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lied" von Körner, und die ebenfalls achtstimmige,,Hymne," leg. tere auch mit Harmoniebegleitung.

Zu den mit Instrumental- oder voller Orchesterbegleitung componirten mehrstimmigen Gesangsstücken gehören: Der Chor ,,auf den Sieg der Deutschen" mit Begleitung von Violinen und Cello's; Gesang der Geister über den Wassern, von Goethe, achtstimmiger Chor mit Begleitung von Violinen, Celli's und Contrabässen (componirt im Jahr 1817), und die Cantaten: Der Frühlingsmorgen, dann jene mit der Aufschrift: Empfindungs-Aeußerungen des Witwen-Institutes der Schullehrer Wiens für den Stifter und Vorsteher derselben (Domherrn Spendù) für Solo, Chor und Orchester (componirt in den Jah. ren 1818-1819) *); die Cantate: Glaube, Hoffnung und Liebe, zur Weihe der Glocke der Dreifaltigkeitskirche in der Alser. vorstadt (2. September 1828) für Männer- und gemischten Chor mit Harmoniebegleitung, von Reil; die leider abhanden gekom. men;,,Prometheus" (componirt 1816), deren bereits erwähnt wurde, die Erweckung des Lazarus, Ostercantate für Gesang und Orchester, von welcher aber nur die erste Handlung componirt ist (1820) und Volkslied von Deinhartstein für Chor und Orchester, aufgeführt am 11. Februar 1822 im k. k. Theresianum in Wien zur Feier des Geburtsfestes des Kaisers Franz **).

*) Die Cantate besteht aus einem Baß-Solo, einem Solo für So. pran (die Gattin), Chor der Kinder, Solo der Mutter, einem Duette zwi schen der Witwe und einer Waisen, einem Solo des Basses, Chor der Witwen, wieder einem Baßsolo und gemischtem Quartett. Den Clavier. auszug verfaßte Ferd. Schubert.

**) Dieses Volkslied erschien im Jahre 1848 als,,Constitutionslied“, und ist als solches im thematischen Cataloge als op. 157 verzeichnet.

Außer diesen Cantaten hat Schubert noch geschrieben: Eine italienische Cantate zu Ehren des Fräulein Irene K. für zwei Tenore und zwei Bässe (componirt 1827), die Cantate:,,Sänger, der vom Herzen singt" für Soprane, Tenor und Baß (componirt im Jahr 1819), und jene zur 50jährigen Jubelfeier des Hoscapellmeisters Salieri (für Männerchor).

Nehmen auch diese mehrstimmigen Gesänge im Ganzen genommen nicht jenes hohe Interesse in Anspruch, welches wir Schubert's Liedern schenken, so tragen doch auch sie mehr oder weniger den Stempel jeines Geistes an sich; ja, als ob es nicht anders sein könnte, ist es ihm auch hier gelungen, in einigen derselben Herrliches, Unübertroffenes zu schaffen. Kaum dürfte ein Glückswunsch je in poetisch-lieblicherer Weise dargebracht worden sein, als dies in dem Ständchen (von Grillparzer) geschehen ist; der Nachtgesang im Walde, Nachthelle, und vor allem Mirjams Siegesgefang und der Chor der Geister über den Wassern jind Compositionen von unvergänglicher Schönheit, und werden in dieser Gattung von Musik kaum ihresgleichen finden *).

Der richtige Titel ist jedoch der oben angegebene. Der Chor (Moderato in B-Dur, */ Tact) wurde auf Veranlassung des Hrn. Dr. Leopold von Sonnleithner für eine Akademie im kaiserlichen Theresianum componirt, und daselbst unter seiner Leitung aufgeführt. Die Composition ist im Geiste des Haydn’schen Volksliedes einfach und edel gehalten.

*) Der Veranlassung zur Composition des Ständchens (von Grill-` parzer) wurde bereits Erwähnung gethan. Schubert componirte für Frl. Anna Fröhlich noch folgende mehrstimmige Gesänge: Den 23. Psalm ,,Gott ist mein Hirt“ für vier weibliche Stimmen (im December 1820), Gott in der Natur, für zwei Soprane und zwei Alt (im August 1822), Nachthelle für Solo und Chor (im Jahr 1827), aufgeführt zum ersten Male am 25. Jänner 1827 in einer Abendunterhaltung des Musik-Vereins, und Mirjams Siegesgesang (componirt 1828). Die Clavierbegleitung des leß

Die edelsten Melodien wechseln darin mit Stellen voll Kraft und Feuer, und wie trefflich Schubert zu charakterisiren ver stand, und mit welch' romantischem Zauber er seine Tongebilde zu umgeben wußte, davon geben namentlich die ersten Theile des Nachtgesanges und der Nachthelle, noch mehr aber der Siegesgefang und der Geisterchor beredtestes Zeugniß.

Mirjams Preis des Höchsten nach dem Uebergange der Israeliten durch das rothe Meer, und der Jubelgesang des aus der Sclaverei befreiten Volkes über seine Rettung und den Untergang der Feinde, ein jedenfalls erhabener Stoff, scheint sowohl den Dichter, als den Componisten begeistert zu haben; denn der erstere verfaßte ein sehr gelungenes Gedicht, und der letztere eine seiner herrlichsten Compositionen.

Die erste Strophe,,Rührt die Zimbel, schlagt die Saiten“ ist in breitem Rhythmus, und in einem, an Händel's Weise mahnenden Styl gehalten, der sodann in der zweiten Strophe bei dem Bilde, daß der Herr wie ein Hirt, den Stab zur Hut, vor seinem Volke aus Egypten einhergezogen sei, den Ton sanfter Rührung und Vertrauens annimmt. Herrlich sind so dann in der dritten die Schauer des Wunderbaren während des Zuges durch das aufgethürmte Meer musikalisch ausgedrückt. Von hier ab beginnt die Schilderung des Nahens der Feinde, drohender Gefahr und des Untergangs Pharao's mit seinem Heere, in eben so eigenthümlicher als geist- und fantasie voller Weise durchcomponirt, und nachdem die Ruhe des Meeres wiedergekehrt ist, wiederholt sich der Eingangschor, und eine kräftige Fuge schließt das wunderbare Tongemälde ab.

teren wollte Schubert orchestriren, kam aber nicht mehr dazu. Diese Composition wurde am 30. Jänner 1829 in dem Grabdenkmal-Concerte zum ersten Mal aufgeführt. Franz Lachner schrieb später die Orchesterbegleitung.

Eine der merkwürdigsten, vielleicht die tiefstgedachte Com position Schubert's ist sein,, Chor der Geister über den Wassern." Auch hier ist wieder jede Strophe für sich in höchst eigenthüm licher charakteristischer Weise musikalisch wiedergegeben, und die lezte schließt wieder mit geringer Abänderung an die erste an. Gleich das geisterhafte, mysteriöse Vorspiel der Streich. instrumente versezt den Zuhörer in die rechte Stimmung, und bereitet ihn auf der nun folgenden Gesang in würdigster Weise vor. Auch hier darf die Schwierigkeit nicht verkannt werden, die zwar erhabenen und bedeutungsvollen, zu musikalischer Behandlung aber durchaus nicht einladenden Worte Goethe's in Musik zu sezen. Dem Genie Schubert's war es vorbehalten, daraus ein in melodischer, declamatorischer und harmonischer Beziehung so hervorragendes Tongemälde zu schaffen, daß sich demselben kaum ein zweites dieser Gattung an die Seite sehen läßt*).

Unter den übrigen, früher aufgezählten mehrstimmigen und Chorgefängen befinden sich noch einige von reizender Schönheit, als: Der Widerspruch, der Gondelfahrer, Früh. lingslied, der doppelchörige Schlachtgesang, und namentlich auch die für weibliche und gemischte Stimmen componirten Psalmen, Hymnen u. s. w. Von dem ebenfalls erhabenen Geisterchor aus dem Drama,,Rosamunde" wird später, bei Besprechung von Schubert's Opern, noch die Rede sein; weniger befreunden dürfte man sich mit den beiden canonartigen Schlüssen der im übrigen reizenden Männerquartette: ,,Die Nachtigall und das Dörschen.“ Dieselben mögen einmal

*) Dieser seit dem Jahre 1821 der Vergessenheit anheimgefallene Chor wurde von Director Herbek im Jahre 1857 aus dem Dunkel hervorgeholt und in dem Concerte des Männergesang- Vereines am Schiusse desselben Jahres unter großem Beifall zur Aufführung gebracht.

recht angesprochen haben, derzeit aber erscheinen sie, namentlich jener im Tanz Rhythmus gehaltene der Nachtigall" etwas trivial.

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Der größere Theil dieser Compositionen ist dem musikalischen Publikum durch wiederholte Aufführungen in den Concerten bekannt geworden. In Wien war es zuerst der Männergesangsverein, welcher bald nach seinem Entstehen sich die Pflege Schubert'scher Chorgefänge ganz besonders angelegen sein ließ, und die meisten derselben, namentlich aber: Widerspruch, Nachtgesang im Walde, Gondelfahrer, Ständchen, Nachthelle, den Psalm,,Gott ist mein Hirt" (diese leßten drei für Männerstimmen transponirt) und zuleßt (im Jahre 1858) den Gefang der Geister über den Wassern, mit dem größten Erfolge zur Aufführung brachte.

Von den in neuester Zeit entstandenen Gesangsvereinen für gemischten Chor hat sich der „Singverein" mit Vorliebe der Muse Schubert's zugewendet, und bis jezt hauptsächlich die Chöre religiösen Inhaltes (Hymne an den Unendlichen, Gott im Ungewitter) das Lied,,,am Feste Allerseelen“*) und zuleht Mirjams Siegesgesang (mit der Instrumentation von Franz Lachner) in öffentlichen Concerten vorgeführt.

Einige dieser Gesangsstücke, ihrer ganzen Anlage nach offenbar für einen größeren Chor berechnet, bei Schubert's Lebzeiten aber und auch später noch, gewöhnlich nur von Einem, oder im günstigsten Falle von einem doppelt oder dreifach beseßten Quartette gesungen, werden jezt von imposanten Chormassen vorgetragen, wodurch selbstverständlich eine

*) Von Director Herbek für vierstimmigen Chor eingerichtet, und zu wiederholten Malen mit größtem Erfolge aufgeführt.

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