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1865 im April wurden die beiden Dampfer „Althea" und "Ida" in der Mobile-Bai durch Torpedos zerstört und hatten einen Verlust von 13 Mann. Ferner sind uns noch ohne das Datum bekannt:

Kriegsdampfer „Otsego“ im Roanokeflusse bei Jamesville. Zwei Torpedos explodirten. Das Schiff sank unmittelbar darnach. Der „Otsego" hatte einen Torpedobrecher am Bug, und es fanden sich später in dem Netze zwei aufgefischte Torpedos; das Schiff schien jedoch auf eine ganze Reihe derselben gerathen zu sein. Einzelne der Mannschaft leicht verwundet, sonst kein Menschenverlust.

Kriegsdampfer Barley". Er sollte dem „Otsego" zu Hilfe eilen, wurde aber in dessen Nähe durch die Explosion eines andern Torpedos zum Sinken gebracht. Zwei Mann getödtet.

Kriegsdampfer Jonquil" vor Charleston. Fischte Torpedos, wobei einer derselben unter ihm explodirte und das Schiff schwer beschädigte, aber nicht zum Sinken brachte. Mehrere von der Besatzung verwundet.

Aus dieser nur annähernd vollständigen Liste ersieht man, dass in der Zeit von circa zwei Jahren durch diese neue Waffe mehr als 20 Schiffe theils zu Grunde gerichtet, theils kampfunfähig gemacht wurden.

Angesichts dieser Thatsachen konnte man nicht daran zweifeln, dass diese Waffe eine Zukunft habe, und wenn der amerikanische Marine-Minister Gideon Welles in seinem Resumé der Seekriegs-Begebenheiten von dem Congresse sich dahin aussprach, „dass die Torpedos den unionistischen Kriegsschiffen mehr Schaden zufügten, als alle anderen feindlichen Zerstörungsmittel zusammen genommen", so verdient dieser Ausspruch in der That alle Beachtung.

Es ist daher eine ganz natürliche Erscheinung, dass nach solch glänzenden Erfolgen auch der Erfindungsgeist in Europa sich bald dieses wichtigen Themas bemächtigte, und so brachten die Journale seit mehreren Jahren immer neue Projecte zur Kenntniss des Publicums, deren wir einige erwähnen wollen:

In Frankreich wurde das unterseeische Boot, der „Plongeur", erbaut; er hat 8 Fuss Tiefgang, die Maschine 80 Pferdekraft, der Dampf ist durch comprimirte Luft ersetzt worden, und die Equipage von 18 Mann ist vollständig vor aller Gefahr gesichert.

Der „Plongeur" soll eine gefährliche Zerstörungsmaschine werden. In der unter Wasser befindlichen Ausbucht des Vorstevens ist ein Rohr angebracht, welches eine Granate führt. Sollte eine feindliche Flotte vor Anker liegen, so treibt der „Plongeur" seine Granate durch Anrennen in den Boden des nächsten Schiffes und zieht sich darauf zurück, indem er zu gleicher Zeit einen electrischen Draht abwickelt. Wenn er in einer angemessenen Entfernung ist, so entzündet er die Granate durch einen Funken, und das feindliche Schiff fliegt in die Luft.

Ferner: Eine neue Höllenmaschine ist von dem französischen ViceAdmiral Chabannes erfunden und in Toulon erprobt worden. Der Erfolg überstieg alle Erwartung. Ein altes, 80 Fuss langes Schiff wurde durch die Explosion aus dem Wasser gehoben und in Stücke zerrissen. Die zerstörende Wirkung dieser Höllenmaschine ist so gross, dass kein Panzerschiff dem Stosse wird widerstehen können. Dieses neue französische System soll sicherer und schnell wirkender als alle bisherigen sein.

Ferner hiess es: Ein Spanier, Herr Monturiol, soll das Problem der unterseeischen Schifffahrt vollkommen gelöst haben. Sein unterseeisches Schiff, die „Ictinea“, manövrirt 18 Meter unter Wasser ebenso leicht wie auf der Oberfläche. Mangelt es an Sauerstoff, so wird er mittels eines Apparates nach Bedarf erzeugt, und eine Besatzung von 10 Mann konnte 5 Stunden lang ohne Communication mit der obern Luft unter Wasser bleiben.

Ferner brachten die Journale: Ein Ingenieur in Stockholm hat ein Torpedoboot erfunden, welches sich unter dem Niveau des Wassers bewegt und am Bug mit einer Mine versehen ist, die bei der Berührung mit dem feindlichen Schiffe explodirt. In der genannten Stadt hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche mehrere solcher Maschinen erbauen will.

In Deutschland experimentirte der bekannte Submarine - Ingenieur Bauer auf dem Bodensee.

Russland hat ein Project des bekannten Hydrotechnikers, IngenieurGeneral-Majors Freiherrn von Tiesenhausen, schon lange adoptirt.

Aus England hörten wir merkwürdiger Weise in dieser Beziehung gar Nichts.

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Bei uns in Österreich wurde das Project des pensionirten FregattenCapitans Luppis, das er im Verein mit dem Maschinen-Ingenieur Withead aus Fiume offerirte, angenommen, und ist bereits das Kanonenboot zur Handhabung dieser selbstbeweglichen Torpedos eingerichtet, und sollen nach den befriedigenden Versuchen, welche in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers bei Höchst dessen letzter Anwesenheit in Pola, im Canal von Fasana vorgenommen wurden, noch mehrere Kanonenboote mit dieser Einrichtung versehen werden.

Ebenso wie wir in den neuen Ebnerischen Minen das beste bis jetzt erkannte unterseeische Vertheidigungsmittel besitzen, ebenso sollen die neuen beweglichen Torpedos bis jetzt das beste unterseeische Angriffsmittel sein, woran wir gar nicht zweifeln, wenn es sich bewahrheitet, dass dieselben bei 6 Knoten Geschwindigkeit bis auf 800 Klafter Distanz ihre Richtung unter Wasser unverändert beibehalten. Nur können wir uns in diesem Falle damit nicht einverstanden erklären, dass man zum Gebrauche dieser Torpedos sich so grosser, dem Feuer und der Aufmerksamkeit des Feindes so ausgesetzter Objecte, als die hölzernen Kanonenboote sind, bedient.

Wir würden halbunterseeische Fahrzeuge, wie wir sie früher beschrieben, z. B. nach Muster des „Plongeurs" vorziehen. Und um diese Tor

pedos auch im offenen Seekampfe anwenden zu können, wäre deren Adoptirung am Bord der Hochbordschiffe, z. B. an der Breitseite, gewiss keine unüberwindliche technische Schwierigkeit.

Im Vorhergegangenen haben wir auch schon erwähnt, dass:

Amerika, Frankreich, Russland und England eigene Torpedo-Corps besitzen, deren Officiere und Mannschaft in der Legung und Handhabung der Torpedos beständig geübt werden. Auch bei uns wäre die Errichtung eines solchen Corps eine höchst wünschenswerthe Einrichtung, da, wie der Krieg 1866 gezeigt, die ziemlich complicirte Manipulation der Torpedos eine bedeutende Praxis und Einübung erfordert. Damals wurde sie von einem gemischten Comité von Landgenie-, Marine-Artillerie- und See-Officieren besorgt.

Hiemit hätten wir die Schilderung des Unterwasserkrieges beendigt, und wenn es uns durch diese Zusammenstellung gelungen, dem Leser die Überzeugung beigebracht zu haben, dass unsere leider nur zu kleine KriegsMarine ganz auf dem modernsten Standpunkte der Seekriegführung steht," so soll uns diese kleine Mühe gewiss nicht verdrossen haben.

Die Befestigungen von Paris.

(Mit einer Tafel Nr. 3.)

Der grosse Krieg, der gegenwärtig zwischen den Nachbarstaaten Frankreich und Deutschland bereits seit einem halben Jahre wüthet, befindet sich in diesem Momente in einem seiner interessantesten Abschnitte. Eine Weltstadt wird belagert, deren Bedeutung und Einfluss in politischer, commercieller und wissenschaftlicher Beziehung von Jedermann anerkannt ist; sie ist die tonangebende Stadt für den Zeitgeschmack; sie ist von jeher der Herd und Schauplatz für Ereignisse gewesen, welche auf das Schicksal des eigenen Landes und oft genug auf die gesammten europäischen Verhältnisse einen bestimmenden Einfluss nahmen, — ein Ereigniss, wie ein zweites die Geschichte nicht aufzuweisen hat, und welches insbesondere dem Militär das grösste Interesse bietet.

Paris liegt in einem von Höhen umgebenen, etwa 2', Meilen langen und 13 Meilen breiten ovalen Thale, welches von der Seine zum grossen Theile umschlossen wird, nachdem dieser Fluss vor seinem Eintritte in dieses beckenförmige Thal die Marne aufgenommen hat. Beim Austritte der Seine, in zweimal gewundenem Laufe, ist die Thalöffnung, zwischen Suresnes und La Vilette, sehr breit und bildet im Nordwesten die sogenannte Ebene von St. Denis. Die Stadt selbst ist durch den abwechselnd 200-300 Fuss breiten Fluss in zwei ungleiche Hälften getheilt, wovon die nördliche die grössere ist. Über 20 Brücken vermitteln den beiderseitigen Verkehr. Der Flächenraum des Stadtgebietes beträgt 142 Quadrat - Meilen, mit einem Umfange von 46 Meilen und einer Einwohnerzahl von beinahe 2 Millionen. Wenn der Beobachter seinen Blick über die nächste Umgegend der Riesenstadt gleiten. lässt, so sieht er fast Nichts anderes, als eine ununterbrochene Reihe von Ortschaften, die sich bis zur Entfernung von nur einer halben Meile um das Weichbild der Stadt in der Zahl von 40 gruppiren. Zahlreiche Eisenbahnen in allen Richtungen der Windrose und prächtige Strassen zeigen schon von Weitem den Weg nach dem Centrum Frankreich's.

Bei Betrachtung der Bodenverhältnisse der nächsten Umgebung von Paris fallen dem militärischen Beobachter hauptsächlich drei Terrainabschnitte in die Augen. Erstens eine Linie zwischen St. Denis und Nogent, vom rechten Seine-Ufer zum rechten Marne-Ufer, theils in der Ebene und theils auf dem Höhenrande des Beckens, eine convexe und eine concave Biegung der Seine abschliessend; weiters eine zweite Linie von der Flussbiegung des linken Seine-Ufers bei Bas Meudon nach Charenton zu dem innern Höhenrande des

Beckens; endlich drittens der ganze nordwestliche Abschnitt von Paris, gewissermassen aus zwei Halbinseln bestehend, deren vordere den Höhenzug des Mont Valerien, die hintere das ebene Bois de Boulogne enthält. Die umschliessenden Höhen haben im Allgemeinen abwechselnd 300-500 Fuss Höhe: so der Montmartre 394 Fuss, Belleville 311 Fuss, Mont Valerien 495 Fuss, St. Cloud 306 Fuss etc. Der Canal de l'Ourcq theilt den ganzen nordöstlichen Raum in zwei Abschnitte, von welchen der nördliche eben und der südliche durch das 330 Fuss hohe Hügelplateau von Romainville und Montreuil ausgefüllt ist. Es ist derselbe Canal, der gegenwärtig bei dem Orte Sevran in den Bach la Morée durch die preussischen Garde-Pionniere abgeleitet wird.

Bevor wir die Beschreibung der Befestigungen von Paris beginnen, dürfte es von Interesse sein, einen kurzen historischen Rückblick auf die hervorragendsten feindlichen Angriffe zu werfen, denen die Stadt im Laufe der Jahrhunderte ausgesetzt war. Schon im Jahre 53 vor Christi Geburt wurde Paris, damals auf die Morastinsel in der Seine beschränkt (daher des schmutzigen Bodens wegen Kothstadt genannt), von den Römern cernirt und nach tapferer Gegenwehr erobert; die Stadt verblieb dann 530 Jahre unter römischer Herrschaft, bis sie im 5. Jahrhunderte von dem Frankenkönig Childerich I. befreit wurde. Im 9. Jahrhunderte wurde sie wiederholt von den Normannen überfallen, geplündert und durch Feuer verheert. Zum Schutze gegen solche räuberische Angriffe wurde in dieser Zeit die erste Befestigung der Stadt unternommen und ausgeführt. Im Laufe des 15. Jahrhunderts von den Engländern belagert und eingenommen, verblieb Paris 16 Jahre in ihrem Besitze. Ein Versuch Carl's VII., ihnen die Stadt zu entreissen, wurde blutig zurückgewiesen. Unter Heinrich IV. bestand Paris jene geschichtlich berühmt gewordene Belagerung, die mit der durch Hunger erzwungenen Einnahme im Jahre 1594 endete. 1814 war Paris das Hauptobject des ganzen Feldzuges. Napoleon I. hatte unterlassen, eine Befestigung der umliegenden Höhen anzuordnen; nur die Stadtthore wurden durch Palissadirungen verstärkt und in aller Eile einige Verschanzungen bei Romainville errichtet, um mit deren Hilfe die Vertheidigung der Nord- und Ost-Front zu organisiren. Am 29. März langten die Verbündeten in der Nähe der Stadt an, und hauptsächlich durch die Wegnahme der Stellung bei Romainville wurde sie zur Übergabe gezwungen. Im Jahre 1815 hatte Napoleon I. die Befestigung des Montmartre, Menilmontant, St. Denis, la Vilette und Romainville anbefohlen. Die Verbündeten umgiengen jedoch nach der Schlacht bei la belle Alliance im Osten und Norden die Stadt, übersetzten unterhalb derselben die Seine und nahmen zum zweiten Male Paris.

Hauptsächlich in der Absicht, eine abermalige feindliche Occupation der Stadt nach Möglichkeit zu verhüten, wurde im Jahre 1840 unter Louis Philipp, auf besondere Anregung des damaligen Minister-Präsidenten Thiers, die permanente Befestigung der Stadt und der Umgebung beschlossen, und mit überraschender Energie und mit Aufbietung aller Hilfsquellen dieses reichen

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