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Saualpe gegen das Lavantthal herab. Tangl hält es für den Steinberg, eine Stunde von S. Paul im Unter-Lavantthale. Die kritische Bearbeitung der österreichischen Ortsnamen ist zur Stunde noch ausständig, es kann daher einem Laien nicht zugemuthet werden, die bereits gegebenen krausen Namens-Erklärungen durch neue zu vermehren. Nur so viel sei gesagt, dass den praktisch erprobten Gesetzen der Namensveränderung zufolge dieser Ort heutzutage etwa Kanaren heissen müsste. 2 Ankershofen sucht dieses Gamanara, dessen Name nun gänzlich verschollen ist, obwohl es in Urkunden noch öfter (z. B. 982, 1199, endlich 1232) erwähnt wird, in der Nähe der steirischkärntnerischen Grenze, etwa bei S. Leonhard im obern Lavantthale; 3 ihm muss man beistimmen.

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Den für unsere Aufgabe viel wichtigern Bau auf Edelmetalle können wir erst zu Anfang des nächsten Jahrhunderts urkundlich sicherstellen. K. Heinrich II. verleiht nämlich dem Zeltschacher Grafen Wilhelm dem Jüngern ausdrücklich,omnes fodinas cuiuscunque metalli et saline que in bonis suis reperientur (1016). 4 Da man in den kaiserlichen Kanzleien sehr sorgfältig in der Wahl der angewendeten Formeln war, so können wir als erwiesen betrachten, dass Graf Wilhelm damals die ergiebigen Silbergruben zu Zeltschach schon in Betrieb gesetzt hatte, oder doch mindestens Anzeichen besass, welche den Bergsegen verhiessen. Ueber den Umfang, welchen die Silbergewinnung unter den alten Zeltschacher Grafen erreicht hat, fehlen sichere Anhaltspunkte. Dass ihr gewaltsames, aber ur

1 Tangl in Ridlers Arch. 1833 p. 378.

2 Ein solches kommt in der That noch in Kärnten bei Weissenek, etwa auf halbem Wege zwischen Völkermarkt und Lavamünd vor. Auch hier müssen vordem Erzgruben bestanden haben, wie die Namen der Nachbarorte Ruden (slavisch ruda Erz) und Eis (abgekürzt aus Eisen) beweisen Es scheint demnach wirklich dem Worte Gamanara eine auf den Erzbau bezügliche Bedeutung zu Grunde zu liegen.

3 Handb. der Gesch. Kärntens II. p. 979. Die alte Burg Ehrenfels zu S. Leonhard soll, wie ich daselbst erfuhr, vor Zeiten Gamern geheissen haben. Diese unsichere Angabe ausgenommen ist, wie ich mich persönlich überzeugte, an Ort und Stelle des prope Obdach' genannten Gamanara jede Spur dieses Namens verschwunden. Thatsache dagegen ist, dass in der Nähe von Obdach oberhalb S. Wolfgang gegen die Seethalalpe hin, die Spuren eines uralten Eisenbergwerkes noch zu sehen sind. 4 Hormayr, Arch. f. Gesch. II. 225.

Archiv Bd. XLVII. I. Hälfte.

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kundlich verbürgtes Ende durch aufrührerische Knappen der Zeltschacher Silbergrube herbeigeführt worden sei, erzählt nur die spätere Legende. Nach diesem Vorfalle, welcher in das Jahr 1036 zu verlegen sein dürfte, kamen die Bergwerke mit den übrigen Besitzungen zunächst an die schon lange verwitwete Gräfin Mutter Hemma, von welcher sie im Jahre 1045 mit dem Reste ihrer Allodialgüter an das neugegründete Frauenkloster zu Gurk überlassen wurden. 2

Bezeichnend für die Ausbreitung des allmälig zum königlichen Hoheitsrechte gewordenen Bergbaues in der Umgegend von Friesach ist, dass nicht nur die Errichtungsurkunde des Bisthums Gurk, welches im J. 1072 aus den Besitzungen jenes Frauenklosters dotirt wurde, dieser fodinae cuiuscunque metalli erwähnt, 3 sondern dass ausserdem Probst Aribo von Gurk zu gleicher Zeit bei König Heinrich IV. um die nämliche Gunst für sein Capitel einkam. Werden noch die dem Kloster Admont schon seit seiner Stiftung (1075) im salzburgischen Pongau zustehenden Goldwäschereien erwähnt, deren Betrieb mindestens bis in die Zeiten Abt Wolfolds († 1137) dauerte, so erhält man ein ungefähres Bild von der wachsenden Bedeutung, welche

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1 Acta Sanctor. Junius T. V. p. 508. Ein interessantes Schnitzwerk aus dem XV. Jahrh., welches zu Gurk gezeigt wird, stellt gleichfalls die Ermordung der beiden Grafen durch die Bergknappen dar. Ueber die wahrscheinlichen Gründe und die Zeit ihrer Ermordung vgl. Ankershofen p. 649 ff. Herrn Hüttenverwalter Riedl zu S. Leonhard verdanke ich die werthvolle Notiz über jene alten Bergwerke, welche der Sage nach als Hemma-Baue' bezeichnet werden. Es sind dies sämmtlich Abbaue, welche ein sehr hohes Alter verrathen und sie erstrecken sich vom Hohen Rapolt, als dem östlichsten Punkte, über die S. Leonharder Alpe, die Kliening, Silberberg und Zeltschach gegen Westen, wie es scheint durch das ganze nördliche Kärnten, da man sogar in Tirol einzelne Ausläufer findet.

2 Ankershofen, a. a. O. Regesten der V. Periode p. 93, Nr. 48. 3 A. a. O. p. 97, Nr. 51a.

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4 Ut ipsi Gorcensi (!) prepositure fodinas et metalla cuiusque generis que in prediis vel montibus eorum canonicorum reperiri possunt vel etiam saligines et siqua alia similia, que regis iuris essent in eorum possessionibus eis ad subsidium prebende sue donaremus

a. a. O. p. 102, Nr. 55.

5 Muchar, Gesch. d. St. III. p. 91, Anm. 3. Bisher ganz unbekannte, aber sehr werthvolle Nachrichten über den Bergbau der Admonter in Kärnten während des XII. u. XIII. Jahrh. enthält der aus dem letzten Brande gerettete Codex Nr. 475, zumal auf fol. 91 und 101.

der Bau auf edle Metalle für Kärnten und die obere Steiermark erlangte. Man wird daher auch den Beginn der Schladminger und Zeiringer Bergwerke in das Ende des XI. oder die erste Hälfte des XII. Jahrhunderts verlegen dürfen, wiewohl uns urkundliche Angaben dafür nicht erhalten sind. Die alte Sage freilich lässt den Aufschwung viel früher erfolgen, da sie von einem Grubenunglücke zu berichten weiss, welches 1159 vierzehnhundert Bergarbeiter in den Silberschachten von Zeiring ersäuft habe, allein wie gering der historische Kern solcher Ueberlieferungen zu sein pflegt, das hat ein Sperges schon im vorigen Jahrhundert richtig gewürdigt. 2

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Verbürgte Nachrichten haben wir erst wieder vom Jahre 1160 ab. Der Bergbau hatte damals für die Gurker Bischöfe schon eine solche Bedeutung erlangt, dass sie die Wiedereinlösung verlehnter Grundstücke sich vorbehielten, falls auf denselben Silbergruben entdeckt werden sollten.3

Die Versuche, etwas Genaueres über die Ausdehnung zu sagen, welche die damalige Silberproduction erreichte, können begreiflicher Weise nur sehr allgemeine Antworten ergeben. Sicher ist, dass die erhauenen Erze sehr edel gewesen sein mussten, nicht nur weil man geringere gar nicht als abbauwürdig behandelte, sondern auch wegen der Unvollkommenheit der mittelalterlichen Schmelzmethode. Sind doch mitunter so reiche Schlackenhalden zurückgelassen worden, dass deren. nochmalige Verhüttung in Kärnten neuerlich mit Erfolg ver

1 Muchar, a. a. O. IV. p. 429.

2 Tyrolische Bergwerksgeschichte p. 19.

3 B. Roman von Gurk vergleicht sich mit Popo de Pekach, welcher nach dem Tode des Grafen Poppo von Celsach Erbansprüche erhoben hatte, dahin, ut dictus P. pro damno nobis illato omne predium quod in Celsach habuerat ecclesie nostre donaret, et a nobis in feodo reciperet. . . in tali pacto, ut si forte in feodo quod a nobis in Celsach receperat cathmia exurgeret, nos aut nostri successores haberemus potestatem redimere ipsum feodum ab eo vel suis heredibus per equeualentes redditus inter Drauum et fluuium Muram, ne occassione cathmie lis de nouo inter nos excrescat .... Gurker Copialbuch f. 34. Das ehemalige Silbervorkommen in der Umgebung von Friesach wird auch durch eine Reihe von Localbenennungen angedeutet. Die benachbarten Orte Silberberg und Silbereck wird man auf jeder einigermassen genauen Karte von Kärnten auffinden können. Uebrigens wurde noch vor dreissig bis vierzig Jahren in der Nähe von Friesach auf Silber gebaut.

sucht werden konnte. Auch der Umstand fällt in die Wagschale, dass im Verkehre neben den Marken feinen Silbers gelegentlich marcae argenti montani erwähnt werden, was wohl nur dann gut möglich war, wenn die aufbereiteten Erze einen bedeutenderen und annähernd bestimmten Silbergehalt aufwiesen. Gerade die in Rede stehenden Urkunden, 2 Darlehensgeschäfte, welche der geldbedürftige Erzbischof Eberhard I. von Salzburg mit den Klöstern Admont und Seckau abschloss, berechtigen zur Vermuthung, dass der jährliche Silbergewinn, den Seckau aus den Schächten im Dobritsch und Admont, aus den Gruben am Zossen, also aus zwei bei Friesach gelegenen Bergen bezog, kein unbedeutender sein konnte. Die ausser dem bereits gesaigerten Silber (argentum coctum, examinatum purum seu wizzesilber) genannten 50 Marken Bergsilbers waren offenbar erst vor kurzem erfolgte Einlieferungen, welche zu reinigen es an Gelegenheit oder Lust bislang gefehlt hatte.

So reicher Besitz konnte leicht fremde Begehrlichkeit wecken. Wir finden darum die Betheiligten bemüht, Bestätigungen von Kaiser und Papst und Anerkennung ihrer Rechtsansprüche von denjenigen sich zu verschaffen, mit denen sie zumeist in Collision zu gerathen fürchteten, d. i. von den Salzburger Erzbischöfen. 3

1 In dem Berichte des Bergamts-Praktikanten Joh. G. von Gerstorf, welcher im steirischen Landes-Archive hinterliegt (M. S. Nr. 2295, f. 64) wird unter Anderm erwähnt, dass zu seiner Zeit (letztes Viertel des v. Jahrh.) die alten Haldenschlacken in der Schmelzhütte zu Döllach von neuem verarbeitet wurden, weil sie sehr reich an Silber waren. Andererseits erzählt Wöllner (p. 113 ff), dass die Schmelzmanipulation bei der Goldzeche im Möllthale bis zum J. 1777 so mangelhaft gewesen sei, dass man kaum den halben Gehalt an edlen Metallen ausgebracht habe. Die grossartigste Unternehmung der angedeuteten Art ist wohl die der Herren Roux et Comp., welche gegenwärtig die Schlackenreste der antiken Silbergruben von Laurium in Attika mit ungeheurem Gewinne umschmilzt. (Vgl. Allg. Zeitg. 1871, Beilage 60.)

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2 Meiller, Salzb. Reg. p. 106, Nr. 243-245, sämmtlich 1163 zwischen Mai und October. Dass unter dem Argentum montanum Silber in Blei angesammelt (Werkblei) verstanden worden sei, scheint unwahrscheinlich. 3 Admont ·

Bestätigung seiner Bergwerke durch K. Friedrich I. dd. 1184, Mai, Mainz, bei Muchar III. p. 105; Erzb. Eberhard I. von Salzburg 1160, und Adalbert I. 1196. Seckau durch Markgraf Ottokar VIII. (1182), K. Heinrich VI. (1194) und Erzb. Adalbert 1197, a. a. O. p. 106. Gurk, Propstei und Bisthum K. Fridrich I. (1184, 15. März, Hagenau, bei Böh

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Das über den Betrieb von Silbergruben in der Umgegend von Friesach Gesagte erhält seine Ergänzung durch den Vergleich, welchen 1212 Propst Gerolt von Seckau mit dem Gurker Bischofe Walther über die Silberbergwerke auf dem Berge Dobirschach (Dobritsch) abschloss. Aller Ertrag sollte fürderhin gemeinsam sein, und beiden Theilen die Bestellung eigener Bergmeister und Grubenwächter zustehen. Man sieht, Gurk legte ein grosses Gewicht auf seine Silberbergwerke; selbst zur Zeit der grössten finanziellen Bedrängnisse, wie im Jahre 1218, wo B. Ulschalk, um die Schuldentilgung zu ermöglichen, die grössten Einschränkungen sich auferlegt, blieb der Ertrag der Silbergruben dem Bischofe ausdrücklich vorbehalten. 2

Der Gang unserer Untersuchung hat bisher noch gar keiner salzburgischen Grube gedacht. In der That weiss Kleimayrn, der in seiner,Unpartheyischen Abhandlung des Langen und Breiten von der hochstiftlichen Berghoheit redet, kein salzburgisches Silberbergwerk in der Umgegend von Friesach namhaft zu machen. Schliesst gleich dies Stillschweigen die Möglichkeit nicht aus, dass es trotzdem solche Gruben gab, so darf doch wenigstens behauptet werden, dass sie zur Bedeutung der gurkischen, Seckauer und Admonter Erzlager sicherlich nicht hinanreichten, denn es lässt sich, soviel ich weiss, für den Bestand hochstiftlicher Bergbaue in jenen Landstrichen einzig die Schurfbewilligung beibringen, welche 1439 der Erzbischof Johann dem Hans Fawstel für den Friesacher Berg nächst S. Johann und dem gegenüber liegenden Schäwfelberg ertheilt hatte.3

mer acta sel. imp. p. 135 Nr. 144), P. Lucius III. (1184 curiam Prohpat
cum monte cathmie iuxta Friesacum), Innocenz IV. (1207) u. Honorius III
(1222); ferner Erzbischof Adalbert von Salzburg 1199, Gurker Copialb.
f. 12.,Privilegium super ius fodinarum cathmie.*

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1 Orig. im steierm. Landes-Arch., auch Muchar, a. a. O. V. p. 64. 2,Exceptis fodinis argentariis.' Gurker Copialb. f. 62. Auch in Ankershofens Regesten, Arch. f. Kd, österr. Geschichtsq. XXII. p. 349, aber falsch gedeutet.

3 Diese wahrscheinlich ungedruckte Urkunde findet sich im IV. Bande der sog. Salzburger Kammerbücher p. 735. Hans Fawstel beurkundet u. A.: als mir.. her Johans erzbischofe ze Salzburge . . . von såndern gnaden vergündt hat auf seinen vnd seines goczhaws gründen an Fryesacher perg bis sand Johanns vnd daselben gegen uber am Schäwfelperg silberärczt vnd pleyärczt auf zeslahen vnd ze gepauwen nach perchkwercks rechten, und gelobt die Abgabe des 10. Kübels (Bergfrohn),vnd was ich aus meinem tail ärcztes sylber oder pley erbaitten vnd smelczen

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