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I.

Am 30. September 1747 machte Sandwich dem Marquis! de Puysieux die Anzeige, dass der König von England der Abhaltung eines Congresses zu Aachen seine Zustimmung ertheile. Es dauerte indess fast ein halbes Jahr, ehe sich die Vertreter der betheiligten Mächte in der alten Kaiserstadt zusammenfanden. Die Erledigung blos formaler Fragen, über Pässe, Couriere und Neutralität des Berathungsortes nahmen eine geraume Zeit in Anspruch; daran reihte sich die Festsetzung und Entwerfung der betreffenden Instructionen.

Es war von vornherein klar, dass ein etwaiger günstiger Erfolg der Friedensverhandlungen von der Haltung dreier Mächte abhängen würde. Die Entscheidung lag in den Händen Englands, Oesterreichs und Frankreichs. Kam zwischen diesen drei Staaten eine Vereinbarung zu Stande, so mussten sich die übrigen Mächte unbedingt fügen.

Dass ein tiefes Friedensbedürfniss allseitig vorhanden war, ging aus mannigfachen Anzeichen hervor. Noch beim Beginne des Feldzuges 1747 mochte man auf englisch-österreichischer Seite sich den kühnsten Hoffnungen über einen glücklichen Ausgang des Feldzuges hingeben. Wenigstens machte man die energischesten Anstrengungen. Allein das Resultat entsprach durchaus nicht den Erwartungen. Von keiner Seite hatte man jene Punctationen eingehalten, welche gleichzeitig mit dem Congresse zu Breda im Haag vereinbart worden waren. Die Hoffnungen, welche man auf die Statthalterschaft gesetzt hatte, waren nicht in Erfüllung gegangen. Es war ihr nicht gelungen, neue Hilfsmittel zur Weiterführung des Krieges

Vergleiche meine Abhandlung: Holland und der österreichische Erbfolgekrieg, im Archiv für österreichische Geschichte Band XLVI. S. 299.

flüssig zu machen. Auch Oesterreich blieb hinter den übernommenen Verpflichtungen zurück. Die auf dem Kriegsschauplatze erschienene Anzahl von Truppen erreichte nicht jene Höhe, zu welcher man sich verbunden hatte. Frankreich anderseits hatte wohl Erfolge errungen, allein die Finanzen des Landes waren erschöpft, Ludwig war des kriegerischen Ruhmes satt, das Volk sehnte sich nach Ruhe; auch blieb nicht unberücksichtigt, dass die erworbenen Lorbeeren leicht zerpflückt werden konnten, wenn die russischen Hilfstruppen auf dem Kriegsschauplatze erscheinen und die Reihen der Gegner verstärken würden.

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Am meisten jedoch drängte Holland zum Frieden. Noch vor wenigen Monaten war man daselbst in sehr gehobener Stimmung und befürwortete die energischeste Fortsetzung des Krieges. Die Zusammenkunft zwischen Sandwich und Puysieux in Lüttich war in den Kreisen der holländischen Staatsmänner missliebig aufgenommen worden. Das Blatt hatte sich gewendet. Der Statthalter hatte die Ueberzeugung gewonnen, dass in den weitesten Schichten der Bevölkerung nur der Wunsch nach Frieden vorhanden sei, und jene Stimmen, die bisher an der Spitze der Kriegspartei standen, liessen sich minder energisch vernehmen. Der Statthalter hatte nun die unangenehme Aufgabe, die englischen Staatsmänner von der Nothwendigkeit eines Friedensschlusses zu überzeugen und zugleich auf eine Befürwortung der Forderungen Hollands auf dem Congresse von Seite Englands hinzuwirken. Er entsendete den Grafen Charles Bentinck, der gemeinschaftlich mit seinem bekannteren und begabteren Bruder William zu den intimen Kreisen des Prinzen von Oranien gehörte, nach England, um namentlich den erschöpften Stand der holländischen Finanzen den Staaatsmännern Englands vor Augen zu legen.

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Die Auffassung des französischen Cabinets lässt sich an klarsten aus der dem Grafen St. Severin ertheilten Instruction entnehmen. Sie machte ihm den Abschluss des Friedens nicht unmöglich. Sie enthielt an der Spitze den Grundsatz, dass ein irgendwie haltbarer und rascher Friedensschluss nur durch eine vorhergehende Vereinbarung mit England erzielt werden könne.

1 Vrgl. meine Abhandlung: Holland und der österreichische Erbfolgekrieg, Archiv für österreichische Geschichte Band XLVI. S. 383.

2 Die Instruction, welche demselben ertheilt wurde, befindet sich im königl. Hausarchiv zu Haag.

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