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1. fand man auf allen andern Seiten eine mehrere Hundert Schritt breite Inundation, durch welche man sich begreiflicher Weise weder durcharbeiten wollte, noch konnte;

2. war, nachdem der Anschluss an Bastion Nr. 12 unter einem rechten Winkel abbog, das Feuer von Collateral-Werken von dieser Seite nicht zu fürchten;

3. dominirte das Vorterrain um etwas die Festung;

4. fand man in dieser Richtung vorzügliche Stützpunkte gegen Ausfälle, und konnte man sich ziemlich gedeckt nähern;

5. war man der Nachschubs- und Rückzugslinie am nächsten.

Der Boden war sehr leicht zu bearbeiten, man bedurfte kaum des Krampens, und so fand der Belagerer auch in dieser Beziehung eine zeitersparende Erleichterung.

Bei den Deutschen standen am 9. von Seite der Preussen gegen die Angriffs- und die Nebenfronten 98 gezogene Kanonen und 40 Mörser, von Seile der Badenser, welche von Kehl aus die Citadelle beschossen, 32 gezogene Geschütze und 8 Mörser, zusammen somit 148 Geschütze in Thätigkeit. Diese Batterien enfilirten und demontirten die Festungswerke derart, dass das schlecht gezielte, schwache Feuer des Belagerten nicht aufkommen konnte.

Am besten beweist die Inferiorität der Vertheidigungs-Artillerie der Umstand, dass das Belagerungscorps bis inclusive 5. nur 57 Todle und 327 Verwundete hatte, inclusive der bei den Ausfällen kampfunfähig Gemachten.

Schon am 11. wurde die Breschbatterie gegen Lünette 53 eingerichtet, welche unter ziemlich spitzem Winkel mittels des indirccten Schusses auf 1100 Schritte Bresche schiessen sollte; am 12. wurde jene zum Breschiren von Bastion 11 (Nr. 42 beim Friedhofe), und später jene für Bastion 12 erbaut.

Am 10. wurden in Folge Vermittlung der Schweizer Regierung bei 400 Personen, Weiber, Kinder und Greise, aus der Festung gelassen, und folgten diesem ersten Zuge unter Segenswünschen für die edlen Schweizer noch weitere,im Ganzen bei 1000 Personen; diese Tage brachten wenigstens einige tröstliche Stunden für die hartgeprüfte Bevölkerung, die aber durch die Nachrichten von der Capitulation bei Sedan, welche die Schweizer mittheilten, getrübt wurde.

Am 12. wurde in Folge von Schlettstadt gekommener Berichte die Republik proclamirt.

Am 9. wurde in hergebrachter Weise mit der Erdwalze aus der zweiten Parallele vorgegangen; da aber das Feuer des Feindes Verluste nicht besorgen liess, wurde schon in der Nacht vom 10. zum 11. angeordnet, auch ferner, das ist in der Nähe von 2-300 Schritten, sich der fliegenden Sappe zu bedienen, und so wurde allnächtlich ein bedeutendes Stück Annäherung mit directer Anstellung der Arbeiter auf freiem Felde ausgeführt.

Vom 9. bis 11. wurde die Annäherung zur dritten Parallele zu Stande gebracht, in der Nacht vom 11. zum 12. diese selbst mit fliegender Sappe ohne Verluste erbaut.

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In der Nacht vom 13. zum 14. wurde eine Halbparallele, welche bis auf 40 Schritte an den Glaciskamm herantrat, ausgeführt.

Der 15. wurde durch einen grösseren Ausfall gegen die Sporen-Insel bemerkbar gemacht. Die Badenser waren schon früher mittels Kähnen über den Rhein gegangen, hatten eine Brücke über den kleinen Rhein geschlagen und von der Ruprechtsau Besitz genommen. Einen positiven Vortheil erreichte der Ausfall nicht.

Am 17. September wurde die Krönung des bedeckten Weges vor Lünette 52 und 53 vollendet, und bei dieser Gelegenheit von dem IngenieurHauptmann Ledebour durch eine kühne Recognoscirung gegen den Graben der Lünette 53 die Minen-Anlagen, von welchen man eine allgemeine Kenntniss bereits hatte, unbesetzt gefunden und unschädlich gemacht. Sobald die Krönung - jedoch von der Verbreiterung abgesehen beendet war, wurde. sofort die 18 Fuss hohe Escarpe-Mauer der Lünette 53 aus 1000 Schritt Entfernung mit dem eigens zum Brescheschiessen bestimmten kurzen gezogenen (15 centimetrigen) 24Pfünder in Bresche geschossen, und war dieselbe am 18. Abends fertig. Die Geschosse gingen knapp über die Brustwehr der Krönung, rissen auch theilweise die Körbe derselben um, so dass der Laufgraben unpassirbar wurde. Auch flogen die Ziegeltrümmer der Escarpe bis in die zweite Parallele.

Die Schüsse wurden hierbei aus der Krönung und von den MinenEingängen aus corrigirt. (Kölner Zeitung.)

Als am 18. die Bresche für gangbar anzusehen war, wurden die herabgestürzten Körbe rasch wieder gesetzt und nun eine Graben-Abfahrt (ein von der Krönung bis an den Wasserspiegel des Grabens führender Laufgraben mit fallender Sohle) ausgearbeitet und mit Eisenbahnschienen und Erde eingedeckt.

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Die Escarpe-Mauer wurde am 20. September 4 Uhr Morgens durch eine Mine auf 12 Fuss Breite eingeworfen. Nach einer Arbeit von 2 Nächten und einem Tag war man von der Krönung unbelästigt bis an den Wasserspiegel gekommen.

Unterdessen waren die Arbeiter zur Ausführung des Dammes, welcher über den 4 Fuss, in der Cünette 8 Fuss tiefen, 10 Klafter breiten Graben gebaut werden sollte, vorgeführt worden.

Zu diesem Behufe wurden in der Graben-Abfahrt 2 Reihen Arbeiter angestellt, von welchen die eine mit Erde gefüllte Tragkörbe vorreichte, welche, nachdem der Inhalt in den Graben entleert war, auf der andern zurückgegeben wurden. So lange es noch Nacht war, wurden von Sappeuren über die Brustwehr hinüber Senkfaschinen geschafft und durch diese der Damm vervollständigt; bei Tagesanbruch konnte man schon beginnen, auf dem 20 Fuss breiten Damm nach links zu eine Brustwehr zu errichten, welche gegen die flankirenden Schüsse der Lünette Nr. 52 aus 2 Reihen nebeneinander gestellter Sappekörben, die zuerst mit Erde, dann aber mit Sandsäcken gefüllt und gekrönt wurden, bestand. Indessen fiel kein Schuss vom flankirenden

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Werk, keine Handgranate von der vorliegenden Brustwehr, und so konnte ein sonst bei Tag kaum und bei der Nacht nur mit grossen Verlusten ausführbares Unternehmen bei Tag ganz bequem und ohne Opfer zu Stande gebracht werden.

Das Couronnement war dicht mit Schützen besetzt, um jeden auf der feindlichen Brustwehr sich zeigenden Kopf sofort aufs Korn zu nehmen, und standen nebstdem zwei 6Plünder als Contrebatterie gegen die linke Flanke des Werkes 52 in der Krönung.

Da kein störender Schuss fiel, wurde man bei der Arbeit kühner. Man übersetzte in einem Nachen Sappeure auf den Fuss der Bresche, welche nun von derselben Erde abgruben, um von der anderen Seite dem Damm entgegen zu arbeiten.

Noch aber hatte keiner der Arbeiter gewagt, die Bresche zu erklimmen, um zu sehen, wie es sich im Innern der Lünette verhielt: ob dieselbe besetzt sei oder nicht. Aber dem Ingenieur-Lieutenant Frobenius liess es keine Ruhe, -er musste sehen, wie es in der Lünette aussah; er erklomm die Bresche bei hellem Tage, gleich gefährdet vom Feuer des Feindes, welcher vom Hauptwalle aus das ganze Werk einsah, und von den eigenen Geschossen, welche mitanter knapp über die Brustwehr hinwegflogen. Frobenius fand die Lünette urbesetzt, und nun wurde bald von derselben ohne weitern Befehl Besitz genommen. Indessen kommt Ingenieur-Oberst-Lieutenant v. Wangenheim, führt Arbeiter vor, um das Innere zu verbauen, welches, nachdem man sich überzeugt hatte, dass die im Innern befindlichen Hohltraversen, welche gegen das Feuer der Festung vortreffliche Unterstände gewährten, nicht minirt waren, sofort geschah.

Um 6 Uhr Abends war der Damm fertig, noch aber war die Deckung nach links zu nicht ganz hergestellt; da erschienen plötzlich an der linken Face des Werkes 52 feindliche Schützen: im Nu waren 3 Pionniere gefallen, die Andern sahen sich zur vorsichtigern Arbeit gezwungen.

Man fand in der Lünette 3 demontirte und 3 gute Geschütze, welche sogleich vernagelt wurden.

Am Abend des 20. wurde die Lünette von einer Compagnie Füsiliere besetzt, vom Ingenieur - Hauptmann Ledebour vollkommen verbaut, und in derselben eine Batterie mit 3 6Pfündern etablirt.

Etwas blutiger als die Wegnahme dieser Lünette war jene von Nr. 52, welche nunmehr erfolgte.

Aus der Krönung hatte man bis zum 21. September die GrabenAbfahrt, welche mit Eisenbahnschienen eingedeckt worden war, bis zu dem Wasserspiegel hergestellt, und nun wurde in der Nacht vom 21. zum 22. über den 30 Klafter breiten Wassergraben nach dem gegenüberliegenden Werke durch den Ingenieur-Hauptmann Andrae mit seiner Compagnie eine Tonnenbrücke geschlagen.

Zuerst wurden zwei Nachen geräuschlos in's Wasser gelassen; in demselben fuhren Pionniere mit dem Ende eines Taues nach der Erd-Escarpe der

Lünette, so dass das Tau sich quer über den Graben spannte. Nun wurden je 2 grosse, im Schiltigheimer Bräuhause vorgefundene Tonnen mittels eines Rahmens aus Brettern zu einem schwimmenden Flosse derart vereinigt, dass sie mit ihren Böden aneinanderstiessen, und die Längenrichtung senkrecht auf die Brückenrichtung fiel.

Diese Tonnen wurden in's Wasser gelassen, das diesseitige Tauende an sie geknüpft und nun hinübergezogen, respective vom diesseitigen Ufer mit vier eingekanteten Balken hinausgeschoben, bis man Raum für ein neues Floss hatte.

Die Balken des ersten Flosses wurden in den Rahmen des mittlerweile in's Wasser gelassenen zweiten Flosses eingelegt, der nun schwimmende Brückentheil mit Brettern überdeckt, durch neuerdings eingelegte 4 Balken ausgetaucht, respective hinübergezogen und, indem man auf diese Art fortfuhr, die Brücke bis um 10 Uhr fertig gemacht. Nun wurde die Brückenbahn mit Stroh bedeckt, um geräuschlos hinüber zu kommen. Um 11 Uhr Nachts war auch diese Arbeit beendet.

Sofort rückten die Sturm-Colonnen an: Zuerst Ingenieur-Hauptmann Roese mit seiner Compagnie, dann eine Compagnie Infanterie, endlich 100 Arbeiter der Garde-Landwehr unter Ingenieur-Lieutenant v. Keiser I. Ingenieur-Hauptmann Roese gieng mit 12 Pionnieren und 2 Unterofficieren zuerst hinüber bis auf die Brustwehr der Lünette, welche man, wie erwartet wurde. leer fand. Einer der Unterofficiere (Mineur) untersuchte die Hohlräume auf Minen; die 12 Mann hieben die Hecke weg und schnitten in der Escarpǝ Stufen ein, damit die nachrückenden Colonnen die Böschung passiren konnten.

Nachdem der Mineur gemeldet, dass Alles in Ordnung sei, gieng ein Zug Infanterie in das Innere vor und setzte sich in den Hohltraversen fest; dann kamen die Sappeure, welche sogleich knapp an der Palissadenwand der Kehle, hinter welcher sie Deckung fanden, einen Laufgraben aushoben und nach rückwärts eine gedeckte Communication ausarbeiteten.

Die ganze Arbeit wurde bis dahin ohne Verlust durchgeführt, trotzdem die Franzosen, besonders von den links flankirenden Linien und der Contregarde der Hauptumfassung her, ein Gewehrfeuer unterhielten, welches jedoch hauptsächlich gegen das Couronnement und das Werk 53 gerichtet war. Auch kam zeitweise ein Kartätschenhagel vom Hornwerk 49 das Couronnement entlang daher; dies geschah Alles zuerst auf 250, dann sogar auf 70 Schritt Distanz vom Gegner. Aber ausser dem Dunkel der Nacht schützten den Angreifer die unbegreiflicher Weise stehen gelassenen Palissaden und Hohlräume des Vertheidigers; kein Ausspäher war in der Lünette zurückgeblieben, um zu sehen, was vorgehe; keine Leuchtkugel, verrieth die Arbeiten. Plötzlich aber musste der Vertheidiger auf der Brücke den Lärm gehört haben, den die zur Arbeit vorgesendeten 100 Garde - Landwehrmänner unabsichtlich machten, und rasch concentrirte sich ihr Feuer auf die Stelle, wo Letztere eine gedeckte Communication über die Escarpe in das Innere ausheben sollten. Einer nach dem andern fiel, und nur mit äusserster Noth

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