Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

unter der Voraussetzung möglich, dass es einer preussischen Escadre gelang, zu diesem Zwecke hier zu erscheinen und die Überfahrt zu bewerkstelligen. Dies war jedoch nicht wahrscheinlich; wenn sich auch die preussische Escadre hier einfand, so zog sie jedenfalls das Gros der in der Nordsee befindlichen dänischen Flotte nach sich, die dann die Überfahrt mit Leichtigkeit verhindern konnte.

Bei einer Landung südlich von Sonderburg lagen auch die Cantonnements der dänischen Reserve-Division so nahe an der Küste, um, wenn selbst die Überfahrt gelang, das Festsetzen an der Küste leicht vereiteln zu können. Diese Operation hatte daher wenig Chancen für sich.

2. Konnte der Übergang über den im Allgemeinen 1000-1100 Schritte breiten Alsener Sund ausgeführt werden. Je weiter von Sonderburg die Übergangsstelle gewählt wurde, um so zweckmässiger musste dies erscheinen. Der nördlichste Punkt des Sundes war aber nur eine Meile von Sonderburg und Uekebüll entfernt, und die dänischen Reserven, zwei bis drei Brigaden, konnten daher von hier binnen zwei bis drei Stunden leicht dahin geworfen werden, um die preussischen Truppen, von welch letzteren mit allen zu Gebote stehenden Übergangsmitteln nicht mehr als höchstens drei schwache Bataillons auf ein Mal übersetzt werden konnten, zurückzudrängen.

Diese Gefahr bestand nicht, wenn

3. der Übergang über den Alsener Fjord ungefähr bei Ballegaard geschah, wo der gewöhnliche Verkehr des Nordens der Insel mit dem Festlande stattfand.

Während sämmtliche Übergangsstellen am Sunde von dänischen Batterien beherrscht waren und gut bewacht werden konnten, war die Küste gegenüber von Ballegaard offen und kaum bewacht, und eine Überschiffung dieses Fjords schien daher am leichtesten thunlich. Der Umstand, dass dieser Fjord über Meile breit und auch durch einige theils in der Stegwig'er Bucht, theils im Augustenburger Fjord liegende kleinere dänische Kriegsschiffe bewacht war, ward dadurch, dass die dänische Armee an dieser Übergangsstelle kaum einen Widerstand leisten konnte, aufgewogen.

Die Kriegsschiffe konnten durch Küstenbatterien entfernt gehalten, die grösseren Schwierigkeiten der Überschiffung durch vermehrte Mittel und verdoppelte Anstrengung überwunden werden.

Prinz Friedrich Carl entschloss sich daher, bei Ballegaard den Übergang auszuführen. Dabei sollten jedoch die Arbeiten gegen Düppel nicht ganz aufgegeben werden.

Man wollte die erste Parallele errichten, schweres Geschütz in dieselbe einführen und, während dasselbe gegen die feindliche Position donnerte und die dänischen Streitkräfte daselbst in Schach hielt, den Übergang führen.

aus

Der Zeitpunkt des Überganges sollte jedoch von dem Eintreffen der Verstärkungen abhängen, die Prinz Friedrich Carl unter allen Umständen glaubte für sein Armee-Corps fordern zu müssen.

Um mit Sicherheit einen Erfolg erwarten zu können, sei es bei dem directen Sturm auf die Düppeler Position, sei es bei der Bekämpfung des Feindes auf dem Wege der Umgehung, hielt der Prinz die Verstärkung seines Corps für unerlässlich.

Noch in der ersten Hälfte des Monats März sandte Prinz Friedrich Carl seinen Generalstabs-Chef Obersten v. Blumenthal in das ArmeeHauptquartier ab, um sein neues Angriffsproject, so wie die Bitte um die Verstärkung seines Corps dem Feldmarschall zur Genehmigung vorzulegen.

Der Feldmarschall hatte damals den Versuch gegen Fridericia im Auge, glaubte seine Kräfte in Jütland nicht schwächen zu dürfen und gab, wie schon früher erwähnt wurde, um den Forderungen des Prinzen gerecht zu werden, am 15. März dem in Holstein commandirenden Gl. v. Tümpling den Auftrag, das Leib-Grenadierregiment Nr. 8 und das pos. InfanterieRegiment Nr. 18 unter Befehl des GM. Raven augenblicklich nach dem Sundewitt in Marsch zu setzen. Gleichzeitig erhielt der österreichische Brückentrain, auf dessen Verwendung Prinz Friedrich Carl bei dem Übergange nach Alsen reflectirte, den Befehl, am 22. März in Hostrup (südlich von Apenrade) zur Disposition des I. Corps-Commando's einzutreffen.

Die obenerwähnten preussischen Bataillone langten, schon zwischen dem 18. und 21. März in Gravenstein, Ekensund und Rinkenis an und übernahmen am 22. die Aufstellung der Brigade Roeder in Dorf Düppel und auch die Vorposten-Stellung der Brigade Canstein bei Frydendal.

Die Brigade Roeder ging in rückwärtige Quartiere ab, um sich von ihrem in erster Linie geleisteten eiltägigen, anstrengenden Dienste zu erholen.

Da das bisher in Flensburg gestandene Bataillon des 55. Regiments und jenes, welches in Apenrade als Besatzung gestanden, gleichfalls mittlerWeile beim Gros wieder eingerückt waren, so zählte das Armee-Corps des Prinzen nun 32 Bataillons.

Die Dänen zählten jedoch zur Zeit mit Einschluss des von Kopenhagen in Sonderburg eingetroffenen Garde-Bataillons 25 Bataillons, und das gegenseitige Stärke-Verhältniss war daher für das preussische Corps, welches bei seiner beabsichtigten Unternehmung sich nothwendig theilen musste, noch immer kein günstiges zu nennen. Prinz Friedrich Carl betrieb daher die weitere Verstärkung seines Armee-Corps und, wie wir schon früher erwähnt haben, mit dem besten Erfolg.

Eintreffen der preussischen Garde am 27. März.

Am 25. März gab der Feldmarschall der preussischen Garde-Division, welche seit 22. eine neue Ordre de bataille angenommen hatte, um in derselben von Neuem gegen den Norden Jüllands zu operiren. den Befehl, mit neun Bataillons und drei gezogenen Batterien nach dem Süden, nämlich nach dem Sundewitt abzumarschiren.

Es setzten sich demgemäss, während die Cavallerie, drei Garde-FüsilierBataillons und einige Batterien unter Commando des Generals Grafen zu Münster-Meinhövel in Jütland zurückblieben, die übrigen neun Bataillons und zwanzig Geschütze der Garde unter Commando des GL. v. d. Mülbe am 26. März in Marsch nach rückwärts und trafen, da ihnen Beschleunigung befohlen war, mittels zwei forcirter Märsche, in denen sie über zwölf Meilen zurücklegten, am 27. Abends in den Quartieren zu Apenrade, Warnitz und Umgebung ein.

Das Corps des Prinzen gebot nun, abgesehen von einer allen Anforderungen entsprechenden zahlreichen Artillerie, über 41 Bataillons, um die projectirte entscheidende Unternehmung gegen Düppel-Alsen mit Sicherheit des Erfolges ausführen zu können. Man konnte eine angemessene Zahl von Bataillons vor Düppel stehen lassen und doch mit einer der ganzen dänischen Macht gewachsenen Streitkraft den Marsch in deren Rücken mittels eines Überganges auf die Insel Alsen durchführen.

Wenn nicht die Elemente sich dem Übergange auf die Insel widersetzten, so musste binnen wenigen Tagen nicht nur die Düppeler Position, sondern auch die ganze Insel Alsen, sammt dem zertrümmerten Gros des dänischen Heeres in den Händen der Preussen sein.

Seit 12. Februar, also seit sechs Wochen, stand das preussische I. Corps auf diesem wichtigen Gebiete des Kriegsschauplatzes, ohne irgend etwas von Bedeutung daselbst erreicht zu haben und ohne dass dieser Zeitverlust durch besondere Resultate auf der andern Seite des Kriegsschauplatzes aufgewogen worden wäre.

Es war Zeit, dass der allein entscheidende Streich endlich erfolgte, und zwar in der Art und Weise, wie ihn Prinz Friedrich Carl schliesslich projectirt hatte.

Die richtigsten militärischen Erwägungen forderten den unmittelbaren Übergang auf die Insel Alsen, und auch politische Gründe drängten auf die rasche Erwerbung der Insel, denn die von Seite Grossbritanniens während der ganzen Kriegsdauer unablässig ausgegangenen Vorschläge zur Einstellung der Feindseligkeiten behufs der Eröffnung von Friedensverhandlungen waren von den meisten Mächten schon acceptirt und stiessen nur mehr auf den wenig bedeutenden Widerstand Dänemarks.

Vorarbeiten für den Übergang bei Ballegaard bei gleichzeitiger Beschiessung der Düppeler Position aus der ersten Parallele.

Prinz Friedrich Carl hatte Nichts versäumt, um den von ihm projectirten Schlag möglichst vorzubereiten und sicherzustellen, sowohl bezüglich des Überganges auf die Insel Alsen, wie der raschen Durchführung der Belagerung der Düppeler Position, falls der Übergang auf die Insel aus irgend einer Ursache missglücken sollte.

Die Überschiffung sollte grösstentheils auf gekoppelten Pontons, zum Theil auf Booten geschehen.

Um sich von der Leistungsfähigkeit der Pontons zu überzeugen, hatte der preussische Pionnier-Hauptmann Schütze schon seit längerer Zeit die nöthigen Versuche mit selben auf dem Nübel-Noor gemacht.

Man gewann die Überzeugung, dass zum Überschiffen der Infanterie zwei Pontons, durch Streckbalken verbunden und mit einem starken Bretterbelag versehen, das geeignetste Transportmittel seien, besonders bei Wind und grösserer Strömung. Dieselben hatten die Tragkraft für je 30-35 Mann. Zur Überschiffung von Cavallerie und Artillerie wurde noch ein dritter Ponton eingeschoben, welcher um seine halbe Länge über die beiden aussern Pontons vorgerückt war.

Ein solches Übersetzungsglied, mit einem soliden Geländer umgeben, konnte neun Mann und neun Pferde, oder ein Feldgeschütz sammt Protze und der erforderlichen Bedienungsmannschaft, resp. einen Munitionswagen und sechs Pferde transportiren.

Für das Ein- und Ausschiffen von Pferden und Geschützen wurden transportable Rampen angefertigt.

Mit den gesammten in dieser Weise verwendeten Pontons und mit Zuhilfenahme von Kielbooten, welche sammt den grossen Erntewagen, auf denen sie transportirt werden sollten, vom preussischen Pionnier-Hauptmann V. Adler auf dem Nübel-Noor und in dessen Nähe requirirt wurden, konnte man immerhin rechnen, binnen sieben bis acht Stunden zehn bis zwölf preussische Bataillone über den Fjord nach Hardeshoi schaffen zu können, unter der Voraussetzung, dass die einmalige Hin- und Rückfahrt der Pontons bei 1, Stunden benöthigte.

Sämmtliche Fahrzeuge, sowohl die Pontons, als auch die Boote, erhielten Sitzbänke und Geländer, ferner Werg- und Holzpfropfen für den Fall, dass sie durch Kartätschen durchlöchert würden, endlich Wasserschaufeln und einen Vorrath an Tauenden, um diese den über Bord Gefallenen zuzuwerfen. Ferner wurden einige sechzig 1-3 Fuss hohe Mauerböcke hergestellt welche, durch Belagbretter verbunden, beim Ein- und Aussteigen als Landbrücken verwendet werden sollten. Was an Rudern und Wasserschaufeln,

dann an Schiffsmateriale überhaupt noch fehlte, ward gesammelt und zum Gebrauche hergestellt.

Bei der langen Dauer, welche die Überschiffung eines der dänischen Macht gewachsenen Corps überhaupt erforderte, so wie im Hinblick auf die Möglichkeit einer bewegten See, welche das Rudern ausserordentlich erschweren. und auch auf den Wind, welcher die Fahrzeuge von der Übersetzungsstelle abtreiben, also den zurückzulegenden Weg noch bedeutend verlängern konnte, musste an eine wiederholte Ablösung der Ruderkräfte gedacht werden. Hierdurch steigerte sich der Bedarf an Ruderern auf fast 1400, zu welchem die preussischen und österreichischen Pionniere nur etwa 400 Mann abgeben konnten. Man conscribirte daher in der Infanterie alle des Ruderns kundigen Leute und gewann dabei die Beruhigung, dass diese für das Erforderniss eben ausreichen würden.

Sobald der Zeitpunkt für die Ausführung der Operation eintral, waren die Überschiffungsmittel nur mehr an Ort und Stelle nach Ballegaard zu schaffen, in der auf dem Versuchsplatze ermittelten Weise zusammenzustellen, in Echelons einzutheilen und für die Einschiffung bereit zu halten.

Um die in der Stegwig-Bucht befindlichen feindlichen Schiffe (die Corvette Hekla mit einem Dampf- und zwei Ruder-Kanonenbooten), dann den mit eben so vielen Kanonenbooten im Augustenburger Fjord liegenden PanzerSchooner Absalon, im Momente der Überschiffung im Zaume zu halten, war ein hinlängliches Geschützmaterial vorhanden. Auf das rechtzeitige Erscheinen einer preussischen Escadre, welche in der That Befehl erhalten hatte, Angesichts der weit überlegenen dänischen Blocade-Flotte aus Swinemünde und Stralsund auszulaufen und nach dem Apenrader Fjord zu steuern, und welche, sei es hier, sei es im Süden, wesentliche Dienste hätte leisten können, war leider nicht mehr zu rechnen.

Die preussische Escadre mass sich zwar schon seit dem 17. März, wie wir dies später ausführlich schildern werden, wiederholt und in der kühnsten Weise mit ihrem übermächtigen Gegner, aber um die Fahrt bis nach dem eigentlichen Kriegsschauplatze wagen zu können, dazu war sie zu schwach.

Hand in Hand mit den Vorarbeiten für den Übergang auf die Insel Alsen waren gleichzeitig auch jene für die Belagerung fortgeschritten. Das schwere Geschütz und die Munition. sowie das Strauch- und Holzmateriale, dann Werkzeuge aller Art waren in der erforderlichen Masse in den Depôts bereit gelegt.

Sämmtliche Geschütze, auch die Brigade-Geschütze, waren dem Chef der Artillerie, Oberst Colomier zur Verfügung gestellt. Zur Disposition der Infanterie-Divisionen blieben nur die reitenden Batterien.

Die Pionnier-Bataillone waren unter die unmittelbare Leitung des ersten Ingenieur-Officiers, Oberst-Lieutenants v. Kriegsheim, gestellt. Dieselben hatten mit Hilfe von Infanterie-Arbeitern nicht nur das ganze SappMateriale erzeugt, sondern auch die bei 5000 Schritte langen Communi

« ZurückWeiter »