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Entfernung nach dem Schalle etc. Ein Gleiches gilt hinsichtlich des Abschätzens der Wasser-Geschwindigkeit, der BöschungsGradationen und der relativen Höhen-Dimensionen.

Die abgegebenen Meinungen sind dann durch Messungen, was hinsichtlich der Entfernungen auch auf einem guten Plane geschehen kann, zu verificiren.

Weiters wird bei diesen Übungen die eingehendste Belehrung und praktische Anleitung über den Gebrauch der Special- und Generalkarten und der Pläne vorzunehmen sein. Es ist sich durch fleissige Benützung dieser Hilfsmittel im Lesen der Karten und Pläne, namentlich der Specialkarten, die nothwendige Fertigkeit anzueignen. Die Richtigkeit der Darstellung, so wie das Leistungsvermögen derselben ist durch häufiges Vergleichen mit der Natur zu prüfen.

Nicht weniger wichtig ist die Belehrung über die Art, sich die Geschicklichkeit im Orientiren anzueignen, und wird hiebei über den Gebrauch der Boussole, dann über die Verwerthung der durch die Natur gebotenen Hilfsmittel, als: Standes der Sonne, Bemoosung und Jahresringe der Bäume und überhaupt über Erkennen der Welterseite etc., zu sprechen sein; hierdurch wird der Ortssinn geweckt und geübt. Es wird sich auch der Anlass ergeben, die anderen in speciellen Fällen bei der Recognoscirung nothwendigen Massnahmen zu erörtern, und zwar über die Benützung und Behandlung von Boten; über die Art, durch Befragen von Ortskundigen oder durch Erkundigungen bei den Behörden Nachrichten und von Letzteren eventuell auch Karten oder Mappen zu erhalten; weiters über die Benützung von dominirenden Punkten, als Kirchthürmen etc. zum Ausspähen und um Übersicht über eine Gegend zu gewinnen; über den Gebrauch von Karten bei letzterem Anlasse, und man wird auf diese Art an jene Instructionen anknüpfen, welche im „Felddienst" über das Nachrichtenwesen enthalten sind. Eine oder die andere dieser Excursionen ist dem Unterrichte im Croquiren zu widmen, über welchen Gegenstand später ausführlich gesprochen werden soll.

Wäre der Lehrer geneigt und in der Lage, bei diesen Übungen, wo sich gerade Anlass bietet, geognostische oder landwirthschaftliche Episoden einzuflechten, so wird dies nicht nur höchst nützlich sein, sondern auch wesentlich das Interesse des Unterrichtes vermehren.

Diese Übungen geben weiters Anlass zur Läuterung und Präcisirung der Militärsprache. Es ist daher darauf zu sehen, dass die Bezeichnungen decken und verdecken, dominiren, einsehen, beherrschen, verbinden, trennen; ferner freies, offenes, bedecktes, coupirtes Terrain; Abschnitt im Terrain und Terrain-Abschnitt" und dergleichen mehr vollständig ihrer eigentlichen Bedeutung nach gebraucht werden; ebenso sind die Richtungen stets nach den Weltgegenden, und nur mit Bezug auf fliessende Gewässer durch rechts und links", zu bezeichnen.

Über die Wahl und Eintheilung des Terrains für die Übungen folgen ebenfalls weiter unten allgemeine Betrachtungen.

2. Militärische Beschreibung und taktische Würdigung des Terrains.

Nach einer Reihe von erfolgreich durchgeführten Übungen der eben besprochenen Art ist zu den Übungen in der militärischen Beschreibung und taktischen Würdigung des Terrains im Zusammenhange überzugehen.

Sie haben den speciellen Zweck, die Geschicklichkeit zu erlangen, die einzelnen Theile eines grösseren oder kleineren Terrain-Abschnittes zu einem vollständigen, klaren Bilde zusammenzufassen und die taktische Bedeutung des Einzelnen sowie des Ganzen rasch zu erkennen und richtig zu beurtheilen.

Um den Verhältnissen der Wirklichkeit Rechnung zu tragen, ist auch hier der schon früher angedeutete Vorgang zu beobachten, nämlich zuerst die Übung mit Zuhilfenahme und auf Grund genauer Erforschung und später, bei zunehmender Geschicklichkeit, unter der Annahme vorzunehmen, dass nur ein allgemeiner Überblick oder doch nur die Besichtigung der Hauptpunkte gestattet ist.

Der praktische Vorgang ist hiebei folgender:

Als Lehr-Objecte wähle man in der Umgebung der Garnison:

a) kleine Abschnitte ohne bestimmte taktische Bedeutung, Anfangs in mehr offenem, später in schwierigerem Terrain, und zwar in der Begrenzung, wie dieselben von einem zu wählenden Standpunkte aus gut zu übersehen sind.

b) Marschlinien, also Strecken der wichtigeren Strassen mit ihrem Seiten-Terrain zu beiden Seiten in der Entfernung des KanonenschussErtrages.

c) Terraintheile und Objecte von ausgesprochenem taktischen Charakter, nämlich die Stützpunkte der Gefechtsfelder oder der Vorpostenlinien und des kleinen Krieges, als: Wälder, Baulichkeiten, Ortschaften, Brücken- und Berg-Defiléen, Höhenhaltpunkte, Vor- und Nachhut-Stellungen etc.

Diese Lehr-Objecte sind bei den ersteren derartigen Übungen einer genauen, ge meinschaftlichen Besichtigung zu unterziehen, wobei die Specialkarte zur Hand zu nehmen ist.

(Pläne müssen, da uns dieses Hilfsmittel im Kriege nicht zu Gebote steht, nunmehr ganz ausser Spiel bleiben, oder dürfen doch nur vom Leiter in seltenen Fällen benützt werden.)

Sodann verfügt sich die Recognoscirungs-Abtheilung auf einen thunlichste Übersicht bietenden Punkt, und einer der Recognoscenten wird beaultragt, eine kurze militärische Beschreibung, sowie vom allgemeinen taktischen Gesichtspunkte die Würdigung des betreffenden Abschnittes oder Objectes vorzutragen. Soll aber später eine gleichartige Übung mit Rück

sicht auf ein rasch, nach flüchtigem Überblick abzugebendes Urtheil vorgenommen werden, so verfügt sich die Abtheilung sofort bei Beginn der Übung auf einen solchen Übersichtspunkt, und die genaue Besichtigung erfolgt, insoweit nöthig, nachträglich, um die abgegebene Meinung zu prüfen.

Der Ideengang ist hier derselbe wie bei jeder über irgend einen Gegenstand abzugebenden Kritik. Man wird zuerst die allgemeinen Verhältnisse prüfen, dann auf die Einzelnheiten übergehen und auf Grund dieser Wahrnehmungen das Urtheil abgeben. Nur wird dieser Ideengang so zu sagen anatomisch zergliedert, und dadurch in der Übung auf langsamem systematischem Wege dasjenige erzielt, was später und in Wirklichkeit das Resultat kurzer, oft momentaner Erwägung sein muss.

Die Terrainbeschreibung beginnt sonach mit Darstellung der Lage, Ausdehnung und der Bezeichnung der Hauptlineamente; dann folgt die allgemeine Charakterisirung nach der Bodengestaltung, der Art der Bedeckung und der Wasserlinien, wobei der Einfluss dieser Momente auf die Gangbarkeit, Übersichtlichkeit und auf die Wirkung der Waffen kurz zu berühren kommt.

Wurde so ein allgemeines Bild des Lehrobjectes skizzirt, so geht man auf die Detailbeschreibung über. Bei dieser sind die Einzelnheiten des Terrains in einer durch den Grad der taktischen Bedeutung vorgezeichneten logischen Folgenreihe zu bezeichnen, und ihr militärischer Werth zu erörtern. Auch hier ist, je nachdem der eine oder der andere Terraingegenstand taktisch wichtiger oder von mehr untergeordneler Bedeutung erscheint, derselbe ausführlicher oder kürzer zu behandeln, oder, wenn ganz ohne Einfluss, gänzlich zu übergehen. Nach dieser Directive sind also: Die Unebenheiten des Bodens, die Gewässer, die Bauten, die Terrain bedeckungen und Culturen, endlich das Terrain-Detail successive zu benennen, die militärisch-markante Beschaffenheit hervorzuheben, und so die Basis für die nachfolgende allgemeine taktische Würdigung zu' schaffen.

Bei taktischer Würdigung ist der Einfluss des Terrains auf die verschiedenen kriegerischen Thätigkeiten zu beurtheilen und zu bestimmen.

Der Leiter der Übung wird durch Supposition einer Kriegs-Action oder eines Kriegs-Momentes den Gesichtspunkt bestimmmen, unter welchem der Schüler den betreffenden Abschnitt zu beurtheilen und zu würdigen hat.

Es handelt sich bei dieser Würdigung um keinerlei Detail; es ist vielmehr dahin zu streben, die wichtigsten Momente und markantesten Beziehungen, insbesondere die Vor- und Nachtheile des Terrains, hervorzuheben, sowie die durch diese Verhältnisse gebotenen Massnahmen im Allgemeinen zu erörtern.

Es wäre z. B. ein Flussübergang nach vorgenommener Recognoscirung zu würdigen. Lieutenant A wird beauftragt, den Einfluss dieses Überganges auf den Marsch zu schildern, und zwar wie sich die Marsch

sicherheits-Truppen, dann die Haupt-Colonne, endlich die Nachhut zu benehmen haben.

Sodann wird Oberlieutenant B bestimmt, die Gefechts-Verhält nisse zu erörtern, sei es bei Forcirung des Überganges vom rechten auf das linke Ufer oder umgekehrt. Lieutenant C kann weiters den Einfluss des Überganges und überhaupt der Flusslinie besprechen, wenn in der Nähe gelagert werden soll etc. etc.

Die gründliche und genaue Durchführung einzelner solcher Fälle unter bestimmten Suppositionen ist aber für die im Nachstehenden zu besprechenden Übungen vorzubehalten.

3. Lösung taktischer Aufgaben.

Da diese Übungen die letzte Stufe der Ausbildung in der Recognoscirung des Terrains zum Zwecke der Vorbereitung für die Truppenführung bilden, so muss rücksichtlich der Art, sich Kenntniss und Einsicht über das Terrain zu verschaffen, ganz so zu Werke gegangen werden, wie es in der Wirklichkeit zu geschehen hätte. Die Mittel, deren sich zu bedienen ist, sind: Die Aussendung von Patrullen, deren Stelle einzelne Recognoscenten vertreten, und die eigene Wahrnehmung, in dem Masse als es die Verhältnisse im Ernstfalle gestatten würden; endlich kann auch die Specialkarte zu Rathe gezogen werden.

Im Wesentlichen werden für das Ertheilen und für die Lösung der Aufgaben dieselben Directive massgebend sein, wie für die in den Wintermonaten schriftlich auszuarbeitenden taktischen Themas.

Als Gegenstand der Aufgaben ist wohl hauptsächlich das Gefecht zu wählen, doch dürfen der Sicherheits- und Nachrichtendienst, sowie besondere Unternehmungen, als: Requisitionen, Hinterhalte und Überfälle nicht ganz unberücksichtigt bleiben. Es ist im Voraus, auf Grund einer Karte, eines Planes oder nach der schon erworbenen Localkenntniss, das Terrain für die Aufgabe zu wählen.

Der Leiter der Übung hat die Supposition anzugeben. Wird ein Gefecht geübt, so ist einem der Schüler die Rolle des Vertheidigers, einem anderen jene des Angreifers zuzuweisen, und jedem sind einige der übrigen Schüler zuzutheilen.

Die beiden Parteien haben sich der Hauptsache nach so zu benehmen, als wenn sie die Commandanten, resp. Eingetheilte der sich gegenüberstehenden Truppen wären, daher auch der eine Theil auf einem Umwege an Ort und Stelle zu senden ist. Sind nun die beiden Parteien unter Berücksichtigung der Entwicklung aus der vorhergehenden Lage (aus dem Marsche, der Lagerung) in das Verhältniss des ersten Gefechtsmomentes gelangt, und ist die Recognoscirung durch die Patrullen und durch die Commandanten beendet, so ist die Übung zu unterbrechen. Die Recognoscirungs-Abtheilung hat sich beim Leiter zu sammeln, und die beiden als

Commandanten functionirenden Schüler haben ihre Dispositionen durch die gemachten Wahrnehmungen über das Terrain motivirt vorzutragen, worüber der Leiter der Übung die Kritik und Belehrung bekannt gibt, eventuell in mass voller Discussion die Meinungsverschiedenheiten austragen lässt.

Ein anderes Mal kann nur die Besetzung oder der Angriff einer Stellung, eines Objectes der Gegenstand der Aufgabe sein; immer aber muss ei der vorhergehenden Recognoscirung oder Besichtigung den Verhältnissen der Wirklichkeit volle Rücksicht gezollt werden.

Hat der Officier oder Unter-Officier den bisher erläuterten Übungen mit Lust und Eifer, und dann auch sicher mit Erfolg beigewohnt, so wird er in Bezug der Beurtheilung und Auffassung des Terrains gründlich vorbereitet sein; er kann dann mit vollem Selbstvertrauen den schwierigen Posten als Befehlshaber oder Leiter seiner Untergebenen übernehmen; er wird nicht leicht, selbst durch die eigenthümlichsten Erscheinungen im Terrain, überrascht, sich in allen Lagen rasch zurecht finden und seine ganze Thätigkeit und Aufmerksamkeit der Führung der Truppe, sei es bei den FriedensÜbungen, sei es im Ernstfalle, zuwenden.

Recognoscirungs-Übungen einzelner Officiere behufs Berichterstattung und Anfertigung von Croquis.

Die Übungen dieser Art fallen allerdings hauptsächlich in den Bereich der alljährlich auf Anordnung der Landes-General- und Truppen-Commanden auszuführenden grösseren Recognoscirungen. Allein diesen kann von jedem Bataillon nur ein Officier beigezogen werden, und es bedarf daher einer langen Reihe von Jahren, bis alle oder selbst nur die strebsameren Officiere daran Theil genommen haben.

Es ist daher höchst zweckmässig, einige solche Übungen auch in der Umgebung des Garnisons-Ortes, theils als Vorbereitung für die grossen Recognoscirungen, theils um rascher eine grössere Zahl von selbständigen Recognoscenten heranzubilden, insbesondere aber, um dem Officier Gelegenheit zur Übung im Croquiren zu geben, vorzunehmen.

Der Stoff zu den bezüglichen Aufgaben ist wieder aus der Praxis des Krieges zu wählen, und es sind hauptsächlich solche Fälle zu üben, welche in der Wirklichkeit am häufigsten vorkommen; davon sind:

Recognoscirung von Communicationen, entweder ausschliesslich behufs ihrer Benützung als Marschlinien, oder um auch die weiteren militärischen Verhältnisse, als: Lagerplätze, Unterkünfte, Ressourcen kennen zu lernen.

Ferner Recognoscirung von taktisch wichtigen Abschnitten oder einzelnen Objecten, wie solche bei der Besprechung der Übungen in der railitärischen Beschreibung und taktischen Würdigung bezeichnet wurden.

Endlich wäre auch die Überprüfung und Rectificirung von Plänen und Karten nach der Natur (die sogenannte Reambulirung) zu üben.

Österr. militär. Zeitschrift. 1871. (1. Bd.)

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