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Einladung zur Pränumeration auf den (XII.)

Jahrgang 1871

der österreichischen militärischen Zeitschrift.

Die Zeitschrift erscheint im Jahre 1871 in 12 Heften zu 6 bis 10 Bogen, ausg stattet mit zahlreichen Karten und Plänen.

PROGRAMM:

Das Interesse, welches der Krieg 1870 und die Mahnung an die endliche Lösung der orient. lischen Frage in militärischen Kreisen erwecken muss, stellt der Zeitschrift das Programm pro 181 von selbst, und es bedarf nicht erst eines speciellen Hinweises, dass der Jahrgang 1871 des anrege den Stoffes mehr bieten wird als irgend einer der vorhergegangenen.

Die blutigen Lehren der Geschichte, indem sie den pflichttreuen Officier zum steten Studiu mahnen, sichern die Verbreitung der Zeitschrift und dadurch das ehrenvolle Weiterbestehen derselbe

Der Krieg 1870,

u. z. nicht nur die Schilderung von Schlachten, sondern auch die Besprechung und Erledigung de noch schwebenden Fragen bezüglich des modernen Infanterie-Gefechtes, des Werthes and dVerwendung der Cavalierie und Artillerie, der Mitrailleusen, der Rolle der Festungen des Festungskrieges, des Signalwesens etc. stehen an der Spitze des Programmes.

Daran reiht sich, gleiches Interesse verlangend, die Besprechung der Organisation und Kampr weise der bei Lösung des

orientalischen Conflictes

zunächst betheiligten Mächte und des muthmasslichen Kriegsschauplatzes. Vorschläge und Mittel zur

Hebung der Wehrkraft der Monarchie,

dann Alles, was die specielle

Fachbildung des Officiers

zu fördern geeignet ist, wird bereitwillig Aufnahme finden, und die Redaction wird es sich zur beson deren Aufgabe machen, jungen Officieren, welche eine schriftstellerische Laufbahn beginnen wollen aber die ersten schwierigen Schritte hinwegzuhelfen.

Die Zeitschrift wird sich stofflich wie folgt gliedern:

1. Original-Aufsätze nach dem bisherigen Programme mit Berücksichtigung des Vore: wähnten. Es sollen dabei, ohne die Zeitschrift des wissenschaftlichen Charakters zu entkleiden, doch auch jene Aufsätze, welche dem Officiere direot und unmittelbar Brauchbares geben, meb berücksichtigt und die abstract gehaltenen Artikel, welche nur bei einem geringen Kreis von Gelehrter Interesse erwecken, auf das richtige Mass zurückgeführt werden.

Der Besprechung der dem hohen wie dem niedern Officier gleich wichtigen Details der Taktil. insbesondere der Localgefechte, des Felddienstes und des nun von höchster Wichtigkeit gewordenen Schiesswesens etc. soll der gehörige Raum geschenkt werden.

II. Technologische Revue. Durch diese soll der Leser in einer dem allgemeinen Be dürfnisse entsprechenden Kürze Alles erfahren, was im Gebiete des Gewehr-, Geschütz- und Genie Wesens sowie der Verpflegung und Ausrüstung, soferne es die Technik betrifft, in der Welt vorgeht III. Literarische Revue.

a) Ausserösterreichische Zeitschriften. Alle militärischen Journale sollen in den Kreis der Besprechung gezogen, und die interessanten Aufsätze in mehr oder minder vollständigem Auszuge wiedergegeben werden, so dass dem Leser Nichts entgeht, was die periodischen Blätter an derer Armeen bringen.

6) Bücher und Karten. In dieser Beziehung werden wir nicht nur vollständig, sot dern auch streng sein und, den Leser vor unnützen Ausgaben wahrend, kein Werk empfehlen, wel ebes es nicht veraient.

Die Publication des Feldzuges 1864 wird in diesem Jahre beendet; um den zuwachsendeu Lesern jedoch kein Stückwerk in die Hand zu geben, liefern wir Jedem neu eintretenden Abon nenten die 16 ersten Bogen des Feldzuges 1864 in Schleswig-Holstein gratis.

Um die Theilnahme an der Mitarbeit immer reger zu machen, wird das Honorar auf 40 8. per Druckbogen erhöht.

Schliesslich erwähnen wir, dass die Redaction in die günstige Lage versetzt ist, auf die aus giebigste Unterstützung jeglicher Art von Seite des Reichs-Kriegs-Ministeriums rechne zu dürfen, daher die Zeitschrift nach jeder Richtung hin in der Lage ist, die wissenschaftliche Ehre der Armee im Auslande zu vertreten und sich von keinem andern Fachblatte überbieten zu lassen.

In den 11 Jahrgängen 1860-70 erhielten die Leser 1325 Bogen Text, 775 Karten, Pläne und Holzschnitte, darunter die vollständigen Geschichten des Feldzuges 1866, 1859, 1809, 1796, 1792, 1793. dann in Abyssinien und Marocco, endlich die Grundsätze der Strategie von Erzherzog Carl.

Wir bitten, die Pränumerations-Listen geneigtest circuliren zu lassen und ehestens rücksenden zu wollen, und machen besonders aufmerksam, dass die bisherigen Herren Abonnenten, welche nicht ausdrücklich absagen, behufs Feststellung der Auflage, wie allgemein üblich, auch pro 1871 als solche betrachtet werden. Redaction.

Der Krieg 1870–71.

Skizze der Kriegsoperationen bis zum 18. August

und

Die Schlacht bei Gravelotte (Amanvillers).

(Mit einem Schlachtplane Tafel Nr. 7.)

Einleitung.

Die Zeit ist noch nicht gekommen, die Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870-71 in ihrem vollen Umfange zu schreiben, weil weder die Acten von beiden Seiten geschlossen und spruchreif geworden, noch der Zusammenhang der Ereignisse und Operationen hinlänglich aufgeklärt und bekannt ist. Dennoch lassen sich aus dem bisher veröffentlichten Geschichtsmaterial jetzt schon Episoden und Einzelhandlungen zum Gegenstande von Darstellungen machen, welche das gewaltige Ringen zweier mächtigen und gleich tapfern Armeen beleuchten.

In dem Kriege von 1870-71 nimmt die Schlacht bei Gravelotte, wie sie die Deutschen nennen, oder bei Amanvillers, wie sie von den Franzosen benannt wird, sowohl in strategischer als taktischer Beziehung die erste Stelle ein. Überhaupt ist dieser blutige Zusammenstoss, in welchem 400,000 Mann sich gegenseitig den Sieg bestritten, einer der gewaltigsten und blutigsten Waffenkämpfe des Jahrhunderts gewesen, sowohl in Anbetracht der daran betheiligten Massen, als der dabei erlittenen Verluste, welche auf deutscher Seite fast das Doppelte von jenen betragen, welche sie bei Königgrätz hatten. Nach der bei Gravelotte gegebenen Hauptentscheidung, die eine Wendung der Geschicke im Grossen in sich schloss, da sie sich zwei Monate später in eine beispiellose Katastrophe verwandelte, war Frankreich militärisch so gut wie niedergeworfen.

Fast die ganze Armee mit Ausnahme der von Mac Mahon aus dem Blutbade von Wörth nach Châlons geretteten Trümmer wurde nach der Action vom 18. August in dem verschanzten Lager von Metz eingeschlossen und gieng hiedurch für die Vertheidigung des vaterländischen Bodens verloren. Alle Formationen, die Frankreich seit Gravelotte aufbrachte und in's Feld stellte, waren nur unförmliche Heer-Haufen, dann lose und unfertige Gebilde ohne moralische Cohäsion. Die bei Metz festgebannte und in der Folge zur Waffenstreckung gezwungene Rheinarmee bildete allein den Kern und Crystallisationspunkt des militärischen Frankreich, während die andern, aus Recruten, Invaliden und Marinesoldaten zusammengesetzten Heere Österr. militär. Zeitschrift. 1871. (1. Bd.)

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Improvisationen und durch die Natur der Verhältnisse aufgedrungene Nothwendigkeiten darstellten.

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Dies begriff denn auch ganz Frankreich so gut, dass es ohne lange Besinnung und viele Umschweife ein Heer die Armee von Châlons einsetzte und sich kopfüber in den Kampf stürzte, um die bei Metz blokirten Streitkräfte zu befreien. Als endlich die Mac Mahon'sche Armee in dem Schiffbruche bei Sedan untergieng, stand das Land wehrlos und ohnmächtig da, dem Feinde auf Gnade und Ungnade preisgegeben. Was nach der Katastrophe von Sedan und der Capitulation von Metz in Aufbringung der Streitmittel, Wehrhaftmachung des Volkes und Verstärkung der Widerstandskraft unternommen und geleistet wurde, trägt das Gepräge der Unfertigkeit und zeigt die Kraftversuche abweichender Willensäusserungen. Das Aufflackern des Patriotismus, das Aufraffen des Landes und der Appell an die revolutionären Leidenschaften, wie es die längst erloschenen und der Vergessenheit verfallenen Traditionen wollten, entbehrten aller Nachhaltigkeit und wurden nur von Wenigen beachtet; es war mit Einem Worte eine letzte verzweifelte Kraftanstrengung, die von Führern ausgegangen, von den Massen weder begriffen noch getheilt war und daher ohne Energie, Halt, Plan und Ziel verlief. Selbst Trochu's improvisirte Vertheidigung von Paris war eine Episode in dem zweiten Acte des grossen Dramas, ein Wechsel der Decoration, hinter dem sich das Haschen nach Popularität und das vergebliche Ringen nach Unsterblichkeit verbarg; aber sie war nicht der Ausfluss einer Überzeugung, dass damit dem unabwendbaren Verhängniss Einhalt geboten, oder dass dasselbe gar gemeistert werden würde. Die von der Regierung der Landesvertheidigung für die Fortsetzung des Krieges künstlich erzeugte und genährte Begeisterung des Landes führte aus dem Grunde zu keinem Erfolge, weil mit der Entwaffnung und Gefangennehmung der Armeen von Sedan und Metz das militärische Frankreich abdicirte und zu Grunde gieng, und das bürgerliche an dessen Stelle die Zügel der Gewalt ergriff. Das Kaiserreich kämpfte den Krieg bis Sedan, die Republik von Sedan bis zur Capitulation von Paris und zum Übertritt der Armee Bourbaki's in die Schweiz.

Ursachen der französischen Niederlagen.

So lange keine hinlänglich genaue und vollständige Kenntniss der Situation vorliegt, um sich über dieselbe mit völliger Klarheit anssprechen zu können, so lange kann auch darüber kein richtiges Urtheil gefällt werden. Aus zufälligen Umständen zusammengetragene Deductionen, die einen Rechtfertigungsgrund für eine bestimmte Tendenz bieten sollen, erweisen sich in gleichem Grade verführerisch und gefährlich. Das Gesetzbuch, nach welchem die Weltgeschichte als Weltgericht die grossen Rechtsstreite der Völker und Reiche endgiltig entscheidet, liegt nirgends in leicht anwendbaren, casuistischen Formen niedergeschrieben. Wir stehen noch zu sehr unter dem ver

nichtenden Schlage der welterschütternden Ereignisse, als dass wir den richtigen Massstab zur Beurtheilung des Krieges und seines unheilvollen Ausganges für Frankreich jetzt schon gewinnen könnten. Dennoch lassen sich die Niederlagen der französischen Heere auf einige Ursachen zurückführen, die Niemanden verborgen blieben, weil sie eben allgemein waren.

Seit der ersten Republik nahmen die Zersplitterung, die Auflösung aller Gedankenbande, der Particularismus, das Erlöschen alles Gemeingeistes etc. in Frankreich so sehr überhand, dass der moralische Tod des Volkes sich einstellen musste. Der Cultus der materiellen Interessen, des Eigennutzes, des Geldes prädominirte aller Orten und bereitete den Zustand von 1870-71 vor. Nur in der Armee gab es noch ein gewaltiges Nationalbewusstsein. Unter die Fahnen und Adler hatten sich jene Hochgefühle hingeflüchtet, die der regierende Industrialismus und Börsialismus vertrieb und verhöhnte; dort blühte noch die genügsame Bürgertugend, die unerschrockene Liebe für Grossthat und Ehre, die der Entflammung fähige Begeisterung; dort war allein ein angewohnter Gehorsam für die Autorität und damit eine bewaffnete Einheit zu finden, während sonst überall Zwietracht und Fäulniss herrschte. Bei dem eclatanten Sicg des nüchternsten und härtesten Geldmaterialismus in Frankreich musste das Land ohne die Armee wehr- und schutzlos bleiben und eine Beute der Leidenschaften und Umtriebe werden. Hierin beruht die Hauptursache der neuesten deutschen Siege und der französischen Niederlagen.

In Frankreich beschäftigten das Staatsoberhaupt vorzugsweise die Staatsgeschäfte. Die Wiederherstellung der tief erschütterten Autorität des Staates, die Zurückführung zur Achtung vor dem Gesetze, die Sicherung des öffentlichen Rechtszustandes gegen eine Anarchie, welche die öffentlichen Verhältnisse ergriffen hatte, und gegen einen Trotz und eine Auflehnung, welche die Sicherheit des Staates bedrohte etc., absorbirte die ganze Thätigkeit des obersten Trägers der Gewalt und liess ihm wenig Zeit übrig, sich den Armeeund Kriegsangelegenheiten besonders zu widmen. Die Napoleon'schen Prinzen trieben Politik, strebten nach oratorischem und parlamentarischem Ruhm und entfremdeten sich hiedurch der Armee gänzlich. Es blieben also nur die Generale übrig, welche Beruf, Stellung und Pflicht mit der bewaffneten Macht innig verband, und unter diesen war es insbesondere der Kriegsminister, welcher fast die Machtvollkommenheit des obersten Kriegsherrn in seiner Person vereinigte, von dessen Wahl das Wohl und Wehe des Heeres und damit des Staates abhieng. So wurde thatsächlich die französische Armee seit Jahren viel mehr nach den vom gesetzgebenden Körper votirten Budgetsummen und den daran geknüpften Anträgen administrirt, als sie in der eigentlichen Bedeutung des Wortes befehligt ward.

In Preussen fand ein Entgegengesetztes Statt. Der König überliess die Leitung der Staatsangelegenheiten den verantwortlichen Räthen der Krone und widmete sich fast ausschliesslich den Bedürfnissen und Interessen des Heeres, um daraus ein tüchtiges und solides Instrument für die preussi

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