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Do din vader sede: sta up min seydenspyl! na diner upstandinge

wachtet al min begeringe.

unde du sprekest:

see myn vlesch ys wedder bloyende,
if wil upstan in der dageringe, (-rat?)
ik hebbe min werk nu vullenbracht.

Maria, du van groter leve sprekest:
sta up herte leve troft!

wente du hest alle de werlt vorloft
van deme ewigen dode

mit dinem duren blode:

sta up herteleve begravene min

in deme alder levesten dage din. Dr J

Bl. 130.

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14. Grablegung Christi.

A. Die Handschrift und ihr Gebrauch.

Die Handschrift dieses Stückes befindet sich in der Bürgerbibliothek zu Lucern Nr. 177 auf Papier, in gespaltenem Folioformat. Sie ist zu Anfang des eigentlichen Tertes mangelhaft, doch ist der Titel des Stückes und der Namen des Verfassers oder Anordners Matthias Gundelfinger und am Ende das Jahr der Handschrift 1494 angegeben.

Ueber das Format der Handschrift muß ich etwas sagen, so gleichgültig es auch scheint *). Fast alle der vielen Handso schriften alter Schauspiele in Lucern, die am Ende dieses Bandes verzeichnet sind, haben dasselbe Format, so auch das folgende Stück Nr. 15 und die Handschrift der altteutschen Schauspiele. Einem Archivar ist diese Form und ihr Gebrauch wohl bekannt, es ist die Form der alten Hebregister und Zinsbücher, welche die Einsammler der Gülten und Zinse bequem auf ihren Rundreisen einstecken konnten, weil sie schmal sind. In dem altfranzösischen Schauspiel hieß man daher die Handschrift des Stückes Register (Jubinal, myst. 2, IX.) wie in Teutschland die Frankfurter Rolle und das Stück Nr. 15, und einer der Zugführer hatte es in der Hand (Fichard Frankf. Arch. 3, 134). Dieß war die nämliche Person, die man jezt den Souffleur heißt. Hatte ein Stück nur einen Zugführer oder Herold, so wird er wohl auch der Souffleur gewesen seyn, denn da der Herold den Inhalt und die Anordnung des Stückes vorher sagte, sonst aber keinen Antheil am Spiele nahm, so scheint es, daß er durch sein Register den Schauspielern nachhalf. Ohne diesen Zweck war die

*) Ich bemerkte nämlich, daß Vilmar in Haupt's Zeitschrift 3, 477

dieß Format feltsam findet.

Anwesenheit des Registers unnöthig. Sind in einer solchen Handschrift auch die Noten enthalten, so wird der Souffleur die Intonation gegeben haben, wenn es an die Gesänge kam. Eine andere Form der Handschriften find Rollen (rotuli), doch mehr für die Anordnung der Stücke als für deren Terte, wie man sie noch von Frankfurt und Kloster Neuburg hat (Hoffmann 2, 244). Auch diese Form ist der Bequemlichkeit wegen den alten Zinsrollen nachgeahmt. Man hieß diese Handschriften Denkrodel, Memorialbuch u. dgl.

B. Die Prozession der Schauspieler. Merkwürdig ist bei diesem Stücke die Angabe der spielenden Personen und ihre Anordnung. Zuerst wird das Verzeichniß der Schauspieler angegeben, dann ihre Aufstellung auf dem Spielplage. Diese Aufstellung geschah gruppenweise, wie ich schon früher bemerkt (altt. Schausp. 16. 21. 22.); hier ist es aber deutlicher gemacht. Die Schauspieler zogen nämlich in einer Prozession auf die Bühne, und bildeten als Leichenbegleitung eine zweite Prozession bei der Grablegung Christi *). Dieser zweiten Prozession wurde ein Kreuz vorgetragen, der ersten gingen nur die Zugführer voran, bei jener gingen die Personen reihenweise, wie es Sitte ist, und zwar die Knaben (welche die Engel spielten, altt. Schausp. 23) voran mit brennenden Wachskerzen, sodann die Leichenträger Joseph und Nikodemus, darauf ihre Diener und Knaben mit Kerzen. Nun folgen die leidtragenden Frauen und hinter ihnen Pilatus mit seinen Soldaten, den Schluß machen die Rabbiner der Synagoge und einige Judenknaben **).

*) In dem Alsfelder Stücke wird auch eine processio ludi angeführt. Haupt a. a. D. 3, 478.

**) Ich erwähne, daß damals noch keine Frauen auf die Bühne kamen, weder in Teutschland noch in Frankreich, sondern ihre Rollen wurden von Männern oder jungen Leuten gespielt. Man sehe nur das Verzeichniß der Schauspieler v. 1496 bei Jubinal 2, IX. flg., wo es z. B.

Die Begleitung der Römer und Juden ist darum nöthig, weil am Grabe Christi berathen und beschlossen wird, das Grab zu bewachen. Im Stücke selbst (nach Vers 262) sind die Römer und Juden nicht bei dem Leichenzug genannt, aber (V. 475) angezeigt, daß die Berathung der Wache am Grabe geschah. Die Begleitung der Juden und ihrer Kinder ist ein sehr ernster Zug, sie begraben ihren größten Propheten, dessen Blut über sie und ihre Kinder kommen soll; sie sagten (Matth. 23, 30. 31.): hätten wir in den Tagen unserer Väter ge=` lebt, wir hätten nicht mit ihnen die Propheten umgebracht, und nun gehen sie mit der Leiche des Gottmenschen Chriftus, den sie grausamer ermordet als ihre Väter die Propheten *). Diese Andeutungen werden genügen, um die folgende Anordnung des Stückes zu verstehen.

Personae ad ludum depositionem Jesu

acturae.

Salvator. Maria mater. Nicodemus. Joseph ab Arimathia. Magdalena.
Jacobi. Salome. Johannes. Petrus. Thomas. Centurio. Pilatus.
Cayphas. Rabbi Judaeorum. Judaeus Vivelman. Judaeus Mosse.
Primus, 2, 3, 48 miles. Lucifer. Secundus, 3, 4, diabolus.

Pater Adam. Eva. Pater Abraham. Jacob. Ysaac. David.
Primus, 25, 35 angelus.

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heißt: Proserpine, messire Ponsot. la mère de s. Martin, Estienne Bossuet. la bourgeoise, messire Jousse u. f. f. Es wurde nämlich die Vorschrift des Apostels Paulus befolgt: mulieres in ecclesia taceant. 1. Corinth. 14, 34.

*) Der Zusammenhang der Grablegung mit den Marienklagen ist unten bei Nr. 15 angegeben.

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