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verübten auch griechische Piraten, welche die russische Flagge zu führen wagten, die schändlichsten Grausamkeiten; sie wurden aber, wenn sie in die Hände der Russen fielen, größtentheils hingerichtet. — Ragusa war ein der Pforte schußverwandter Freistaat, dessen Flor von dem Handel mit der Türkei abhing. Die Kaufs leute dieser kleinen Republik seßten die Zufuhren nach Konstantinopel, vermög ihrer politischen Abhängigkeit, so wie wegen vielseitiger Handelsverbindung, noch immer fort; aber viele ihrer Schiffe wurden von den russischen Kreuzern genommen.

Der russische Oberbefehlshaber Graf Alexei Or loff, und der Contre-Admiral Greigh, segelten endlich auf dem Linienschiffe die drei Primaten nach Livorno; wo sie am 6. Dezember anlangten; und Graf Theodor Orloff fuhr auf einer Fregatte nach Messina. - Zum Ersatz der Schiffe, welche den Archipelag verlassen hatten, und zur Verstärkung der Sees macht für den nächsten Feldzug, nahte nun der ViceAdmiral Arff mit der in Reval und Kronstadt ausges rüsteten Flotte von einundzwanzig Segeln; unter welchen sich 2 Linienschiffe, 6 Fregatten und 13 Transportsfahrzeuge befanden. Die Letteren hatten über 2000 Mann Landungstruppen an Bord. Um 22. Oktober kam diese Flotte zu Port Mahon an, und segelte bald darauf nach dem Archipelag, wo Arff sich mit Spiritoff vereinigte.

II.

Uebersicht der Kriegsbegebenheiten zwischen Rußland und der Pforte an der unteren Donau, vom Jahre 1806 bis 1812.

(Fort fè hung.)

Ein Jahr hindurch gährte unter dem Throne der Stoff,

bis er sich Luft schuf. Mustapha Bairaktar, eine glän zende Erscheinung unter den Führern türkischer Scharen, in der Blüthe des Alters, muthig, verwegen, tapfer, und deßhalb mit dem Beinahmen Bairaktar (Fahnenträger) geschmückt, aufgeklärt und klug, faßte aus Anhänglichkeit für den entthronten, in den ent fernteren Gemächern des Serails lebenden Selim, und aus Überzeugung von der Zweckmäßigkeit der Einrichtungen und Verbesserungen, welche feinen Sturz hers beigeführt, den edlen, aber kühnen Entschluß, ihn wieder zum Herrscher zu erheben. Der Großvezier, den alten Zwist gegen Mustapha Bairaktar vergessend, bot zur Unternehmung die Hand, und 40,000 Mann, aufrührische Gesinnungen unter friedlicher Ordnung verbergend, zogen gegen die Hauptstadt. Die Ankunft von 8000 gleichgesinnten Natoliern zu Skutari, auf der asiatischen Küste der Dardanellen, gab das Zeichen zum Aufruhr. Der Großvezier, in der Ausführung des Planes wortbrüchig, wurde verhaftet, später, so wie der Mufti, ertränkt, und vor den Thoren des Serails

Selim III. jum einzig rechtmäßigen Padischah aus gerufen (am 28. Juli). Seiner Würde beraubt, unedel im Unglücke, ließ Mustapha IV. den statt ihm auf den Thron berufenen Selim erdrosseln. Da stürmte Mustapha Bairaktar das Serail, sprengte die Thore, überwältigte die Leibwache, und zwang den verbreche rischen Beherrscher zur Entsagung. An seiner Stelle stieg sein Bruder Mahmud II., im dreiundzwan= zigsten Jahre seines Alters, zum Kalifat empor, in welchem er den Mann, der ihn unerwartet mit Glanz umgab, sogleich zum Großvezier ernannte.

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Durch den Abmarsch der aufrührischen Scharen nach Könstantinopel, war die Vertheidigungslinie des Reichs, die Donau, entblößt, und leicht wäre den Feinden der Pforte der Sieg gewesen, wenn nicht, gegen den Wunsch des russischen Feldmarschalls Fürst Prosorowsky, dieser von seinem Hofe zur strengsten Einhaltung des Wäffenstillstandes wäre angewiesen worden. Zu Petersburg trug man den Gedanken, vereint mit französischen Kräften die Pforte zu bekäm= pfen. Bis man hierüber mit dem Hofe der Tuillerien sich verständigt haben würde, sollten die russischen Waffen an der Donau ruhen. Indessen gestalteten die Zusammenkunft der Beherrscher Frankreichs und Rußlands zu Erfurt (am 27. September) die Sache anders.

ren Kampf verwickelt,

Napoleon, jenseits der Pyrenäen in einen schweÖstreich, allmählich sich rüstend, gegen sich, verzichtete auf eine Unternehmung gegen das osmanische Reich, sogar auf die Ver mittelung zwischen diesem und Rußland. Er erkannte Bessarabien, die Moldau und Walachei für russische Provinzen, und überließ es Rußland selbst, durch

Unterhandlung, oder durch Gewalt, den leicht erwor= benen Besit für immer sich zu sichern.

Feldmarschall Fürst Prosorowsky erhielt den Auftrag, zu Jassy einen Kongreß zu versammeln, wozu die Pforte Bevollmächtigte zu senten bereitwillig war. Neue innere Zerrüttungen machten den Divan nämlich geneigt, in den Verlegenheiten äußerer Verhältnisse, wenigstens im ersten Augenblicke, duldend sich zu ber nehmen.

Mustapha Bairaktar war nicht mehr! Als ein eis lendes Meteor ging er am Horizonte des osmanischen Reiches vorüber. Von Mahmud II. unterstüßt, wollte er Selims Plan zur Wiederherstellung der gesunkenen Kriegszucht, und zur schnellen Bildung eines auf eus ropäischen Fuß organisirten Heeres, mit unverwandtem Auge durchführen. Des Großveziers Gewalt war unumschränkt; selbst der Großherr fügte sich seinen Verordnungen, oder lieh ihnen wenigstens kaiserliche Rechtskraft. Sichtbar nahm hierdurch mancher Verwaltungszweig im Heere eine blühende Gestalt an; das Vertrauen im Innern ward belebt; die Macht gegen Aus ken wuchs. Da zertrümmerte wieder die rastlose, im Verborgenen wirkende, Janitscharenrotte das kaum hergestellte Gebäude. Der Aufruhr brach am 14. November, in einer den Muselmännern heiligen Nacht aus; die Janitscharen sammelten sich, fielen über die neu organisirten Seymeng her, und hieben Alles nie: der. Der Großvezier sah sich genöthiget, in ein steinernes Gebäude sich zurückzuziehen. Im Leben groß, entwickelte er auch im Tode die Größe seines Geistes. Mit der untrüglichen Ahnung, daß seinem Herrscher nach Jahren es gelingen werde, was ihm jest auszus

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führen das Schicksal nicht vergönnte, wollte er Mahmuds Leben in den blutigen Szenen des Aufruhrs sichern. Im Namen desselben ließ Mustapha Bairaktar. schnell den entthronten Mustapha IV. und seine Mutter aus dem Wege räumen, um dem empörten Volke nur einen Sproßen aus Osmans Stamme zu belassen. Diesen mußte es schonen; Mahmud blieb am Leben, um in unsern Tagen das begonnene Werk seis nes Günstlings zu vollenden. Der Großvezier aber, in seinem Zufluchtsorte angegriffen und gedrängt, sprengte sich und eine große Zahl der bereits eingedrungenen Empörer in die Luft. Der Aufflug war fürchterlich; die entferntesten Theile der Stadt erbebten.

Endlich beschwor Mahmuds festes Handeln, und Nachgiebigkeit zur rechten Zeit, den Sturm; aus welchem eine allgemeine Amnestie und ein Ministers wechsel hervorgingen. Indeffen lastete doch die äußerste Anarchie auf den morschen Pfeilern des Reiches; blus tige Fehden zwischen den Bassen, Willkühr der Jas nitscharen, und Serailskabalen währten fort. Troß dem erfolgte am 5. Jänner 1809 zwischen England und der Pforte Friede.

Rußland konnte aus diesem Schritte auf eine ge= ringe Nachgiebigkeit der türkischen Bevollmächtigten bei dem Kongresse zu Jassy schließen. Doch wurde er, und zwar mit überspannten Forderungen von Seite Ruß lands, im Monate Februar eröffnet. Zur Práliminärs Basis forderte dieses Abtretung der von russischen Truppen beseßten Provinzen, und die Entfernung des englischen Gesandten, Ritter Robert Adair, aus Konftantinopel. Die türkischen Bevollmächtigten verweiger ten natürlich Beides, verließen Jassy, und kehrten zum

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