige Papierblätter, Bleistifte, Gummielasticum, ein dreieckiges Lineal, worauf der Massstab angezeigt ist, eine Boussole, ein kleines Sackperspectiv, ein Messer; Bindfaden und Mundleim wird öfters erwünscht sein. Das prismatische Lineal dient öfters als Visirvorrichtung beim Croquiren

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und bei der Orientirung mittels Karten.

Was die Adjustirung anbelangt, ist selbstverständlich die thunlichste Erleichterung zu gewähren, und im bequemsten Anzuge ohne Seitengewehr zur Übung zu gehen; wenn Spazierstöcke benützt werden, so sollen sie eine rundgebogene Handhabe besitzen, um den Stock an den horizontal gebogenen Arm hängen zu können.

Schluss-Bemerkung.

Somit dürfte die Recognoscirung des Terrains als Unterrichtsgegenstand für den Truppen-Officier in den wichtigsten Beziehungen, und namentlich rücksichtlich des praktischen Vorganges bei den Übungen, so ziemlich erschöpfend beleuchtet worden sein, und es soll nur noch Einiges über den Vorbereitenden theoretischen Unterricht und über die durch

den vorliegenden Zweck gebotenen Modificationen desselben erörtert werden.

Für den Unterricht in der Terrainlehre bietet das betreffende Werk Waldstätten's einen Leitfaden vom erwünschten Umfange und einer für unsere Absicht ganz passenden Fassung. Will man in diesem Gegenstande ein Mehreres leisten, so stehen uns die vorzüglichen Werke Wanka's und Etzel's zu Gebote; kurz, in dieser Beziehung bedarf es keiner weiteren Worte.

Anders ist es bezüglich des Unterrichtes in der Kartenkenntniss. Dieser Gegenstand fand bisher leider noch nicht die nöthige Aufmerksamkeit.

Dieser Umstand veranlasste mich, schon im verflossenen Jahre diesen Stoff zum Gegenstand der Besprechung (Broschüre über Karten und Pläne und deren Werth für die k. k. Truppen-Officiere) zu wählen, und bestimmt mich auch jetzt, auf denselben zurückzukommen, um einige ergänzende Bemerkungen beizufügen und schliesslich zu erwähnen, was in dieser Richtung durch den theoretischen Unterricht zu leisten wäre.

Die hohe Wichtigkeit und grosse Bedeutung der Karten für die Kriegsführung glaube ich in der eben erwähnten Schrift zur Genüge dargethan und begründet zu haben. Meine dort ausgesprochenen Ansichten finden auch im französisch-deutschen Kriege ihre Bestätigung. Wie aus Zeitungsnachrichten zu entnehmen war, wurde die deutsche Armee reichlichst mit Karten ausgestattet, und zwar derart, dass jeder Compagnie- (Escadrons-) Commandant mit Specialkarten des deutsch-französischen Kriegsschauplatzes (Anfangs bis Paris reichend) versehen war. Unzweifelhaft hat dieses Hilfsmittel die vorzüglichsten Dienste geleistet; wie hätte sonst der Sicherheits- und Nachrichtendienst in einem fremden, von feindlich gesinnten, ja erbitterten Einwohnern bevölkerten Lande so schwunghaft und mit so ausgezeichnetem Erfolge betrieben, und wie hätten die nie ihr Ziel und ihre Wirkung verfehlenden Umgehungen ausgeführt werden können?

Welcher Werth nun auch bei uns von massgebender Seite auf ein reiches und gutes Kartenmateriale neuester Zeit gelegt wird, und wie sehr man bemüht ist, das bisher Fehlende und Versäumte nachzuholen, zeigt die sehr bedeutende Summe, welche für diesen Zweck in das Budget des KriegsMinisteriums eingestellt wurde. Erwägt man, dass auch unsere technischen Fortschritte in der Erzeugung der Karten sehr belangreich sind, so sind wir vollständig zu der Erwartung berechtigt, es werde in einem Kriegsfalle die Dotirung der Armee mit Kartenmateriale in ähnlicher Weise, wie dies bei der deutschen Armee der Fall war, in's Werk gesetzt, jedenfalls aber dasselbe allen Officieren um einen Minimalpreis zugänglich gemacht werden.

Was nützt aber die reichste Ausrüstung mit Karten, wenn das richtige Verständniss, die Geschicklichkeit in der Verwerthung und überhaupt das Interesse hiefür nicht vorhanden ist?

Ich benütze daher diesen Anlass, um erneuert das Studium des Karten

wesens auf praktischem und theoretischem Wege dringendst zu empfehlen, und füge in letzterer Beziehung folgendes bei:

Der theoretische Theil des bezüglichen Unterrichtes beschränkt sich allerdings hauptsächlich auf die Belehrung über die Darstellung, über die Leistungsfähigkeit mit Rücksicht auf den Massstab etc., aber immerhin kann durch Zimmer-Übungen auch für das praktische Studium bedeutend vorgearbeitet werden, und es wären hiezu einige für die Officiersbesprechung und Vorträge bestimmte Stunden zu benützen.

Es können nämlich ähnliche Aufgaben, wie bei den hier erörterten Übungen im Recognosciren, gestellt, und deren Lösung durch einen der Hörer auf Grund der Specialkarte vorgenommen werden. Hauptsächlich sind Strassenbeschreibungen, Vorpostenaufstellungen, Patrullengänge, seltener Gefechte zu wählen.

Selbstverständlich ist hiebei zu berücksichtigen, dass die Karten, insbesondere für die Gefechtsführung, nur unvollständig die erwünschten Daten liefern werden, dass somit auch die Lösung keine ausführliche sein kann.

Allein die genaue Besichtigung und Beurtheilung wird Anlass geben, die Leistungen der Karten zu prüfen und darüber, sowie überhaupt über das Lesen und über die Anwendung der Karten, die Belehrung zu ertheilen. Hiezu ist das Blatt der Specialkarten der Umgebung des Garnisonsortes zu benützen, welches jeder der Anwesenden zur Hand haben muss, um dem Vortrage genau und mit Nutzen folgen zu können. Doch müssen die vom Garnisonsorte entfernteren, somit weniger bekannten Gegenden, welche das Blatt noch enthält, gewählt werden.

Die Anschaffung des betreffenden Specialkartenblattes kann und soll - bei dem geringen Preise von höchstens 35 kr.- von jedem Officier gefordert werden.

Sollte man in der Lage sein, auch eine grössere Anzahl Exemplare eines General-Kartenblattes benützen zu können, so wären mit Hilfe derselben einige kleinere Aufgaben, als die Wahl und die allgemeine Beschreibung von Marschlinien, dann die flüchtige Charakterisirung eines Landstriches etc. zu lösen.

Zur Erweiterung der Kenntniss und des Verständnisses des Kartenmaterials ist es erforderlich, Specialkartenblätter aus verschiedenen Theilen der Monarchie und wo thunlich solche, welche Darstellungen der Hauptarten der Bodengestaltung, nämlich ebenes, hügeliges, bergiges, Karst- und Hochgebirgsland enthalten, sich zu verschaffen und zu studiren. In grösseren Garnisonen, woselbst sich General-, Militär- und Divisions-Commanden befinden, wird man selbst Kartenwerke der Nachbarländer behufs des Studiums leihweise erhalten können.

Weitere mit Benützung der Specialkarte vorzunehmende, höchst nützliche Übungen sind: das Zeichnen von Querschnitten und das Abnehmen von Skizzen.

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