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ergo, und eine Kirchenarie für Tenorsolo mit Chor; den Hym nus an den heil. Geist für acht Männerstimmen mit willkür licher Harmonie-Begleitung; von Liedern: „am Strom,“ von Rellstab mit Cello-Begleitung, der Hirt auf dem Felsen mit Clavier- und obligater Clarinett- oder Cello-Begleitung *), endlich Mirjams Siegesgesang von Grillparzer, für Solo und Chor, eine seiner großartigsten Compositionen, Lebensstürme für Pianforte zu 4 Händen (comp. im Mai) und die 14 Lieder **), welche von den Verlegern unter dem Namen Schwanengesang herausgegeben wurden, darunter sein leßtes Lied,, die Taubenpost,' componirt im October 1828, wenige Wochen vor seinem Tod.

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Dieser war bereits im September mit leisem Schritte mahnend an ihn herangetreten, um kurze Zeit darauf, nachdem, wie einst bei Mozart, einige ruhigere Tage der Hoffnung auf volle Genesung Raum gegeben hatten, sich mit festem Griff seine Beute zu holen.

Ferdinand Schubert, der zuverlässigste Gewährsmann über die lezten Lebenstage seines Bruders Franz, erzählt darüber Folgendes:

Schon im September kränkelte und medicinirte Schubert. Seine Unpäßlichkeit nahm indeß wieder etwas ab. Er machte daher Anfangs October mit mir und zwei anderen Freunden eine kleine Lustreise nach Unter-Waltersdorf, und von da einen Ausflug nach Eisenstadt, wo er Joseph Haydn's Grabmal aufsuchte, und dabei ziemlich lange verweilte. Er war während dieser drei Reisetage höchst mäßig in Speise und Trank, dabei aber sehr heiter, und hatte manche muntere Einfälle.

*) Dieses Lied componirte er auf Bestellung der Sängerin Milder. **) Sieben von diesen Liedern (nämlich jene von Rellstab) wollte Beethoven componiren. Die Gedichte fanden sich in seinem Nachlaß, und Schindler gab fie Schubert, der sie sodann in Musik seßte.

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Als er aber wieder nach Wien kam, nahm seine Unpäßlichkeit wieder zu. Da er nun am leßten October Abends einen Fisch speisen wollte *), warf er, nachdem er das erste Stückchen gegessen, plöglich Messer und Gabel auf den Teller, und gab vor, es ekele ihn gewaltig vor dieser Speise, und es sei ihm gerade als hätte er Gift genommen. Von diesem Augenblicke an hat Schu bert fast nichts mehr gegessen und getrunken, und blos Arzneien eingenommen. Auch suchte er durch Bewegung in freier Luft sich zu helfen, und machte daher noch einige Spaziergänge. Am 3. Nov. machte er früh Morgens einen Weg von der Neu-Wieden nach Hernals, um das von mir componirte lateinische Requiem zu hören. Dieses Requiem war die lehte Musik, die er anhörte. Nach dem Gottesdienste machte er sich wieder Bewegung, 3 Stunden lang. Beim Nachhausegehen klagte er sehr über Mattigkeit. In wenigen Tagen ward er immer hinfälliger und schwächer, bis er endlich ganz auf's Krankenlager sank. Es war der 14. November, als er sich legte. Er machte sich zwar einige Stunden des Tages auf und corrigirte noch die 2. Abtheilung seiner Winterreise. Den 19. desselben Monats Nachmittags um 3 Uhr erfolgte jedoch sein Tod. Am Vorabende seines Hinscheidens rief er mich mit den Worten,,Ferdinand! Halte dein Ohr zu meinem Munde“ zum Bette hin, und sagte dann ganz geheimnißvoll: Tu, was geschicht denn mit mir?! - Ich ant wortete: Lieber Franz! Man ist sehr dafür besorgt, Dich wieder herzustellen, und der Arzt **) versichert auch, Du werdest bald wie

*) Es war dies in dem schon erwähnten Gasthaus zum rothen Kreuz (am Himmelpfortgrund), wo sich Sch. mit seinem Bruder Ferdinand und mehreren Freunden öfters einzufinden pflegte.

**) Dr. Wiesgrill, der dann auch den Zusammentritt eines Conciliums veranlaßte.

der gesund werden, nur mußt Du Dich fleißig im Bette halten!-Den ganzen Tag hindurch wollte er heraus, und immer war er der Meinung, als wäre er in einem fremden Zimmer. Ein paar Stunden später erschien der Arzt, der ihm auf ähnliche Art zuredete. Schubert aber sah dem Arzte starr in's Auge, griff mit matter Hand an die Wand, und sagte langsam und mit Ernst : Hier, hier ist mein Ende *). Unter großer Theilnahme der Bevöl kerung Wiens wurde Schubert am 21. Nov. auf dem Währinger Kirchhof zu Grabe bestattet und nur drei Gräber **) trennen das seine von der Grabstätte Beethoven's, jeines erhabenen Vorbildes.

Am 23. December 1828 wurde von seinen Freunden und Verehrern in der Augustiner Hofkirche zur Todtenfeier das doppelchorige Requiem von Anselm Hüttenbrenner, Director des stehermärkischen Musikvereins und Jugendfreund Schubert's, unter Mitwirkung vieler Kunstfreunde aufgeführt, nachdem der Kirchenmusik-Verein zu St. Ulrich bereits am 27. Nov. mit dem Mozart'schen Requiem vorangegangen war.

Bald wurde unter den Musikfreunden auch der Wunsch laut, die Grabstätte des so früh Dahingeschiedenen durch ein Monument oder einen Grabstein auszuzeichnen. Da die Geldmittel hiezu aus seinem Nachlasse nicht zu bestreiten gewesen wären, so veranstaltete Frl. Anna Fröhlich am 30. Jänner 1829 im Musikvereins-Saale ein Concert, dessen halber Ertrag zur Errichtung des Grabdenkmals bestimmt war ***).

*) Ferdinand Schubert, bei welchem sich Franz in Aftermiethe befand, wohnte damals auf der Wieder, Schleifmühlgasse Nr. 694.

**) Es sind die Gräber zweier O'Donnels, und das an Beethoven's Ruhestätte sich aureihende Familiengrab der v. Schlechta Hardtmuth.

***) Das Programm des Concertes bestand aus folgenden Stücken : Mirjams Siegesgesang; das Solo, vorgetragen von Ticze; Variationen

Das Concert wurde des günstigen Erfolges wegen widerholt, und der Ertrag beider, in Verbindung mit den Beiträgen einiger Freunde reichte hin, um die Kosten des Requiems und Denkmales zu bestreiten *).

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Die Grabschrift verfaßte Grillparzer **).

Nach dem in Wien erschienenen litografirten Bilde, und der großen Gypsbüste zu urtheilen, hatte Schubert ein rundes, dickes Gesicht, eine nicht besonders hohe Stirne, aufgeworfene Lippen, buschige Augenbrauen, volles sich kräuselndes Haar,. und eine dicke stumpfe Nase; im Ganzen etwas Mohrenartiges Seine Statur war unter Mittelgröße, Rücken und Schultern gerundet, die Arme und Hände fleischig, die Finger kurz. Sein Gesichtsausdruck war nichts weniger als geistreich und freund. lich, und nur dann, wenn ihn Musik oder Gespräche anregten, besonders aber, wenn es sich um Beethoven handelte, fing sein Auge zu blizen an, und belebten sich etwas die Züge.

für die Flöte von Gabrielsky, vorgetragen von Bogner; den Liedern Taubenpost und Aufenthalt, gesungen von Vogl; dem Trio in Es, gespielt von Bocklet, Böhm und Linke, tem Liede „die Allmacht“ von Pyrker, gesungen von Schoberlechner;,,am Strom" mit Cello-Begleitung, vorgetragen von Tieze und Linke, und dem ersten Finale aus Don Juan, die Sol's gesungen von den Fr. Kierstein, Jekel und Sack, und den Herren Tieze, Lugano, Schoberlechner, Rejebse.

*) Die Gesammtkosten betrugen 360 fl. 46 kr. C. M.; Grillparzer, Jäger und Frl. Fröhlich besorgten die Geldangelegenheit.

**) Die Grabschrift lautet:

Die Tonkunst begrub einen reichen Besitz

Aber noch schönere Hoffnungen

Hier liegt Franz Schubert

geboren am 31. Jänner 1797, gestorben am 19. November 1828, 31 Jahre alt.

In der Blüthe der Jahre, in der Vollkraft des Wirkens wurde er dieser Welt entrissen. Kurz war die Zeit seines Erdenwallens, wie auch der Moment des Scheidens; denn in nur wenigen Tagen hatte eine heftig um sich greifende Entzündung seinem Leben ein Ende gemacht. Die Trauer *) um den Liederreichsten der Sänger war groß und allgemein.

Noch nicht 32 Jahre alt geworden, hatte er schon erstaunlich viel und Herrliches geschaffen; seine Kraft war aber nach allen Seiten hin im Wachsen begriffen, und mehr vielleicht, gewiß. aber Größeres, als er bis dahin geschaffen, durfte von diesem reichen, seiner vollen Entfaltung erst entgegen eilenden Genius mit Zuversicht erwartet werden.

Welch großen Verlust die Kunst durch Schubert's so frühen Tod erlitten, vermag die jüngere Generation besser zu beur theilen, als es seine Zeitgenossen konnten; denn fehlt auch der zeit vielleicht der Sänger, welcher sich so ganz in das Schubert'sche Lied hincingelebt hätte, und damit so außerordentliche Erfolge zu erzielen wüßte, wie dies bei Vogl der Fall war, so dürfte doch anderseits das jezige musikalische Publikum, abgesehen von der im Allgemeinen vorgeschrittenen Bildung, des entschiedenen Vortheils sich erfreuen, daß es in Folge der allmäligen Veröffentlichung und Vorführung so mancher, bei Schubert's Tode noch unbekannten, oder unerklärlicher Weise der Vergessenheit überantworteten Werke, wozu namentlich die

*) Mehrere seiner Freunde drückten ihren Schmerz um den Dahingeschiedenen in Gedichten aus, so Gabriel Seidl in dem Gedichte:,,Meinem Freunde Franz Schubert (28. Nov. 1828), Schober: An Schubert's Grabe (21. Nov. 1828), Andreas Schumacher: „Nachruf an Schubert's Grabe" (20. December 1828), dann Zedliß, v. Schlechta, Stelzhammer, Khier, Peter Bleich u. s. w. Einige davon erscheinen in dem Anhange.

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