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Der erneuerte Vormarsch der Dänen erfolgte ungefähr um 3 Uhr Nachmittags.

Gegen Stabegaard rückte das 5. Regiment vor, gefolgt von einem Bataillon des 4., welches letztere mit drei Compagnien die Richtung auf Rackebüll nahm; gegen Kirch-Düppel fünf Compagnien des 7. Regiments, denen auch die hinter die Werke zurückgegangenen drei Compagnien folgen sollten, welche aber erst spät sich in Bewegung setzten.

Der Erfolg des Angriffes war nun folgender: Das dänische 5. Regiment stiess bei Stabegaard auf die Truppen der in einer Linie von 2500 Schritten zerstreut stehenden Brigade Goeben welche auch noch zwei Compagnien von jedem Regimente zurückgesandt hatte, um die Tornister der Brigade zu holen und abzuessen, und im Augenblick nur drei Bataillons stark griff dieselbe an und warf sie hinter den Ort zurück; die Preussen räumten nun auch Rackebüll, doch wagte es das dänische 4. Regiment nicht, den Ort zu besetzen, da die preussische 12Plünder Batterie denselben lebhaft beschoss.

war

Auf dem linken Flügel der Dänen, gegen Kirch-Düppel, rückten die. fünf Compagnien des 7. Regiments gerade in einem Augenblicke vor, wo das östliche Düppel von den Preussen geräumt war; die fünf Compagnien drangen, ohne Widerstand zu finden, durch den östlichen Dorftheil vor, stiessen aber in dem westlichen Dorfabschnitte, namentlich bei der Kirche, auf den hartnäckigen Widerstand des 2. Bataillons vom preussischen 64. Regiment und mussten sich bald wieder gegen den östlichen Theil umsomehr zurückziehen, als sie vom Spitzberge durch Abtheilungen des preussischen Regiments Nr. 60 und drei Jäger-Compagnien der Brigade Canstein bedroht wurden.

Das 2. Bataillon des dänischen 8. Regiments, welches nun aus den Werken heranbeordert wurde, traf eben recht ein, um die Fortschritte der Preussen einigermassen aufzuhalten. Zwei Compagnien desselben rückten gegen den Spitzberg vor, zwei andere betheiligten sich am Kampfe in Düppel; die fünf Compagnien des 7. Regiments wurden möglichst gesammelt und wieder vorgeführt, und sämmtlichen neun Compagnien gelang es wieder, sowohl an der Chaussée, wie im Dorfe Terrain zu gewinnen.

Mit der Zeit gewannen jedoch die Preussen, die sich durch das 1. Bataillon des 64. Regiments noch verstärkten, wieder die Oberhand und drängten. die Dänen, obgleich diese sich durch die endlich angekommenen letzten drei Compagnien des 7. Regiments auch auf zwölf Compagnien verstärkt hatten, nach und nach aus dem Dorfe hinaus.

Die Räumung des Dorfes durch die Dänen ward hauptsächlich dadurch herbeigeführt, dass die grössere Hälfte des preussischen 24. Regiments glücklich zwischen Düppel und dem Pütthause vordrang und das ihr entgegenstehende Bataillon des dänischen 4. Regiments, welches unter Führung des Capitans Wedeg e einen Angriff gegen Kirch-Düppel versucht hatte, in dem erwähnten Raume bis gegen die Werke zurückdrängte. Das nun noch vor

gesandte 1. Bataillon des dänischen 8. Regiments kam nicht mehr rechtzeitig an, um den Gang der Dinge ändern zu können.

Die aus Düppel geworfenen dänischen Truppen rallirten sich hinter einigen Knicks, 1200 Schritte vor den Werken, und unterhielten dann mit den Preussen ein Feuergefecht, das bis zum Eintritt der Dunkelheit währte,dann zog sich auch das dänische 5. Regiment aus der Gegend von Stabegaard gegen die Werke zurück.

Hätte man dänischerseits gleich bei Beginn des Kampfes wenigstens das ganze 8. Regiment engagirt, statt es nur nach und nach in das Feuer zu schicken, so wäre das Resultat des Tages wahrscheinlich ein anderes geworden; denn von Seiten der Preussen blieb die Brigade Goeben, nachdem sie Rackebüll geräumt, unthätig, von der entfernt cantonnirenden

Brigade Schmid kam nur ein einziges Bataillon erst nach Beendigung des Kampfes an, und von den Brigaden Roeder und Canstein

gegen welche der entscheidende Stoss zu führen war waren nur nach und nach und auf einem sehr ausgedehnten Raume kaum mehr als 20 Compagnien in den Kampf gekommen.

Hätte man noch das intacte 15. Regiment, statt es unthätig im Lager zu lassen, dann das 3. und 18. Regiment, obgleich sie schon gekämpft hatten, verwendet, so wäre der Erfolg zweifellos gewesen.

Bei der Art aber, wie die Dinge angelegt wurden, war Nichts zu erreichen als unnöthige Verluste und Schwächung des Vertrauens bei den Truppen. Dies ist stets die Frucht schlechter Kampfdispositionen.

Die dänischen Officiere datirten das Einreissen einer gewissen Demoralisation ihrer Truppen von diesem Gefechte; auch schlugen sich thatsächlich die dänischen Soldaten von nun an bei Weitem nicht mehr so gut wie an diesem Tage oder wie in den Gefechten mit den kaiserlichen Truppen, gegen deren Angriffe sie sich häufig und namentlich bei Oeversee festen Fusses mit Kolben und Bajonnet zur Wehr gesetzt hatten.

Der Verlust der Dänen am 17. März war bedeutend. Er betrug 679 Mann an Todten, Verwundeten und Vermissten, darunter 12 Officiere; 2 Officiere und 282 Mann geriethen in Gefangenschaft.

Die Preussen verloren nur: an Todten: 2 Officiere und 21 Mann; an Verwundeten 12 Officiere und 102 Mann.

Die preussischen Truppen verblieben diesmal in dem erfochtenen Terrain stehen. Ihre Vorpostenlinie lief von nun an von Frydendal am WenningBund über das östliche Düppel, das Pütthaus bis Lillemölle am Sund.

Der rechte Flügel dieser Postenlinie südlich der Chaussée ward von Abtheilungen der Brigade Canstein eingenommen. Im östlichen Düppel standen zwei Bataillons vom 64. Regimente, in Kirch-Düppel und am Wege zum Pütthause zwei Bataillons des 24. Regiments. Ebenso standen starke Soutiens in Rackebüll und Stabegaard.

Die dänischen Vorposten etablirten sich von nun an in Schützengräben auf 3-500 Schritte vor den Werken.

Die Dänen halten im Ganzen zwei Divisionen (sechs Brigaden von Nr. 1 bis 6) in der Position und auf Alsen.

Von diesen zwei Divisionen stand eine im Dienste in der Düppeler Position, und zwar mit zwei Brigaden in den Werken und Laufgräben (eine Brigade für jeden Flügel) und eine Brigade bei den Baracken im Lager

en reserve.

Auf Vorposten hatte jede der beiden in erster Linie stehenden Brigaden bei Tag eine, bei Nacht zwei Compagnien vor den Werken.

Die zweite Division stand mit einer Brigade, die mit der in den Baracken stehenden die erste Reserve bildete, im Brückenkopf und in Sonderburg, die beiden andern Brigaden cantonnirten als zweite Reserve in der Nähe dieser Stadt. Alle drei Tage lösten sich je zwei Brigaden linienweise ab, so dass je zwei Brigaden durch drei Tage in der ersten, drei Tage in der zweiten Linie standen und dann drei Tage auf Alsen ausruhten.

Von den Feld - Batterien Nr. 2, 8, 10 und 11 stand täglich eine im Dienste in der Position, zwei Züge westlich der Düppeler Mühle zu beiden Seiten der Chaussée, ein Zug zwischen VIII und IX und ein Zug am äussersten rechten Flügel in der Nähe des Werkes X.

In dieser Aufstellung erwarteten die Dänen täglich einen Angriff auf ihre Position, doch derselbe sollte nicht sobald erfolgen.

Durch volle zehn Tage, vom 18. bis 27. März, herrschte Ruhe in der Front der Position. Nur die Gammelmarker Batterien störten dieselbe beinahe täglich durch ihr, wenn auch nicht heftiges Feuer.

In der Nacht zum 19. ward östlich von der Batterie Nr. 1 eine vierte Batterie erbaut und mit zwei von Ekensund entnommenen gezogenen 12pfündigen Geschützen armirt, so dass hier nun zehn schwere Geschütze thätig waren. Die 6pfündigen Geschütze betheiligten sich von da ab nicht mehr am Feuer, blieben jedoch in der Nähe der Batterien in Bereitschaft stehen.

Diese letztern nahmen sich gewöhnlich die feindlichen Werke Nr. I und II zum Ziele und dirigirten häufig ihr ganzes Feuer auf das letztere Werk, welches, während das erste kaum antwortete und sich meist nur darauf beschränkte, seine Schäden auszubessern, mit ausserordentlicher Ausdauer sich im Feuer zu erhalten wusste.

Um dieses Werk endlich zum Schweigen zu bringen, ward in der Nacht zum 20. März, 500 Schritte südlich von Wielhoi, eine neue Batterie (Nr. V) erbaut und mit vier gezogenen 12Pfündern armirt. Doch die Dánen hatten kaum die Existenz dieser Batterie erfahren, als sie sogleich ein überlegenes Feuer aus allen Werken von Nr. I bis VI gegen dieselbe richteten, worauf man die Batterie wieder desarmirte, da sie eben das feindliche Geschützfeuer auf ein Terrain zog, auf dem die Belagerungsarbeiten durchzuführen waren.

Am 21. März traf endlich der Rest des aus Preussen noch erwarteten schweren Geschützes, nämlich vier gezogene 24Pfünder, vier gezogene 12Pfünder und vier 25Pfündige Mörser, in Begleitung einer Garde-FestungsCompagnie bei Atzbüll ein.

Die 24Pfänder wurden sogleich nach Gammelmark geschafft, so dass nun vierzehn schwere Geschütze dort thätig sein konnten. Die übrigen schweren Geschütze wurden mit den bereits früher angekommenen gleichen Kalibers im Artillerie-Belagerungsparke vereinigt, der nun aus zwölf gezogenen 12Pfündern und sechzehn 25pfündigen Mörsern bestand.

Rechnet man hiezu die zwölf 24pfündigen Geschütze die bei Gammelmark standen, die 24 12Pfünder, mit denen das Armee-Corps schon für den Feldgebrauch ausgerüstet worden war1), dann über siebzig vorhandene 6pfündige Geschütze, welche wenigstens zum grossen Theile gleichfalls mit Nutzen verwendet werden konnten, so war wohl nun eine hinlängliche Geschützkraft an Ort und Stelle, um den Sturm der feindlichen Position kräftigst vorbereiten zu können, und somit war auch der Zeitpunkt für den Beginn der eigentlichen Belagerung derselben gekommen.

Es währte indess bis gegen Ende des Monats März, dass die erste Parallele ausgehoben wurde, und vergingen dann weitere acht Tage, bis man zu dem Bau der nächsten Parallele (eine Halbparallele) schritt.

Prinz Friedrich Carl beschliesst die Schwierigkeiten des Belagerungsangriffs durch einen Übergang auf die Insel Alsen bei Ballegaard zu umgehen.

Diese Verzögerung in den Belagerungsarbeiten hing mit einem Projecte zusammen, mit welchem sich Prinz Friedrich Carl schon seit einiger Zeit beschäftigte, nämlich mit der Idee, statt die Position von Düppel. dann jene von Alsen nacheinander zu nehmen, durch einen Übergang auf die Insel Alsen die befestigte Position von Düppel zu umgehen und so mit Einem Schlage nicht nur diese Position, sondern auch die Insel zu gewinnen und damit den Schluss des Krieges herbeizuführen.

Prinz Friedrich Carl hatte bald nach seiner Ankunft vor der Düppelstellung die Überzeugung gewonnen, dass ohne eine systematische, belagerungsmässige Beschiessung dieser Stellung aus schwerem Geschütze an eine Erstürmung derselben nicht zu denken wäre und daher die Nachsendung schweren Geschützes erwirkt.

In der Folge drängte sich ihm aber, je länger er vor dieser Position stand, der Gedanke immer mehr auf, dass selbst im glücklichsten Falle das

1) Sechs davon waren bei Veile in Jütland in Verwendung, dagegen waren Mitte Februar sechs andere Geschütze gleichen Kalibers bei der Armee eingetroffen.

Resultat des Sturmes nicht im Verhältnisse stehen würde zu dem nöthigen Aufwande von Zeit, Mitteln und Menschen.

Die dänische Streitkraft in der Position war dem preussischen Corps nahezu gewachsen und konnte selbst leicht zur Übermacht potenzirt werden. Die ganze Haltung der Dänen bewies, dass sie nicht gesonnen waren, ihre Position leichten Kaufes aufzugeben. Die in der Flanke der feindlichen Position bei Gammelmark errichteten schweren Batterien entsprachen nicht. ganz den Hoffnungen, die man sich von ihnen gemacht: sie hinderten, wenn auch ihre Geschosse auf weite Distanzen in den feindlichen Lagerraum einschlugen, dort keinen Augenblick den regelmässigen Dienstbetrieb.

Eine grössere Wirkung war jedenfalls von einer heftigen Beschiessung der Werke aus der Front zu erwarten, aber man durfte nicht annehmen, dass diese Beschiessung allein die Dänen zum Aufgeben der ganzen Position und zum Rückzuge nach der Insel bestimmen würde. Man musste annehmen, dass die Erstürmung der Position nothwendig werden würde, und der Erfolg derselben war bei den Kräften, welche der Feind dann, wenn auch nicht in den Werken selbst, so doch in ihrer nächsten Nähe bereit halten konnte, nicht ganz zu verbürgen.

Gelang es endlich selbst mit grossen Opfern aller Art die Werke zu nehmen und auch die dänische Armee über den Sund zu werfen, so hatte man wieder die Werke des Brückenkopfes vor sich, die, wenn auch genommen, unter dem Feuer der nahen Batterien von Sonderburg auf die Dauer kaum gehalten werden konnten, und endlich den Sund, der gerade in der Hauptrichtung des Kampfes, nämlich bei Sonderburg, so schmal und so befestigt war, dass an ein Überschreiten desselben hier nicht gedacht werden konnte. Und doch gehörte die Eroberung der Insel Alsen nothwendig zu den Aufgaben des Krieges.

Der directe Angriff auf die Position von Düppel hatte, wie man sieht, alle die Nachtheile, die Parallelkämpfen überhaupt eigen sind, und zwar in erhöhtem Masse, da er über befestigte Positionen führte und schliesslich an einer bedeutenden Wasserlinie nothwendig stillestehen musste.

Der Gedanke, diese schwierigen Kämpfe zu vermeiden und durch eine Umgehung an einem Punkte, wo dieselbe nicht leicht vereitelt werden konnte, zu vereinfachen, brach sich daher im Corps - Hauptquartier zu Gravenstein immer mehr Bahn, ward hier sehr eifrig mit der den Preussen in Detailsachen eigenthümlichen Genauigkeit ventilirt und nahm endlich die Gestalt eines bestimmten Planes an.

Man konnte den Übergang auf die Insel Alsen auf drei verschiedenen Punkten ausführen:

1. Von Süden her, indem man die Truppen an irgend einem Küstenpunkte der Halbinsel Broacker einschiffte und entweder südlich von Sonderburg oder auf der Halbinsel Kekenis ans Land setzte.

Die längere Seefahrt in diesen Richtungen setzte jedoch die Verwendung seetüchtiger Schiffe voraus, und die ganze Operation ward daher nur

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