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Captivitas domini. Die Füerung von eim richter zum 2.
Achior scherg. Amor falsch züg. Malchus scherg und falsch züg.
Verloügnung Petri. Clinias magdt. Delbora magdt. Symon
Cyreneus. Petrus. Andreas. Jacobus maj. et min. Matheus.
Philippus. Bartholomäus. Thadäus. Thomas. Simon.
Mane autem facto volgen dise:

Cayphas. Annas. Raabod. Laban. Salvator. Scholidam.
Die Verzwyflung Judä.

Urias. Obed. Lucifer. Belzebub. Beelphegor. Asmodäus. Mammon. Astarath. Leviathan.

Salvator wird zu Herodem gefüert. Cyrus. Nero. Hercules. Agrippa. Achab. Haman. Nadab. Ammon. Herodis. Lamech. Dzias. Centurio. Salathiel.. Proclus. Emulus. Cliniar. Rufus. Naason. Mosse. Linia. Maroch. Achior.

Die Verurtheilung Christi. Barrabas. Schryber Pilati. Die 4 Hornblaßet, der erst Jubal, der 2 Thubal, 3, 4.

Die Ußfüerung. Maria mater Christi. Zechonias. Sedechias. Magdalena. Martha. Maria Salome. Maria Jacobi. Veronica. Joannes Evang.

Die Crüßigung Christi. Achas scherg. Amalech. Josmas. Dismas. Gott Vatter. Longinus. Dionysius Areopagita. Raphael, engel.

Die Begrebtnus Chrifti. Joseph v. Aromathia. Nicodemus. Josaphat.

Die Urstende. Eliel engel. Miriel engel. Adam. Eva. Abel. Noe. Abraham. Isaac. Jacob. Loth. Moyses. Aaron. David. Jeremias. Daniel. Zacharias. Joannes Bapt. Gabriel engel. Apotheker. Adoniel, Hagiel, engel. Cleophas. Lucas. Joseph, jünger. Mathias ap. Barnabas. Theophilus. Marschalk und Trucksäß Herodis. Arioch. Balac. Horam. Memuchan. Sother. Putiphar. Nicanor.

Die Menge dieser Personen konnte nicht in einem Schauspielhause vereinigt werden, weil die Bühne dafür zu klein war, daher geschah die Aufführung im Freien, und es gab im Mittelalter kein Schauspielhaus. * Wie die Osterspiele aufhörten lateinisch zu seyn, mußten sie aus der Kirche weichen und auf freien Plägen dargestellt werden. Ein Theater im antiken und heutigen Sinne kannten unsre Vorältern nicht, was fie spilahûs, spilihûs nannten (Graff 4, 1057), war nur Uebersegung des lateinischen Wortes theatrum, die Sache hatten sie nicht. Aber schon frühe kommt daneben die Benennung spilastat, spilistat vor (Graff 6, 642) und im vierzehnten Jahrhundert spilhof (Pfeiffer's Mystiker 1, 41), was der teutschen Art der Aufführung im Freien entspricht. Diesen Namen steht zur Seite dincftat, dinchof, Gerichtsstätte, die auch im Freien war, und demgemäß findet man in dem Als felder Stücke (Haupt 3, 483), daß bei der Aufführung ein Kreis um die Schauspieler gezogen und vom Schultheiß wie bei einer Gerichtssigung gehegt wurde, so daß er Jeden, der unbefugt in den Kreis trat, dadurch strafte, daß er ihn den Teufeln übergab, was nothwendig großes Gelächter veranlaßte. Diese Polizeiordnung paßte wohl für ein Fastnachtspiel, aber nicht für eine Passion, und das Stück, worin sie vorkommt, zeigt dadurch schon eine verderbliche Einmischung der Komik, die vielleicht durch den Prozeß Belials (oben S. 24) herbeigeführt wurde.

D. Sprache des Stückes.

Die Handschrift hat mancherlei Verbesserungen, daher ich fie für ein Original halte. Bei einer Urschrift soll der Abdruck

* Deswegen heißt es im Alsfelder Spiel (Haupt 3, 478): anno 1517. habuimus ludum passionalem usque ascensionem, quia pluvia et ingens frigus nos abire compulit quarta hora. Sie konnten also wegen schlechtem Wetter nicht ausspielen.

Mone, Schauspiele. II.

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buchstäblich seyn, um ihren Charakter wieder zu geben. Ich bin davon nur in folgenden Fällen abgegangen. Die Handschrift hat au, eü für au. Die Schreibung ü für u wurde gebräuchlich, als die Schrift von der Fraktur in die Current übergieng, denn in dieser waren die Buchstaben u und n gleich, man mußte also das u durch Striche vom n unterscheiden. Zwei Striche auf dem u bezeichnen aber bei uns den Umlaut, also mußte ich sie im Abdruck weglassen, um die Lautverhältnisse nicht zu verwirren. Diese Vorsicht gilt namentlich für das sechzehnte Jahrhundert.

Die Reime beweisen, daß die Abfassung nicht älter ist, als die Jahrzahl am Ende des Stückes 1494. Denn finden: erbinden 16. füssen: schlieffen 175. sünder: kinder 330. güte: hietten 390. gebieten: behieten 398. Christ: brist 27. diese Gleichstellung des i und ü gehört jener Zeit an. Ferner sind verdorbene Reime der Mundart, gebott: solt (für sott) 77. erlaubet: aubet 114. thon: schon 135. schwestern: ergen 315. komen: samen (1. somen) 72. während 65. 368 richtig kumen: sumen steht. Ungenaue Schreibungen wie mer: we 30. gleich: mich 25. herre: er 51. haut: stat 205. leib: wyb 208. zwar: vor 395. u. s. w. kommen nicht in Betracht.

Mit andern Gedichten des vierzehnten Jahrhunderts hat das Stück folgende Freiheiten gemein. Reime der Kehl- und Lippenlaute, versagen: vergraben 44. gestorben: verborgen 98. tragen: begraben 150. gehaben: tragen 248. tag: ab 400. sterben: Mergen 479. sage: grabe 364. Kehl- und Zahnlaute, leng: hend 131. fehlendes t im Auslaut, tüst: grús 74. magt: sag 300. fehlendes n, wunden: ftunde 230. Reime des e (ursprünglich æ) auf e, herr: mer 108. 111. 80. Der erste oder zweite Vokal eines Doppellauts reimt auf einfachen Laut, schin: stein 93. miltikait: het 326. sin: rain 490. räutten: teten 384. Lange und kurze Vokale reimen, man: verstan 70. stat: rat 264. Reime der Ableitsylben, sicherlich: inniclich 304. begerung: erlesung 324.

Ob der Verfasser einen älteren Text vor sich hatte, kann aus Obigem nicht geschlossen werden, auch kommen keine andern beweisenden Spuren vor. Dagegen verräth er sich durch seine Mundart als einen Schwaben, besonders durch den Zweilaut ui, in rui, huit, tuifel, was neben den gewöhnlichen Formen vorkommt. Nicht das einzige Beispiel, daß dramatische Stücke aus Schwaben in die Schweiz kamen, ein zweites von 1539 zu St. Gallen ist unten angeführt, und noch jezt besteht in Appenzell ein volksmäßiges Schauspiel über die Erschaffung der Welt, dessen Text Tobler aus Schwaben herleitet (Appenz. Sprachschay S. 15. u. d. W. Adam und Eva).

Dieses Schauspiel ist nur 30 Jahre jünger als das obige von Wismar (Nr. 12), aber wie gesunken an Kunst und Bedeutsamkeit. Daraus sieht man, welch' ein gutes Vorbild das Drama von Wismar hatte, und wie betrübt dagegen das Stück Gundelfingers erscheint, der keine andere Hülfe hatte, als die zerfallene Dichtkunst am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts.

E. Ludus de resurrectione Christi editus per Mathiam

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4 der gen. plur. welten ist ganz ungewöhnlich, entweder eine schlechte Form oder ein Mißverständniß des alten gen. sing. welte.

*

das laussent euch gon zu hergen

und helfent mir tragen seinen schmergen.

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Deinde Joseph ab Armathia cum duobus servis accedat Mariam,

inclinando se dicat.

Maria, gottes bererin,

dins kindes toud und grosse pin
und auch din grosses hergelait
ist minem hergen ain bitterkait.
ich bit dich werde frow min,

das [du] din wainen laussest sin,

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11 man kann nicht sagen, ob dies eine Anrede an die Zuschauer sey,

weil der Anfang des Spieles fehlt. 36 du fehlt.

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