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sogar auf das niederländische toveraer und selbst die hochteutsche Umbildung zouberer: wer (für wäre) ist mangelhaft.

Häufig hat die Handschrift den einen Reim in ihrer Mundart, den andern in der rheinischen, z. B. bloß: lauß 3351. gewessen: zåssen 1441. 3165. volfüert: clarificiert 1580. wessen: gnåsen 1594. 3144. wessen: nåssen 184. 1945. jåchen: sehen 2168. geschächen: sehen 2405. enweg: tråg 2530. wår: beger 2771. erklären: begeren 1605. gebet: råt 2024. nåmpt: erkent 705. stunt: fumpt 3800. trächen: gesehen 276. brediger: mer (måre) 2515. heren: bewaren 2990. hett (conj.); ret (3. p. sing.) 818. propheten: nöten 1412. fröð: leid: 3518. prophet: getöt 3665. fläschen: weschen 3852. erzögen: neygen 3894. In diesen Beispielen gehören die å, ó, au, ie der hohen Mundart, manche lassen sich leicht berichtigen, andere nicht.

Das meiste Schwanken zeigt sich bei dem Gebrauche des u. Es reimen nämlich u, ů, ú und ů auf einander, z. B. sun: tún 2475. rúmp: stumpf 3332. sün: tünd 3381. stünd: gefünt 3390. tům: umb 3395. mund: kündt 3646. fund: tind 3663. blut: gut 3937. fund: pfund 4065. künd: sünd 1121. genüg: fúg 2878. sünd: frund 315. In vielen solchen Wörtern ist das u oder sein Um- und Doppellaut unrichtig und dieses ein sicheres Zeichen, daß der Tert aus einer Mundart herrührt, worin diese schwankende Schreibung vorkam, wie es am Mittelrhein der Fall war.

In einigen Wörtern wird die hochteutsche Mundart stets in dem einen Reime festgehalten, wo sie dann nicht zu dem andern Reime paßt. So reimt geschechen auf sehen 760. 1231. 1135. 1112. 1035. 1050. 1704. 1665 u. v. a. iehen 2100. seltener kommt sechen vor, meist außer dem Reim 1717. 1254. und iechen 2658. 1438. Dazu gehören auch Reime wie gebotten: solten 2051. 3235. gesell: will 3285. ziehen: fliechen 3264. Nazaren: gen (gan) 2793.

Regelmäßig niedere Reime find alle auf das Wort here,

her (Herr). Es kommt wohl die Schreibung here auch in hochteutschen Werken vor, aber im Reime weißt sie auf die niedere Mundart. here: ler 2455. 3670. heren: eren 2971. 3623. her: er 1250. 3004. mer: her 3055. Der Reim mer (für måre): her 4102 beweist deutlich die niedere Sprache. Daß der hochteutsche Ueberarbeiter manchmal in solchen Reimen herr geschrieben, ändert die Sache nicht.

Reime zwischen z und s kommen auch im Hochteutschen vor, im Mittelteutschen aber sind sie gewöhnlich. saß: was 970. 1415. uß: Pilatus 2706. haß: waz (erat) 3711. Zu solchen ungenauen Reimen gehören noch folgende, die man auch in andern Gedichten seit dem vierzehnten Jahrhundert antrifft. Reime zwischen rd: rb, find häufig. sterben: werden 17. 67. storben: worden 74. 788. 1085. 1257. 1210. 1481. u. a. Reim zwischen rbt: rt, verdirbt: wirt 1584. Reim zwischen b und d im In- und Auslaut. laden: haben 103. hab: stat 1896. 2934. beliben: schniden 3490. verriet: lieb 1672. liden: bliben 3534. 2011. bliben: miden 1950. Reim zwischen ob: ow. globen: schowen 58. frowen: glouben 2328. Zwischen oub: oug. globen: ougen 1021. 3wischen b: g. klagen: graben 1292. lig: grüb 1293. leben: segen 1975. gehaben: tagen 3197. sag: grab 3630. 3wischen ow: oug. verlougnen: frowen 1930. ougen: glouben 3498. 3770. Zwischen d und g. bringen: hinden 1378. dingen: finden 1483. füng: fründ 2970. 3371. Zwischen h und g. nagel: slahen 3278. schlahen: tragen 3298. Zwischen tt und ck. bitten: schicken 2096. Zwischen m und n. brun: umb 668. getan: genam 998. fin: im 1090. stim: bin 1865. riemen: verdienen 3010. verwunt: versumt: 3504.

Reime zwischen langen und kurzen Vokalen waren schon in der besten Zeit der altteutschen Dichtkunst erlaubt, sie erscheinen auch in diesem Stücke in mancherlei Formen, zuweilen mit unorganischem doppelten Auslaut. getann: lan 187. sin; entrinn 1126. geschriben: bliben 1621. loufen: roffen 2527.3041. das: laß 1891.

In stummen Endsylben kann der lezte Buchstabe seyn, wie er will, er stört in dieser Mundart den Reim nicht. schankt: dank 268. fassen: wassers 670. gebettet: vetter 685. dich: gesicht 1082. 1168. sach: gemacht 1094. gassen: wasser 1730. geschwigen: vigen 2695. widen: glider 2831. verkerer: leren 3171. triben: wiber 3686. Das Verstummen tonloser Endsylben ist in diesem Gedichte schon so durchgängig, daß dadurch eine Menge Reime erlaubt werden, welche man im dreizehnten Jahrhundert noch nicht antrifft. stund (hora): pfund 210. klage: mag 321. stund: gesunt 452. 485. sag (dico): mag 858. 1351. tag 1634. 1660. 3474. ze hand: schand 2280. scheid (vagina): leid 2091. hand: schand 2280. frag (interrogo): tag 2661. ze schand: gesant 2543. pfad: gnað 3636. 2381. tag: clag 2411. 3105. 3651. end (finis): wend (vultis) 3465. schaf: straf (poena) 3915. Zuweilen wird noch im Reim, häufig aber außer dem Reime das tonlose e geschrieben, misselinge: dinge 1450. bitte 1530. 1604. füße 1795. måre 2641. hende 2835. Man sieht daraus, wie der Reim das Verstummen der Endungen befördert hat, denn sowohl die e als auch die Sylben en, ent, le, et, ist, el, us, get, als auch die Artikel der, die, die Präposition zů, das Pronomen in u. a. werden im Versmaße nicht mehr gezählt, wo sie doch der Sprache nach gelten sollten.

2. Formen. Der unsichere Gebrauch der Vokale ist schon ein deutlicher Beweis gemischter Mundart; dieses Schwanken erscheint nicht nur im Reim, sondern auch außer demselben, wofür wenige Beispiele genügen. rüte und rute 2874. 2875. lauß, las, laß 3026. 3030. müß für müß 3069. 1979. fün für fun 2018. ruwen für rüwen 2516. tün für tůn 1923. u. v. a. Hatte der ueberarbeiter eine alte Handschrift vor sich, in deren Mundart das ů nicht gewöhnlich war, wie am Mittelrhein, so ist ein solches Schwanken begreiflich. Dasselbe zeigt sich im Gebrauche verschiedener Formen, z. B. hochteutsch umb, aber darauf der Reim

ftumm 2681. Das hochteutsche Gerundium stand, aber darauf der Infinitiv gan 641. Man wird also auch mester 1948. konnen 3032. helig 3665. dien (quem) 3666. rechen an mich (mir) 2385. mit heissen (heissem) für 2495. den nom. plur. knechten 3239. den gen. sing. müden 2868. den gen. plur. worten 2690. lüten 3051. nicht als Schreibfehler, sondern als Reste niederer Mundart zu betrachten haben, um so mehr, da der gen. plur. wigen auch im Neime steht 3853. Diese Vermuthung wird zur Gewißheit, wenn man neben zouberer 2833 sehr oft zouferer antrifft 1455. 1463. 2124. 3040. u. a.

Am häufigsten kommt vor die 2. p. plur. auf sen, statt auf et oder ent. Der Beweis liegt in den Reimen betten: trets ten 1994. leben 1870. schowen 4084. stan 3758. bliben 93. schriben 1123. wellen 96. Kann die Form an solchen Stellen nicht geändert werden, so ist sie auch außer dem Reim zulässig und hier erscheint sie sehr häufig. triben 441. ziehen 445. wissen 336. 719. raten 581. föllen 594. hören 605. sigen 627. bestellen 643. und eine Menge anderer. Daneben das hochteutsche sind: blind 627. 1373. wend: hend (vultis, habetis) 1150. end: wend 3465. tünd 3147. sond 3167. send (videtis) 3032. 3833. 2395.

Die 1. p. sing. kommt manchmal in -en vor. sagen 816. meinen 919. reden 2765. fragen 2766. spüren 3064. loben 1309. 3327. raten 3350. clagen 3675. danden 3893. 3927. füchen 1403. u. a. Daß auch diese Form der Mundart angehöre, beweist der Reim finden 2840. Seltener ist die 2. p. sing. auf t, wert 3187. fumpt 3075. Dagegen erscheint sie ziemlich häufig auf ist; langist 2657. verachtist 2671. wårist 3492. redist 3803. gebist 3817. lostist 4001. badist 2494. wanist 3023. welches i auch im Plural vorkommt, wachint 3805. pflegint 3825. süchind 4049.

Neben der Form nit, die häufig auf bit (Bitte) reimt 910. 961. 1075. 1165. 1185. 2047. erscheint auch die

`andere nút im Reim auf bút (biete, bietet) 1350. 2407. Neben der 2. p. pl. wüssen 3725. auch wissen 336. 719. So auch wüssent 1095 und wissent 1098. Neben der 2. p. plur. conj. fin 1871. auch die Form sig im Reim auf lig 3354. figent 32 und sigen 627. Neben der 1. p. pl. föllen 1657 auch sönd 2089. 3481. Ebenso die 2. p. pl. wellen im Reim 96. und wend im Reim 3466. 1150. und außerdem wellent 1086. Die 2. p. sing. imperat. gan 2609. gang 2158. und gand 2817. Die 2. p. pl. imperat. gand 2151. und gen 2155. Die 1. und 2. p. pl. gend 1692. 907. im Reim, außer demselben auch so 2025. und geben 1453. 53. Neben 2. p. pl. fönd 2082. 3866. auch sond 1021. 1062. 1083. Die 2. p. pl. hend im Neim 1150. außer demselben hand 1225. 1292. Der Infinitiv gen 2793 und gan im Reim 1233. Die 2. p. pl. sehent 1564 und send 3032. 3833. nement 2049. nemen 1011. nåment 95 und nent 1597. land 2103 und lond 2143. iwwer, ûwer und ewer 462. 297. 474.

Die Schreibung hat den Charakter des fünfzehnten Jahrhunderts. Nach kurzen Vokalen werden häufig die Mitlaute verdoppelt, was nur ein Zeichen der schnellen Aussprache ist und auf das Versmaß keinen Einfluß hat. Auch nach vielen langen Vokalen tritt die Verdoppelung ein, weil solche Selbstlaute in der Aussprache verkürzt wurden, wie uff, túffel u. dgl. Bei einsylbigen Wörtern kommt oft ein doppelter Auslaut vor, wenn sie auf einer Hebung stehen, wie hann, ann, behennd, getann, kenn, inn u. a., doch ist dieser Gebrauch weder regelmäßig noch durchgängig.

Bei einem Werke gemischter Mundart muß der Herausgeber den Charakter desselben so schonend wie möglich behandeln, um ihn beizubehalten. Eine durchgeführte Neberseyung in die eine oder andere Mundart wäre völlig verkehrt und würde die Urkundlichkeit des Werkes zerstören. Diese Vorsicht ist bei dem folgenden Stücke vor Allem nöthig, denn es

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