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theile gewährt, wo selbe den entscheidendsten Erfolg gegen die anstossenden Fürstenthümer zu erringen vermag. Weniger günstig sind diese Verhältnisse an der Nordgrenze des Landes, indem hier ein Eindringen in jener Richtung erleichtert ist, welche direct auf die Verbindungslinien Siebenbürgen's mit den übrigen Provinzen des Kaiserstaates führt.

Unter den Gebirgen im Innern des Landes ist jener Gebirgszug der bemerkenswertheste, welcher, vom östlichen Grenzgebirge sich ablösend und von der Maros durchbrochen, den oberen Lauf dieses und des Altflusses mit steilen zerrissenen Hängen begleitet, und dessen westliche Fortsetzungen den Raum zwischen den genannten beiden Gewässern als niedriges Mittelgebirge ausfüllen. Die Hauptkette gleicht dem Charakter nach jenem des östlichen Grenzgebirges und bildet einen zu diesem parallelen, sehr unwegsamen, bewaldeten und von engen Thälern und Schluchten zerrissenen Wall. Seine westlichen Verzweigungen haben breite, des vorherrschenden Lehmbodens wegen in ihrer Gangbarkeit beeinträchtigte Rücken; der südwestfichste geht bei Salzburg in einen baumlosen Salzboden über; alle enden mit steilen, vielfach zerrissenen Hängen.

Die Communicationen über den Hauptrücken sind auf wenige beschränkt, and unter diesen sind die wichtigsten: die Landstrasse längs der Maros, jene von Parajd nach Gyergyó-Sz. Miklos und die Chaussée von Székely-Udvarhely nach Csik-Szereda.

Erwähnenswerth ist endlich noch das zwischen der Maros und Szamos sich ausbreitende Bergland: die Mezőség, deren Gangbarkeit, besonders bei nasser Witterung, durch den vorherrschend sandigen Lehmboden und zahlreiche sumpfige, von Teichen erfüllte und von steilen Hängen eingefasste Thäler sehr beschränkt wird. Mangel an Holz und Stein sind ihre weiteren Kennzeichen.

Der zuerst erwähnte Rücken bildet gleichsam eine zweite Barrière hinter dem östlichen Grenzgebirge, hat aber als Vertheidigungslinie weniger Bedeutung, weil eine Umgehung desselben über Kronstadt leicht ist, and jede Vorrückung in dieser Richtung alle Vortheile, welche jener GebirgsZug gegen Osten und in Bezug auf die östlichen Grenzübergänge bietet, naheru authebt.

An guten Stellungen ist in diesen Gebirgen nirgends Mangel; sie eatbehren aber meistens guter Anlehnungspunkte, können daher leicht und in nächster Nähe umgangen werden. Die vorzüglichsten sind auf den Abfällen des Gebirges zu den Thalsohlen zu suchen, deren Wasserläufe meistens starke Fronthindernisse abgeben, zugleich aber auch die Offensive sehr erschweren. Der Einfluss der Witterung macht sich, des vorwiegend lehmigen Bodens wegen, immer sehr bald fühlbar und beschränkt die Bewegung der Truppen zur Zeit der Regen fast ausschliesslich auf die gebauten Strassen; im Hochsommer herrscht in vielen Theilen des Landes häufig Mangel an Trinkwasser. An Raum zur Entwicklung und zum Lagern fehlt es wohl nirgends, dagegen

bietet das spärlich bewohnte Gebirge weder gute und zahlreiche Unterkünfte noch die nothwendigsten Bedürfnisse, indem zu dem erwähnten stellenweisen Mangel an Wasser und Holz noch der an Lebensmitteln, welche nur dem eigenen Bedarfe der Bewohner genügen, Stroh etc. tritt, so dass Requisitionen nur eine sehr geringe Ausbeute ergeben würden.

Im Allgemeinen bieten mithin die Gebirge des Innern der Vertheidigung keine besonderen Vortheile gegenüber dem Angriffe und kommen für grössere Heereskörper immer nur als Durchzugsländer in Betracht.

Unter den Flussthälern sind die Längenthäler der Szamos, Maros und des Altflusses die bedeutendsten und wichtigsten. Ihre Begleitungen haben eine geringe, den Ertrag des Feldgeschützes selten übersteigende Entfernung von einander und bieten auf ihren bis hart an die Gewässer tretenden Bergfüssen gute taktische Stellungen, sowohl parallel zu den Flussläufen, als senkrecht auf deren Richtung.

Von den Thalbecken sind vorzüglich zu nennen: die Gyergyó, die obere und untere Csik, die Haromszék, das Burzenland, die Hermannstädter Ebene und das Hátszeger Becken, denen endlich noch das schon oben besprochene Altthal von Héviz bis zur Grenze beigezählt werden kann. Die Länge dieser Becken übersteigt selten jene von drei Meilen, ihre Breite bleibt durchaus unter zwei Meilen. Sie sind im Allgemeinen ziemlich gangbar und beschränken die Bewegung nur durch einige sumpfige Strecken, den lehmigen Boden oder durch einzelne tiefeingerissene Bäche. Von vielen guten Communicationen nach allen Richtungen durchzogen, bilden diese gut bewohnten und bebauten Becken die eigentlichen Kornkammern des Landes und erfüllen in hohem Masse alle jene Bedingungen, an welche der längere Aufenthalt, die Bewegung und der Kampf grösserer Truppenmassen gebunden ist. In diesen Ebenen liegen die grössten Wohnorte, zugleich als Sammelpunkte der vorzüglichsten über die Grenzgebirge in das Innere des Landes führenden Communicationen von besonderem militärischen Werthe, da hier die günstigsten Gelegenheiten abgewartet werden können, um den nach Überwindung des Gebirges debouchirenden Gegner überraschend und mit Übermacht anzufallen. Die früher genannten Längenthäler bilden im Vereine mit den erwähnten Becken die besten Bewegungslinien für grössere Heereskörper, während in den meistens engeren Querthälern selbst geringe Truppentheile kaum für kurze Marschaufenthalte die nothwendigsten Bedürfnisse finden.

Die besten Communicationen des Landes sind natürlich die Eisenbahnen Arad-Carlsburg mit dem Zweige Piski-Petroséni und Klausenburg-Grosswardein, deren Wichtigkeit für die Verbindung Siebenbürgen's mit Ungarn und für den Nachschub in die Augen springt. Von den Strassen und Wegen sind nur die Chausséen zu jeder Jahreszeit für Militärzwecke benützbar; wenn auch kunstgemäss gebaut,

sind sie doch an manchen Stellen den Zerstörungen durch die oft plötzlich anschwellenden und viel Gerölle mit sich führenden Wildbäche ausgesetzt, and die Brauchbarkeit der noch an mehreren Stellen vorhandenen Überahren ist häufig von dem jeweiligen Wasserstande der betreffenden Gewässer abhängig. Die Landstrassen unterliegen nebst den eben genannten noch vielfachen anderen Mängeln, unter denen ihre schlechte, durch das Fehlen des Schotters im Innern des Landes erschwerte Erhaltung am meisten in die Wagschale fällt. Die Benützbarkeit der übrigen Fahrwege, sowie der im Gebirge häufig vorkommenden Karren-, Saum- und Fuss wege hängt vor Allem von den Witterungsverhältnissen ab, die, veränderlich wie sie überhaupt in Gebirgsländern sind, binnen wenigen Stunden einen sonst gut brauchbaren Fahrweg fast unpracticable machen können. Der nach jedem Regen und zur Zeit der Schneeschmelze durchweichte Lehmboden macht das Fortkommen selbst für Reiter und Fussgänger beschwerlich, und im höheren Gebirge treten zu diesen Hindernissen noch jene, welche die theilweise mit dichtem Unterholz durchwachsenen Wälder und die häufig zu Tage liegenden, stufenartig aufsteigenden Felsen der Bewegung bereiten.

barsten ist das Land mithin im Hochsommer, am unzugänglichsten Winter; zur Zeit der anhaltenden Nässe ist die Bewegung für Truppen schwierigsten.

Die Vortheile für den Vertheidig er Siebenbürgen's, sofern sie aus der Beschaffenheit des Landes sich ergeben, bestehen nun in erster Linie darin, dass die Grenzgebirge von Osten und Süden her nur auf drei ir die Bewegung grösserer Heereskörper brauchbaren Communicationen Pradial-Strasse, Ojtosz-Pass und Rodna-Borgo-Pässe überschritten werden können; dass der Gegner, wenn er auch gleichzeitig e übrigen minder guten Wege zu seiner Vorrückung benützen kann, doch mer zur Theilung seiner Kräfte gezwungen wird; endlich darin, dass diese Theilung in Romänien und in der Bukowina schon weitab Tom Kamme des Gebirges beginnen muss, mithin auch von längerer Dauer ist.

Da aber der Vertheidiger nur so lange in überwiegend günstigeren Verhältnissen gegenüber dem Angreifer bleibt, als dieser noch in der Überschreitung der Grenzgebirge begriffen und dadurch an der Entwicklung seiner Kräfte gehindert ist, so ergibt sich daraus von selbst, dass der Erstere jene Linie vor allen Dingen halten und an ihr durch entscheidende hläge gegen einzelne Theile des Gegners diesen zum Aufgeben seiner Absicht zu zwingen suchen muss. Überwindet der Angreifer aber auch diesen Widerstand, so ist er doch gezwungen, die einmal zu seiner weiteren Vorruckung gewählte Richtung durch längere Zeit einzuhalten, weil der Mangel Transversal - Communicationen, besonders in dem zunächst der Grenzen gelegenen Gebiete der Ursprungsthäler, die Ausbreitung erschwert und die Verbindung mit den etwa zur Deckung des Vormarsches die Hauptruppe cotoyirenden Seiten-Colonnen häufig ganz unmöglich macht. Dem Verthei

diger ist demnach wiederholt der Vortheil geboten, die momentane Trennung des Gegners oder dessen sonstige ungünstige Lage für sich verwerthen zu können; einen wirklichen Nutzen aus diesen Verhältnissen kann er sich aber nur dann versprechen, wenn er seine Kräfte nicht zersplittert, die Beobachtung und Festhaltung des Gegners auf weniger wichtigen Punkten durch kleinere Abtheilungen zu erreichen trachtet und mit seinem Gros auf solchen Orten hält, von denen aus das rechtzeitige Eintreffen desselben auf den bedrohten Punkten und die freie Bewegung nach allen Richtungen hin möglich ist. Nur eine offensive Kriegführung kann unter solchen Umständen wirkliche Erfolge erzielen, und diese bedingt schnelle Entschlüsse und consequente Durchführung derselben hier umsomehr, als während des Stehen bleibens au halbem Wege oder der Umkehr, um einem anderen Ziele nachzujagen, die günstigsten Verhältnisse sich umgestalten können, und die beschränkte Gangbarkeit des Landes ein rasches Erscheinen in einer andern als der zuerst eingeschlagenen Richtung nur mit grossem Zeitverluste gestattet.

Die wichtigsten Linien für den Vertheidiger, ihrer Lage und Bedeutung nach, sind demnach die Grenzgebirge, indem sie das Eindringen des Gegners in Siebenbürgen in hohem Masse erschweren, während die einzelnen früher beschriebenen Wasserlinien den schon angedeuteten grössten Werth für die Fortsetzung des Kampfes im Innern des Landes behaupten. Eine Würdigung der sonst noch für den Vertheidiger oder den Angreifer strategisch wichtigen Linien und Punkte wird die Lage des Ersteren in noch vortheilhafterem Lichte erscheinen lassen.

Aus Süd-Russland und Romänien führen sieben Operationslinien über das östliche und südliche Grenzgebirge in das Innere des Landes und zur Basis des Vertheidigers, deren vorzüglichste, durch Eisenbahnen mit der übrigen Monarchie verbundene Punkte Klausenburg, Déva und die Festung Carlsburg sind. Diese Operationslinien übersetzen den Grenzrücken als mehr oder minder gute Strassen und Wege: im Nordosten durch den Rodnaoder Borgo-Pass; im Osten durch den Tölgyes-, Gyimes- und Ojtosz-Pass; im Süden durch die Kronstädter Pässe, den Rothenthurm- und Vulkan-Pass.

Jene durch den Rodna- oder Borgo-Pass, durch den Vulkan- und Rothenthurm-Pass sind zwar die kürzesten, übersetzen aber das Grenzgebirge dort, wo selbes die bedeutendste Breite hat, während die längeren Operationslinien über Kronstadt, Kézdi- Vásárhely und Csik-Szereda den schmalsten. Theil des Grenzrückens passiren. Den beiden letzteren liegt aber wieder der auf nur wenigen guten Strassen von grösseren Heereskörpern überschreitbare Parallelrücken westlich der Gyergyó und der Csik vor, dessen Forcirung fast den nämlichen Schwierigkeiten unterliegt, wie jener des Hauptkammes. Die Benützung der kürzeren Linien verspricht dem Angreifer den grösseren Erfolg, indem derselbe am schnellsten sein Ziel einen der Basispunkte — erreicht und gleichzeitig den Vertheidiger zum Aufgeben des südöstlichen

Theiles von Siebenbürgen zwingt. Die längste, über Kronstadt führende Operationslinie bietet der Vorrückung des Angreifers die geringsten Schwierigkeiten, da der hier niedrige Gebirgsrücken von mehreren nicht weit von einander entfernten Communicationen unter denen die Prädial-Strasse die vorzüglichste übersetzt wird, somit eine Unterstützung der Hauptcolonne durch Seitenabtheilungen möglich ist; in dieser Beziehung ist demnach auch diese Linie die günstigste, den sicheren Erfolg versprechende.

Die wichtigsten Punkte für den Vertheidiger auf diesen genannten Operationslinien sind nun in erster Reihe jene im Grenzgebirge, auf denen untergeordnete Kräfte einen längeren Widerstand zu leisten, den Gegner durch einige Zeit aufzuhalten vermögen; sie fallen zumeist mit den schon oft erwähnten Pässen zusammen. In zweiter Reihe sind es die Durchschnittspunkte der Operationslinien mit der ersten Rokadelinie innerhalb des Grenzrückens, demnach: Hátszeg, Hermannstadt, Kronstadt, Kézdi-Vásárhely, Csik-Szereda, Gyergyó-Sz. Miklos, Szász-Régen, Bistritz und wenn auch die aus Ost-Galizien über Szigeth kommende Operationslinie in Betracht gezogen wird Dées. Die durch diese Punkte markirte Rokadelinie hat den Nachtheil, dass sie eine Verschiebung der Kräfte zwischen Hátszeg und Hermannstadt nur auf dem Umwege über Broos und Mühlenbach gestattet, und dass in der Strecke Gyergyó-Sz. Miklos-SzászRégen nur die längs der Maros und über das Hargitta-Gebirge ziehenden Landstrassen die einzigen brauchbaren, aber weit ausholenden und beschwerlichen Communicationen bilden. Die fast geradlinige Verbindung von Szász-Régen über Székely-Udvarhely, respective über Máros-Vásárhely, Schässburg nach Kronstadt ersetzt aber diesen Nachtheil für gewisse Fälle, und die von SzászRégen über Maros-Vásárhely und Mediasch nach Hermannstadt, oder von Dées über Klausenburg - Carlsburg nach Hátszeg oder ebenfalls nach Hermannstadt führenden guten Strassen erlauben jede Verschiebung der Kräfte von einem Ende der Front zum andern."

von grösster strategischer Wichtigkeit ist endlich noch des Centralpunktes von Siebenbürgen zu gedenken, und dieser ist Maros-Vásárhely, da die meisten der früher aufgezählten Operationslinien entweder in diesem Punkte zusammentreffen oder doch so nahe an demselben vorbeiführen, dass sie von hier aus in wenigen Märschen erreicht werden können, und die nach alien Richtungen ausgehenden guten Communicationen die freie Bewegung nach jedem wichtigen Punkte hin zu

lassen.

Der Vertheidiger besitzt demnach innerhalb dieses eben bezeichneten Rahmens die günstigsten Verhältnisse, um einem selbst von allen Seiten zugleich stattfindenden Angriff begegnen zu können. Steht seine Hauptmacht auf oder zunächst dem Centralpunkte, so kann selbe leicht in den jeweilig am meisten bedrohten Theil des Landes vorgeschoben und auf der ersten Rokirlinie verschoben werden, während es von dieser aus, weil sie dem Rücken

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