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„Um diese numerische Überlegenheit auszugleichen, hätten die Franzosen durch eine äusserst schnelle Bewegung den Rhein überschreiten, Süddeutschland vom Nordbund trennen und durch den Eclat eines ersten Erfolges Österreich und Italien sich zu Verbündeten machen müssen."

"Wenn es gelang, die Verbindung der süddeutschen Armeen mit den norddeutschen zu verhindern, so war die preussische Armee um 200.000 Mann schwächer, und so das Missverhältniss in der Zahl der Streitbaren vermindert. Wenn Österreich und Italien gemeinschaftliche Sache mit Frankreich machten, so stellte sich die Überlegenheit der Zahl zu dessen Gunsten beraus."

„Der Feldzugsplan des Kaisers, welchen dieser in Paris nur den Marschällen Mac Mahon und Leboeuf anvertraute, bestand darin, 150.000 Mann in Metz, 100.000 Mann in Strassburg und 50.000 Mann im Lager von Chalons zu vereinigen."

„Die Concentration der beiden ersten Armeen, die eine an der Saar, die andere am Rhein - enthüllte keineswegs den Kriegsplan, denn der Feind blieb in Ungewissheit, ob der Angriff gegen die Rhein-Provinzen oder das Grossherzogthum Baden unternommen werden würde."

„Sobald diese Massen an den bezeichneten Punkten concentrirt gewesen wären, wollte der Kaiser die Armeen von Strassburg und Metz vereinigen, an der Spitze von 250.000 Mann Streitbaren den Rhein bei Maxau überschreiten und Rastatt rechts, sowie Germersheim links liegen lassen. Einmal jenseits (am rechten Ufer) des Rheins, hätte er die Südstaaten gezwungen, thre Neutralität zu bewahren und wäre den Preussen entgegengerückt. Während diese Bewegung sich vollzog, sollten die 50.000 Mann, welche sich im Lager von Châlons unter dem Befehle des Marschalls Canrobert geSammelt hatten, ihren Marsch auf Metz richten, um den Rücken der Armee zu decken und die nordwestliche Grenze zu bewachen. Die zu gleicher Zeit im baltischen Meere kreuzende französische Flotte hätte im Norden Preussens einen Theil der feindlichen Streitmacht zur Vertheidigung der mit einer Ausschiffung bedrohten Küsten zurückgehalten und immobil gemacht."

Dieser Plan hatte nur dann eine Möglichkeit des Erfolges, wenn der Feind an Geschwindigkeit überflügelt wurde. Zu diesem Zwecke musste man in wenigen Tagen auf bestimmten Punkten nicht allein die gegebene Anzahl Soldaten versammeln, sondern auch das nothwendige Kriegsmaterial, wie Wagen, Train, Artillerieparks, Pontons, Kanonenschaluppen, um den Übergang über den Rhein zu schützen, endlich die unablässige Verproviantirung mit Schiffszwieback, um eine zahlreiche Armee zu ernähren, welche vereint marschirt."

Der Kaiser schmeichelte sich, dieses Resultat erreichen zu können, und das war sein Irrthum, da alle Welt in der Illusion lebte, dass eine Concentration von so viel Menschen, Pferden und Kriegsmaterial durch die Eisenbahnen mit der nothwendigen Ordnung und Präcision geschehen könne,

ohne dass Alles schon lange im Voraus von einer vorsorgenden Verwaltu regulirt worden sei."

„Die Hauptursache unserer Verzögerung lag in den Fehlern der r litärischen Organisation Frankreichs, wie dieselbe s 50 Jahren schon existirt, und die sich von den ersten Augenblick an schon zeigten etc."

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„Als der Kaiser am 28. Juli in Metz ankam, begann er zu fürcht dass unüberwindliche Hindernisse alle seine Pläne vereiteln würden." „Anstatt 150.000 Mann zählte die Armee von Metz nur 100.000 Ma die Armee von Strassburg 40.000 Mann anstatt 100.000 Mann, und Corps des Marschalls Canrobert hatte noch eine Division in Paris und e andere in Soissons; seine Artillerie sowie seine Cavallerie waren gleicht. noch nicht feldbereit. Mehr noch keine einzige der Armeen war vollstän mit denjenigen Gegenständen ausgerüstet, welche nothwendig sind, um Operationen zu eröffnen etc."

Die kriegführenden Mächte stellten folgende Streitkräfte auf:

Franzosen:

1. Armee-Corps Marschall Mac Mahon 52 Bat. 28 Esc. 17 Batt. =

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Garde-Corps: Div.-General Bourbaki. 24 24

1. Res.-Cav.-Div.: Div. -General Barail

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21 21 21

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Allgemeine Artillerie-Reserve der Armee

General Canu.

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Zusammen 332 Bat. 208 Esc. 151 Ball. 906

Die französische Operationsarmee war also aus acht Armee-Corps u drei Reserve-Cavallerie-Divisionen zusammengesetzt. Jedes Armee-Co zählte vier oder drei Infanterie-Divisionen zu zwei Brigaden à sechs o sieben, gleich zwölf und dreizehn Bataillons, worunter ein Jäger-Batail (die von Marschällen befehligten Corps hatten vier, die von Divisions-Gene len commandirten Corps zwei Infanterie-Divisionen), drei Batterien, wov eine Mitrailleusen-Batterie, ferner eine Cavallerie-Division zu zwei oder d Brigaden à zwei Regimenter von vier Escadrons, endlich eine Corps-Ar lerie-Reserve zu sechs oder acht Batterien. Jeder Infanterie-Division eine Genie-Compagnie, jedem Armee-Corps zwei Genie-Compagnien Reserve beigegeben. Unter den 151 Batterien der Armee befanden s

129 Rohr-Batterien oder 774 Geschütze, dann 22 Mitrailleusen-Batterien oder 132 Geschütze.

Anfangs August besassen die Compagnien eine geringe Stärke und überschritten nirgends den Etat von 80 bis 100 Mann, die Escadronen nicht jenen von 100 bis 120 Pferden. Die Artillerie war vollständig und ausgezeichnet bespannt. Die Regimenter, welche Ende Juli den Stand von 1500 Mann (500 Mann per Bataillon) einnahmen, ergänzten sich in der ersten Hälfte des August auf 1800 bis 2000 Mann. Bis zum 6. August, dem Schlachttage von Worth und Spicheren, erreichte die Gesammtstärke der aus dem 1., 2., 3., 4., 5. Armee- und Garde-Corps, dann den drei, Reserve-Cavallerie-Divisionen formirten Rhein-Armee, welche zwischen Thionville, Metz, Saarbrück, Bitsch und Strassburg strategisch aufmarschirt stand, 160.000 Mann streitbar 1).

Frankreich und Preussen waren bei ihren Combinationen behufs Mobilmachung und Concentrirung der Streitkräfte von verschiedenen Standpunkten ausgegangen. Die Franzosen schoben nämlich ihre Corps auf dem Friedensfusse, die Preussen die ihrigen auf dem vollen Kriegsfusse vollkommen operationsbereit und schlagfertig an die Grenze als Aufstellungsfronte, so dass jede Abtheilung gleich nach ihrer Auswaggonirung in die Action eintreten konnte.

Die französische Armee war mit ausserordentlicher Raschheit auf dem Kriegstheater versammelt worden. Auf den Linien der Ostbahn Paris-MetzStrassburg einerseits und Basel-Strassburg andererseits wurden allein in den letzten zehn Tagen des Monats Juli 232.000 Mann, 50.000 Pferde und 400 Geschütze befördert. Unter den Pferden gehörten 25.000 Stück der Cavallerie an.

Das 1. Corps Mac Mahon, bestehend aus den Truppen von Africa und Ost-Frankreich, traf am 25. Juni bei Strassburg, das 2. Corps Frossard mit den Truppen des Lagers von Châlons am 20. bei St. Avold, das 3. Corps Bazaine mit der Armee von Paris und der Division von Metz am 22. bei Metz, das 4. Corps Ladmirault mit den Truppen aus Nord-Frankreich am 21. bei Thionville, das 5. Corps de Failly mit den Divisionen der Armee von Lyon am 20. bei Bitsch und Pfalzburg ein; das 6. Corps Canrobert mit den Truppen aus West- und Mittel-Frankreich stand am 25. mit zwei Divisionen im Lager von Châlons, mit einer Division in Paris und mit einer Division in Soissons; das 7. Corps Douay mit den Truppen aus dem südöstlichen Frankreich cantonnirte am 25. mit zwei Divisionen bei Belfort und Colmar, mit einer Division in Lyon, das Garde-Corps am 22. bei Nancy, die erste ReserveCavallerie-Division am 1. August ebenfalls bei Nancy, die beiden andern Reserve-Cavallerie-Divisionen wie die Artillerie-Reserve waren Ende Juli noch in der Bildung begriffen).

1) Nach dem Werke: „Die Kriegsmacht des norddeutschen Bundes und Frankreichs Anfangs 1870" betrug die Sollstärke der französischen Armee 725.000 Mann, einschliesslich der Urlauber und Reservisten.

2) Über die Ordre de bataille, Organisation und Aufstellung der französischen Armee siehe die Werke: „Journal d'un officier de l'armée du Rhin“ und „La Campagne de 1870 jusqu'au 1er Septembre par un officier de l'armée du Rhin."

So schnell diese Armee auch an der Grenze vereinigt stand, so sehr befand sie sich in einer grossen Deroute, ohne Ambulanzen, Cassen, Lebensmittel, Train etc.

Bis 1. August bekam der Mann einen Franc täglich und musste sich selbst beköstigen. Von da ab trat bei der Armee erst die Etappen- oder FeldVerpflegung ein.

Unter Andern telegraphirten nach Paris an das Kriegs-Ministerium: General Failly am 18. Juli aus Bitsch: „Ich bin mit 17 InfanterieBataillons hier, Schicken Sie uns Geld, um die Truppen zu erhalten.“

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General-Intendant Blondeau am 20. Juli aus Metz: „Es ist hier weder Zucker noch Caffee, noch Reis, wenig Speck und Bisquit."

General Frossard am 21. Juli aus St. Avold: „Es mangeln uns Karten von der französischen Grenze."

General Michel am 21. Juli aus Belfort; „Ich bin hier angekommen und habe weder meine Brigade noch den Divisions-General gefunden."

General Ladmirault am 24. Juli aus Thionville: „Das 4. Corps hat noch immer weder Cantinen, noch Ambulanzen, noch Gepäckwagen für die Abtheilungen."

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Der Intendant des 3. Corps am 24. Juli aus Metz: Das 3. Corps verJässt Morgen Metz. Ich habe weder Krankenwärter, noch Verwaltungspersonal, noch Ambulanzwagen, noch Feldöfen und Fuhrwerke."

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Der General-Intendant am 26. Juli aus Metz: Mit den 120.000 Mann sind nur 38 neue Bäcker angekommen; die Truppen verzehren daher, da keine Broterzeugung möglich, den Bisquit, welcher als Reserve dienen soll."

Der Kriegsminister an den Intendanten der Garde in Metz am 26. Juli: "Wie viele Führer und Wagen haben Sie verloren ?"

Der Commandant des Artillerie-Parks vom 3. Corps am 27. August aus Metz: „Die Geschützmunition kommt noch immer nicht an."

Der Vice Admiral, Ober-Commandant der Marine am 27. Juli aus Brest: Hier sind keine Seekarten der Nordsee und des baltischen Meeres vorhanden."

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Der General-Intendant am 27. Juli aus Metz: „Das 1. Corps besitzt weder einen Unter-Intendanten, noch Trainsoldaten, noch Verwaltungspersonal.“

Der Major-General (Marschall Leboeuf) am 27. Juli aus Metz: „Die Detachements, welche zur Armee stossen, kommen noch immer ohne Patronen und ohne Feldausrüstung an."

Der Intendant des 1. Corps am 28. aus Strassburg: „Das Corps soll vorrücken, hat aber bisher weder Trainsoldaten noch Verwaltungsbeamte bekommen."

Der Major-General am 29. aus Metz: „Es fehlt hier an Zwieback, um Vormarschiren zu können. General Failly fordert dringend Lagervorräthe, Zelte, Decken, Feldflaschen, Soldatennäpfe."

Der Intendant des 7. Corps am 4. August aus Belfort: „Das Corps hat

keine Krankenwärter, kein Arbeitspersonal, keine Fuhrwerke; die Truppen gehen vor."

Marschall Canrobert am 4. August aus Châlons: „Für die 20 Batterien des 6. Corps ist nur ein Thier-Arzt präsent."

Der Intendant des 6. Corps am 8. August aus Châlons: „Ich soll 400.000 Rationen Zwieback und andere Lebensmittel an die Rhein-Armee abgeben, besitze aber mit Ausnahme von Zucker und Caffee keine einzige Ration."

Der Befehlshaber der 8. Division am 10. August aus Lyon: „Die Bevölkerung kann sich den Überfluss an Truppen in Lyon in diesem Augenblicke (nach Wörth und Spicheren) nicht erklären. Der Commandant des 7. Corps wünscht meine Gegenwart, und ich bitte, mit der 3. Division, die ich befehlige, zu ihm stossen zu dürfen."

Marschall Canrobert am 10. August aus Châlons: „Ich habe noch immer kein Kochgeschirr, weder Lagersäcke, noch Hemden, noch auch Schuhwerk genug 1).“

Preussen:

Die Preussen hatten die deutschen Streitkräfte in drei Armeen getheilt,

und zwar:

I. Armee G. d. I. von Steinmetz:

1. Armee-Corps G. d. C. v. Manteuffel

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25 Bat. 8 Esc.

84 Gesch.

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75 Bat. 64 Esc. 270 Gesch.

II. Armee G. d. C. Prinz Friedrich Carl von Preussen:

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G. d. I. v. Voigts-Rhetz
(königl. sächsisches) G. d. I.
Kronprinz von Sachsen

Garde-Corps G. d. C. Prinz von Württemberg 29 32 5. Cavallerie-Division GL. v. Rheinbaben

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1) Actenstücke, aus den geheimen Papieren des Kaisers Napoleon III. hervorgezogen und von der Pariser Regierung publicirt.

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